Prostitution Bund zahlt 300'000 Franken an Sexportal –  EVP will dagegen vorgehen

gusi

29.3.2019

Erotische Dienstleistungen werden im grossen Masse im Netz angeboten. Dort will jetzt ein Westschweizer Sexportal für mehr Sicherheit sorgen.
Erotische Dienstleistungen werden im grossen Masse im Netz angeboten. Dort will jetzt ein Westschweizer Sexportal für mehr Sicherheit sorgen.
Keystone

Das Westschweizer Sexportal «Callmetoplay» wird mit Bundesgeldern finanziert. Die Seite will den Schutz von Prosituierten im Netz gewährleisten. Jetzt regt sich im Parlament Widerstand gegen diese Form der Subvention.

Die Sexplattform tritt auf, wie jedes andere erotische Angebot, das sich an volljährige Personen richtet. Hier bieten Frauen, Männer oder Transgender ihre erotischen Dienste an – mit einem Foto und der Angabe zum Wohnort.

Auf «Callmetoplay» bieten Prostituierte ihre Dienste an.
Auf «Callmetoplay» bieten Prostituierte ihre Dienste an.
zvg

Einen wesentlichen Unterschied gibt es bei «Callmetoplay» aber im Vergleich zur erotischen Konkurrenz. Der Bund unterstützt das Portal finanziell. So hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 300'000 Franken bezahlt und das Bundesamt für Polizei (fedpol) einen Betrag von 45'650 Schweizer Franken gesprochen. Eine Verordnung gegen den Menschenhandel ermöglicht es dem Bund, solche Projekte zu unterstützen.

Initianten des Projekts Callmetoplay sind die zwei Westschweizer Organisationen Fleur de Pavé und Aspasie. Sie setzen sich für die Rechte von Prostituierten ein und sensibilisieren für Themen wie Aids, sexuell übertragbare Krankheiten und Gewalt.

EVP-Präsidenten reicht Vorstoss ein

Callmetoplay will das Sexgewerbe im Netz sicherer machen, heisst es bei der Organisation Aspasie. «Mit der Digitalisierung sehen wir eine gewisse Isolation, anders als in den Bars oder den Bordellen, wo es einen Austausch gibt», so Pénélope Giacardy, Koordinatorin der Plattform zu «Watson».



Konkret geht es um Hilfs- und Informationsangebote sowie geschlossene Foren, in denen sich Prostituierte über gefährliche Freier austauschen können.

Wenig begeistert vom Projekt ist EVP-Präsidentin Marianne Streiff. Sie hat letzte Woche im Parlament einen Vorstoss eingereicht und fordert vom Bund mehr Informationen zum Sexportal. Sie bezweifelt, dass die Seite den Päventionszweck erfüllt, den es für die finanzielle Unterstütztung braucht. Streiff befürchtet sogar, dass das Portal dem Menschenhandel vielleicht sogar in die Hände spielt. «Kann der Bund wirklich sicherstellen, dass auf die­sem staat­lich finan­zier­ten Sex­por­tal keine Opfer von Men­schen­han­del ange­bo­ten wer­den?» – schreibt sie in ihrer parlamentarischen Anfrage. 

Laut Pénélope Giacardy, Koordinatorin des Projekts bei Aspasie, stösst die Seite auf viel Anklang. «Sie wird sehr aktiv genutzt, es kommen jeden Tag mehr Inserate dazu», so Giacardy. Die Sexarbeiterinnen würden Callmetoplay begrüssen. «Die Reaktionen sind positiv.» Die Organisatoren prüfen, ob sie die Idee auch in der Deutschschweiz umsetzen können. 

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