Bauer im Wettlauf mit dem Sturm «Wir ernten so viel, wie irgendwie geht»

Von Lia Pescatore

23.7.2021

David Hauser ist diese Woche mit seinem Mähdrescher im Dauereinsatz. 
David Hauser ist diese Woche mit seinem Mähdrescher im Dauereinsatz. 
Bild: zVg

Unwetter haben bereits viele Gemüseernten verhagelt. Nun droht dem Weizen und Raps ein ähnliches Schicksal. Ackerbauer David Hauser erzählt vom Rennen gegen die Zeit. 

Von Lia Pescatore

23.7.2021

David Hauser sitzt seit dem Morgen fast ununterbrochen auf dem Mähdrescher.  Der Anruf von «blueNews» in der Mittagszeit ist nur eine kleine Verschnaufpause für den jungen Bauern. Er werde durcharbeiten, sagt er, wohl bis Mitternacht. 

Der Ackerbauer befindet sich in einem Wettlauf gegen die Zeit, oder besser: gegen das Wetter. Weizen und Gerste sind reif und sollten in den nächsten Tagen geerntet werden. Denn bleibt der Weizen zu lange stehen, keimt er wieder, erklärt Hauser. Darunter leidet die Qualität des Weizens: Er kann nicht als Brotweizen und muss stattdessen als Futterweizen verkauft werden.

Unwetter haben in diesem Sommer bereits zu grossen Ernteausfällen geführt, insbesondere im Gemüse- und Obstanbau. So beklagt der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) tiefere Ernten und darum einen Engpass in der Gemüseversorgung der Schweiz.



Solche Regenfälle, wie es sie in den vergangenen beiden Monaten gab, habe er noch nie gesehen, sagt Hauser. Bisher hatte er Glück: Zwar sei die Ernte wegen des kalten und regnerischen Wetters verzögert, «aber ich bin vom Hagel verschont geblieben», sagt Hauser, der im Zürcher Unterland lebt. Der Regen könnte an diesem Wochenende aber zum Problem werden: Sind die Felder nass, kann er sie nicht mit dem Mähdrescher befahren.

Es drohen finanzielle Einbussen

«Wenn ich mit dem Ernten zu lange zuwarte, dann wächst der Weizen aus», erklärt Hauser – eine Qualitätseinbusse. Denn gekeimter Weizen kann nur noch als Futtermittel verkauft werden, nicht mehr für den menschlichen Verzehr. Das ist auch eine finanzielle Einbusse: Rund ein Viertel weniger kann man dadurch verlangen.

Schon seit Montag ist Hauser darum im Dauereinsatz. Die ganze Familie und auch ein Angestellter packen an, um möglichst viele der Felder dreschen zu können. «Am Anfang der Woche hatten wir noch Schwierigkeiten, weil der Boden teilweise zu feucht war», sagt Hauser. An diesem Freitag seien aber die Bedingungen gut.

Die Felder der Kunden gehen vor

Momentan ist er aber nicht auf den eigenen Feldern unterwegs. Denn Hauser führt neben seinem eigenen Ackerbau ein Mähdrescher-Unternehmen und ist darum auch für die Ernte anderer Bauern zuständig. «Darum musste ich meine eigenen Felder teilweise hinten anstellen», sagt er.

Rund die Hälfte der Fläche, die David Hauser entweder gehört oder die er betreut, haben sie bereits geschafft, bis morgen Abend sollen noch so viele Hektare dazukommen wie möglich. Was das Unwetter mit den anderen Feldern anstellt, ist schwer zu prognostizieren. «Wir müssen die Ernte abwarten, um zu sehen, welche Qualitätseinbussen es gegeben hat».