Türkische Geisterstadt Wie aus einem Disney-Horrorfilm

tali

31.1.2019

Ein eigenes Schlösschen zwischen grünen Hügeln? In dieser türkischen Geisterstadt wird dieser Traum zum Albtraum.

Seiner bemerkenswerten Architektur, die auf Byzanz zurückgeht, verdankt das kleine türkische Städtchen Mudurnu ihren Platz auf der Vorschlagsliste für neue Stätten des Unesco Weltkulturerbes. Doch nicht die schönen Villen und Bäder um die 600 Jahre alte Moschee herum sind es, mit denen der 5'000-Einwohner-Ort derzeit über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen macht. Sondern mit einer noch recht jungen Bausünde vor den Toren der Stadt.

Burj al Babas heisst die Anlage, die wie eine halbfertige Gruselversion Disneylands wirkt: Kleine weisse Schlösschen reihen sich hier dicht gedrängt, soweit das Auge reicht. 732 sollten es eigentlich werden, 587 hat die zuständige Baugesellschaft Sarot seit 2014 fertiggestellt. Doch inzwischen ist sie mit über 20 Millionen Euro in den Miesen und hat im vergangenen Jahr Bankrott angemeldet.

Käufer blieben aus

Denn statt Hunderter fand sich nur eine Handvoll Käufer für die Villen, die pro Stück umgerechnet knapp eine halbe Million Franken kosten. Mehrere Investoren seien abgesprungen, beklagte Mezher Yerdelen, der stellvertretende Vorsitzende der Baufirma, im Gespräch mit AFP. Die Hoffnung gibt er dennoch nicht auf: «Wir müssen nur 100 Villen verkaufen, um unsere Schulden zu begleichen», rechnet er vor. «Ich glaube, dass wir diese Krise in vier oder fünf Monaten überwunden haben und einen Teil der Gebäude noch in diesem Jahr einweihen können», glaubt er.

Eine besonders gute Werbung sind die Aufnahmen der gespenstisch anmutenden Siedlung jedoch nicht. Yasar Adnan Adanali, ein Städteplaner aus Istanbul, befürchtet, dass solche Bilder in den kommenden Jahren häufiger aus der Türkei um die Welt gehen werden: «Mit Projekten wie Burj al Babas wurde meiner Meinung nach die Büchse der Pandora geöffnet. Seither explodierte hierzulande die Zahl der Projekte, in denen Geografie und Geschichte der Umgebung bei der Planung nicht richtig berücksichtigt werden», erklärte er im «Guardian».

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