WirtschaftskriseGriechen haben nicht genug Nahrungsmittel
SDA
23.11.2018 - 07:49
Sparen bis zum Anschlag: In Griechenland ist es nicht mehr selbstverständlich, dass alle Nahrungsmittel verfügbar sind. Viele Menschen können sich zudem proteinreiche Speisen nicht mehr leisten.
Steuererhöhung, Privatisierung, Liberalisierung der Märkte – mit diesen Massnahmen kämpft Griechenland seit zehn Jahren gegen die Pleite. Auferlegt wurden sie von den Gläubigern des Landes, das seit 2008 finanziell kaum mehr auf die Beine kommt.
Mit massiven Folgen, wie eine Untersuchung des Transnational-Instituts (TNI) mit Sitz in Amsterdam nun zeigt. Demnach ist die Armut auf dem Land so hoch, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln nicht mehr gewährleistet ist. Nahrungsmittel sind zwar vorhanden, werden allerdings oft importiert und sind für viele Konsumenten dadurch zu teuer.
Viele können sich wichtige Eiweisse nicht mehr leisten
Rund 40 Prozent der griechischen Landbevölkerung sind zehn Jahre nach Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise des Landes von Armut bedroht. Dadurch habe sich die Versorgung mit Lebensmitteln deutlich verschlechtert, besagt die Studie. Die Ursache liege in den Sparmassnahmen.
Für den einzelnen Haushalt bedeute das eine klare Änderung auf dem Speiseplan, sagen die Wissenschaftler. «Der Anteil der Haushalte, die sich mindestens jeden zweiten Tag kein Essen mit Fleisch, Geflügel oder Fisch leisten können, hat sich innerhalb der Krisenjahre auf 14 Prozent verdoppelt», heisst es in der Studie.
Auch längst nicht mehr alle Familien mit Kindern können sich demnach wichtige Eiweisse leisten: Der Anteil der Haushalte mit Kindern, die täglich keine proteinhaltigen Mahlzeiten mehr auf den Tisch bringen können, habe sich bis 2014 auf knapp neun Prozent verdoppelt.
Lage von Kleinerzeugern hat sich verschlechtert
Der Untersuchung zufolge ist die Arbeitslosigkeit im ländlichen Raum innerhalb von zehn Jahren von sieben auf 25 Prozent gestiegen. Allein von 2008 bis 2013 habe sich zudem das Pro-Kopf-Einkommen auf dem Land um knapp ein Viertel verringert. Die Ernährungsunsicherheit sei dadurch während der Krise von sieben Prozent im Jahr 2008 auf mehr als 14 Prozent im Jahr 2016 gestiegen.
Vor allem die Lage für Kleinerzeuger habe sich durch die Auflagen der Gläubiger des notorisch pleitebedrohten Landes erheblich verschlechtert, heisst es beim TNI. Und dies wirke sich wiederum auf die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus.
Zu den Auflagen gehörten unter anderem Privatisierungen sowie die Liberalisierung des Einzelhandels und die Flexibilisierung des Arbeitsrechts. So sei unter anderem der Markt mit zwei zuvor staatlichen – und profitablen – Lebensmittelgrosshändlern liberalisiert worden.
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