Heftige Niederschläge Nach Starkregen: Bahnverbindung nach Zermatt unterbochen

Von Gil Bieler

12.8.2019

Im Wallis hat der Fluss Losentse zwei Autos mitgerissen. Zwei Personen werden noch vermisst.
Im Wallis hat der Fluss Losentse zwei Autos mitgerissen. Zwei Personen werden noch vermisst.
Bild: Keystone

Regen ohne Ende: Im Tessin droht Hochwasser, im Wallis wurden zwei Personen von der Flut mitgerissen, in Graubünden sind Menschen nach einem Steinschlag von der Aussenwelt abgeschnitten.

Heftige Regenfälle sorgen für Chaos auf Schweizer Strassen – insbesondere im Tessin und in Graubünden, wo es laut Cédric Sütterlin von Meteonews die grössten Niederschlagsmengen gab. In Avers GR wurde durch die Wassermassen ein Steinrutsch ausgelöst.

Verletzt wurde einem Bericht  von «Suedostschweiz.ch» zufolge niemand, doch die Strasse aus dem Averstal heraus ist nun durch rund fünf Meter hohe Felsbrocken blockiert. Auch Bewohner der Gemeinde Juf sind derzeit von der Aussenwelt abgeschnitten – voraussichtlich bis Dienstagmorgen.

Im Averstal geht derzeit nichts mehr: Die Strasse aus dem Tal hinaus ist von Felsbrocken blockiert.
Im Averstal geht derzeit nichts mehr: Die Strasse aus dem Tal hinaus ist von Felsbrocken blockiert.
Google Maps

Sütterlin zufolge war in Graubünden Arosa am stärksten vom Regen betroffen: 98 Liter pro Quadratmeter waren es am Mittag bereits. Am San Bernardino waren es 87, in Disentis 79 Liter. 

Im Südkanton schwingen Robièi und Airolo obenauf, mit jeweils über 130 Litern pro Quadratmeter (Stand Montagmittag). Auch in Piotta mit 118 Litern schüttete es zünftig.

Die Folge: Erdrutsche und Steinschläge in mehreren Regionen. Neben zahlreichen Strassen ist auch die Bahnlinie der Matterhorn Gotthard Bahn zwischen St. Niklaus und Täsch von der Sperrung betroffen, heisst es auf der Webseite des Transportunternehmens. Dafür ist die Strecke zwischen Andermatt und Realp ab Dienstagmorgen wieder normal befahrbar.

Das Wetter wird laut Sütterlin nass bleiben – und dürfte sich nach dem Mittag vielerorts noch intensivieren. «Unsere Modellrechnungen sagen stellenweise weitere 30 bis 40 Liter voraus, ausserdem dürfte es zunehmend gewittern.» Die stärksten Niederschläge werden wiederum im Nordtessin erwartet sowie in Mittel- und Nordbünden, Uri, Glarus, dem Rheintal, am Säntis sowie am Alpstein. Erst nach dem Eindunkeln dürfte der Regen nachlassen, um Mitternacht dürfte es dann trocken werden.

Wallis erlärt Ufer zur Sperrzone

Mit dem Wasserpegel in den Gewässern steigt auch das Risiko für Naturgefahren: Im Wallis wurden ein Mann und ein Mädchen am Sonntagabend von den Wassermassen überrascht, als die Losentse über die Ufer trat und ihr Auto mitriss. Die Chancen, die Vermissten lebend zu bergen, sind laut der Walliser Kantonspolizei «gleich null»

Aus Sicherheitsgründen ist es laut Walliser Kantonspolizei bis auf Weiteres verboten, sich dem Ufer der Losentse sowie Bücken mehr als 20 Meter zu nähern.

In Graubünden waren am Montagmorgen der Maloja- und der Lukmanerierpass wegen Erdrutschen gesperrt. Einem Bericht von «Suedostschweiz.ch» nach ist der Malojapass inzwischen wieder für den Verkehr freigegeben, mit Behinderungen sei aber weiterhin zu rechnen. Der Lukmanerierpass bleibt dem «Tagesanzeiger» zufolge noch bis Dienstagmorgen dicht.

Kleine und mittlere Flüsse sind gefährlich

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) sprach eine Hochwasserwarnung für kleine und mittelgrosse Flüsse in folgenden Regionen aus: Alpstein, Glarner Alpen, Liechtenstein, Nord- und Mittelbünden, Ober- und Unterwallis, Sopraceneri, Sottoceneri, Urner Alpen, Zentralschweiz, östliches Berner Oberland und östliches Mittelland. In betroffenen Gebieten könnten lokal Überflutungen eintreten, erklärt das Bafu auf Anfrage. Und: «In Gebieten mit intensiven, gewittrigen Niederschlägen muss mit spontanen Hangrutschungen und Hangmuren gerechnet werden.»

Laut Bafu gilt in weiten Teilen der Schweiz «mässige Hochwassergefahr», was bedeutet, dass der Aufenthalt in Nähe von Fliessgewässern gefährlich sein kann: «Halten Sie vorsichtshalber genügend Abstand.» Die grossen Flüsse Rhein, Reuss und Rhone dürften gemäss Prognosen nicht über die Ufer treten. Im Tessin, Oberwallis, am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie in Graubünden dürften die Gewässer bis Dienstagmorgen verbreitet ansteigen.

Aktuelle Hochwassersituation laut Bundesamt für Umwelt: In gelben Bereichen kann der Aufenthalt in Nähe von Fliessgewässern gefährlich werden. 
Aktuelle Hochwassersituation laut Bundesamt für Umwelt: In gelben Bereichen kann der Aufenthalt in Nähe von Fliessgewässern gefährlich werden. 
Grafik: Bafu

Der Bevölkerung empfiehlt der Bund, von Rutschungen, Hangmuren, Murgängen und Steinschlägen gefährdete Hänge zu meiden. Wer in einem Risikogebiet wohnt, sollte sich möglichst in den hangabwärts gelegenen Räumen aufhalten.

Die Walliser Kantonspolizei erinnert zudem daran, dass Autofahrer bei schlechtem Wetter nicht in der Nähe von Wasserläufen parkieren sollten: «In den Alpen können bei lokalen Gewittern Bäche und kleine Flüsse rasant ansteigen.»

Tessiner sind sich Starkregen gewohnt

So eindrücklich die aktuellen Niederschlagsmengen auch klingen mögen, laut Sütterlin sind sie gerade im Tessin keine Seltenheit. Seinen Daten zufolge fallen etwa in Lugano jedes zweite Jahr über 100 Liter innerhalb eines Tages. In Graubünden sei das etwas seltener der Fall, doch dort sei die Schneeschmelze zum Glück schon vorbei. «Schneeschmelze und solche Regenmengen, das wäre eine andere Geschichte geworden.»

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Bilder aus der Schweiz

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