Umweltbewusst Schweizer Geschäftsreisende meiden das Flugzeug

tsha

15.7.2019

Keine Lust aufs Fliegen: Immer mehr Schweizer Geschäftsreisende bleiben am Boden.
Keine Lust aufs Fliegen: Immer mehr Schweizer Geschäftsreisende bleiben am Boden.
Bild: Keystone

Die Flugscham hat offenbar auch die Schweizer Grosskonzerne erreicht: Immer mehr Unternehmen fordern ihre Mitarbeiter auf, aufs Flugzeug zu verzichten. Schweizweit geht der Trend allerdings in eine andere Richtung.

Zug statt Flug – so lautet die Devise bei vielen Schweizer Unternehmen. Während in der Schweiz generell immer mehr geflogen wird (so stieg die Zahl der Reisenden am Flughafen Zürich in den letzten zehn Jahren um rund 50 Prozent), halten hiesige Grosskonzerne ihre Mitarbeiter an, klimafreundlicher zu reisen. Das zeigt eine Umfrage des «Tages-Anzeigers» unter international aufgestellten Schweizer Unternehmen.

So gibt etwa Nestlé an, die Flugmeilen der in der Schweiz ansässigen Mitarbeiter um 35 Prozent verringert zu haben. «Wir reduzieren Geschäftsreisen, um Kosten, Zeit und Emissionen zu sparen», erklärt ein Sprecher gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Das Unternehmen ABB hat eigenen Angaben zufolge Treibhausgasemissionen durch Flugreisen zwischen 2014 und 2018 um 20 Prozent senken können. Ausserdem zahle die Firma ihren Mitarbeitenden einen Ökobonus, wenn diese keinen Firmenparkplatz beanspruchen.

Flugweltmeister Schweiz

Besonders deutlich fällt der Rückgang der Flugkilometer in der Finanzbranche aus – nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Finanzkrise, die nach 2008 auf das Geschäft gedrückt hat. «War die UBS im Jahr 2007 für 1 Milliarde Flugkilometer ver­antwortlich, sind es heute noch 500 Millionen», so die Grossbank. Statt auf das Flugzeug setze man vermehrt auf Videokonferenzen und Zugfahrten. Die Credit Suisse gibt an, die Zahl der Flugkilometer seit 2007 um 47 Prozent reduziert zu haben. Der Versicherer Zurich teilt mit, CO2-Emissionen durch Geschäftsreisen in den letzten vier Jahren um 35 Prozent verringert zu haben.

Auch die Schweizer Pharmaunternehmen setzten auf die Umwelt: Roche etwa hält seine Mitarbeiter an, häufiger den Zug zu nehmen. Obwohl das Unternehmen in den letzten Jahren massiv gewachsen sei, sei die Zahl der Flugkilometer nicht signifikant gestiegen, heisst es von Roche. Und der Konkurrent Novartis gibt an, den CO2-Fussabdruck des Unternehmens um 50 Prozent senken zu wollen. «Obwohl Geschäftsreisen nur einen sehr geringen Anteil der Emissionen ausmachen, möchten wir auch diese künftig reduzieren», heisst es von dem Pharmakonzern.

Fliegen gilt als umweltschädlichste Art des Reisens. So entstehen laut Atmosfair auf einem Flug von Zürich nach Berlin und zurück rund 350 Kilogramm CO2 – wer in der Business Class reist, pustet gar 530 Kilogramm des klimaschädlichen Gases in die Luft. Dennoch gelten die Schweizer als Weltmeister im Fliegen: Laut Daten aus dem Jahr 2017 entstehen in keinem anderen Land weltweit pro Person so hohe CO2-Emissionen durch den Flugverkehr wie hier.

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