Genua-Drama Architekt der Morandi-Brücke warnte schon 1979 vor Rost

AP/DPA/uri

20.8.2018

Schon vor Jahrzehnten zeigte sich der Ingenieur der Ponte Morandi alarmiert: Die Brücke muss konstant gewartet werden, um Rost zu vermeiden, mahnte Riccardo Morandi. 

Der Ingenieur, der die eingestürzte Brücke in Genua entworfen hat, hatte bereits 1979 vor den Gefahren der Korrosion gewarnt. Die nach ihm benannte Brücke müsse beständig gewartet werden, schrieb Riccardo Morandi in einem Bericht, aus dem der Fernsehsender RAI am Sonntag Auszüge veröffentlichte.

Der Einsturz eines grossen Teils der Autobahnbrücke am vergangenen Dienstag kostete 43 Menschen das Leben. Zu den Umständen des Unglücks sind Ermittlungen eingeleitet worden. Morandi schrieb 1979, Meeresluft sowie Abgase von einem nahe gelegenen Stahlwerk hätten bereits zu einem «bekannten Verlust der chemischen Oberflächenresistenz des Betons» geführt.

Seile der Brücke waren von Rost befallen

Damals war die Konstruktion zwölf Jahre alt. Morandi bestätigte, dass die Konstruktionsweise der Brücke zwar zuverlässig sei, warnte aber: «Früher oder später, vielleicht in ein paar Jahren, wird es nötig sein, eine Behandlung anzuwenden, die aus der Entfernung aller Rostspuren besteht.»

Morandi habe vor einem Unglück gewarnt, da ihn der Verfall durch die aggressive Korrosion ratlos machte. In dieser Form habe er sowas an ähnlichen Bauwerken noch nie gesehen. Er empfahl, Brückenteile mit Kunststoffharz zu überziehen und so zu verstärken.

Die genaue Ursache für den Einsturz ist noch unklar. Experten vermuten aber, dass die Katastrophe durch den Riss eines Tragseils verursacht worden sein könnte. Einem Medienbericht zufolge war bereits im Februar bekannt, dass die Seile der Morandi-Brücke von Rost befallen waren. Das bestätige das Protokoll einer Sitzung von mindestens sieben Ingenieuren, die den italienischen Staat und den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia vertreten hatten, wie das Nachrichtenmagazin L'Espresso am Wochenende berichtete.

Das bestätige das Protokoll einer Sitzung von mindestens sieben Ingenieuren, die den italienischen Staat und den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia vertreten hatten, wie das Nachrichtenmagazin L'Espresso am Wochenende berichtete.

Das Ergebnis der Überprüfung habe weder zu einer Sperrung noch zu einer Begrenzung des Verkehrs auf der Brücke geführt, schrieb «L'Espresso». Aus dem Verkehrsministerium verlautete, es liefen interne Prüfungen zu dieser Frage.

Der Chef des Ingenieurteams Roberto Ferrazza, sagte, eine erste Untersuchung lege mehrere mögliche Ursachen für den Einsturz nahe. Es sehe so aus, als seien zunächst Verzerrungen in der Brückenspannung aufgetreten. Mit Blick auf den Bruch in der Struktur müssten sich die Experten die genaue Lage der Trümmer ansehen, sagte Ferrazza der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Brückenrest macht verdächtige Geräusche

Einstweilen mussten Feuerwehrleute ihre Arbeit unter einem der beiden Brückenreste aus Sicherheitsgründen einstellen. Der Rumpf, der über evakuierten Wohnhäusern verläuft, mache Geräusche, die sich von denen in den vergangenen Tagen unterschieden, sagte Feuerwehr-Sprecher Luca Cari am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Bewohner der Häuser dürften deshalb von nun an keine persönlichen Gegenstände mehr aus ihren Wohnungen holen.

Am Montag sollten die ersten betroffenen Familien neue Bleiben bekommen, kündigte der Regionalpräsident von Ligurien, Giovanni Toti, auf Twitter an. Bis zum 20. September sollten weitere 40 Wohnungen zur Verfügung stehen, bis Ende des Monats weitere 100. «Innerhalb von maximal acht Wochen gibt es ein Zuhause für alle», versprach er. Mehr als 500 Genuesen hatten ihre Wohnungen verlassen müssen.

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