Fussball-Fieber unter Corona-Auflagen Fürs Public Viewing musst du in die Beiz statt in die Arena

Von Lia Pescatore

31.5.2021

Wie gross ist die Vorfreude auf die EM?

Wie gross ist die Vorfreude auf die EM?

Am 11. Juni wird in Rom die Fussball-EM angepfiffen und auch die Nati mischt mit. Wie gross ist die Vorfreude im Land? «blue News» hat sich in Basel umgehört.

28.05.2021

Die EM 2020 findet in rund zwei Wochen statt, im Jahr 2021. Public Viewings sind zwar erlaubt, aber nur in kleinem Format und im Sitzen. Dies ist für grössere Veranstalter finanziell nicht tragbar.

Von Lia Pescatore

In weniger als zwei Wochen geht es los: Die Euro 2020 wird am 11. Juni angepfiffen, ein Jahr später. Doch richtige Vorfreude will unter den Schweizerinnen und Schweizern auch mit einem Jahr mehr Vorlauf nicht richtig aufkommen, wie eine Strassen-Umfrage von «blue News» in Basel zeigt.

Dabei gilt es bereits am zweiten Tag ernst für die Schweiz gegen Wales. Normalerweise würden wohl Tausende Menschen mit der Nationalmannschaft auf möglichst grossen Bildschirmen mitfiebern, das erste Goal gemeinsam feiern – oder verfluchen, wenn es im eigenen Tor landet. Public Viewing: Dichtes Gedränge, Bier und Wurst und Zwischenrufe – in Zeiten von Corona undenkbar.

Zu wenig Zeit, zu wenig erlaubte Gäste für Grossveranstalter

Doch die Lockerungen des Bundesrats, die ab diesem Montag gelten, kommen den Public-Viewing-Betreibern entgegen. Neu dürfen maximal 300 Menschen draussen gemeinsam bewirtet werden, in Innenräumen sind hundert Personen erlaubt. Zudem darf konsumiert werden – eine wichtige finanzielle Einkommensquelle – jedoch nur, wenn jeder Besucher inklusive seiner Sitzplatznummer registriert wird. Auch die Sperrstunde ab 23 Uhr wird aufgehoben, somit können auch die späten Spiele abgedeckt werden.

Für viele der grossen Veranstalter ist das finanzielle Risiko jedoch trotz Lockerungen zu hoch und die Frist zu kurz. So finden die EM-Arena in Uster sowie auch das Public Viewing auf der Halbinsel Wettingen und jenes in der Maag-Halle nicht statt. «Normalerweise beginnen wir Monate vor dem Anpfiff mit der Planung», sagt Fabian Duss, Geschäftsführer der Maag Music & Arts AG, die normalerweise Fussball-Anlässe für mehrere Tausend Personen auf die Beine stellt. Public Viewing sei ein Massengeschäft, «die Rechnung mit maximal 300 Zuschauern würde dunkelrot ausfallen», sagt Duss im Gespräch mit «blue News».

Ähnlich tönt es aus Winterthur vom Betreiber der Winti-Arena, die normalerweise um die 3000 Personen in der Reithalle versammelt. 1000 Personen wären die absolut unterste Schmerzgrenze, sagte Organisator Matthias Bühler gegenüber dem «Landboten» bereits vor dem Entscheid des Bundesrats. «Auch dann wäre das Risiko eigentlich noch zu hoch, weil wir nie sicher planen können. Und wenn dann etwas schiefläuft, bricht es uns das Genick», sagt Bühler der Zeitung. 

Noch am Abwägen sind hingegen die Organisatoren der «Beach Style Arena» in Solothurn. «Wir sind noch am Rechnen und Diskutieren, ob wir ein rentables Konzept auf die Beine stellen können», sagt Mitbetreiber Jumbo Monopoli auf Anfrage von «blue News». Nächsten Mittwoch werde die Entscheidung kommuniziert.

Gemeinsames Fussballschauen ja, im grossen Gedränge nein. Das Public-Viewing wird an der EM dieses Jahr anders ausfallen als hier im Jahr 2018 in der Winti-Arena.
Gemeinsames Fussballschauen ja, im grossen Gedränge nein. Das Public-Viewing wird an der EM dieses Jahr anders ausfallen als hier im Jahr 2018 in der Winti-Arena.
Keystone/Melanie Duchene

Die Gastronomen springen ein

Es ist das Jahr für kleinere Anlässe: So wird anstelle der EM-Arena in der Zeughausbar in Uster eine Alternative geboten: «Wir werden ein Public Viewing im Rahmen eines Terrassenangebots im kleinen Stil anbieten», erklärt Organisator Edi Baumann dem Onlinemedium Watson. Auch die Maag Music & Arts AG denkt darüber nach, in ihren Gastronomie-Betrieben etwas Ähnliches anzubieten. Findet ein Public Viewing in einem Restaurant oder Pub statt, gelten die spezifischen Corona-Regeln für die Gastronomie: Sechs Menschen an einem Tisch draussen, vier Menschen an einem Tisch drinnen.

In Winterthur kann das Public Viewing im Güterschuppen in Töss  eigentlich praktisch im gewohnten Rahmen organisiert werden, sagt OK-Mitglied Lorenz Nydegger zum Landboten. Wo die Abstände nicht eingehalten werden könnten, gelte Maskenpflicht. Und um das Contact-Tracing zu ermöglichen, müssten sich die Gäste registrieren. Am Konzept dafür werde noch gearbeitet. 

Bereits online registrieren kann man sich für das Public Viewing im Konzert- und Kulturlokal Bierhübeli in Bern, sowohl drinnen als auch draussen wird man Fussball schauen können. Auch in Luzern gibt es ein Angebot für all jene, die die Fussballmatches nicht im privaten Rahmen verfolgen wollen: Der Kino- und Barbetrieb Bourbaki betreibt wie in früheren Jahren ein EM-Studio, sagt Betriebsleiter Victor Redonda auf Anfrage von CH Media.