Medienkonferenz des BAG Die vierte Welle ist noch nicht gebrochen

phi/uri

21.9.2021

Trotz wieder sinkender Fallzahlen gibt das BAG keine Entwarnung. Auf ihrer Medienkonferenz zeigen sich die Experten des Bundes besorgt wegen des tiefen Impftempos – gerade mit Blick auf die kalte Jahreszeit.

phi/uri

21.9.2021

Weniger Infektionen, aber zu langsames Impf-Tempo

Die aktuelle Corona-Lage habe sich weiter beruhigt, erklärte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit BAG auf der wöchentlichen Pressekonferenz der Experten des Bundes in Bern. Auch in den Spitälern sei der Rückgang spürbar, die Belegung der Intensivpflegeplätze befinde sich aber nach wie vor «auf sehr hohem Niveau». So seien drei Viertel der Betten derzeit belegt, davon dreissig Prozent von Covid-Patienten.

Die höchsten Inzidenzen beobachte man laut Mathys derzeit bei der jungen, mobilen Bevölkerung. Es steckten sich hauptsächlich 10- bis 19-Jährige an. Deshalb sei kurzfristig mit einem weiteren Rückgang der Spitaleintritte zu rechnen.

Die Geschwindigkeit beim Impfen sei indes immer noch zu langsam, um eine Durchimpfungsrate zu erreichen, die das Geschehen massgebend positiv beeinflussen könne, so Mathys. Im Moment würden etwa 30'000 Impfungen pro Tag verabreicht. Deutliche Zunahmen gebe es bei den jüngeren und jüngsten Alterskategorien.

Deshalb bestehe weiterhin ein «starkes Risiko», dass eine weitere Infektionswelle bevorstehen könne, zumal wenn die Temperaturen in den kommenden Wochen sinken würden. Dann würden sich die Menschen nämlich wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten und das Virus könne so wieder schneller zirkulieren. Verlässliche Prognosen seien derzeit aber immer noch schwer machbar, so der BAG-Experte.

Mathys erklärte zudem, dass der Bund derzeit verschiedene Verhandlungen mit Impfstoff-Anbietern wie Johnson&Johnson führe, da die Nachfrage nach einem alternativen Impfstoff in der Schweiz vorhanden sei. 

Die Medienkonferenz zum Nachlesen:

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  • 15 Uhr

    Die Medienkonferenz ist beendet

    Wir danken für das Interesse.

  • 14.59 Uhr 

    Ist die vierte Welle gebrochen?

    «Ich würde behaupten: Nein», sagt Mathys. Er erwarte aufgrund der kälteren Jahreszeit wieder einen Anstieg. Es sei jetzt entscheidend, wie es in der Schweiz weitergehe. Das Damoklesschwert sei, dass es noch zu viele Personen gebe, die noch nicht geimpft seien und deshalb für eine Infektion anfällig. Man gehe also eher von einer Verschlechterung der Situation aus.

    Die vierte Welle sei wohl noch nicht gebrochen, ergänzt Hurst. Auch im vergangenen Jahr seien die Werte kurz zurückgegangen, bevor sie im Herbst wieder in die Höhe geschnellt seien. Es könne immer Überraschungen geben, aber es sei sehr wahrscheinlich, dass mit der Kälte auch die Fälle wieder zunehmen würden. 

    Samia Hurst, Vizepräsidentin National COVID-19 Science Task Force, auf der Medienkonferenz des Bundes. 
    Samia Hurst, Vizepräsidentin National COVID-19 Science Task Force, auf der Medienkonferenz des Bundes. 
    Screenshot
  • 14.57 Uhr

    Was bringen CO2-Sensoren?

    Hurst erklärt, sie sollten das Lüften gar nicht ersetzen, sondern unterstützen, indem sie anzeigen, wie oft die Luft schon von anderen eingeatmet wurde. Das sei nützlich, wenn wie im Winter nicht den ganzen Tag gelüftet werden könne. Sie seien zudem kostengünstig und schützten vor Aerosolen.

  • 14.54 Uhr

    Was geht mit alternativen Impfstoffen?

    Mathys will sich zu laufenden Verhandkungen oder dem Zulassungsprocedere nichts sagen.

  • 14.53 Uhr 

    Sind psychische Symptome bei Kindern angestiegen?

    Di Gallo sagt, es gebe Studien, die zeigen, dass die psychische Belastung bei Kindern «deutlich zugenommen hat.» Um die Einschränkungen im Alltag einschätzen zu können, brauche man aber auch das Feedback entsprechender Institutionen wie Pro Senectute und weiteren Institutionen. Hier seien inzwischen aber auch bedeutend mehr Anfragen nach Hilfe zu verzeichnen.

    Weiter führt er aus, dass regelmässiges Testen belastend für Kinder und ihre Eltern sei. Man müsse die Zeit zwischen Test und der Kommunikation des Ergebnisses deshalb möglichst kurz halten.

  • 14.49 Uhr

    Ist die dritte Dosis eine angepasste?

    Hurst sagt, bisher bezögen sich die meisten Studien auf eine dritte Dosis, die der Menge der Erst- und Zweitimpfung entspricht. Mathys ergänzt, es müsse auch der richtige Zeitpunkt für eine dritte Impfung gefunden werden und Gruppen definiert werden, die sie bekommen.

  • 14.45 Uhr

    Thema Intensivstation

    Die Leute auf den Intensivstationen seien heute stärker und dadurch länger krank, erklärt Hurst. Deshalb entspanne sich die Lage dort auch nicht besonders. Mathys fügt an, viele Patienten kämen nicht von andere Stationen auf die Intensivstation, weil sich der Zustand verschlechtert habe, sondern würden oft genug direkt dorthin geschickt.

  • 14.42 Uhr 

    Was ist der zeitliche Horizont für die Kinder-Impfung?

    Mathys sagt, er wisse nicht, wann eine Impfung für die jüngeren Kinder und Jugendlichen gebe. «Das wird sicher nicht in den nächsten zwei bis drei Wochen stattfinden.» Er rechne zudem nicht damit, dass diese dann eine Zertifikatspflicht für Kinder nach sich ziehen würde. Man habe Kinder und Jugendliche immer von einschneidenden Massnahmen ausgenommen. «Ich gehe davon aus, dass es für Kinder und Jugendliche auch künftig Ausnahmen gibt.»

    Hurst ergänzt, es gebe in dieser Hinsicht bisher nicht mehr als Ankündigungen von Pharma-Unternehmen. Solange man die Daten nicht kenne und solange es keine Peer Review, also kritische Auseinandersetzungen auf Fachebene gebe, halte sich Bern zurück.

  • 14.39 Uhr

    Was bringt 3G im Skigebiet?

    Im letzten Jahr ging es doch auch ohne, und man ist an der frischen Luft? Und sollten solche Vorschriften kantonal geregelt sein? Mathys sagt, ein Skigebiet sei eine homogene Masse: Bars, Restaurant, Liftanlagen. In einer Gondel seien Leute sehr nah beieinander, aber es sei eine Abwägung. Es mache keinen Sinn, jetzt zu entscheiden, ohne die Lage im Dezember absehen zu können. Hauri ergänzt, hier wäre eine bundesweit einheitliche Regelung wünschenswert.

  • 14.36 Uhr 

    Wann ist mit dem J&J-Impfstoffs zu rechnen?

    Mathys sagt, man werde sich dazu äussern, wenn ein Vertrag unterschrieben sei. Man befinde sich übrigens seit Monaten mit vielen Herstellern in Verhandlungen und kommuniziere stets erst, wenn die Verträge dazu unter Dach und Fach seien.

  • 14.33 Uhr

    Was ist mit der Booster-Impfung?

    Hurst sagt, immer mehr Daten würden darauf hinweisen, dass gerade bei verletzlichen Personen der Impfschutz abnehme – eine Gruppe, die ja auch schon früh geimpft worden sei. Sie denke, die Daten würden in der Hinsicht inzwischen ausreichen.

  • 14.30 Uhr 

    Die Fragerunde beginnt

    «Wie schätzt das BAG den Bedarf an Johnson & Johnson ein?», will eine Journalistin von Mathys wissen.

    Der sagt, er könne aus seinen Unterlagen nicht herauslesen, wie gross der Bedarf aus medizinischer Sicht und auch bei Impfskeptikern sei. Er könne sich aber vorstellen, dass es diesen gebe.

  • 14.28 Uhr

    Kantone mit Problemen

    Die neuen Einreisebestimmungen stellten die Kantone vor Herausforderungen, so Hauri. Die elektronische Meldestelle mache in diesem Punkt noch Probleme, an denen jedoch gearbeitet würde.

  • 14.26 Uhr

    Test-Personal im Schussfeld

    Rudolf Hauri sagt ebenfalls, die Lage habe sich etwas entspannt, doch er warnt, das Virus sei in diesem Jahr «präsenter» als noch 2020. Der Impf-Fortschritt lasse aber zu wünschen übrig.

    Beim Testen sei die Nachfrage gross – insbesondere vor dem Wochenende und am Wochenanfang. «Wir stellen immer wieder fest, dass Test-Personal unflätig angegangen wird», ärgert sich Hauri.

  • 14.21 Uhr

    Schutz-Massnahmen für Kinder

    Auch wenn Kinder sich noch nicht impfen lassen könnten, hätten sie ein Recht auf Schutz, so Di Gallo. Deshalb müssten Schutz-Massnahmen an Schulen eingeführt und eingehalten werden. Regelmässiges Testen, Lüften und Maskenpflicht seien einfache Instrumente in diesem Fall.

  • 14.18 Uhr

    Kinder und Jugendliche leiden

    Alain Di Gallo spricht über medizinische Folgen der Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Bei ihnen seien die Fallzahlen derzeit am am höchsten. Die meisten würden zwar nur milde Symptome zeigen, doch auch bei Kindern gebe es Long Covid und auch das sogenannte Pims-Syndrom.

    Auch sei ihr Leben durch die Pandemie aus dem Ruder gelaufen, so das Task-Force-Mitglied. Die psychische Gesundheit habe sich bei ihnen «nachweislich verschlechtert». Die Symptome reichten von Müdigkeit über Angstzustände bis zu Hyperaktivität.

  • 14.14 Uhr

    Zum Impfschutz

    62 Prozent der Schweizer*innen seien doppelt geimpft, fährt Samia Hurst von der Task Force fort. Auch sie warnt vor dem Herbst: Das Infektionsgeschehen werde wieder an Fahrt aufnehmen. Pflegeeinrichtungen und Hospitäler müssten nun geschützt werden. 9 von 10 Spitaleinweisungen könnten durch die Impfung vermieden werden, so Hurst.

    40'000 Hospitalisierungen könnten hierzulande wegfallen, wenn alle geimpft seien: Auch bei der Delta-Variante liege der Schutz deutlich über 90 Prozent. Ungeimpfte würden sich wegen der Delta-Variante früher oder später infizieren, wenn sie darauf verzichteten.

    Pfizer habe vermeldet, dass Tests ergeben hätten, ihr Impfstoff sei auch für 5- bis 11-Jährige verträglich, endet Hurst.

  • 14.08 Uhr

    Mathys zur Impfung

    «Die Impfung schützt zu 90 Prozent», kann man Mathys sagen hören. «Die Situation auf den Intensivstationen bleibt weiter sehr angespannt. Die Impfzahlen sind erfreulich.» Für eine hohe Durchimpfungsrate sei sie aber viel zu tief. Mit der kalten Jahreszeit werde sich die Situation wieder verschlechtern, warnt er: «Das Risiko einer weiteren Infektionswelle steigt wieder.»

  • 14.04 Uhr

    Ein Viertel der Intensivbetten sind frei

    Drei Viertel der Intensivbetten in der Schweiz seien belegt, rund ein Drittel davon mit Covid-Patienten.

  • 14 Uhr

    Beginn der Pressekonferenz

    Patrick Mathys darf den Anfang machen: «Das Infektionsgeschehen hat sich weiter beruhigt», sagt er. Die Zahl der laborbestätigten Fälle nehme «deutlich ab», schwanke aber noch stark. Auf den Intensivstationen ist die Entspannung aber noch angekommen, so Mathys. Bei den 10- bis 19-Jährigen sei die Inzidenz mit rund 500 Fällen pro 100'000 Einwohner relativ hoch. «Es stecken sich vor allem Junge an.»

An der Medienkonferenz nehmen teil: 

  • Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
  • Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS
  • Samia Hurst, Vizepräsidentin National COVID-19 Science Task Force
  • Alain Di Gallo, National COVID-19 Science Task Force

Ausgangslage

Die Ausweitung der Zertifikatspflicht zeigt offenbar Wirkung. Wie das BAG gestern mitteilte, ist die Impfkadenz im Vergleich zur Vorwoche um 17 Prozent angestiegen. Trotzdem ist die Impfkampagne der Schweiz bei bislang lediglich 54 Prozent vollständig geimpften Personen weiterhin nur mässig erfolgreich. Und wie eine Auswertung des Amts zeigt, handelt es sich zu fast 90 Prozent bei Covid-Patienten auf den Intensivstationen um Ungeimpfte. 

Der Bund hat in der letzten Woche bereits auf die weiterhin angespannte Lage in den Spitälern reagiert und vor den Herbstferien die Einreiseregeln verschärft, um die Einschleppung des Coronavirus möglichst gering zu halten. Angeblich steht er nun zudem auch kurz vor einem Vertragsabschluss mit dem Pharmaunternehmen Johnson & Johnson für einen weiteren für die Schweiz bereits zugelassenen Vektor-Impfstoff, der auch Skeptiker der mRNA-Technologie zur Impfung bewegen könnte.

Ab 14 Uhr informieren die Expertinnen und Experten des Bundes zur aktuellen Corona-Lage. 

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewaeltigung und internationale Zusammenarbeit BAG, spricht währen einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus. (Archiv)
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewaeltigung und internationale Zusammenarbeit BAG, spricht währen einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus. (Archiv)
Bild: Keystone