Veraltete Technik Vernachlässigt das Atomkraftwerk Gösgen den Brandschutz?

jfk

9.10.2018

Das Kernkraftwerk Gösgen SO nahm im November 1979 den kommerziellen Betrieb auf. (Archiv)
Das Kernkraftwerk Gösgen SO nahm im November 1979 den kommerziellen Betrieb auf. (Archiv)
Bild: Keystone

Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Zuliefererfirma des Atomkraftwerks behauptet, die Technik zum Brandschutz sei veraltet und nicht mehr wartungsfähig. Die Betreiber widersprechen, doch auch das Ensi verlangt ein Nachrüstungskonzept.

Der Mann, der anonym bleiben möchte, habe seit den 1980er-Jahren und bis vor kurzem im AKW Gösgen gearbeitet, wie er dem SRF erzählt. Früher sei der Brandschutz in Ordnung gewesen, doch inzwischen weise er unbehebbare Mängel auf und sei nicht mehr auf dem Stand der Technik. Laut Strahlenschutzgesetz wäre damit die Grundlage für den Betrieb des AKW nicht mehr gegeben, und man müsse da «auch Druck machen».

Konkret beanstandet der Ex-Mitarbeiter den Zustand der Brandklappen, die beim Bau Ende der 1970er-Jahren fest einbetoniert wurden. Das Kernkraftwerk Gösgen verfügt über rund 700 dieser Klappen, die sich im Brandfall schliessen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich das Feuer von einem Raum aus weiter ausbreitet. Die allermeisten dieser Brandschutzklappen seien genauso alt wie das Kraftwerk, also seit rund 40 Jahren in Betrieb.

Betreiber weist Kritik zurück

Der ortskundige Ex-Mitarbeiter sagte dem SRF, dass diese Vorrichtungen nicht reparabel seien und es keine Hersteller mehr dafür gebe. Auf Lager habe das AKW Gösgen auch keine Brandschutzklappen mehr. Jürg Joss, der als Lüftungstechniker jahrelang solche Klappen in Atomkraftwerken überprüfte, sich heute aber bei dem Verein Fokus Anti-Atom engagiert, bestätigt dem SRF diese Einschätzung. Das Material sei abgenutzt und zum Teil oxidiert, die Schmierfette eingetrocknet, die Mechanik verstaubt. Das alles könnte im Brandfall katastrophale Folgen haben.

Barbara Kreyenbühl, die Leiterin Kommunikation des AKW Gösgen, weist gegenüber dem SRF die Kritik zurück. Das Kernkraftwerk Gösgen sei brandschutztechnisch sicher und verfüge über redundante Sicherheitsvorkehrungen, die technischen Brandschutzeinrichtungen würden fortlaufend modernisiert werden. Brandschutz, Löscheinrichtungen und die Betriebsfeuerwehr garantierten den Brandschutz im Kernkraftwerk Gösgen vollumfänglich.

Ensi fordert Detailkonzept

Auf Anfrage des SRF bestätigt auch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi im Grundsatz diesen Befund. Allerdings habe die Aufsichtsbehörde bei einer Routineinspektion im Jahr 2016 tatsächlich Probleme bei den Brandklappen festgestellt und vom Betreiber ein Ersatzkonzept verlangt. Dieses wurde vorgelegt, doch das Ensi forderte im Frühjahr diesen Jahres ein weiteres en dé­tail. Die Leiterin Kommunikation berichtet, dieses sei vor wenigen Tagen eingereicht worden.

Über den Inhalt hüllt sich Kreyenbühl in Schweigen. Sie verweist auf die sonstigen Brandschutzeinrichtungen und deren fortlaufende Modernisierung. Das KKG gebe jährlich eine Million Franken für den Brandschutz aus. Die neuen Pläne werden derzeit vom Ensi geprüft. Das Nuklearsicherheitsinspektorat misst dem Vorkommnis «eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit» zu, was die AKW-Kritiker anders sehen dürften.

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