Steigende FallzahlenForscher mahnen: «Jetzt zählen die Handlungen jedes Einzelnen»
tsha/SDA
12.10.2020
Die Coronafallzahlen steigen weiter an. Jetzt sei «solidarisches Handeln» gefragt, sagen Experten – und rufen die Hygiene- und Sicherheitsmassnahemn in Erinnerung.
Das Bundesamt für Gesundheit meldet immer mehr Infektionen mit dem Coronavirus: Von Freitag bis Sonntag wurden 4'068 neue Ansteckungen bekannt, wie am Montag mitgeteilt wurde. So hoch waren die täglichen Fallzahlen letztmals Ende März und Anfang April.
Experten schlagen deshalb Alarm und warnen: Die Schweiz müsse nun alles tun, um die Fallzahlen wieder unter Kontrolle zu bringen.
«Wir müssen die Grundmassnahmen, Hygiene und Distanz, jetzt rigoros und konsequent einhalten und nicht nachlassen», sagt etwa der Epidemiologe Marcel Tanner, der auch Mitglied der Coronataskforce des Bundes ist. Ansonsten drohten «restriktive flächendeckende Massnahmen wie auch Lockdowns», so Tanner gegenüber «20 Minuten».
«Das Denken nicht den Behörden überlassen»
Würden jetzt die Coronaverhaltensregeln eingehalten, könnte eine gewisse Normalität weiterhin aufrechterhalten werden. Deshalb sieht Tanner auch jeden Einzelnen in der Verantwortung: «Wir können nicht ungehemmt und nur auf uns selbst bezogen durchs Leben gehen und das Denken den Behörden und Vorschriften überlassen», so der Forscher.
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Es werde zwar sicher möglich sein, ein Weihnachtsfest zu veranstalten, sagte Tanner in der Sendung «Rendez-vous» von Radio SRF vom Montagmittag – allerdings mit der notwendigen Distanz und Hygiene. Und wenn es in Innenräumen stattfinde, auch mit regelmässigem Lüften. «Vielleicht wäre auch einmal eine Waldweihnacht eine Alternative», sagte Tanner weiter.
«Nicht erst reagieren, wenn Todesraten hoch sind»
Auch die Covid-19-Taskforce aus Wissenschaftlern warnt vor einem Nachlassen der Anstrengungen. «Dieses Virus hat Eigenschaften, die zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen können, was zu massiven gesundheitlichen Schäden führen würde», heisst es in einem aktuellen Lagebericht.
«Eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus hätte zwangsläufig auch grosse negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.» Deshalb habe eine «Stabilisierung und Senkung der Fallzahlen» derzeit höchste Priorität.
Es sei wichtig, die Coronainfektionen auf einem Niveau zu halten, das es weiterhin ermögliche, ausreichend zu testen sowie die Kontaktverfolgung aufrechtzuerhalten. «Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn die Hospitalisierungs- oder Todesraten hoch sind», so die eindringliche Warnung der Taskforce.
Es sei deshalb wichtig, die bereits bestehenden Massnahmen umzusetzen. Heisst: Es sollte vermieden werden, sich in grossen Gruppen zu treffen, vor allem in Innenräumen; sollen dennoch grössere Menschengruppen aufeinandertreffen, sollte man unbedingt eine Maske tragen. «Zentral ist, dass diese Massnahmen auch diszipliniert befolgt werden», schreibt die Taskforce. «Das bedingt bewussten Umgang und ein solidarisches Handeln aller Individuen, Institutionen und Organisationen.»
«Es geht nicht um Panikmache»
Ähnlich sieht das die Virologin Isabelle Eckerle. «Es geht weder um Panikmache noch darum, Angst zu verbreiten – aber aktuell zählen die Handlungen eines jeden Einzelnen, um diesen Trend noch umzudrehen», schreibt Eckerle bei Twitter.
Es geht nicht um Panikmache noch darum Angst zu verbreiten - aber aktuell zählen die Handlungen eines jeden Einzelnen, um diesen noch Trend umzudrehen. Und dazu gehört, Risiken einer Transmission zu minimieren. Ich halte das für eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. 4/4
Die Epidemiologin Emma Hodcroft vom Biozentrum der Universität Basel weist auf Twitter ebenfalls auf die Bedeutung der bestehenden Verhaltensregeln hin: Man solle enge Kontakte, geschlossene Räume und Menschenansammlungen möglichst vermeiden, schreibt sie.
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