Akustik-Attacke Grund für schrille Töne in Kubas US-Botschaft gefunden – und er ist kurios

phi

7.1.2019

Es tönt nach Stoff für Agententhriller: Diplomaten auf Kuba klagen über unerklärbare Geräusche und resultierende Gesundheitsprobleme. Nun gibt es eine Erklärung, mit der keiner gerechnet hat.

Was wird nicht über die mysteriösen Töne spekuliert, die amerikanische, aber auch kanadische Diplomaten in Havanna auf Kuba krank gemacht haben sollen! Diese klagten seit Ende 2016 über Kopfweh, Hörprobleme, Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwächen.

Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Probleme durch einen hohen Ton verursacht werden, der mal als massenspychologisches Phänomen und mal als «Akustik-Attacke» eingeordnet wurde. Washington wähnt kubanische Staatskreise hinter dem Geräusch, kanadische Beamte forschten ein Jahr lang erfolglos nach der Herkunft. Doch nun ist das Ton-Rätsel gelöst – weil US-Diplomaten im Oktober 2017 das Geräusch veröffentlicht haben

So tönt das Geräusch, dessen Ursache nun geklärt worden ist.

Das YouTube-Video haben sich auch zwei Forscher aus den USA und Grossbritannien zu Gemüte geführt – und ihre Schlussfolgerung jetzt im Fachjournal «bioRxiv» publiziert. «Auf der Aufnahme hört man definitiv das Geräusch einer Grille», erklärt der britische Professor Fernando Montealegre-Zapata im «Guardian».

Ein Rätsel gelöst, doch die grosse Frage bleibt

Es wundere ihn nicht, dass der Lock- und Balzton der Anurogryllus muticus die Menschen störe, die sich nicht mit Insekten auskennen. «Der Ruf dieser karibischen Art liegt bei rund sieben Kilohertz und kommt in ungewöhnlich hoher Frequenz daher, die bei Menschen den Eindruck eines anhaltenden, hohen Fiepsens erweckt.»

Es dauerte, bis Anurogryllus muticus als Urheber des schrillen Tones in der US-Botschaft in Havanna identifiziert wurde, weil vergleichende Tonaufnahmen von Biologen stets ohne Stadt-Geräusche gemacht wurden.
Es dauerte, bis Anurogryllus muticus als Urheber des schrillen Tones in der US-Botschaft in Havanna identifiziert wurde, weil vergleichende Tonaufnahmen von Biologen stets ohne Stadt-Geräusche gemacht wurden.
Bild: WikiCommons/Franziska Walz

Damit ist nun zwar klar, woher die schrillen Töne in der US-Botschaft kommen – nur steht damit wohl auch fest, dass sie nicht die Ursache für die Gesundsprobleme der Diplomaten sein können. «Soweit ich weiss, hat bisher niemand wegen Grillen-Zirpen leiden müssen – mal abgesehen von einigen schlaflosen Nächten», bestätigt Biologe Montealegre-Zapata.

US-Botschaft in Havanna.
US-Botschaft in Havanna.
Bild: Keystone

Weil nicht alle Diplomaten, die Probleme hatten, auch den Ton gehört haben, geht nun also die Suche nach dem Auslöser weiter – und dasselbe gilt wohl für die Spekulationen in diesem undurchsichtigen Fall.

Die Bildergallerie «Die Kuba-Krise und der heisse Draht»:

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