Zoom-Konferenz mit US-Kongress Selenskyj bittet «dringend» um Flugzeuge aus dem Ausland

dpa

6.3.2022 - 08:01

Wolodymyr Selenskyj am 3. März 2022 in Kiew. 
Wolodymyr Selenskyj am 3. März 2022 in Kiew. 
Bild: Keystone/EPA/Ukrainian Presidential Press Service

Wolodymyr Selenskyj hat im Kampf gegen die russische Invasion dringend um weitere Flugzeuge aus dem Ausland und eine Flugverbotszone gebeten. Der ukrainische Präsident äusserte die Bitte während einer Zoom-Konferenz am Samstag mit mehr als 300 amerikanischen Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Kampf gegen die russische Invasion dringend um weitere Flugzeuge aus dem Ausland gebeten. Selenskyj äusserte die Bitte während einer Telefonkonferenz am Samstag mit mehr als 300 amerikanischen Senatoren und Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses. Er eröffnete das Gespräch mit den Worten, dass dies möglicherweise das letzte Mal sei, dass sie ihn lebend sähen. Selenskyj hält sich weiter in der Hauptstadt Kiew auf, die aus Richtung Norden von einer gigantischen russischen Panzerkolonne bedroht wird.

Vor einer weissen Wand mit der ukrainischen Flagge erklärte er in seinem inzwischen typischen armeegrünen T-Shirt, die Ukraine müsse ihren Luftraum sichern, entweder durch eine von der Nato durchgesetzte Flugverbotszone oder durch die Bereitstellung von mehr Kampfflugzeugen, damit die Ukraine sich besser verteidigen könne. Selenskyj plädiert seit Tagen für eine Flugverbotszone, doch die Nato lehnt dies mit der Begründung ab, dies könne einen umfassenden Krieg mit Russland provozieren.

Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, teilte mit, Selenskyj habe in dem einstündigen Austausch verzweifelt darum gebeten, dass osteuropäische Länder der Ukraine Flugzeuge aus russischer Produktion zur Verfügung stellen. Er werde alles tun, um diese Bitte zu unterstützen. Der ukrainische Präsident sagte den Senatoren, er brauche Flugzeuge und Drohnen mehr als andere Sicherheitsinstrumente, wie aus Kreisen der Teilnehmer verlautete.

Logistische Probleme bei F-16-Lieferung

Die USA erwägen, F-16-Flugzeuge aus amerikanischer Produktion als Reserve an die osteuropäischen Länder des ehemaligen Sowjetblocks zu schicken, die jetzt Mitglieder der Nato sind. Im Gegenzug würden sie der Ukraine ihre eigenen MiGs aus der Sowjetära schicken, für die ukrainische Piloten ausgebildet sind. Es scheint jedoch logistische Probleme zu geben, die F-16 an Polen oder andere osteuropäische Verbündete zu schicken, da es einen Produktionsrückstand gibt. Die Länder müssten im Grunde ihre MiGs an die Ukrainer abgeben und einen Schuldschein der USA für die F-16 akzeptieren. Die Situation wird noch komplizierter, weil die nächste Lieferung von F-16 für Taiwan bestimmt ist und der Kongress diese Lieferungen nur ungern verzögern würde, da er sich gegen China wendet.

Aussenminister Antony Blinken erklärte nach einem Treffen mit dem ukrainischen Aussenminister Dymtro Kuleba an der polnisch-ukrainischen Grenze, dass die Kampfjets in Betracht gezogen werden. «Wir sprechen über alles und arbeiten an allem», sagte Blinken vor Reportern. Er bekräftigte, dass die Unterstützung der USA für die Ukraine «nicht nur beispiellos ist, sondern auch fortgesetzt und verstärkt werden wird».

Auch ein Einfuhrverbot von russischem Öl in die USA sei zur Ausübung von Druck wirksam, habe Selenskyj zwei Gesprächsteilnehmern zufolge angedeutet. Republikaner und eine wachsende Zahl von Demokraten, darunter die Vorsitzende Nancy Pelosi, unterstützen die Idee eines russischen Ölimportverbots. Die Regierung Biden hat sich bisher aus Sorge vor steigenden Preisen an den Zapfsäulen diesem Schritt widersetzt. Selensjyj forderte weiterhin, den Zugang zu Kreditkarten von Visa und Mastercard in Russland auszusetzen. «Alles, was der russischen Wirtschaft schaden könnte, hilft dem ukrainischen Volk und könnte Putin diesen Krieg erschweren», sagte der republikanische Senator Lindsey Graham in einem Video, das nach dem Telefonat auf Twitter veröffentlich wurde.

Selenskyjs Büro teilte mit, der Präsident habe den USA auch vorgeschlagen, ein Embargo gegen alle russischen Waren zu verhängen und Russland den Status der Meistbegünstigung im Handel zu entziehen.

dpa