Obergrenze gefordertZehntausende demonstrieren auf Kanaren gegen Massentourismus
dpa
20.4.2024 - 18:35
Wann ist der Punkt erreicht, an dem der Tourismus mehr Schaden als Nutzen bringt? Um diese Frage geht es bei Demonstrationen auf den bei Urlaubern sehr beliebten Kanaren.
20.04.2024, 18:35
20.04.2024, 19:27
dpa
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Auf den Kanarischen Inseln haben am Samstag tausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert.
Die Einwohner fordern eine Obergrenze der Zahl der Touristen.
Auf Transparenten war zu lesen: «Der Tourismus erhöht meine Miete» und «Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht».
Zehntausende Menschen haben am Samstag unter dem Motto «Die Kanaren haben eine Grenze» gegen Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55’000 Demonstranten forderten auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimische, wie der staatliche TV-Sender RTVE und die Zeitung «El País» berichteten. Zum Beispiel «Der Tourismus erhöht meine Miete» und «Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht» war auf Transparenten zu lesen.
Den Protestierenden ging es demnach auch um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen.
Sieben Touristen auf einen Einheimischen
Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln, rund 14 Millionen Besucherinnen und Besucher vor allem aus Grossbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Hinzu kamen noch einmal etwa gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die grösseren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote.
Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Vom Boom profitieren aber nur wenige. Unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen, sind die Kanaren das zweitärmste.
Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: «Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.»