CoronavirusWarum Tierkrankheiten bald öfter auf Menschen überspringen
dpa/tjb
12.7.2020 - 00:00
Coronavirus, Ebola oder Hühnergrippe: Diese Krankheiten sind irgendwann von Tieren auf den Mensch übergesprungen. Und in Zukunft könnte das häufiger vorkommen – der Grund dafür liegt in unserem Umgang mit der Natur.
Ursprünglich bei Tieren vorkommende Krankheiten könnten in Zukunft immer öfter auf den Menschen überspringen – ähnlich wie das mit grosser Wahrscheinlichkeit beim neuen Coronavirus geschehen ist. Davor warnen das UNO-Umweltprogramm (UNEP) und das International Livestock Research Institute (ILRI).
«Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten», warnte UNEP-Chefin Inger Andersen. Der Bericht zeigt, dass unter anderem die zunehmende Nachfrage nach Tierproteinen, die steigende Urbanisierung und der Klimawandel dazu beitragen.
Anstieg von Zoonosen
Die Corona-Krankheit Covid-19 ist demnach ein Beispiel für den Anstieg von Zoonosen – also von Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen. Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist vermutlich von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen übertragen worden.
«Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie», sagte Delia Randolph, eine Veterinär-Epidemiologin beim ILRI. Seit den 1930ern gebe es einen «klaren Trend» einer steigenden Zahl von menschlichen Krankheiten – und rund 75 Prozent davon stammen von Wildtieren.
Für den Anstieg sind nach Angaben des Berichts mehrere menschliche Faktoren verantwortlich. Zum einem liegt es demnach an der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Tierproteinen und die wachsende Tierwirtschaft. Dadurch gebe es immer mehr und genetisch ähnlichere Tiere, die anfälliger für Infektionen seien. Auch die zunehmende Ausbeutung der Tierwelt durch das Jagen, den Handel und den Verzehr wilder Tiere spiele eine Rolle, hiess es.
Rasante Urbanisierung als Grund
Ein weiterer Grund ist demnach der Bevölkerungswachstum und die rasante Urbanisierung. Städte wachsen, Wälder werden abgeholzt – dadurch kommen Menschen immer mehr mit der Natur und Tieren in Kontakt. In einigen Gegenden würden menschliche Aktivitäten «die natürlichen Puffer, die den Mensch einst vor diesen Erregern geschützt haben, niederreissen», sagte Doreen Robinson, die Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei UNEP.
Auch der Klimawandel befeuert den Anstieg der Krankheiten. Wärmere Temperaturen können ideale Bedingungen für Erreger und Überträger schaffen, wie der Bericht erklärt. Klimatische Veränderungen könnten beeinflussen, wo etwa Fledermäuse und Affen, von denen einige Erreger ausgehen, und Moskitos – die Erreger oft übertragen – leben.
Diese Probleme müssten angegangen werden, um die Gefahr zunehmender Krankheiten wie Covid-19 zu reduzieren, mahnten die Forscher. Die Epidemien lediglich zu bekämpfen, wäre nicht nachhaltig. Das wäre, als würde man bei einem kranken Menschen nur die Symptome behandeln, und nicht die zugrundeliegenden Ursachen, sagte Randolph.