Rätsel gelöst Pfusch beim Tunnelbau führte im Lötschberg zu Wassereinbruch

sob

15.5.2020

Aussicht auf die Gleise im Lötschberg-Basistunnel, aufgenommen in der Fahrerkabine eines BLS-Zugs während der Fahrt von Brig nach Kandersteg.
Aussicht auf die Gleise im Lötschberg-Basistunnel, aufgenommen in der Fahrerkabine eines BLS-Zugs während der Fahrt von Brig nach Kandersteg.
Keystone

Immer wieder kommt es seit Februar im Lötschberg-Basistunnel fast zur Katastrophe, weil aus unerklärlichen Gründen Wasser einbricht. Jetzt ist das Rätsel gelöst. Beim Bau der Neat-Röhre wurde gepfuscht.

Der Zug rast mit 200 km/h durch den Lötschberg-Basistunnel. Plötzlich bemerkt der Lokführer, dass die Geleise vor ihm 30 Zentimeter tief im Schlamm und Wasser stecken – auf einer Länge von 500 Metern. Für eine Notbremsung ist es zu spät. Hoffen, dass nichts passiert. Ein Albtraum.

So ist es geschehen am 6. Februar kurz nach Mittag, als der Intercity Romanshorn–Brig durch die Röhre schoss, dann wieder im März, und ein drittes Mal Ende April. Seither rätseln die Fachleute über die Ursache des Wassereinbruchs.



Nun scheint das Rätsel gelöst. Ursache der Überschwemmungen in der Oströhre der Neat sind eine beim Bau nicht verschlossene Sondierbohrung und eine Wasserleitung, die aus dem Fels durch den Tunnel hindurchgeleitet wird. Diese Details bestätigte der Projektleiter Alptransit BLS, Stefan Irngartinger, vergangene Woche gegenüber dem englischsprachigen Fachmagazin «Tunneltalk», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Leitung verstopft

Die Ingenieure stiessen 2001 bei Baubeginn am Südportal auf eine 500 Meter lange wasserhaltige Karstzone. Bei den Bohrarbeiten schoss das Wasser mit grossem Druck aus dem Boden. Die Ingenieure entschieden sich, das Wasser zu sammeln und durch eine Leitung innerhalb des Tunnels bis ans Ende des Südportals zu leiten. Inzwischen sind fast 20 Jahre vergangen, und die Leitung, die in den Tunnel führt, ist offenbar verstopft. Das führte zu den Wassereinbrüchen.

Eine bessere Lösung wäre es damals gewesen, die Quelle zu verschliessen oder das Wasser ausserhalb des Tunnels abzuleiten, wie BLS-Projektleiter Irngartinger durchblicken lässt.

BLS arbeitet an Lösung

Die BLS will den entstandenen Schaden am Tunnel beheben. Bisher hat  sich das Bahnunternehmen darauf beschränkt, das eindringende Wasser in Becken aufzufangen und so zu verhindern, dass Schlamm auf die Schienen kommt. Bis im Herbst will die BLS darlegen, wie das Problem dauerhaft gelöst werden könnte. Kurzfristige Kosten würden teilweise von der Versicherung übernommen, längerfristige Massnahmen seien über eine Leistungsvereinbarung mit dem Bund gedeckt.

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