«Wunder»Mediziner rechneten mit Tod von Sergej und Julia Skripal
SDA
29.5.2018
Dass der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia den Giftanschlag überlebt haben, grenzt nach Ansicht der behandelnden Mediziner an ein Wunder. Dies sagte Stephen Jukes, Facharzt auf der Intensivstation des Spitals im englischen Salisbury, der BBC in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
"Als uns erstmalig bewusst wurde, dass das ein Nervenkampfstoff war, gingen wir davon aus, dass sie nicht überleben", betonte er. Zwar sollten alle Therapiemöglichkeiten versucht und die bestmögliche Betreuung gewährleistet werden. "Aber alle Anzeichen, die es gab, deuteten darauf hin, dass sie nicht überleben würden."
Skripal und seine 33-jährige Tochter Julia waren am 4. März in der Kleinstadt bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Sie wurden Untersuchungen zufolge mit einer geringen Menge des Nervengifts Nowitschok in flüssiger Form vergiftet. Nowitschok war einst in der Sowjetunion entwickelt worden. Julia Skripal wurde schon am 10. April aus dem Krankenhaus entlassen, ihr Vater am 18. Mai.
Jukes sagte, es seien neue Ansätze bekannter Behandlungen ausprobiert worden. Die Geschwindigkeit, mit der sich beide Skripals erholt hätten, sei eine sehr angenehme Überraschung gewesen, die er selbst nicht völlig erklären könne. Duncan Murray, der führende Facharzt auf der Intensivstation des Spitals, sagte, die enorme Verbesserung des Gesundheitszustandes der Skripals sei auf die sehr gute Intensivpflege sowie die exzellente Teamwork von Ärzten und Pflegekräften zurückzuführen.
Nervengift Nowitschok: Tödliches Erbe des Kalten Krieges
Nervengift Nowitschok: Tödliches Erbe des Kalten Krieges
Russland ist der Chemiewaffenkonvention beigetreten, die chemische Waffen und deren Verbreitung verbietet, und hat im vergangenen Jahr den Vollzug der Vernichtung seines kompletten Chemiewaffenarsenals gemeldet. Diese Aufnahme einer Kontrolle stammt aus dem Jahr 2000.
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Hier präsentiert ein sowjetischer Offizier im Jahr 1987 Chemiewaffen im Hauptforschungslabor für Nowitschok, das in Schichani im Südwesten Russlands lag, streng abgeriegelt vom Geheimdienst KGB.
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Auch die Forschung an Nervengiften war hochgefährlich. Der Kontakt mit nur wenigen Milligramm – dem Gewicht einer Schneeflocke - war genug, um in wenigen Minuten zum Tode zu führen.
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Eine geschmacklose Flüssigkeit, tödlicher als alle chemischen Waffen, die es damals gab: A-234 wurde vor mehr als 40 Jahren in einem sowjetischen Geheimlabor ertüftelt, um dem Feind USA Paroli zu bieten. Wladimir Uglew war in der ersten Stunde dabei. Er habe das Nervengift 1975 als erster hergestellt, sagt der Wissenschaftler. Wie der Giftstoff für den Anschlag auf den russischen Exspion Sergej Skripal ins englischen Salisbury gelangt sein soll, darüber kann auch er nur spekulieren. (Archiv)
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Sein Kollege Leonid Rink stellt sich im AP-Gespräch indes hinter die Regierungslinie, wonach der britische Geheimdienst die Befunde verfälscht haben könnte. Beide sind sich aber einig, dass die Quelle des Kampfstoffs womöglich nie herausgefunden wird.
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Das Programm für eine neue Generation chemischer Waffen habe in den 1970er Jahren begonnen, berichtet Uglew. Die Sowjets hätten den Binärwaffen der USA etwas entgegensetzen wollen, Waffen, bei denen sich relativ ungiftige Substanzen nach dem Abschuss zu einem hochgiftigen Gemisch verbinden.
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Ist der Kalte Krieg längst zurückgekehrt? Der ehemalige General Anatolij Konzewitsch starb 2002 auf einem Flug von Syrien nach Moskau. Manche behaupten, der israelische Geheimdienst Mossad habe ihn vergiftet, weil er Syrien bei der Entwicklung von Chemiewaffen geholfen haben soll.
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Die Forschungsanstrengungen lohnten sich nach Worten Uglews nur bedingt für die Sowjetunion. Zwar seien einige Nervengifte tödlicher gewesen als die der USA, das Hauptziel, brauchbare Binärwaffen, sei aber nicht erreicht worden. Ganz überzeugt seien die Sowjetführer ohnehin nicht von Chemiewaffen gewesen und hätten das Atomprogramm in den Vordergrund gestellt.
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