Wegen Influencern Kinder verwenden Anti-Aging-Produkte – mit Folgen

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19.10.2024

Immer mehr Kinder kaufen sich Anti-Aging-Produkte. Diese sind jedoch schlecht für ihre Haut.
Immer mehr Kinder kaufen sich Anti-Aging-Produkte. Diese sind jedoch schlecht für ihre Haut.
KEYSTONE

Der Einfluss von «Skinfluencern» auf den sozialen Medien führt dazu, dass immer jüngere Kinder Hautpflege-Produkte für Erwachsene verwenden. Experten warnen vor gesundheitlichen Risiken.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Immer jüngere Mädchen ahmen aufwendige Hautpflege-Routinen von Influencern nach und verwenden Anti-Aging-Produkte.
  • Es sind Produkte, die sie eigentlich gar nicht brauchen.
  • Experten warnen: Kinderhaut braucht kaum Pflege.
  • Die Produkte können Hautprobleme sogar verschlimmern, besonders in der Pubertät.
  • Das sollten Eltern laut Experten tun.

In den sozialen Medien gibt es viele Skinfluencer. Das sind Influencer, die ihre tägliche Hautpflege-Routine zeigen und Produkte vorstellen, mit denen man Problemzonen im Gesicht bekämpfen kann.

Wie so oft bei Internet-Trends ahmen Kinder und Jugendliche diese nach. Das führt dazu, dass auf TikTok und Instagram Mädchen im Primarschul-Alter ihr Schönheitsprogramm zeigen: Gesicht reinigen, Serum auftupfen und eine Anti-Aging-Creme einmassieren. Produkte, die für ihre Altersgruppe weder notwendig noch geeignet sind.

Markenmanagement-Professor Karsten Kilian von der Technischen Hochschule Würzburg-Scheinfurt erzählt dem «Tages-Anzeiger», dass dies vor allem in der USA ausgeprägt sei. Aber auch in Deutschland oder in der Schweiz nutzen immer jüngere Mädchen diese Produkte, «die sie zum einen nicht brauchen und die zum anderen nicht für sie gemacht wurden», sagt der Experte.

Statt Süssigkeiten verlangen Kinder Schönheitsprodukte

In Drogeriemärkten habe sich dadurch eine neue Art von «Quengelzone» entwickelt, in der Kinder statt nach Süssigkeiten nun Schönheitsprodukte verlangen.

Konsumentenschützerin Kerstin Etzenbach-Effers sieht vor allem Inhaltsstoffe wie Retinol, Fruchtsäure oder Vitamin C kritisch. Diese könnten bei Kindern Hautreizungen, Entzündungen und Ekzeme verursachen.

Der Grund: Im Vergleich zu Erwachsenen hätten Kinder eine schwächere Hautbarriere und ein sich noch entwickelndes Immunsystem. «Dies macht ihre Haut anfälliger für äussere Reizstoffe, Umweltfaktoren und Allergene», so Etzenbach-Effers zum «Tages-Anzeiger». Zum Teil enthielten Anti-Aging-Cremen auch UV-Filter, die im Verdacht stehen, das Hormonsystem zu schädigen.

Anti-Aging-Pflege können Haut verschlimmern

Bei Kindern gilt deshalb: Weniger ist mehr. Kinderhaut brauche gar keine Pflege, ausser es habe eine Hautkrankheit, sagt der Hautarzt Christoph Lieblich. «Bei Pubertierenden mit Akne würde eine reichhaltige Anti-Aging-Pflege die Pickel sogar noch fördern.»

So sieht es auch Christiane Bayerl, Dermatologin und Herausgeberin der Fachzeitschrift «Aktuelle Dermatologie»: «Anti-Aging-Präparate sind völlig unnötig, aber nicht gefährlich für die Kinderhaut.» In der Pubertät könne  zu viel Pflege und schlechtes Abschminken unreine Haut verursachen.

Doch nebst dem sich verschlechterten Hautbild gibt es auch weitere Risiken. Marketing-Experte Kilian erklärt: «Der Fokus auf das äussere Erscheinungsbild kann zu einem gestörten Selbstbild führen, zu fehlendem Selbstvertrauen und zu einem geringen Selbstwertgefühl.» 

Vor allem traditionelle Rollenbilder wie die stereotypische Darstellung von Mädchen und Frauen würden dadurch gefördert werden, sagt Kilian.

«Es entsteht eine falsche Vorstellung von Schönheit»

Auch problematisch findet Kilian, dass Kinder und Jugendliche die Produkte nachkaufen, dafür ihr ganzes Taschengeld für Kosmetik ausgeben und immer mehr Zeit aufs Pflegen und Schminken verwenden würden. «Dadurch entsteht eine falsche Vorstellung von Schönheit», sagt er. Und zum Teil auch davon, was natürlich ist.

In den sozialen Medien sind Menschen mit Hautunreinheiten oder anderen kleinen Makeln eher selten zu sehen, da starkes Make-up, Bildbearbeitung und optimale Beleuchtung für makellose Darstellungen sorgen. Hautarzt Liebich erklärt, dass dies dazu führt, dass eigene Pickel als ein schlimmes Problem wahrgenommen werden.

Jugendliche hören mehr auf Tipps von TikTok

Der Hautarzt stellt auch fest,  dass Jugendliche verzweifeln wenn ein Akneprodukt auf dem Interview dann doch nicht so gut funktioniere. Oftmals würden junge Patienten auch mehr Vertrauen in Informationen aus TikTok setzen als in den Rat eines Facharztes. 

Besonders problematisch findet Bayerl Anleitungen aus dem Internet, um sich selbst Gesichtscremen zu mischen. «Da passiert nichts, wenn man sie einmal frisch verwendet», sagt die Dermatologin dem «Tages-Anzeiger». Die Cremen seien zudem nicht konserviert und könnten schnell mit Keimen besiedelt werden.

Aber gibt es für dieses Problem eine Lösung? «Kinder müssten vermittelt werden, dass sie genau richtig sind, wie sie sind, um keine Kosmetikprodukte benötigen, um schön zu sein», sagt Konsumentenschützerin Etzenbach-Effers.


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