Harte Praxis in Russland Sie legten Blumen für Nawalny nieder – jetzt müssen sie an die Front

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22.2.2024

Blumen für Nawalny in St. Petersburg
Blumen für Nawalny in St. Petersburg
AP Photo/Dmitri Lovetsky/Keystone

Laut Medienberichten haben in Russland sechs Nawalny-Anhänger einen Einberufungsbescheid erhalten. Ihr Verbrechen: Sie trauerten öffentlich um den verstorbenen Oppositionspolitiker.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny wurden in Russland Hunderte Menschen verhaftet, weil sie an spontanen Gedenkfeiern Blumen niederlegten oder anderweitig öffentlich trauerten.
  • Laut Medienberichten haben mindestens sechs Nawalny-Anhänger nach ihrer Haftentlassung einen Einberufungsbescheid erhalten.
  • Bereits in der Vergangenheit waren Regimekritiker an die Front in der Ukraine geschickt worden. Russland setzt dort auch Sträflinge ein, die einem Fronteinsatz im Austausch gegen Haftverkürzung zustimmten.

Der Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny löste weltweit grosse Bestürzung aus. Für viele ist klar: Putins Regime hat den Kreml-Kritiker ermordet. 

Auch in Russland trauerten viele Menschen öffentlich und legten Blumen nieder – trotz der grossen Gefahr. Denn Nawalnys Anhänger wissen: Putins Regime geht mit äusserster Härte gegen Kritiker vor.

Haft und Einberufung für öffentliche Trauer

Nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation OVD-Info sind seit der Nachricht über den Tod von Alexej Nawalny am 16. Februar innert drei Tagen mindestens 387 Menschen in insgesamt 39 Städten festgenommen worden. Ihr Vergehen: Sie legten Blumen an spontanen Gedenkfeiern für Nawalny nieder oder trauerten anderweitig öffentlich um ihn.

Wie «The Kyiv Independent» unter Berufung auf russische Telegram-Kanäle nun berichtet, haben mindestens sechs Personen nach ihrer Haftentlassung einen Einberufungsbescheid erhalten.

Alle waren zuvor verhaftet worden, weil sie in Putins Heimatstadt St. Petersburg an spontanen Gedenkfeiern zu Ehren des verstorbenen Oppositionspolitikers teilnahmen.

«Sie werden uns die Finger brechen»

In den Bescheiden heisst es demnach, dass sich die Betroffenen «innerhalb weniger Tage beim Einberufungsbüro melden müssen, um ihre Angaben zu überprüfen und sich zum Militärdienst zu melden».

«Sie werden uns die Finger brechen, wenn wir nicht unterschreiben», schreibt ein Nutzer und zitiert einen Mann, der verhaftet wurde und anschliessend einen Einberufungsbescheid erhielt.

Regimegegner und Sträflinge an der Front

Mit der Einberufung von Regimegegnern setzen russische Behörden eine brutale Praxis fort. Bereits in den vergangenen Monaten waren Regimegegner an die Front geschickt worden.

Zwar schreckt Putins Regime vor einer umfassenden Mobilisierung wie im Herbst 2022 zurück, dennoch rekrutiert Russland nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes rund 30'000 Personen pro Monat für den Militärdienst. Auch Sträflinge werden dabei im Austausch für Haftentlassung- oder Verkürzung an der Front eingesetzt.