Rückkehr zu Fakten Corona-Experte Fauci kann wieder aufatmen

dpa/uri

22.1.2021 - 12:30

Viele schätzten ihn für seine Expertensicht auf das Coronavirus – und doch verschmähte Trump ihn. Unter Biden steht Fauci nun wieder in der ersten Reihe – und scheint wie entfesselt.

Der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci ist erleichtert, dass er nach dem Abgang von Präsident Donald Trump im Weissen Haus wieder die Fakten für sich sprechen lassen darf.

«Wir lassen die Wissenschaft sprechen», sagte Fauci am Donnerstag vor Journalisten in der Regierungszentrale in Washington. «Das ist irgendwie ein befreiendes Gefühl», sagte der Immunologe, der nun den neuen Präsidenten, den Demokraten Joe Biden, berät.



Bei Trump habe es Momente gegeben, in denen Dinge kommuniziert wurden, die nicht auf wissenschaftlichen Fakten basierten, erklärte Fauci. Als ein Beispiel nannte er Trumps anhaltendes Werben für das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin als Corona-Medikament, obwohl dessen Wirksamkeit nicht belegt war. «Das war wirklich unangenehm, weil dies nicht auf wissenschaftlichen Fakten beruhte», sagte Fauci. Bei einer anderen Gelegenheit hatte Trump das Spritzen von Desinfektionsmittel als mögliche Corona-Heilmethode ins Spiel gebracht.

Seitenhieb gegen Trumps Pandemie-Politik

Bei Trump habe er nicht das Gefühl gehabt, dass er ihm ohne negative Folgen widersprechen konnte, schilderte Fauci. Das werde bei Biden anders sein, wie der Präsident ihm erst vor wenigen Minuten nochmals in einem Gespräch zugesichert habe, sagte der Immunologe. Künftig würden Handeln und Kommunikation stets transparent sein und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, versprach Fauci.

Der 80-jährige Spitzenvirologe Anthony Fauci ist zurück an der Pressekonferenz im Weissen Haus und sichtlich erleichtert darüber, dass er fortan die Wahrheit sagen darf – und dies ohne Angst vor einer Retourkutsche des Präsidenten.
Der 80-jährige Spitzenvirologe Anthony Fauci ist zurück an der Pressekonferenz im Weissen Haus und sichtlich erleichtert darüber, dass er fortan die Wahrheit sagen darf – und dies ohne Angst vor einer Retourkutsche des Präsidenten.
Bild: Keystone

Fauci teilte auch einen Seitenhieb gegen die bisweilen improvisiert wirkende Pandemie-Politik Trumps aus. Auf die Frage nach einer Beteiligung des Konzerns Amazon an der Impfkampagne entgegnete Fauci, dazu könne er nichts sagen. «Eine der Neuerungen mit dieser Regierung ist es, nicht zu raten, wenn man keine Antwort hat», sagte Fauci.

Er wurde nicht mehr ins Weisse Haus eingeladen

Der 80-jährige Fauci ist Leiter des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) und gilt als integrer Experte. Weil Fauci sich auch nicht scheute, Trump zu widersprechen, wurde er über längere Zeit nicht mehr ins Weisse Haus eingeladen, um dort öffentlich über den Stand der Corona-Pandemie zu sprechen. Nach der Frage eines Journalisten, ob er nun nach Monaten in der Verbannung wieder zurück sei, lachte Fauci und sagte: «Ich denke schon.»

Fauci hatte am Donnerstag bereits bei einer Sitzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesprochen, um die von Biden veranlasste Rückkehr der USA zur Zusammenarbeit mit der in Genf ansässigen Institution zu erörtern.

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dpa/uri