SBB-Pannenzug Es hagelt noch mehr Kritik am Dosto

uri

18.4.2019

Der SBB-Pannenzug Dosto kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Erst kürzlich bewiesen Messungen, dass es Passagiere darin unangenehm durchrüttelt. Nun kritisieren Fachleute die entstehenden hohen Kosten.

Der SBB-Fernverkehrszug FV-Dosto von Bombardier soll mit seiner neuen Neigetechnik Kurven schneller fahren können und so die Fahrzeit zwischen Bern und Lausanne um fünf Minuten von 66 auf 61 Minuten verkürzen.

Die Wankkompensation genannte Technik des bisher vor allem durch seine Pannenanfälligkeit aufgefallenen Doppelstöckers wird allerdings auch dafür verantwortlich gemacht, dass die Passagiere unangenehm durchgerüttelt werden.

Auch andere Züge könnten Strecke schneller schaffen

Jetzt kommt weitere Kritik von Fachleuten am FV-Dosto, wie SRF berichtet. SVP-Verkehrspolitiker Ulrich Giezendanner befürchtet gegenüber der Tagesschau, dass der neue Zug den Steuerzahler teuer zu stehen kommen dürfte, denn man müsse 300 Millionen Franken in die Infrastruktur investieren, für die «sogenannte Fitmachung dieses Zuges.» Das bedeute, dass man die Gleise verstärken und den Neigungswinkel neu anlegen müsse. Andernfalls, so Giezendanner, könne er gar nicht richtig eingesetzt werden.

In die gleiche Kerbe schlägt Eisenbahn-Experte Ruedi Beutler. Der ehemalige Leiter Zugflottenbeschaffer bei der SBB sagt, die 300 Steuermillionen würden nicht benötigt, denn bereits mit heute im S-Bahn-Verkehr fahrenden Zügen könne man die Strecken schneller schaffen – und das ohne Ausbauten.

Geld für Substanzerhalt benötigt

Auch kritisiert Beutler, dass man überhaupt auf die neue Wankkompensations-Neigetechnik setze, denn diese sei bislang weltweit noch nie bei Doppelstöckern eingesetzt worden. Beutler befürchtet aufgrund der Komplexität des Systems, dass man langfristig von einzelnen Lieferanten abhängig werde und bei Pannen womöglich der ganze Zug nicht mehr fahren könne.

Nach Ausstrahlung des Berichts nahm die SBB gegenüber SRF Stellung. Das Bahnunternehmen erklärte, die Investitionen seien nicht nur wegen der neuen Neigetechnik nötig, sondern zum generellen Substanzerhalt. Mehrkosten seien wegen der Wankkompensation nicht entstanden. Im Gegenteil würde sie zu Einsparungen im Gesamtsystem führen, denn aufgrund der «neuen Technik könnten Kurven schneller befahren werden». Ein solcher Zeitgewinn sei «sonst nur mit sehr teuren Infrastrukturausbauten zu erreichen».

Bilder aus der Schweiz
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