Sicher nach Hause kommen Zwei Schaffhauserinnen bringen Nachtschwärmer gratis heim 

Lea Oetiker

8.1.2025

Nach einem Vergewaltigungsfall in Schaffhausen gründeten zwei Frauen einen kostenlosen Fahrdienst. (Symbolbild)
Nach einem Vergewaltigungsfall in Schaffhausen gründeten zwei Frauen einen kostenlosen Fahrdienst. (Symbolbild)
Bild: Imago

Zwei Frauen im Kanton Schaffhausen gründen einen kostenlosen Fahrdienst nach einem Vergewaltigungsfall. Ziel ist es: «Gemeinsam dafür sorgen, dass niemand mehr alleine und unsicher unterwegs sein muss».

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach einer Vergewaltigung in Schaffhausen in ihrer Nachbarschaft gründen zwei Frauen einen kostenlosen Fahrdienst.
  • Ziel ist es, dass niemand mehr alleine und unsicher unterwegs sein muss.
  • Mit ihrem Instagram «gethomesafech» haben sie Erfolg.

«Polizei sucht Zeugen zu Vergewaltigung», schrieb die Kantonspolizei Schaffhausen Anfangs November. In der Nacht auf den 2. November hatte ein Täter in der Stadt Schaffhausen eine 22-jährige Frau in ein Gebüsch gezerrt und vergewaltigt. Dann macht er sich davon. Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen unbekannt.

Indja Hunziker (26) und Vanessa Fanni (32) wollen etwas gegen die Angst und Wut tun, die sie empfanden. Die Tat hatte sich in ihrer Nachbarschaft abgespielt. Also gründeten sie die Site «gethomesafesh» auf Instagram. 

Die Idee: «Gemeinsam dafür sorgen, dass niemand mehr alleine und unsicher unterwegs sein muss», schreiben sie. Wer kein Geld für ein Taxi hat und der letzte Bus schon weg ist, kann sich bei ihnen melden und werden anschliessend kostenlos nach Hause gefahren.

Und damit haben sie Erfolg. Innerhalb von 24 Stunden kommen 2500 Followerinnen und Follower dazu. In den ersten Stunden meldeten sich über 60 Personen, die ebenfalls Fahrdienste anbieten wollten, erzählen sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Sie können gar nicht mehr alle Nachrichten beantworten.

Nun, einige Wochen später, konnten die beiden für den Begleitservice einen Pool aus Fahrerinnen und Fahrer ausbauen. Klare Regeln wurden aufgestellt, die alle Beteiligten Sicherheit garantieren und einen Telegram-Chat, auf dem sich Leute melden können, die einen Fahrdienst brauchen.

Bisher geschieht das alles noch kostenlos. Aber: «Unser Ziel wäre es, vorwiegend Spenden zu sammeln, um mit diesem Geld Taxifahrerinnen und -fahrer zu bezahlen», sagen sie dem «Tages-Anzeiger».

Keine besonders hohe Kriminalität im Kanton Schaffhausen

Im Vergleich zu anderen Kantonen, ist Schaffhausen nicht für besonders hohe Kriminalität bekannt. Sie sind ziemlich genau im Mittelfeld. Auch die kantonale Kriminalstatistik ist unauffällig. Ausser im Jahr 2023, dann sind die schweren Gewaltdelikte um 50 Prozent gestiegen. 2022 waren es noch 24, im Jahr 2023 36. Im Vergleich zu den Vorjahren scheint dies ein einmaliger Ausreisser zu sein. Die neuen Zahlen werden erst in ein paar Monaten veröffentlicht.

Auch Christine Thommen, die für die Sicherheit zuständige Stadträtin, ist von «gethomesafech» begeistert. Es sei «bewundernswert und toll, dass aus einem Gefühlt der Angst und der Ohnmacht eine Initiative zur Selbsthilfe entstanden ist», sagt sie dem «Tages-Anzeiger». Die Stadt selber wolle die Strassenbeleuchtung verbessern, sichere Gehwege bereitstellen oder sichere Treffpunkte und belebte Plätze schaffen.