Tendenz nach WahlsonntagPolitologe Hermann: «Es geht in eine Richtung, und die heisst eher rechts»
uri
3.4.2023
Am Wochenende haben die Kantone Luzern, Genf und Tessin gewählt. Der letzte Testlauf vor den eidgenössischen Wahlen deutet laut dem Politologen Michael Hermann einen Rechtsruck an.
uri
03.04.2023, 12:47
03.04.2023, 14:54
uri
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach den Wahlen in mehreren Kantonen sieht der Politologe Michael Hermann die «grüne Welle» gebrochen.
Vor den eidgenössischen Wahlen im Oktober sei es zu einem «recht deutlichen Rechtsrutsch» gekommen.
Die CS-Krise hat sich laut Hermann bisher nicht stark auf das Wählerverhalten ausgewirkt.
Die Wahlergebnisse aus Luzern und Genf, zeigten nicht zuletzt, dass vor allem die Grünen unter Druck kommen, erklärte der Politgeograf Michael Hermann dem SRF. Selbst in Genf, wo sie im Gegensatz zu Luzern ihre Sitze verteidigen konnten, sei das Ergebnis nicht positiv.
Schliesslich habe man in Genf vor fünf Jahren, also noch vor der «grünen Welle», gewählt. Vor diesem Hintergrund müsse das Resultat der Grünen «eigentlich enttäuschen».
Die Zugewinne der SVP in Luzern und Genf würden unterdessen nicht nur auf eine «vermutlich gebrochene grüne Welle» verweisen. Sie signalisierten zugleich einen «recht deutlichen Rechtsrutsch» und dass sich «auch noch mehr bewegen könnte in der politischen Landschaft bis zu den Wahlen im Herbst.»
SP konnte von CS-Krise nicht profitieren
Ein bestimmender Effekt der Krise der Credit Suisse sei bei den Wahlen unterdessen nicht wahrnehmbar gewesen, sagte Hermann. So sei das Resultat der SP – bei der man am ehesten davon habe ausgehen können, dass sie davon profitiert – eher durchzogen gewesen.
Dagegen habe die FDP als klassische Bankenpartei gar nicht schlecht abgeschnitten. Sie habe zwar in Genf Einbussen hinnehmen müssen. Allerdings müsse man das in Zusammenhang mit der neuen Liste von Pierre Maudet sehen. Diese habe der FDP «klar Stimmen weggenommen», so Hermann.
SVP-Dynamik könnte sich wie im Jahr 2015 verstärken
Trotz der Wut in der Bevölkerung angesichts des Bankenskandals sei hier also gar nicht so viel in Bewegung gekommen. Das zeige auch, dass solche Ereignisse nicht einfach «direkt in Parteistimmen umzumünzen» seien.
Davon profitiert die SVP
Der Politologe Michael Hermann sieht zwei Gründe, warum die SVP bei den kantonalen Wahlen am Sonntag gestärkt wurde.
Ein Grund sei die stark gestiegene Bedeutung des Themas Zuwanderung, wie er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Die Wut über den Untergang der CS habe – anders als man vermuten könne – nicht der SP genutzt, sondern eher der SVP.
Ursächlich dafür: Wer bürgerlich eingestellt ist, wählt deshalb nicht plötzlich links. Deshalb zahle das eher bei der SVP mit ihrem Image als Protestpartei ein.
Bis Oktober könne sich die SVP-Dynamik, so wie man es auch im Sommer 2015 habe beobachten können, weiter verstärken, so Hermann. Zwar könne bis dahin natürlich noch einiges passieren, sich etwa auch die Bankenkrise noch intensivieren. Grundsätzlich könne man aber bereits sehen: «Es geht in eine gewisse Richtung, und die heisst eher rechts.»