Rekordtiefe ZinsenHypotheken sind billig – trotzdem lohnen sich lange Laufzeiten kaum
Von Tobias Bühlmann
10.7.2019
So tief wie aktuell waren die Hypothekarzinsen in der Schweiz noch nie. Trotz der günstigen Konditionen kann ein Kredit mit langer Laufzeit Risiken bergen, gibt ein Experte zu bedenken.
Ist jetzt also ein guter Zeitpunkt, um eine Festhypothek abzuschliessen? Nicht unbedingt, findet Hypotheken-Spezialist Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum: «Die Banken wetten derzeit auf weiter sinkende Zinsen, darum sind sie interessiert, Hypotheken mit längerer Laufzeit zu vergeben.» Es kann also gut sein, dass ein Zins, der jetzt attraktiv erscheint, in ein paar Jahren im Vergleich gar nicht mehr so gut dasteht.
Dass die Zinsen demnächst wieder steigen, ist wenig wahrscheinlich: Die Raten sind in Europa und in den USA trotz brummender Wirtschaft weiterhin sehr tief. Und sollte sich die Konjunktur abkühlen, werden höhere Zinsen erst recht unwahrscheinlich.
Verzeitige Kündigung wird teuer
Die Gefahr sei nach seiner Erfahrung klein, dass neu abgeschlossene Hypotheken für die Schuldner zum Problem werden, sagt Hypotheken-Experte Wenger. Eher komme es vor, dass Festhypotheken zum Problem werden. Dann nämlich, wenn sich die Lebensumstände ändern und bestehende Hypothek gekündigt werden muss.
Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn bei einem pensionierten Ehepaar einer der Partner stirbt, so ein Teil der Rente wegfällt und die Festhypothek nicht mehr tragbar ist. Für eine vorzeitige Kündigung werden dann hohe Strafzahlungen fällig, die Besitzer von Wohneigentum in zusätzliche Nöte bringen können. Darum rät Wenger, derzeit eher auf flexible Hypotheken zu setzen.
Und tiefe Zinsen hin oder her: Das billige Geld kurbelt auch die Nachfrage und mit ihr die Preise für Wohneigentum an. Wer über ein durchschnittliches Einkommen verfügt, erhält von der Bank eventuell keine Hypothek, weil die Institute die Tragbarkeitsrichtlinien für solche Kredite teils streng auslegen.
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