AlbumreleaseSteff la Cheffe hat noch nicht alles gesagt
SDA
15.5.2020 - 10:19
Mit «PS:» veröffentlicht Steff la Cheffe heute einen musikalischen Nachtrag zu ihrem letzten Album «Härz Schritt Macherin». Sie habe damals noch nicht alles zum Thema Liebe gesagt, erzählt die Berner Rapperin auf einem Spaziergang in ihrer Heimatstadt.
An dem Nachmittag kurz vor Ende des Lockdowns ist es zu zügig, um ohne Jacke herumzusitzen und zu heiss, um darin den Hügel hinaufzulaufen. Das Wechselhafte passt ganz gut zum grossen Thema auf dem neuen Album von Steff la Cheffe: der Liebe.
In den Songs geht es erneut um Gefühle. Um Anziehung, Loslassen, Zweisamkeit, Sehnsucht, Ende und Neuanfang. Um all die Facetten der Liebe, die die Musikerin in den letzten Jahren durchleben durfte, oder ertragen musste. Seit sie sich dafür entschieden hat, ihr Herz zu öffnen.
Zurück zur Selbstliebe
In der Sendung «Sing Meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert», die Ende Februar auf TV24 startete, erzählte die 33-Jährige, dass sie sich mit dem Beschluss, sich voll und ganz auf die Liebe einzulassen, vorerst keinen Gefallen getan hatte. Stefanie Peter, wie die Künstlerin mit bürgerlichem Namen heisst, wurde schwer verletzt und bitter enttäuscht.
Auf einer Steintreppe im Park vor der Berner Friedens-Kirche nimmt sie den Faden genau da auf. Und erzählt, wie ihr «nach der Misere, die ich auf dem letzten Album verarbeitet habe» auf einmal wieder eingefallen sei, dass sie sich der Liebe doch eigentlich hingeben wolle. Sie fasste neuen Mut und begann diesmal bei der Selbstliebe.
Für diesen Prozess steht etwa «Gladiole», ein Song wie ein Abschiedsbrief, in dem sie Geschichte einer gescheiterten Beziehung ohne Vorwürfe hinter sich lässt. «Uf jedi wiitri Enttüschig – Tüschig / Fougt e chliini Erlüchtig» heisst es darin etwa. Aber auch «Jammertau», in dem es um einen Zustand zwischen «Contenance» und einem Gefühl geht, als müsste man sterben, handelt vom persönlichen Weiterwachsen.
Weg steht über dem Ziel
Steff la Cheffe hat es unter anderem mit spirituellen Ansätzen geschafft, sich nach der letzten Trennung sich selbst zuzuwenden. Sie war bewusst gut zu sich, führte sich selber zum Essen aus, beschenkte sich und begann sich auch als Musikerin von Erwartungen und Verbissenheit zu lösen.
«Früher habe ich mich ausgebeutet, überanstrengt, nur um ein gewisses Ziel zu erreichen», erzählt sie, während ihr die Sonne ins Gesicht scheint. Doch oft falle man in ein Loch, nachdem man am Ziel angekommen sei. «Inzwischen ist es mir wichtiger, mit meinen Kräften zu haushalten, mich zu entspannen und jeden Moment des Weges zu geniessen.» Als positiver Nebeneffekt dieser Entwicklung ist denn auch ganz unerwartet eine neue Liebe in ihr Leben getreten.
Und so ist «PS:» nicht einfach ein weiteres Album über eine Beziehung, die vorbei ist. Auch wenn ein paar Songs Überbleibsel der letzten Produktion sind oder damals zumindest schon skizziert waren. Mehr als Wut und Trauer über das Verlorene versprüht «PS:» eine positive Energie, die aus dem Tief heraus entstanden ist.
Das sommerliche «Holunder» beispielsweise verbreitet sowohl inhaltlich wie auch von der Ästhetik her pure Zufriedenheit. «Als ich dieses Lied geschrieben habe, wusste ich, da will ich gefühlstechnisch hin», erzählt die Songschreiberin.
«Alles irgendwie magic»
Kein einziges Mal in dem rund einstündigen Gespräch auf zwei Meter Distanz hat Steff la Cheffe von sich aus Corona erwähnt. Weil sie im Bezug auf «PS:» kaum davon betroffen sei, sagt sie. Denn geplant waren weder ein Album, noch eine Plattentaufe, noch eine Frühlingstour – sondern bloss eine EP. Es musste also kein Konzert abgesagt werden.
Dass im Zuge der Aufnahmen dann doch noch mehr Songs entstanden sind, sei dem spontanen «Flow im Studio» zu verdanken. Und als der Lockdown kam, habe das auch alles irgendwie Sinn gemacht, sagt die Rapperin. Die Ruhe, die Lockerheit – «es ist gerade alles irgendwie magic».
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