Gefährliche KrankheitenWird die Schweiz zum Hotspot tropischer Mückenarten?
Von Monique Misteli
10.9.2022
Muss man vor der Tigermücke Angst haben?
Tessin, Graubünden, Basel und seit Sommer 2019 auch in Zürich: Die asiatische Tigermücke ist auf dem Vormarsch und beunruhigt die Bevölkerung. Schliesslich gilt das Insekt als Überträger tropischer Virus-Erkrankungen. Sind wir in Gefahr?
17.01.2020
Mehr und mehr exotische Mücken überwintern dank des wärmeren Klimas in der Schweiz. Die Insekten bringen auch übertragbare Krankheiten ins Land, etwa das West-Nil-Virus.
Von Monique Misteli
10.09.2022, 10:14
Monique Misteli
Stechmücken sind besonders zwischen Mai und September aktiv. Wegen der milderen Temperaturen können mehr und mehr Mückenarten aus dem Süden auch hierzulande überwintern. Doch mit den Mücken überwintern auch Viren, sagt Bernhard Beck, Arzt an der Praxis für Tropen- und Reisemedizin in Zürich: «Das kann potenziell zu mehr Erkrankungen führen.»
So konnte Anfang August im Tessin auch erstmals das West-Nil-Virus in heimischen Mücken nachgewiesen werden.
Von Zugvögeln über Mücken zum Menschen
Zugvögel vom Mittelmeer und Schwarzen Meer tragen das West-Nil-Virus in sich. Stechmücken übertragen das Virus von den Vögeln auf Säugetiere, besonders auf Pferde und andere Wirbeltiere. Auch Menschen können sich durch einen Mückenstich mit dem Virus infizieren. Ein zusätzliches Ansteckungsrisiko besteht bei Bluttransfusionen, Organspenden sowie bei Schwangerschaften.
Das bestätigen die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Gesundheit: 80 Prozent der infizierten Personen haben keine Symptome, die restlichen entwickeln nach einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen grippeähnliche Symptome mit hohem Fieber und starken Kopfschmerzen.
«Das Ansteckungsrisiko ist auf Reisen immer noch am grössten»
Dr. Bernhard Beck
Spezialist für Tropen- und Reisemedizin
Hingegen ist bei älteren Menschen Vorsicht geboten, da das Risiko für Hirn- und Hirnhautentzündungen grösser ist, sagt Beck. In sehr seltenen Fällen (0.1%) können diese Komplikationen zum Tod führen. Deshalb empfiehlt Beck: «Wer mehr als zwei Tage starke Kopfschmerzen hat, soll sich an seinen Hausarzt wenden.»
Die Heilung verläuft meist ohne spezielle Therapie. Eine Impfung für Menschen gibt es nicht, nur für Pferde. Am besten schütze man sich mit den gängigen Mückensprays und langer Kleidung, so Beck.
Bereits seit 2003 in der Schweiz
Die virale Erkrankung hat sich ab den 1950er-Jahren von den süd- und südosteuropäischen Ländern auf sämtlichen Kontinenten verbreitet. Seither kommt es immer mal wieder zu unregelmässigen Ausbrüchen. Jüngst wurden Fälle in Europa, vor allem in Italien, gemeldet. In der Schweiz trat das Virus das erste Mal 2003 auf.
Grösstes Ansteckungsrisiko auf Reisen
Auch nicht-heimische Mückenarten können mittlerweile in der Schweiz überwintern. Etwa die Tiger- oder Malariamücke, die gefährlichere Erreger wie das Zika-, Dengue-, und Chikungunya-Virus übertragen können.
Laut Beck wird die Verbreitung solcher Viren in der Schweiz gut beobachtet. Eine allfällige Infektion könne dadurch rasch behandelt und eine Ausbreitung verhindert werden. Deshalb sei das Ansteckungsrisiko auf Reisen immer noch am grössten, sagt Bernhard Beck.