Vor allem bei ITIn diesen Branchen gibt es mehr Jobs als Personal
amo/SDA
29.11.2022 - 11:58
Pflegende machen in Bern Lärm für bessere Arbeitsbedingungen
Bund, Kantone und die Arbeitgeber sollen den «Pflege-Exodus» endlich stoppen. Das haben am Samstag mehrere Hundert Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen in Bern gefordert.
29.11.2022
Der Fachkräftemangel in der Schweiz spitzt sich zu. Besonders gefragt sind aktuell Ingenieure, Informatiker*innen und Gesundheitsspezialist*innen. Das zeigt der neue Fachkräftemangel-Index.
29.11.2022, 11:58
29.11.2022, 13:21
amo/SDA
Gesundheitsspezialisten sollten bei der Suche nach einem Job aktuell schnell fündig werden. Der Pflegenotstand hat sich nicht zuletzt auch durch die Pandemie noch einmal verschärft: Viele Pflegekräfte haben in den vergangenen Jahren ihren Beruf aufgegeben. Kein Wunder, sind sie besonders gefragt. Aber nicht nur im Gesundheitswesen, auch in anderen Branchen fehlt es an Fachkräften.
Der Fachkräftemangel-Index des Personaldienstleisters Adecco in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich ist in nur einem Jahr um 68 Prozent angestiegen. Auch der Vorkrisenwert von 2019 wurde um 21 Prozent übertroffen. Mit 155 Punkten hat der Index nun sogar einen neuen Rekordwert erreicht.
Gesundheitspersonal, IT und Ingenieure sind rar
Der stärkste Mangel zeigt sich gemäss der Auswertung in den Gesundheitsberufen. In dieser Berufsgruppe hätten schon vor der Pandemie Fachkräfte gefehlt, was sich nun weiter akzentuiert habe. Ein Grund für die Verschärfung liege darin, dass in der Schweiz zu wenig spezialisiertes Gesundheitspersonal ausgebildet werde, lässt sich Corinne Scheiber, Leiterin von Adecco Medical, zitieren.
Auch die Entwickler von Software- und IT-Anwendungen sind schon seit Jahren knapp. Auch hier habe sich der Engpass weiter verschärft und einen Rekordwert erreicht, heisst es. Betroffen vom Fachkräftemangel ist auch die Industrie, wo vor allem in den ingenieurtechnischen Berufen die Rekrutierung schwierig ist.
Grosse regionale Unterschiede
Obwohl Gesundheitsspezialist*innen in allen Schweizer Regionen auf Platz 1 liegen, gibt es bei den weiteren Plätzen je nach Region Unterschiede. In der Zentralschweiz beispielsweise liegen Lehrer*innen auf Platz 2 des Fachkräftemangel-Index, gefolgt von Berufen in Naturwissenschaften, Mathematik und Ingenieurwesen.
In der Ostschweiz dagegen hat der Bedarf nach Industriefachkräften und Bauspezialist*innen merklich zugenommen. Dazu gehören beispielsweise Elektroniker*innen, Produktionsleiter*innen und Polymechaniker*innen. Mit einem Anstieg von 86 Prozent im Fachkräftemangel-Index verzeichnet die Ostschweiz im Regionenvergleich den zweithöchsten Anstieg nach Zürich.
Lehrer*innen gibt es je nach Region genug
Auch bei einzelnen Berufsgruppen gibt es Unterschiede. Lehrerinnen und Lehrer beispielsweise sind in der Zentralschweiz (Platz 2), in der Ostschweiz (Platz 5) und im Grossraum Zürich (Platz 13) gesucht, während die Region Südwestschweiz (Romandie, Tessin und Wallis) ein deutliches Fachkräfteüberangebot verzeichnen.
Überangebot an Hilfsarbeitern und Führungskräften
Auf der anderen Seite der Skala herrscht ein Überangebot. In diesen Berufen würden mehr Personen eine Stelle suchen, als es Vakanzen gibt. Am wenigsten gesucht sind momentan Hilfsarbeitskräfte, Fachkräfte in den Bereichen Forst- und Landwirtschaft sowie Führungskräfte.
Auch zeigt sich bei der Auswertung ein Rösti-Graben: So hat der Fachkräftebedarf in der Deutschschweiz (+77 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr deutlich stärker zugenommen als in der lateinischen Schweiz (+48 Prozent). Als ein Grund für die Diskrepanz wird in der Studie das höhere Aufholpotenzial in der Deutschschweiz aufgeführt, nachdem dort während der Pandemie ein stärkerer Einbruch verzeichnet wurde.
Fluch und Segen wegen Corona
Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen habe die Anzahl Stellenausschreibungen im Eiltempo auf neue Rekordhöhen getrieben, heisst es in der Studie. Unternehmen aller Branchen benötigten viel mehr Personal, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. Dieser erhöhte Personalbedarf habe wiederum die Arbeitslosenzahlen deutlich sinken lassen.