Aufruhr im Tal Chinesen sollen an Walliser Trinkwasser interessiert sein

Von Stefan Michel

17.3.2023

Die Bevölkerung Turtmanns fürchtet den Verkauf von Quellrechten an chinesische Investoren.
Die Bevölkerung Turtmanns fürchtet den Verkauf von Quellrechten an chinesische Investoren.
Bild: Keystone

Der Inhaber der Bezugsrechte einer Trinkwasserquelle in Turtmann VS will diese weiterverkaufen. Unter den Interessenten sollen auch chinesische Investoren sein. Die Dorfgemeinschaft ist aufgewühlt.

Von Stefan Michel

17.3.2023

Die Gemeinde Turtmann VS hat die Trinkwasserquelle Mühlackern verkauft. Oder genauer, sie hat einem Quellrechtsvertrag zugestimmt, der den Partner berechtigt, während 99 Jahren das Trinkwasser zu verkaufen. Das versucht dieser gemäss Reportage im «Blick» seit zwölf Jahren und bis jetzt ohne Erfolg. 

Idee des anonym bleibenden Investors sei, eine Abfüllanlage für Mineralwasser zu bauen. Kostenpunkt rund 30 Millionen Franken. Auf der Etikette wäre das Matterhorn zu sehen, durch das das Wasser fliesse, bevor es in Turtmann aus dem Boden sprudelt.

Der Schweizer Mineralwassermarkt gilt als gesättigt. Darum solle das Produkt ins Ausland verkauft werden. Und jetzt steigt der Puls der Dorfbevölkerung: Chinesen sollen am Projekt interessiert sein. 

Bewohner Turtmanns beklagen Wassermangel

Ein 77-jähriger Dorfbewohner findet es schlecht, dass alles ins Ausland verkauft werde wie gerade die Toblerone-Schokolade. Eine 80-Jährige aus dem Nachbardorf Eischoll findet das laut «Blick» «den Horror». Beide erinnern daran, dass in ihrer Region das Wasser chronisch knapp sei, vergangenes Jahr hätten sie ihre Autos nicht mehr waschen und die Berieselung des Gartens reduzieren müssen.

Dazu ist zu sagen, dass das Wasser im Wallis knapp ist, seit Menschen dort leben. Deshalb haben die Bauern schon vor Jahrhunderten sogenannte Suonen (Wasserkanäle) gebaut.

Fraglich ist, ob das bislang ungenutzte Quellwasser der lokalen Bevölkerung fehlen würde, wenn es in Flaschen abgefüllt exportiert würde. Klärung bringt ein Anruf von blue News bei der Gemeindeverwaltung von Turtmann-Ems, wie die politische Gemeinde seit der Fusion vor zehn Jahren heisst.

«Kein Zusammenhang mit der Wasserknappheit»

Das Wasser der Quelle fliesse ungenutzt in einen Bach und dieser in die Rhone, heisst es dort. Bei den Einwohner*innen Turtmanns kommt es weder aus dem Hahn, noch können Landwirte dieses für die Bewässerung ihrer Flächen nutzen. Zwischen dem Wasser der Quelle Mühlackern und der Wasserversorgung der Gemeinde gebe es keinen Zusammenhang, hält die Verwaltung fest.

Aber offensichtlich weckt der mögliche Verkauf des Wassers an chinesische Investoren ungute Gefühle. Der «Blick» berichtet, dass es auch einen Walliser Interessenten gebe. Allerdings biete dieser weniger Geld für die Nutzung des Trinkwassers.

Immerhin einen Einheimischen hat die Reporterin gefunden, der ein ausländisches Engagement nicht ablehnt: Der 67-Jährige sei Unternehmer und sehe die möglichen Arbeitsplätze im Abfüllwerk positiv, vorausgesetzt, die Arbeitsbedingungen seien gut. Er sei weltoffen und habe kein Problem mit Chinesen.

Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Inhaber der Wasserrechte nur noch von einer Investorengruppe mit ausländischer Beteiligung gesprochen haben. Er wolle ein internationales Konsortium aufbauen, das er selber zu leiten gedenke.