Seine Gesundheit nährt Zweifel Stimmen für Biden-Rückzug werden lauter – auch unter den Demokraten

alu

8.7.2024

Joe Biden (81) steht immer mehr auf wackligen Beinen.
Joe Biden (81) steht immer mehr auf wackligen Beinen.
Keystone

Der Wahlkampf in den USA spitzt sich zu. Seit der Fernsehdebatte vor knapp zwei Wochen gibt es nur noch ein Thema: Bidens Gesundheit. Jetzt melden sich auch die Demokraten zu Wort – zieht sich Biden zurück?

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mitglieder der demokratischen Partei legen Biden den Rücktritt aus dem Präsidentschaftswahlkampf nahe – er solle bis Freitag einen Entscheid fällen.
  • Bidens Gesundheitszustand wirft weiter Fragen auf. Ein Medienbericht zeigt auf, dass im Januar dieses Jahres ein renommierter Neurologe das Weisse Haus besuchte.
  • Donald Trump hat nach der TV-Debatte in den Umfragen aufgeholt und liegt gar knapp vor Biden.

Die schon fast kuriose Livedebatte vor zwei Wochen zwischen Joe Biden (81) und Donald Trump (78) schlägt weiterhin hohe Wellen. Jetzt wird die Luft vor allem für den amtierenden Präsidenten immer dünner.

In einem Interview mit ABC News wollte Biden alle Gerüchte rund um seine Gesundheit aus der Welt schaffen und sein Engagement weiter bekräftigen. Doch wirklich zu überzeugen wusste der amtierende Präsident nicht.

Bei Fragen zu seiner Gesundheit suchte Biden immer wieder nach Worten und musste mehrmals pausieren. Einen unabhängigen kognitiven Test eines Neurologen lehnt er ab. Ein solcher wäre aufgrund des hohen Alters des Präsidenten wohl angebracht, heisst es aus dem Team von Trump. Der ehemalige Präsident hatte sich in Vergangenheit einem Test zu seiner Zurechnungsfähigkeit unterzogen und die Ergebnisse veröffentlicht.

Biden sagte im Interview mit dem Journalisten George Stephanopoulos, dass er täglich einen kognitiven Test mache. Und fügte im gleichen Satz an: «Wissen Sie, ich mache nicht nur Wahlkampf, ich regiere die Welt. Das möge übertrieben klingen, aber die USA sind nun einmal die wichtigste Nation.»

Zur Frage, was ihn zum Rücktritt bewegen könnte, antwortete Biden, dass «nur der Gott Allmächtige» ihn dazu bewegen könne, aus dem Rennen zu steigen. Laut einem Bericht von Axios gibt es da aber auch andere, die Biden zu einem Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf bewegen könnten.

Demokraten fordern den Rücktritt

So würden die Stimmen der Kritiker aus dem eigenen Lager immer lauter. Es müsse schnell gehandelt werden, «damit der Wahlkampf nicht zur totalen Katastrophe werde», sagte ein demokratischer Abgeordneter zu Axios.

Der Kongress wird am Montag nach der Nationalfeiertag-Pause den Normalbetrieb wieder aufnehmen und da soll die Diskussion zum Biden-Rückzug neu lanciert werden. Der Entscheid soll bis spätestens diesen Freitag fallen, so hätte Vizepräsidentin Kamala Harris (59) noch Zeit, um allenfalls ihren eigenen Wahlkampf zu starten. Wenn sich der Entscheid hinauszögern sollte, würde es wohl schwierig werden, eine richtige Kampagne zu beginnen, auch im Hinblick auf den wichtigen Parteitag der Demokraten Mitte August in Chicago.

Zwar würden sich die meisten Demokraten mit ihrer Meinung noch zurückhalten, doch in dieser Woche könnte ein an Biden gerichteter offener Brief von vielen befürwortet werden, wenn sich der Präsident nicht selbst aus dem Präsidentschaftswahlkampf zurückziehe. Da sollen auch die Obamas auf die Seite der Kritiker gezogen werden. Sie sollen Biden vom Rücktritt überzeugen.

Aus dem Artikel von Axios ist zu vernehmen, dass nur noch die First Lady Jill Biden, Sohn Hunter und einige wenige Vertraute hinter Joe Biden stehen. Dazu gehört auch Senator Bernie Sanders. Der 82-Jährige sagte in einem Interview mit CBS, Biden könne Trump, «den gefährlichsten Präsidenten der Geschichte der USA», deutlich schlagen.

Wie steht es um Bidens Gesundheit?

Im Interview mit ABC News sagte Biden, er könne keine 100 Meter sprinten, sei aber noch genug fit. Er werde ständig von Ärzten begleitet und mache nach eigener Aussage auch immer wieder physische Tests. Ein medizinischer Test zu seiner Zurechnungsfähigkeit sei nicht nötig, weil ihm kein Arzt dazu geraten habe.

Ein Medienbericht der «New York Post» zeigt nun aber auf, dass Dr. Kevin Cannard, ein renommierter Neurologe und Parkinson-Experte, am 17. Januar 2024 das Weisse Haus besuchte und sich da mit Dr. Kevin O'Connor, dem leitenden Arzt Bidens, und anderen zwei Ärzten des Präsidenten traf. Gemäss der Zeitung geht das aus den Besucherakten des Weissen Hauses hervor.

Der Zeitpunkt des Artikels ist für Biden empfindlich, doch wie die «New York Post» selbst darauf hinweist, arbeite Cannard bereits seit 2012 mit dem Ärzteteam des Weissen Hauses. Ausserdem seien im Januar zusammen mit dem Neurologen auch der Kardiologe John E. Atwood sowie eine dritte, namentlich nicht erwähnte Person für den Besuch in Washington DC registriert worden.

Zitiert wird auch Dr. Rob Howard, Professor für Alterspsychiatrie am University College London, der Biden viele Symptome, die auf Parkinson hinweisen, bescheinigt. Dazu zählen die «Schwankungen der Aufmerksamkeitsfunktion, seines Gesichtsausdrucks und seines Gangs», so Howard gegenüber der «New York Post».

Genaue Anleitung für einfache Aufgaben

Ein Dokument, das das Weisse Haus an Mitarbeitende für die Vorbereitung auf Events den Organisatoren jeweils zuschickt, soll nun beweisen, dass alles unternommen wird, damit für den Präsidenten auch einfache Aufgaben nicht zum Problem werden.

Axios berichtet, dass ein fünfseitiges Skript vorliegt, in dem die Abläufe bei Events genau beschrieben sind. So sollen auf zwei Seiten zwei Bilder aufzeigen, wie der Weg zum Podium genau aussieht.

Diese Anleitung verschickt das Weisse Haus an die Organisatoren von Events, an denen Biden teilnimmt.
Diese Anleitung verschickt das Weisse Haus an die Organisatoren von Events, an denen Biden teilnimmt.
Screenshot von Axios

Eine Person, die für Biden in den letzten 18 Monaten ein Fundraising-Event in einer privaten Residenz organisierte, sagte zu Axios: «Sie haben den Event behandelt, als wäre es ein Gipfeltreffen der Nato.»

Das Weisse Haus bestätigt die Existenz eines solchen Dokuments. Solche Auftritte von Biden müssten wegen der Sicherheit in jedem Detail vorbereitet werden, dazu gehören unter anderem auch die Bewegungen des Präsidenten und der Vizepräsidentin. Das Skript habe sich in den letzten Jahren mit dem Aufkommen von Aufnahmen, die mit dem Smartphone gemacht werden können, verändert. Bilder würden eine solche Anleitung im Gegensatz zu Diagrammen vereinfachen.

Trump im Aufwind und mit Häme in Richtung Konkurrenz

Einer, der normalerweise in den Schlagzeilen ist, beobachtet die Diskussionen rund um Biden aus der Ferne: Donald Trump. Der Republikaner ist sich sicher, dass er Biden und Harris schlagen würde. Gegen andere demokratische Kandidat*innen könnte es schon schwieriger werden, obwohl er in den Umfragen vor allen anderen liegt.

Doch wie die «Frankfurter Rundschau» berichtet, habe Trump in den aktuellen Umfragen auch gegenüber Biden aufgeholt und liege gar vor dem amtierenden Präsidenten. Grund dafür sei die aus Sicht von Biden verpatzte TV-Debatte. 

In den sozialen Netzwerken verbreitet Trump in diesem Präsidentschaftswahlkampf hauptsächlich auf seinem eigenen Social Media «Truth Social» sein Wort, nachdem er auf X (ehemals Twitter) nicht mehr willkommen war. 

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