Kunst des Ignorierens Akte Trump – Wer «Individuum 1» richtig lesen kann, ist klar im Vorteil

Philipp Dahm

11.12.2018

Die Luft wird dünner für den Mann an der Spitze: Mitte November beantwortet Donald Trump im Weissen Haus Reporterfragen zu den Mueller-Ermittlungen.
Die Luft wird dünner für den Mann an der Spitze: Mitte November beantwortet Donald Trump im Weissen Haus Reporterfragen zu den Mueller-Ermittlungen.
Keystone

Obwohl er in Robert Muellers neuesten Akten nur als Pseudonym auftaucht, tut Donald Trump, als wären die Ermittlungsergebnisse ein Freispruch. Anders urteilen Comedians und Twitter-User.

«Robert Mueller hat den Teaser-Trailer für ‹Trump: Endgame› rausgebracht», beginnt der Nachrichtensprecher von «Saturday Night Live» die Nachrichten der Satireshow. Doch natürlich geht es dabei nicht um einen neuen Actionstreifen aus der «Marvel»-Schmiede, sondern um Akten-Erkenntisse des Sonderermittlers in der Causa gegen den US-Präsidenten.



Unbestritten ist wohl, dass Donald Trump – mit Verlaub – geistig manchmal nicht ganz auf der Höhe ist. Mal lobt der 72-Jährige, wie sich das am Polarkreis liegende Finnland durch Harken des Waldes vor Forst-Feuer schützt, dann verbreitet er per Retweet die abwegige Behauptung, die Gelbwesten in Frankreich würden seinen Namen rufen. Und nun verblüfft der Präsident mit seiner Reaktion auf die Veröffentlichung neuer Ermittlungsergebnisse von Robert Mueller.

Warum Donald Trump kein Sherlock Holmes ist

Der Sonderermittler will nachweisen, dass der US-Präsident seinen Ex-Anwalt gesteuert hat, als der mit Wahlkampfgeldern Schweigen erkaufte. Michael Cohen hatte zugegeben, mit Dollars leichtlebige Damen überzeugt zu haben, ihr Verhältnis zu einem gewissen «Individuum 1» nicht öffentlich zu machen, so das Protokoll. Man muss eigentlich kein Sherlock Holmes sein, um zu ahnen, wer hinter dem Platzhalter steckt.

Und Trump? Ist dann wohl kein Sherlock Holmes...

Errrrr, Mister President, Sie wissen aber schon, dass... Ah, ein neuer Tweet – gewiss eine kleine Korrektur oder gar eine kleinlaute Klarstellung?!

Oh, okay: Donald Trump scheint Robert Muellers Erkenntnisse nicht mit seiner Person in Verbindung bringen zu wollen – oder zu können.

Und die Jungs von «Saturday Night Live»? «Wir wissen nicht sicher, wer Individuum 1 ist», räumt Sprecher Colin Jost ein – und fährt sodann fort: «Sagen wir es so: Im Individual-1-Tower steigt die Anspannung.» 

«Saturday Night Live»: Ähnlichkeiten zum Trump-Tower in New York sind rein zufällig.
«Saturday Night Live»: Ähnlichkeiten zum Trump-Tower in New York sind rein zufällig.
Screenshot: YouTube

Mit Blick auf Trumps ersten Tweet zum Thema sagt Comedian Colin Jost noch: «Wenn alle Elfen und alle Rentiere des Weihnachtsmannes festgenommen werden, rechnest du auch nicht damit, dass der Weihnachtsmann tweetet: ‹Alles klar für Weihnachten. Danke euch›!»

Während das TV eher kopfschüttelnd auf das neueste Social-Media-Bonmot reagiert, hängt nicht wenigen die Dickfelligkeit des Mannes aus dem Weissen Haus zum Halse raus. Doch zumindest haben diese Amerikaner verstanden, wer Ross und Reiter in diesen Akten sind – anders formuliert: Sie nennen das Kind beim Namen das Kind beim Namen.

Oder?

Schauspielerin Alyssa Milano war eine prominente Kritikerin der Ernennung von Bret Kavanaugh zum Obersten Richter. Nun will sie helfen und fragt: Wer sagt es ihm?

So wie diesem User wird es noch einigen ergangen sein, als #individual1 prompt zum Twitter-Trend wurde:

Eine britische Bestseller-Autorin wirkt beinahe schadenfroh ...

... und es riecht nach Bauernopfer, Buchstabier-Wettbewerb und Bilanzierung.

Aber immer noch besser als Zweiter zu sein – ausser man heisst Richard Nixon.

Und es gibt bereits einen neuen Trump-Tweet, der für Spott sorgt:

Zur Erklärung: Hier heisst es «Smock him up» statt «Lock him up» (Sperrt ihn ein), weil Trump zuvor in einem Tweet «smocking gun» statt «smoking gun» geschrieben hat.

Sherlock Holmes wäre das nicht passiert.

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