Rund 40 BetroffeneChaos im Kopf – die unheimliche Diplomaten-Krankheit aus Kuba
AFP
11.12.2018
China, die USA und Kanada sind betroffen: Leiden Diplomaten, die auf Kuba arbeiten, unter einer Massenpsychose oder hat die Inselrepublik gar eine Geheimwaffe erforscht?
Nach der mysteriösen Erkrankung eines weiteren Diplomaten überprüft Kanada seine diplomatische Vertretung in Kuba. In der kommenden Woche wird eine hochrangige Delegation nach Kuba reisen.
Sie soll den Botschaftsbetrieb genau unter die Lupe nehmen und das Risiko für die Mitarbeiter senken, umreisst ein Sprecher des Aussenministeriums in Ottawa die Mission. Kanada hält sich demnach «sämtliche Optionen» offen. Einzelheiten nannte der Sprecher allerdings nicht.
Gehirnerschütterungen bei US-Diplomaten weiter rätselhaft
Die US-Botschaft in Havanna: Seit Ende 2016 klagten Diplomaten in Kuba über neurologische Beschwerden. Kanadische Kollegen gingen bald wegen ähnlicher Probleme zum Arzt.
Bild: Keystone
Hinter dem Zaun der US-Botschaft: Forscher der University of Pennsylvania diagnostizierten zunächst, dass die Symptome am ehesten denen einer Gehirnerschütterung gleichen – nur dass eben keine Erschütterung vorausgegangen war.
Bild: dpa / Desmond Boylan
Es ging um rund 40 Fälle: Zu den aufgeführten Beschwerden zählten Schwindel, Ohrenschmerzen, Kopfweh, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen.
Bild: Keystone
Im Mai 2018 schien es im chinesischen Guangzhou ein ähnliches Problem zu geben: «Ein US-Regierungsmitarbeiter in China hat kürzlich von subtilen und vagen, aber ungewöhnlichen Sinneswahrnehmungen von Geräuschen und Druck berichtet», warnte Washington US-Bürger in China.
Bild: U.S. Embassy & Consulates in China/AP
Der Fokus blieb aber auf dem Konsulat in Havanna. Im Januar 2019 stellte sich heraus, dass ein schriller Ton nicht mit den Gesundheitsproblemen zusammenhängt. Er wird durch Grillen verursacht, deren Zirpen Menschen nerven, ihnen aber nicht schaden.
Bild: Keystone
Mysteriöse Beschwerden von Diplomaten aus den USA und Kanada in Kuba sorgen seit zwei Jahren für Rätselraten: Botschaftsmitarbeiter und deren Familienangehörige klagten seit Ende 2016 über Probleme wie Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hör- und Sehprobleme, Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und Konzentrationsschwäche.
Kanada: Angriff unwahrscheinlich
Als Ursache kommt sowohl ein psychologisches Massenphänomen als auch ein physischer Auslöser infrage. Fest steht nur, dass inzwischen 25 US-Bürger und 13 Kanadier betroffen sind. Laut «Süddeutscher Zeitung» zeigt auch ein Chinese entsprechende Symptome.
Den neuesten Fall hatte die kanadische Regierung am Donnerstag bekanntgegeben. Botschaftsmitarbeitern wurde freigestellt, den Karibikstaat zu verlassen und nach Hause zurückzukehren.
Washington hatte Havanna für die rätselhaften Symptome verantwortlich gemacht, deren Ursachen aber nie wirklich geklärt werden konnten. Zunächst war von mutmasslichen «Akustik-Attacken» auf das Botschaftspersonal die Rede gewesen. Ottawa war letztlich aber zu dem Schluss gekommen, dass ein solches Szenario «unwahrscheinlich» sei.
Kuba ohne die Castros: Neuer Präsident soll Kurs halten
Nach dem endgültigen Sieg über das alte kubanische Regime am 31. Dezember 1958 wurde Fidel Castro de facto neuer Regierungschef, am 16. Februar 1959 übernahm er auch formal das Amt des Ministerpräsidenten.
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Am Tag seiner Amtsübernahme wendet Fidel Castro sich in einer Fernsehansprache ans Volk, flankiert von Manuel Urrutia (links), dem ersten Präsidenten der Revolutionsregierung.
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Fidel Castro (links, 33) am Krankenbett von Ernesto Che Guevara (31) im Jahr 1959. Die Beziehung der beiden Revolutionäre wurde von Anhängern oft wie die eines Vaters zu seinem Sohn geschildert.
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In den fast 50 Jahren seiner Herrschaft überstand der kubanische Staatschef zahlreiche Mord- und Umsturzversuche, den Kalten Krieg, den Zusammenbruch der verbündeten Sowjetunion, den Siegeszug des Neoliberalismus durch Lateinamerika und eine schwere Wirtschaftskrise.
Bild: Keystone
Auf dieser Aufnahme von 1960 posiert Castro mit Nikita Chruschtschow, dem damaligen sowjetischen Regierungschef. Als Anfang der 90er Jahre die Millionensubventionen aus der verbündeten Sowjetunion ausblieben, stürzte Kuba in eine tiefe Wirtschaftskrise.
Bild: Keystone
1998 besuchte Fidel Castro im Alter von 72 Jahren die Schweiz und spricht unter anderem mit dem damaligen Nationalratspräsidenten Ernst Leuenberger (Mitte).
Bild: Keystone
In den ersten Jahren seiner Herrschaft liess Castro zahlreiche, nach US-amerikanischen Studien einige tausend politische Gegner inhaftieren und hinrichten.
Bild: Keystone
Fidel Castro starb am späten Abend des 25. November 2016 nach offiziellen Angaben im Alter von 90 Jahren in Havanna. Auf eigenen Wunsch wurde er eingeäschert.
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Er prägte Kubas Geschichte wie kein anderer: Fidel Castro (links), der die Regierungsgeschäfte 2008 an seinen Bruder Raúl übergab.
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Inzwischen hat auch der greise Raúl Castro Abschied von seinem Regierungsamt genommen.
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Nach der Wahl des neuen Präsidenten ist die Karibikinsel zum ersten Mal seit 60 Jahren nicht in der Hand eines Castro.
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Der bisherige Vizepräsident Miguel Díaz-Canel (rechts) hat am 19. April 2018 offiziell das Erbe von Raúl Castro angetreten.
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Miguel Díaz-Canel, Jahrgang 1960, ist der erste Präsident Kubas, der nach der Revolution geboren wurde. Das könnte ihm noch einen schweren Stand bei den alten Kämpen verschaffen.
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Der Bevölkerung dürfte der Regierungswechsel weitestgehend egal sein, vermutet die kubanische Dissidentin Yoani Sánchez: «Die Bürger haben den Eindruck, dass sie letztendlich nicht von dem profitieren, was da oben passiert.»
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«Die historische Aufgabe der nachfolgenden Generation ist es, eine vernünftige Wirtschaftspolitik für die kubanische Bevölkerung zu machen», glaubt Richard Feinberg.
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«Díaz-Canel muss sich seine Legitimation erst erarbeitet. Er wird nach seiner Leistung bewertet werden, nach seiner Fähigkeit Versprechen einzulösen über Reformen, eine responsivere Regierung, mehr Zugang zu Informationen, Verbesserung der Lebensqualität und mehr Chancen für junge Leute», meint die Kuba-Expertin Marguerite Rose Jiménez.
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Die Menschenrechtslage in Kuba sieht Amnesty International nach wie vor kritisch: «Heute kommen Aktivisten nicht mehr für 15 Jahre ins Gefängnis, dafür werden sie 15 mal pro Monat für ein paar Stunden festgenommen», weiss Robin Guittard.
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Die EU zeigt sich offen für eine Zusammenarbeit mit Kuba: «Wir können mit Kuba über alles sprechen, weil es trotz aller Differenzen eine Bereitschaft zu Dialog gibt.»
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