Kanton Bern verlängert FerienDie Festtage werden zum Problem der Schulen
uri
10.12.2021
In den Schulen steigen die Corona-Zahlen drastisch. Damit Schüler das Virus an Weihnachten nicht in die erweiterte Familie tragen, denken Lehrerverbände nun an vorgezogene Ferien.
uri
10.12.2021, 17:53
uri
«Die Covid-Fälle an den Schulen häufen sich in rasantem Tempo. In Dänemark oder Belgien werden deshalb die Weihnachtsferien bereits vorgezogen und verlängert, um die Kontakte zu reduzieren. Gestern reagierte der Kanton Bern und zog den Start der Weihnachtsferien um drei Tage vor, wie die «Berner Zeitung» berichtet.»
Zuvor hatte schon der Aargauer Lehrerinnen- und Lehrerverband den gleichen Schritt gefordert, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Unterstützung findet die Idee auch beim Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).
Die Zentralsekretärin des Verbands, Franziska Peterhans, sagte blue News, die Situation in den Schulen sei derzeit sehr anspruchsvoll: «Man muss etwas machen. Die Ansteckungszahlen sind sehr hoch. Ich habe gerade am Morgen wieder Berichte von Schulen gehört, wo gerade noch sechs Kinder in der Klasse sind, weil sie erkrankt sind – allerdings nicht nur an Corona – oder aufgrund von Quarantänelösungen.»
Obwohl sich Peterhans bewusst ist, dass eine kurzfristige Vorverlegung der Ferien nicht zuletzt eine Belastung für die Schüler*innen und ihre Familien darstellt, handle es sich um eine gute Lösung, die dabei hilft, die Ansteckungsketten zu unterbrechen. «Die Kinder sollten nicht direkt vom Klassenzimmer ans Familien-Weihnachtsfest», ist sie überzeugt. Bern habe dazu bereits entschieden, Aargau werde das noch tun, und sie rechne damit, dass noch weitere Kantone diskutieren und dann ebenfalls entscheiden würden.
Ernüchterung ist bei ihr herauszuhören, wenn es um weitere wichtige Massnahmen zur Einschränkung der Pandemie an den Schulen geht. So habe der LCH schon längst die Einrichtung flächendeckender Massentests angemahnt – «und zwar so, dass die Testergebnisse schnell zur Verfügung stehen und sich die Schülerinnen und Schüler daran beteiligen». In manchen Schulen klappe das gut, so Peterhans, «in anderen sagen noch zu viele Eltern: ‹Mein› Kind macht da nicht mit›».
Schlechte Luft in Klassenzimmern
Ebenfalls habe man längst CO2-Messgeräte für die Schulen gefordert, um registrieren zu können, wann ein kritischer Aerosolwert erreicht worden sei. Was die Belüftung an den Schulen angehe, sei es schon im vergangenen Jahr an den Schulen, Gemeinden und Kantonen gewesen, «nachhaltige Massnahmen zu treffen, etwa Lüftungen einzubauen, wo es nötig ist», sagt Peterhans. Ihre Anerkennung gilt zwar den Behörden und den Schulen, die das vorbildlich gemacht hätten, allerdings seien entsprechende Schritte «leider an vielen Orten verpasst» worden.
Dass hier bei vielen Schulen weiterhin Handlungsbedarf besteht, zeigt auch eine neue Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) und des Kantons Graubünden, wonach die Luftqualität in vielen Klassenzimmern mangelhaft ist. Dabei steckten sich nach den bisherigen Erkenntnissen Personen in schlecht durchlüfteten Klassenzimmern rund sechsmal häufiger mit dem Coronavirus an als in gut gelüfteten Räumen, wie Empa-Forscher Hossein Gorji der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Wie die Untersuchung ergab, lag in 60 Prozent der untersuchten Klassenzimmer der CO2-Gehalt bei über 2'000 ppm (Teilchen pro Million Teilchen), wobei die Empa einen Grenzwert von höchstens 1'000 ppm empfiehlt. In Schulzimmern, worin sich besonders viele Personen mit dem Coronavirus infizierten, wurde ein CO2-Gehalt von häufig über 3'000 ppm festgestellt.
Erweiterte Maskentragpflicht an Zürcher Schulen
Was das Vorziehen der Weihnachtsferien angeht, ist immerhin der Kanton Zürich aus dem Schneider, denn hier ist der letzte Schultag vor den Ferien ganz offiziell am 17. Dezember, was eine recht grosse zeitliche Distanz zum Fest garantiert.
Allerdings reagierte auch der Kanton Zürich bereits gestern auf die angespannte Corona-Lage mit einer erweiterten Maskenpflicht – und zwar für nach den Ferien. Um den Schulbetrieb dann «möglichst sicher starten zu können», müssen ab dem 3. Januar 2022 auch Schülerinnen und Schüler der 1. bis 3. Primarschulklassen Maske tragen, wie der Kanton mitteilte. Ab der 4. Klasse der Primarstufe gilt die Maskentragpflicht bereits seit dem 1. Dezember. Diese Massnahmen sind bis zum 24. Januar 2022 befristet.