Harter Stoff Heavy-Metal-Fans können in Australien ihren Doktor machen

Von Gil Bieler

1.7.2019

Macht seine Leidenschaft zum Beruf: Professor Simon Springer.
Macht seine Leidenschaft zum Beruf: Professor Simon Springer.
Bild: zVg

Ein Professor der Universität im australischen Newcastle sucht Doktoranden, die zu Heavy Metal forschen. Auch Schweizer Headbanger können sich bewerben.

Er hat einen Vollbart und die Haare zusammengebunden, ansonsten entspricht Simon Springer aber nicht dem klassischen Bild eines Professors. Auf seiner Website bezeichnet sich der Kanadier als Anarchist, Atheist, Pazifist, Veganer, Super-Dad – und Metalhead. Er stehe vor allem auf «Death Metal der alten Schule», schreibt Springer auf Anfrage von «Bluewin». Für Uneingeweihte: Das ist eher derber Stoff. Aggressiv, schnell, knüppelhart. Es wird gegrunzt statt gesungen, thematisch stehen Tod und Verderben im Fokus.

Springer suchte schon länger nach einem Weg, um seine Liebe zu harten Gitarrenriffs in seine Forschung einzubinden. Im vergangenen Winter bot sich ihm die Chance dazu, als er ans andere Ende der Welt zog, um an der Universität im australischen Newcastle zu unterrichten. Er handelte mit seinem neuen Arbeitgeber aus, dass er einen oder zwei Doktoranden einstellen darf, die unter seiner Leitung im Feld der Humangeopgraphie forschen.

«CNN und BBC sind noch nicht aufgesprungen»

Als eines von vier möglichen Forschungsfeldern definierte Springer «Die Geographie des Heavy Metal» – wofür er in Musikmagazinen und -blogs abgefeiert wird.

«Ich bin überrascht, auf wie viel Interesse das gestossen ist», erklärt der Professor, «auch wenn die CNN, BBC und Al Jazeera noch nicht augesprungen sind.» Er werde vor Anfragen von Metal-Fans, die bei ihm studieren wollten, regelrecht überrannt – wobei viele nicht für die Stelle qualifiziert seien. «Dafür bräuchte es idealerweise schon ein Master-Diplom», meint Springer.

Und was sollen die angehenden Assistenten in Newcastle überhaupt studieren? Dem Professor schweben Fragen vor wie: «Was macht den Heavy Metal in Australien einzigartig?» und «Welche Verbindung besteht zwischen der Evolution des Heavy Metal und dem Kolonialismus in Australien?»

Bewerbungsfrist läuft noch

Interessenten können sich noch bis zum 15. August anmelden. Auch Metal-Fans aus der Schweiz können sich bewerben, denn Springer darf seine Doktoranden auch im Ausland rekrutieren. Das jährliche Honorar ist bei 27'596 Australischen Dollar angesetzt, umgerechnet knapp 19'000 Franken. Los geht es mit der Forschungsarbeit Anfang 2020.

Eine Lieblingsband zu nennen, ist für Springer fast unmöglich – im Zweifelsfall seien es aber Death, die Szene-Pioniere aus Florida. Daneben erwähnt er auch Carcass, Atheist, Bolt Thrower, Entombed, Deicide, Napalm Death und Pestilence. Halt ganz der Fachmann.

Gallerie: Trip durch das australische Outback

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