CoronavirusTessiner Regierung wehrt sich gegen Bahnunterbrechung
evpf, sda
8.12.2020 - 21:18
Die Tessiner Regierung wehrt sich gegen die Unterbrechung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs. Italien führe anscheinend keine Gesundheitskontrollen in den Zügen durch, schiebe aber die «heisse Kartoffel» der Schweiz zu, kritisiert Regierungspräsident Norman Gobbi.
Die ab Donnerstag geplante Unterbrechung des Bahnverkehrs zwischen dem Tessin und Italien müsse unter allen Umständen abgewendet werden, sagte Gobbi auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die vorübergehende Einstellung des Bahnverkehrs zwischen der Schweiz und Italien hätte «grosse Auswirkungen auf den Verkehr und die Lebensqualität in der Grenzregion.» Die meisten Grenzgänger würden für ihre Arbeit per Zug ins Tessin fahren. Im Falle einer Unterbrechung der grenzüberschreitenden Züge müssten sie auf ein Auto umsteigen.
Auch Präsident der Lombardei kritisch
Eine wichtige Rolle bei der Suche nach einer Lösung könnte der Präsident der Region Lombardei Attilio Fontana spielen, erklärte Gobbi weiter. Auch Fontana kritisiere die von der italienischen Regierung verhängten Massnahmen und habe gegenüber der Tessiner Regierung mit dem Gedanken gespielt, exklusiv für die Grenzgänger Züge fahren zu lassen – und auf diesen die vorgeschriebenen Gesundheitskontrollen durchzuführen.
Dies wäre für das Tessin aber höchstens eine Notlösung: «Für uns hat die Wiederherstellung aller Verbindungen Priorität», hielt Gobbi gegenüber Keystone-SDA fest.
Italien spricht von «Schweizer Alleingang»
In Italien sei man von der Entscheidung der SBB «überrascht», sagte Italien-Korrespondent Philipp Zahn in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens SRF von Dienstagabend. In Rom und Mailand spreche man von einem «Schweizer Alleingang».
Gegenüber der italienischen Wirtschaftszeitung «Il sole 24» zeigte sich das italienische Verkehrsministerium besorgt: Die italienische Regierung müsse eine Lösung mit der Schweiz finden. Ziel müsse es sein, wenigstens die wichtigsten Zugverbindungen zwischen den beiden Ländern aufrechtzuerhalten.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga erklärte ihrerseits am Dienstagabend vor den Medien in Bern, die Schweiz stehe in Kontakt mit den italienischen Behörden und Bahnen. Es würden Lösungen gesucht in den betroffenen Kantonen insbesondere in Bezug auf die «Grenzgänger-Thematik». Die Verkehrsministerin will den Gesamtbundesrat am Freitag über den Stand der Dinge informieren.
Verbindungen ab Donnerstag eingestellt
Die SBB hatten am Dienstagvormittag mitgeteilt, dass die grenzüberschreitenden Zugverbindungen zwischen der Schweiz und Italien ab Donnerstag (10. Dezember) auf unbestimmte Zeit eingestellt würden.
Grund für den Entscheid sei ein kürzlich verabschiedetes Dekret der italienischen Regierung. Dieses sehe unter anderem Temperaturmessungen in den Zügen vor. Die SBB könnten diesen Anforderungen nicht nachkommen, hält es in ihrem Communiqué fest.
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