Tödliche Riesenflut Weihnachten 2004 – als Tsunamis Asiens Küsten überrollten

AP/jfk

26.12.2018

14 Jahre ist es her, dass eine Riesenwelle über die Küsten des Indischen Ozeans schwappte und mehr als 220'000 Menschen in 14 Ländern in den Tod riss. Die Tsunami-Katastrophe vom Zweiten Weihnachtstag 2004 traf vor allem Indonesien, Sri Lanka und Thailand.

Im Urlaubsparadies Thailand waren besonders viele Ausländer unter den Opfern – Tausende Touristen, die im Weihnachtsurlaub unter Palmen jäh aus dem Leben gerissen wurden. Für ihre Angehörigen wird die Erinnerung an die Katastrophe noch wach sein – aber bei der Allgemeinheit droht Experten zufolge ein allmähliches Vergessen einzusetzen.

«Wenn man vergisst, bereitet man sich nicht vor», sagt Margareta Wahlström vom UN-Katastrophenschutzbüro. «Katastrophen-Amnesie» führe dazu, dass weniger Vorkehrungen getroffen würden. «Man entspannt, das ist gefährlich. Eine der größten Herausforderungen bei der Reduzierung von Katastrophenrisiken ist es, dieses Verständnis wach zu halten.»

«Wir waren im Blindflug»

Als ein Seebeben der Stärke 9,3 im Indischen Ozean den Riesen-Tsunami auslöste, gab es keinerlei Vorwarnung. Daher hatten die Urlauber und Einheimischen an den Küsten nicht genügend Zeit, um Schutz zu suchen – viele verstanden zunächst gar nicht, was passierte, und starrten gebannt auf die anrollende Welle. Als sie begriffen, dass eine Wand aus Wasser auf sie zukam, war es für viele zu spät.



Nach dem Seebeben hatte es 20 Minuten gedauert, bis der Tsunami die Küste der indonesischen Provinz Aceh erreichte. Dort starben die meisten der 170'000 Todesopfer, die Indonesien zählte. Erst rund zwei Stunden später erreichte der Tsunami Thailand, Indien und Sri Lanka. «Wir waren im Blindflug, es gab keinerlei Sensoren im Indischen Ozean», sagte Charles McCreery, Direktor des US-geführten Pazifik-Tsunami-Warnzentrums, 2014 bei einer Konferenz in Jakarta.

Seit 2011 gibt es im Indischen Ozean ein Tsunami-Frühwarnsystem, das die Anrainerstaaten im Katastrophenfall warnt. 24 Staaten der Region haben zudem nationale Warnzentren eingerichtet.

Schilder verblassen

In Thailand werden rund um die Uhr Daten von einer Zentrale an 129 Wachtürme gesendet, die in den sechs betroffenen Provinzen errichtet wurden. Im Falle einer Riesenwelle würden Sirenen heulen und Warnungen in mehreren Sprachen über Lautsprecher ausgegeben. Per SMS würden zudem Behördenvertreter informiert, damit sie Evakuierungen einleiten könnten.



Die Bevölkerungsdichte in Thailands Küstengebieten ist gewachsen. Investoren haben in den strandnahen Risikogebieten lukrative Hotels errichtet. Derweil bröckelt am Strand von Patong auf Phuket am Tsunami-Wachturm die Farbe ab. Im nahe gelegenen Khao Lak ist das Schild, das für den Fall einer Evakuierung den Weg in sichere Anhöhen weist, verblasst.

Zwar sei das Tsunami-Warnsystem ein grosser Fortschritt, sagt der Wissenschaftler Kerry Sieh von der Technischen Universität Nanyang in Singapur. Aber: «Es muss mit Bildung und angemessener Infrastruktur einhergehen.»

Auch McCreery fürchtet ein allmähliches Nachlassen der Erinnerung: Nach «hundert Jahren Ruhe» habe es seit 2004 mehrere schwere Beben in der Region gegeben. «Heute weiss jeder, was ein Tsunami ist», sagt der US-Experte. «Aber wenn es wieder eine lange ruhige Phase gibt, werden wir es vergessen.»

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