«Ehe für alle»-Rivalinnen bei blue «Nach der ‹Arena› gehen wir noch was essen, oder?»

Von Alex Rudolf

9.9.2021

Ehe für alle: Das sagen Befürworterin Schwendimann und Gegnerin Lehmann

Ehe für alle: Das sagen Befürworterin Schwendimann und Gegnerin Lehmann

Am 10. September standen sich Priscilla Schwendimann und Regula Lehmann in der «Arena» des Schweizer Fernsehen gegenüber. Zuvor kreuzten die beiden bei «LÄSSER» die Klingen – und stritten über die Ehe für alle. Den ganzen Talk gibts hier.

10.09.2021

Am Freitagabend stehen sich Priscilla Schwendimann und Regula Lehmann in der «Arena» des Schweizer Fernsehen gegenüber. Vorher kreuzten die beiden bei «LÄSSER» die Klingen – und stritten über die Ehe für alle.

Von Alex Rudolf

«Du kommst heute noch dazu, Sport zu machen? Streicht man den Sport, ist das schlecht für die psychische Gesundheit», sagt Regula Lehmann zu Priscilla Schwendimann. Sie unterhalten sich über das Joggen. Was wie ein Gespräch zwischen zwei Freundinnen klingt, ist eines zwischen den derzeit wohl grössten politischen Rivalinnen der Schweiz.

Schwendimann, lesbische Pfarrerin und Befürworterin der «Ehe für alle», über die in gut zwei Wochen abgestimmt wird, und Lehmann, Familienfrau und Gegnerin der Vorlage.

Am Freitagabend treffen die beiden Frauen in der Arena des Schweizer Fernsehens aufeinander, um das Fernsehpublikum von ihrer jeweiligen Parole zu überzeugen. Doch zuvor duellierten sie sich auf blue TV in der Sendung von Claudia Lässer. Die Wege der beiden kreuzten sich vor dem Aufeinandertreffen im TV-Studio in Volketswil schon mehrfach. Man kennt und respektiert sich.

Doch so freundlich die beiden miteinander umgehen, so verhärtet sind die politischen Fronten.

Lässer_Quotes_Ehe_für_alle_Priscilla_Schwendimann

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09.09.2021

Für die Befürworter*innen der Vorlage handelt es sich bei der «Ehe für alle» um einen längst notwendigen Schritt für die Gleichberechtigung zwischen homo- und heterosexuellen Paaren. Diese ist aber nicht der strittige Punkt. Denn die Gegner*innen halten es für problematisch, dass ein Kind möglicherweise ohne Vater oder ohne Mutter aufwächst. Besonders weil lesbische Paare Zugriff auf künstliche Befruchtung erhalten würden, befürchten die Gegner aus den Reihen der EDU und SVP, eine Benachteiligung des Kindes.

«Für mich ist das eine biologische Frage»

«Wir wollen weder eine vater- noch eine männerlose Gesellschaft. Aber wir möchten nun mal auch gerne Kinder», sagt Schwendimann kurz nach der Sendung zu «blue News». Sie und ihre Partnerin werden das Kind genauso stark lieben, wie es ein heterosexuelles Paar macht – mit männlicher Bezugsperson.

Wäre Schwendimann keine gute Mutter, Frau Lehmann? «Für mich ist das eine biologische Frage. Denn Mütter sind keine Väter und Väter sind keine Mütter», sagt sie.

Lässer_Quotes_Ehe_für_alle_Regula_Lehmann

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09.09.2021

«Wenn wir die Arena hinter uns haben, gehen wir zusammen etwas essen, oder?», sagt Lehmann bei der Verabschiedung. Schwendimann nickt freundlich. Im Gegensatz zum angenehmen Umgangston der beiden Frauen miteinander vergreifen sich Befürworter*innen und Gegner*innen nun in der heissen Phase des Abstimmungskampfs im Ton.

Das welsche Gegner-Komitee sorgte etwa für Aufsehen mit einer Plakatreihe. Dabei sind Tote als Samenspender und dunkelhäutige Frauen als Leihmütter dargestellt. «Das ist irrsinnig verletzend, denn wir werden als Monster dargestellt», sagt Schwendimann. Diese Kampagne habe sich klar im Ton vergriffen.

«Das ist kein guter Umgang»

Auch Lehmann muss Angriffe unterhalb der Gürtellinie einstecken. «Als wir das Referendum einreichten, störte uns eine Gruppe von bis zu 50 Menschen mit Sprechkören. Das ist kein guter Umgang», sagt sie. Auf den sozialen Medien sei ihr auch schon an den Kopf geworfen worden, dass solche Frauen wie sie früher auf dem Scheiterhaufen gelandet wären. «Ich höre Deftiges von Menschen, die von sich sagen, sie seien tolerant.»


LÄSSER wird am Montag um 20 Uhr in voller Länge auf blue Zoom ausgestrahlt.