Klimaschutz-Vorstoss Radikale Idee: Schweizer Politiker wollen Inlandsflüge verbieten

tsch

24.8.2018

Mit einer radikalen Idee soll das Klima besser geschützt werden: Einige Schweizer Politiker fordern ein Verbot von Inlandsflügen.

50 Inlandflüge gibt es täglich in der Schweiz. Man kann von Zürich nach Genf fliegen oder nach Lugano. Das ginge auch mit dem Zug: Der Zeitaufwand wäre kaum grösser, die CO2-Bilanz aber viel besser. Mit einer radikalen Forderung liess jezt der Baselbieter Grünen-Präsident Bálint Csontos aufhorchen: Er will aus Klimaschutzgründen ein generelles Verbot von Kurzstreckenflügen in Europa.

Auf dem Online-Portal «Prime News»  sagte Csontos: «Wir haben versagt, weil wir der Fluglobby bislang immer den Vortritt gelassen haben – gerade beim Klimaabkommen, wo der Flugverkehr ausgenommen ist.» Ziele in der Schweiz, aber auch in Deutschland und Österreich seien bequem und schnell auch mit dem Zug zu erreichen.

Seine Parteikollegin, Nationalrätin Aline Trede, pflichtet ihm bei: «Ich würde ein Inlandflugverbot befürworten», sagte sie in der «Aargauer Zeitung». Sie sei sich bewusst, dass Verbote unpopulär und schwer durchzubringen seien. «Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass in ökologischen Anliegen freiwillige Massnahmen fast nie greifen.»

Unterstützung bekommen die Grünen unter anderem vom SP-Nationalrat Thomas Hardegger. Der «Blick» zitiert ihn mit den Worten: «Viele Leute sind sich bewusst, dass sie zu unrealistisch billigen Tarifen fliegen, und haben ein schlechtes Gewissen.»

Die Forderung nach einem Verbot von Inlandsflügen stösst nicht bei allen Politikern auf offene Ohren. «Politiker wissen nicht, was die richtige Mobilität ist. Wir müssen dies den Leuten nicht vorschreiben», sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter im «Blick».

Sein Parteifreund Christian Imark pflichtete ihm in «20 Minuten» bei: «Eine Gesellschaft muss funktionieren. Menschen brauchen Platz und verursachen CO2. Wer das stoppen will, denkt keine Sekunde über die soziale Verträglichkeit nach. Arbeitsplatzverlust und Aufgabe der persönlichen Freiheit bis hin zu sozialen Unruhen wären die Folgen.»

Die Diskussion um Verbote für Inlandsflüge wird auch in anderen Ländern geführt. In Deutschland etwa empfindet es der Mobilitätsforscher Andreas Knie als Skandal, «dass wir Plastikstrohhalme verbieten, aber weiterhin durch Deutschland fliegen». In der Wochenzeitung «Zeit»  forderte er sogar, die Anzahl der Flüge pro Mensch zu deckeln. Zumindest aber «muss Fliegen teurer werden, der Preis muss die ökologischen Kosten enthalten».

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