Übersicht Erfolg von Ukraine-Offensive unklar +++ EU will ukrainische Soldaten ausbilden

Agenturen/red

30.8.2022

Gegenoffensive im Süden der Ukraine

Gegenoffensive im Süden der Ukraine

Nach Beginn der seit langem erwarteten Gegenoffensive im Süden der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj russische Soldaten zum Rückzug gedrängt.

30.08.2022

Die Ukraine versucht, Boden in der Region Cherson zurückzugewinnen. Moskau sagt, der Angriff sei gescheitert. Unterdessen will die EU ukrainische Soldaten ausbilden. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

Die Ukraine kann mit der Ausbildung ihrer Soldaten auch durch die EU rechnen. Deutschland unterstütze einen entsprechenden Vorschlag, sagte Staatssekretärin Siemtje Möller am Dienstag bei einem Verteidigungsministertreffen in Prag. Ob die Gegenoffensive der Ukraine in der strategisch wichtigen Region Cherson Erfolg hat, ist unterdessen unklar. Das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja ist nach Angaben der russischen Besatzungsverwaltung am Dienstag erneut unter Beschuss geraten. Als vorbeugende Massnahme für die Menschen in der Region um das Atomkraftwerk haben die EU-Staaten eine Spende von fünf Millionen Kaliumjodidtabletten an die Ukraine angekündigt.

Ukrainische Offensive mit unklarem Verlauf

Nach dem Beginn einer ukrainischen Grossoffensive im Süden des Landes hält sich das ukrainische Militär mit Meldungen zur Lage zurück. Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, sprach am Dienstag von «Positionskämpfen» in den Gebieten Mykolajiw und Cherson. Es sei dabei noch zu früh von möglichen zurückeroberten Orten zu reden. «Es finden gerade Kämpfe statt und diese erfordern eine Informationsruhe.» Tags zuvor hatte Humenjuk den Start einer lange angekündigten Offensive auf dem rechten Ufer des Fluss Dnipro verkündet. Die russische Armee bestätigte Vorstösse der ukrainischen Truppen, sprach aber von erfolgreicher Abwehr und hohen ukrainischen Verlusten.

EU lotet Optionen für Militär-Ausbildung für Ukrainer aus

Die EU will mit Vorbereitungen für einen Militäreinsatz zur Ausbildung ukrainischer Soldaten beginnen. Die Mitgliedstaaten hätten vereinbart, die notwendigen Arbeiten für einen solchen Unterstützungseinsatz aufzunehmen, sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag nach Beratungen der Verteidigungsminister in Prag. Der Einsatzort und Details sind noch offen, eine Ausbildung der Streitkräfte in der Ukraine selbst schliessen Deutschland und andere Mitgliedsstaaten aber aus.

Konkret könnte der Unterstützungseinsatz eine Ausbildung von ukrainischen Streitkräften in Bereichen wie Logistik und dem Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Waffen umfassen. Borrell betonte, die endgültige Entscheidung für den Start sei noch nicht gefallen. Nach Angaben von Diplomaten wollen Länder wie Österreich und Italien darüber zunächst noch auf Ebene der Aussenminister beraten. Auch Ungarn soll noch Vorbehalte geäussert haben.

Deutschland für höhere Hürden bei Visa für Russen

Die deutsche Bundesregierung hat sich für die vollständige Aussetzung des europäischen Visa-Abkommens mit Moskau ausgesprochen, das Russen die Einreise in die EU erleichtert. Ein solches Vorgehen könne im EU-internen Streit über mögliche Einreisebeschränkungen eine «ganz gute Brücke» sein, sagte Aussenministerin Annalena Baerbock am Dienstag am Rande der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg. Der Ansatz sei ziemlich in der Mitte zwischen denjenigen, die gar keine Visa an Russen mehr vergeben wollten und denjenigen, die weitermachen wollten wie bisher. Ein solcher Schritt könnte die Kosten und den Aufwand für Antragsteller deutlich erhöhen und es EU-Staaten erlauben, die Visa-Vergabe für den Schengen-Raum einzuschränken.

Militärexperte: Eroberung von Cherson wäre strategisch wichtig

Der Militärexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr wies auf die strategische Bedeutung Chersons nahe der von Russland annektierten Krim hin. «Wenn sie (die Ukrainer) über Cherson die Kontrolle haben, haben sie auch die Kontrolle über die Frischwasserzufuhr zur Krim. Das heisst also ein Druckinstrument, um die Russen auch auf der Krim noch weiter unter Druck zu setzen.» Russland hätte auch Probleme, eine solche Niederlage zu verschweigen, sagte Masala im Interview mit Bayern 2-radioWelt am Dienstag.

Zwei Explosionen nahe eines AKW-Lagergebäudes

Von zwei Explosionen in der Nähe eines Lagergebäudes für abgebrannte Brennelemente des AKW Saporischschja berichtete die russische Militärverwaltung der Stadt Enerhodar. Die Verwaltung machte die Ukraine für den Angriff verantwortlich. Demnach soll es ihr Ziel sein, die Mission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zu stören. Die Experten sollen das russisch besetzte Kernkraftwerk im Südosten des Landes inspizieren. Die IAEA-Mission unter Führung von IAEA-Chef Rafael Grossi wird im Laufe der Woche vor Ort erwartet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj empfing die IAEA-Experten zunächst am Dienstag in Kiew. «Das Eintreffen der IAEA-Mission in der Ukraine ist heute sicherlich eine der wichtigsten Sicherheitsfragen der Ukraine und der Welt», sagte er gemäss einem Video, das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde. Die 14 Fachleute unter Leitung des IAEA-Chefs Rafael Grossi sollen über die Frontlinie zum AKW in das russisch kontrollierte Gebiet reisen. Ihre Aufgabe ist, den Zustand des Kraftwerks zu überprüfen. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geriet das AKW Anfang März unter Kontrolle der russischen Armee.

Zeitung: Ukraine setzt erfolgreich Attrappen ein

Das ukrainische Militär setzt im Abwehrkampf laut «Washington Post» auch Waffenattrappen ein, um die Angreifer zu täuschen. Dabei gehe es etwa um hölzerne Nachbildungen moderner US-Raketensysteme, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf ungenannte hochrangige Beamte aus den USA und der Ukraine. Auf diese Weise seien die russischen Streitkräfte dazu gebracht worden, teure Marschflugkörper vom Typ Kalibr auf harmlose Replikate zu verschwenden. Angesichts des Erfolgs sei die Produktion der Replikate ausgebaut worden.

US-Medien: Iran liefert erste Drohnen an Russland

Der Iran hat einem US-Medienbericht zufolge erste Drohnen an Russland für den Einsatz in der Ukraine geschickt. Wie die «Washington Post» unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtete, wurden bereits am 19. August mindestens zwei verschiedene Typen unbemannte Flugzeuge geliefert. Diese könnten für den Beschuss von Radaranlagen, Artillerie und anderen militärischen Objekten eingesetzt werden. Allerdings hätten die russischen Streitkräfte bei ersten Tests mit zahlreichen Fehlfunktionen zu kämpfen gehabt.

EU spendet Millionen von Jodtabletten

EU-Staaten haben eine Spende von fünf Millionen Kaliumjodidtabletten an die Ukraine angekündigt. «Deutschland wäre dafür verantwortlich, die Tabletten an die Ukraine zu liefern», sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission am Dienstag. Sie sollen als vorbeugende Massnahme zum Schutz der Menschen in der Nähe des AKW Saporischschja dienen. Die Tabletten sollen für den Fall genutzt werden, wenn Radioaktivität aus dem AKW austritt. So solle verhindert werden, dass sich eingeatmetes oder verschlucktes radioaktives Jod in der Schilddrüse absetze.


Das Wichtigste in Kürze

  • Offensive bei Cherson: Pentagon-Vertreter sprechen im US-Sender CNN von einem «Abtasten» der Front, das russische Verteidigungsministerium von «jämmerlich gescheitert».
  • Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Montagabend nur in Andeutungen über die Offensive. Niemand, der sich verantwortlich verhalte, werde im Krieg etwas zu seinen Plänen sagen. «Aber die Besatzer sollen es wissen: Wir treiben sie über die Grenze.»
  • Der erste von den Vereinten Nationen für Äthiopien auf den Weg gebrachte Getreide-Frachter aus der Ukraine ist in Ostafrika angekommen. 
  • Eine Übersicht zu den Ereignissen vom Montag gibt es hier.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Dienstag

  • 21.21 Uhr

    Besatzer: Atomexperten nur einen Tag im AKW Saporischschja

    Die Mission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja soll nach Angaben der russischen Besatzung nur einen Tag dauern. Die Experten sollten «an einem Tag anschauen, wie das Werk arbeitet», sagte Jewgeni Balizki, der Leiter der von Russland eingesetzten Verwaltung in der Kraftwerksstadt Enerhodar. «Die Elemente, die sie nennen, wird man im Verlauf ansehen können». Das erklärte Ziel der 14 Experten, sich die Arbeit des AKW anzuschauen, sei ein «unscharfer Begriff», kritisierte Balizki der Agentur Interfax zufolge.

    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Russische Truppen kontrollieren das Gebiet.
    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Russische Truppen kontrollieren das Gebiet.
    Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

    Die Gruppe unter Leitung des IAEA-Direktors Rafael Grossi traf am Dienstag in Kiew mit Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammen. Für Mittwochmorgen gegen 6.00 Uhr Ortszeit (5.00 Uhr MESZ) war nach Angaben eines Sprechers ein kurzes Statement geplant, bevor die Reise in den Süden der Ukraine beginnen sollte. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf informierte Quellen, dass der Besuch am Mittwoch stattfinden solle.

    Balizki sagte, der Übertritt der Gruppe von ukrainischem Territorium auf russisch kontrolliertes Gebiet solle bei Wassyliwka südlich der Gebietshauptstadt Saporischschja erfolgen. Die Experten müssten noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder abreisen. Bei dem Besuch wolle man vorführen, mit welchen Waffen die Ukraine das AKW beschossen habe. Kiew beschuldigt russische Truppen, selbst geschossen zu haben, um einen möglichen Schaden der Ukraine in die Schuhe zu schieben.

  • 21.10 Uhr

    Slowakei bestellt 76 Radschützenpanzer in Finnland

    Der Nato-Mitgliedstaat Slowakei beschafft 76 Radschützenpanzer vom Typ AMV XP des finnischen Rüstungsherstellers Patria. Grundlage ist ein zwischenstaatliches Abkommen, das der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad und sein finnischer Kollege Antti Kaikkonen in Bratislava unterzeichneten. Die Kosten des Auftrags einschliesslich Logistik und Munition belaufen sich nach Angaben der Nachrichtenagentur TASR auf 447 Millionen Euro (rund 436 Millionen Franken).

    Die slowakische Industrie soll zu 40 Prozent an dem Auftrag beteiligt werden. So werden die gepanzerten und allradgetriebenen Vierachser mit dem ferngesteuerten Turm Turra 30 des heimischen Herstellers EVPU aus Nova Dubnica ausgestattet. Die ersten der Mehrzweckmilitärfahrzeuge sollen im September 2023 ausgeliefert werden. Das Ukraine-Nachbarland Slowakei will damit auch seiner Verpflichtung im Rahmen der Nato nachkommen, eine schwere mechanisierte Brigade aufzustellen.

    Erst vor kurzem hatte die deutsche Bundesregierung einen sogenannten Ringtausch mit der Slowakei vereinbart. Das Land wird im Gegenzug für eine Lieferung von 30 älteren Schützenpanzern an die Ukraine 15 deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 erhalten. Die Slowakei hat rund 5,5 Millionen Einwohner und ist seit 2004 EU- und Nato-Mitglied.

  • 20.19 Uhr

    Papst verurteilt russischen Krieg in der Ukraine

    Der Vatikan hat Papst Franziskus gegen Vorwürfe verteidigt, er gehe zu lax mit Russland wegen dessen Krieg in der Ukraine um. «Was den Krieg breiten Ausmasses in der Ukraine angeht, der von der Russischen Föderation angefangen wurde, sind die Interventionen des Heiligen Vaters Franziskus klar und eindeutig dabei, ihn als moralisch ungerecht, inakzeptabel, barbarisch, sinnlos, abstossend und gotteslästerlich zu verurteilen», teilte der Vatikan mit.

    Vergangene Woche hatte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba den Botschafter des Vatikans in der Ukraine einbestellt, um gegen Aussagen des Papsts über die bei einem Attentat getötete Tochter des russischen Kriegsbefürworters Alexander Dugin zu protestieren. Franziskus hatte bei einer Audienz Darja Dugina als «armes Mädchen» bezeichnet. Russland hat den ukrainischen Geheimdienst für das Attentat verantwortlich gemacht, die ukrainische Regierung bestreitet die Vorwürfe. Bei der Audienz sagte der Papst auch, Waisenkinder in der Ukraine und Russland gehörten zu den «Unschuldigen» des Kriegs. Kuleba sagte zu Reportern, «das ukrainische Herz wird von den Worten des Papsts zerrissen».

    Der Vatikan sagte zu den Aussagen des Papsts, «die Worte des Heiligen Vaters bei dieser dramatischen Frage sollten als Stimme verstanden werden, die zur Verteidigung menschlichen Lebens und der damit verbundenen Werte erhoben wird, und nicht als politischer Standpunkt aufgefasst werden».

  • 19.48 Uhr

    Ukraine will Odessa als Welterbe anerkennen lassen —  Unesco will dringlich prüfen

    Die Ukraine will die historische Altstadt von Odessa am Schwarzen Meer auf die Liste der Welterbestätten der Unesco setzen lassen. Die für ihre Architektur berühmte Stadt sei bereits von Bombardements getroffen worden und liege nur einige dutzend Kilometer von der Front im Ukraine-Krieg entfernt, erklärte die Unesco in Paris.

    Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkatschenko erkärte bei einem Besuch bei der Unesco in Paris: «Odessa ist in Gefahr.» Es gebe häufige Bombardements. Odessa ist insbesondere für seine monumentalen Treppen bekannt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war die Stadt von Anfang an ein strategisch wichtiges Ziel für Moskau.

    Die Unesco will nun die ukrainische Anfrage zu Odessa dringlich prüfen und die Stadt möglicherweise auch auf die Liste des bedrohten Welterbes setzen. Gleiches gelte für Kiew und Lwiw.

    Odessa gilt als «Perle am Schwarzen Meer». Das von Katharina der Grossen gegründete Odessa ist für seine berauschende Architektur aus dem 19. Jahrhundert berühmt. Mit ihrem riesigen Hafen spielte die 1794 gegründete Stadt bereits im russischen Zarenreich eine besondere Rolle.

  • 19.07 Uhr

    Ostsee-Länder wollen Offshore-Windenergie massiv ausbauen

    Vor dem Hintergrund der Energiekrise in Europa haben sich Staats- oder Regierungschefs von acht Ostsee-Ländern in Kopenhagen auf einen massiven Ausbau der Windenergie geeinigt. So wollen die Staaten ihre Offshore-Leistung bis 2030 auf knapp 20 Gigawatt versiebenfachen, wie es in einer gemeinsamen Erklärung heisst. Neben den anwesenden Staats- oder Regierungschefs aus Dänemark, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen haben auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson das Abkommen unterzeichnet.

    Windräder stehen zwischen den Inseln Rügen und Bornholm in der Ostsee. 
    Windräder stehen zwischen den Inseln Rügen und Bornholm in der Ostsee. 
    Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa (Archivbild)

    «Putin nutzt Energie als Waffe und hat Europa an den Rand einer Energiekrise gebracht», sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bei einer Medienkonferenz. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, aber auch wegen der Klimakrise seien «ehrgeizige Entscheidungen» nötig.

    «Wir sind entschlossen, unsere Energie-Zusammenarbeit und Energie-Widerstandsfähigkeit zu stärken», heisst es in dem Papier. Dafür wollen die Länder auch schnellere Genehmigungsverfahren bei Windkraft-Projekten anstreben. Das Offshore-Potenzial in der Ostsee liege insgesamt bei 93 Gigawatt.

    Zu dem Energie-Gipfel war auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angereist. «Wir nutzen die Kraft des Windes, um von fossilen Brennstoffen aus Russland freizukommen», sagte sie bei der Medienkonferenz. Offshore-Windkraft in der Ostsee könne bis 2030 den Energieverbrauch von sechs Millionen Haushalten decken.

    Im Mai hatte Dänemark bereits einen Gipfel zur Windenergie in der Nordsee ausgerichtet. Damals hatten Scholz und seine Amtskollegen aus Dänemark, Belgien und den Niederlanden vereinbart, ihre Offshore-Leistung bis 2030 zu vervierfachen und gemeinsam mindestens 65 Gigawatt zu erreichen. Bis 2050 soll die Leistung auf 150 Gigawatt gesteigert werden.

  • 18.58 Uhr

    Deutsche Firma soll Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland geliefert haben

    Ein Unternehmen aus Norddeutschland soll einem Bericht zufolge Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland geliefert haben. Der Betrieb aus dem niedersächsischen Lilienthal soll in mehr als 30 Fällen ohne entsprechende Genehmigung chemische Substanzen und Laborbedarf nach Russland ausgeführt haben, berichteten Nord- und Westdeutscher Rundfunk sowie «Süddeutsche Zeitung».

    Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Ermittler wegen eines Verdachts des Verstosses gegen das Aussenwirtschaftsgesetz am Dienstag zu einer Durchsuchung ausgerückt seien. Es sollen demnach unerlaubte Ausfuhren nach Russland erfolgt sein. Sieben Objekte in Nord- und Süddeutschland wurden durchsucht, 50 Beamte waren im Einsatz. Weitere Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

    Laut Bericht soll es sich unter anderem um chemische und biologische Stoffe handeln, die als Grundstoffe für die Herstellung von Kampfstoffen genutzt werden könnten. Es seien sogenannte Dual-Use-Güter, die auch für legale Zwecke exportiert worden sein könnten. Das Unternehmen soll zudem Laborbedarf an einen russischen Chemiegrosshändler geliefert haben, welcher wiederum Speziallabors des russischen Militärs und des Geheimdiensts FSB beliefert haben soll.

    Das deutsche Unternehmen soll Kleinstmengen von wenigen Gramm oder Milligramm nach Russland ausgeführt haben. Diese könnten allerdings bereits für Waffenprogramme eine wichtige Rolle spielen, hiess es im Bericht unter Berufung auf Chemiewaffenexperten. Möglicherweise soll das Unternehmen Substanzen geliefert haben, die zur Herstellung des Nervengifts Nowitschok genutzt werden könnten.

    In den vergangenen Jahren habe auch der Verfassungsschutz den Betrieb ins Visier genommen. Grund dafür sei, dass die USA den Betrieb als Folge des Anschlags auf den russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny auf eine Sanktionsliste gesetzt hatten. Nawalny war 2020 mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet und anschliessend in Deutschland behandelt worden. Im Januar 2021 wurde er bei seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau am Flughafen festgenommen.

  • 18.25 Uhr

    Russland droht im Falle einer Visa-Aussetzung mit Vergeltung

    Russland hat im Falle einer Visa-Aussetzung für seine Bürger durch die EU vor Vergeltungsmassnahmen gewarnt. «Das ist eine sehr schwerwiegende Entscheidung, die gegen unsere Bürger getroffen werden könnte, und eine solche Entscheidung kann nicht unbeantwortet bleiben», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau verfolge die Angelegenheit genau. Russland müsse sicherstellen, «dass wir unseren Interessen am besten dienen und die Interessen unserer Bürger schützen».

    Am Dienstag und am Mittwoch treffen sich in Prag die Aussenminister der EU-Mitgliedsstaaten. Dabei steht die Diskussion um einen möglichen Visa-Stopp für Russen im Mittelpunkt.

    Einige Länder in Europa wollen angesichts Moskaus Offensive in der Ukraine keine Visa mehr an russische Touristen ausstellen. Andere Staaten befürworten die eher symbolische Aussetzung eines Abkommens mit Russland, das Visa-Erleichterungen vorsieht.

    Besonders die baltischen Staaten fordern ein Visa-Verbot für russische Touristen. Die Massnahme gilt aber als unwahrscheinlich, da sie unter anderem von Deutschland abgelehnt wird.

    Kreml-Sprecher Peskow warf den EU-Mitgliedsstaaten einen «völligen Mangel an Urteilsvermögen» vor. «Diese an Wahnsinn grenzende Irrationalität ermöglicht es, dass solche Visa-Massnahmen überhaupt diskutiert werden.»

    Als Reaktion auf Moskaus Offensive in der Ukraine hatten die EU-Mitgliedsstaaten bereits verschiedene Sanktionen gegen Russland verhängt. Die EU hatte unter anderem Visa-Erleichterungen für russische Delegationen ausgesetzt. Kurzzeitbesucher dürfen jedoch weiter in die EU einreisen.

    Die 26 Länder des Schengen-Raums erhielten im vergangenen Jahr drei Millionen Anträge auf Kurzzeitvisa, wozu neben Urlaubsreisen unter anderem auch Studienaufenthalte zählen. Mit 536.000 Anträgen kamen die meisten davon von Russen.

  • 18.20 Uhr

    Selenskyj empfängt IAEA-Mission in Kiew

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Kiew empfangen. «Das Eintreffen der IAEA-Mission in der Ukraine ist heute sicherlich eine der wichtigsten Sicherheitsfragen der Ukraine und der Welt», sagte er gemäss einem Video, das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde.

    Selenskyj nannte eine «unverzügliche Entmilitarisierung» des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja in der Südukraine als Ziel. Es solle eine demilitarisierte Zone um das Kraftwerk herum geschaffen werden. «Und ein Übergang des AKWs unter die Kontrolle des ukrainischen Staats», betonte Selenskyj. Nur so seien alle atomaren Risiken ausschliessbar.

    Die 14 Fachleute unter Leitung des IAEA-Chefs Rafael Grossi sollen über die Frontlinie zum AKW in das russisch kontrollierte Gebiet reisen. Ihre Aufgabe ist, den Zustand des Kraftwerks zu überprüfen. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geriet das AKW Anfang März unter Kontrolle der russischen Armee. Mehrfach wurden Gebäude und die nahe Stadt Enerhodar mit Raketenwerfern und Artillerie beschossen. Kiew weist jegliche Verantwortung zurück und wirft den russischen Truppen vor, sich selbst zu beschiessen. Das AKW ist mit seinen sechs Reaktoren das grösste Atomkraftwerk Europas.

  • 18.13 Uhr

    Staatsanwälte fordern 24 Jahre Haft für russischen Ex-Journalisten

    Die russische Staatsanwaltschaft hat im Verratsprozess gegen den früheren Journalisten Iwan Safronow 24 Jahre Gefängnis gefordert. Safronow hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, er habe sich seine Informationen aus offen zugänglichen Quellen besorgt und nichts Ungesetzliches getan. Die Ermittler hätten ihre Verratsvorwürfe nicht genau erklären und auch nicht sagen können, welche konkreten Geheimnisse er verraten haben solle.

    Safronows Fall zeigt die Schwierigkeiten, in denen Journalisten in Russland stecken, die sich während des Vorgehens des russischen Militärs gegen die Ukraine noch verschärft haben. Safronow hatte zehn Jahre lang für die Wirtschaftszeitung «Kommersant» gearbeitet und über Militär und Sicherheitsfragen berichtet. Danach wurde er im Mai 2020 Berater der russischen Raumfahrtbehörde Roskomos. Zwei Monate später wurde er festgenommen. Safronow ist angeklagt, Militärgeheimnisse an den tschechischen Geheimdienst weitergegeben zu haben. Roskomos erklärte, Safronow habe bei ihr keinen Zugang zu Staatsgeheimnissen gehabt.

    Zahlreiche russische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten fordern seine Freilassung. Einige werfen den Behörden vor, sie wollten sich an Safronow für Berichte über Unfälle beim russischen Militär und zwielichtige Waffengeschäfte rächen. Eine Verteidigung gegen Verratsanklagen hat sich in Russland in den vergangene Jahren wegen der Geheimniskrämerei der Behörden oft als schwierig erwiesen.

  • 17.48 Uhr 

    EU lotet Optionen für Militär-Ausbildung für Ukrainer aus

    Die EU will mit Vorbereitungen für einen Militäreinsatz zur Ausbildung ukrainischer Soldaten beginnen. Die Mitgliedstaaten hätten vereinbart, die notwendigen Arbeiten für einen solchen Unterstützungseinsatz aufzunehmen, sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag nach Beratungen der Verteidigungsminister in Prag. Der Einsatzort und Details sind noch offen, eine Ausbildung der Streitkräfte in der Ukraine selbst schliessen Deutschland und andere Mitgliedsstaaten aber aus.

    Konkret könnte der Unterstützungseinsatz eine Ausbildung von ukrainischen Streitkräften in Bereichen wie Logistik und dem Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Waffen umfassen. Borrell betonte, die endgültige Entscheidung für den Start sei noch nicht gefallen. Nach Angaben von Diplomaten wollen Länder wie Österreich und Italien darüber zunächst noch auf Ebene der Aussenminister beraten. Auch Ungarn soll noch Vorbehalte geäussert haben.

  • 17.44 Uhr 

    Lettland baut festen Zaun zu Belarus

    Lettland hat mit der Errichtung einer dauerhaften Befestigung an der EU-Aussengrenze zu Belarus begonnen. Nach Angaben des Innenministeriums des baltischen EU- und Nato-Landes werden gegenwärtig die ersten Kilometer eines permanenten Zauns gebaut. Dazu seien bereits auch etwa 70 Prozent der Grenzabschnitte von Bäumen und Büschen befreit worden, hiess es am Dienstag in einem Bericht an die Regierung in Riga. Demnach ist mittels der bislang abgeschlossenen Bauverträge eine fast 150 Kilometer lange Infrastruktur entlang der Grenze geplant. Neben dem festen Zaun soll sie auch Patrouillenwege, Grenztürme, Fussgängerbrücken und andere Anlagen umfassen.

    Der Bau der Infrastruktur soll den Angaben zufolge bis Ende Juni 2024 abgeschlossen sein, der Bau des festen Zauns bis Ende Februar 2024. Als Schnelllösung waren an verschiedenen Grenzabschnitten zuvor bereits mehrlagige Stacheldrahtrollen ausgelegt worden. Beschlossen wurde der Bau einer Befestigung, weil im Spätsommer 2021 Tausende von Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Die Europäische Union beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Aussengrenze gebracht zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben.

  • 16.55 Uhr

    Berlin für höhere Hürden bei Visa für Russen

    Die deutsche Regierung hat sich für die vollständige Aussetzung des europäischen Visa-Abkommens mit Moskau ausgesprochen, das Russen die Einreise in die EU erleichtert. Ein solches Vorgehen könne im EU-internen Streit über mögliche Einreisebeschränkungen eine «ganz gute Brücke» sein, sagte Aussenministerin Annalena Baerbock am Dienstag am Rande einer Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg.

    Der Ansatz sei ziemlich in der Mitte zwischen denjenigen, die gar keine Visa an Russen mehr vergeben wollten und denjenigen, die weitermachen wollten wie bisher, sagte die Grünen-Politikerin weiter. Ein solcher Schritt könnte die Kosten und den Aufwand für Antragsteller deutlich erhöhen und es EU-Staaten erlauben, die Visa-Vergabe für den Schengen-Raum einzuschränken.

    Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock gibt am Rande der Klausur des Bundeskabinetts vor dem Schloss Meseberg ein Pressestatement. 
    Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock gibt am Rande der Klausur des Bundeskabinetts vor dem Schloss Meseberg ein Pressestatement. 
    Bild: Keystone
  • 16.37 Uhr

    Frankreich bereitet sich auf Ausfall russicher Gaslieferungen vor

    Frankreich bereitet sich auf mögliche Engpässe bei der Energieversorgung im kommenden Winter vor. Präsident Emmanuel Macron hat für Freitag den Verteidigungsrat einberufen. «Es geht darum, sich (mit Blick auf die Strom- und Gasversorgung) auf alle möglichen Szenarien für den kommenden Herbst und Winter einzustellen», hiess es im Elysée. 

    Nach Angaben des Energiekonzerns Engie teilte Gazprom mit, dass die Lieferungen mit sofortiger Wirkung gekürzt würden. Grund sei eine «Meinungsverschiedenheit über die Anwendung von Verträgen», teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Gazprom hatte seine Lieferungen an Engie bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark reduziert.

    Engie erhielt nach eigenen Angaben zuletzt 1,5 Terawattstunden Gas pro Monat. Ende Juli entsprach dies nur noch etwa vier Prozent der Menge, die Engie insgesamt jeden Monat bezieht. Der Konzern habe Massnahmen ergriffen, um die gekürzten Lieferungen aus Russland auszugleichen. Die Versorgung der Kunden mit Gas sei gewährleistet.

  • 14.24 Uhr

    EU-Staaten wollen Ukraine fünf Millionen Jodtabletten spenden

    «Deutschland wäre dafür verantwortlich, die Tabletten an die Ukraine zu liefern», sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission am Dienstag. Sie sollen als vorbeugende Massnahme zum Schutz der Menschen in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja dienen. Es gab zuletzt wieder Explosionen rund um das von der russischen Besatzungsverwaltung eingenommene AKW, wie es von russischer Seite hiess.

    Die Ukraine habe vergangenen Freitag eine Anfrage an die Europäische Union gestellt, sie mit Jodtabletten zu unterstützen, so die EU-Kommission. Die Tabletten sollen für den Fall genutzt werden, wenn Radioaktivität aus dem AKW austritt. So solle verhindert werden, dass sich eingeatmetes oder verschlucktes radioaktives Jod in der Schilddrüse absetze. Aus EU-Reserven werden fünf Millionen Tabletten beigesteuert, weitere 500'000 kommen aus Österreich.

    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Russische Truppen kontrollieren das Gebiet.
    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Russische Truppen kontrollieren das Gebiet.
    Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa
  • 13.55 Uhr

    Kreml dementiert politische Ziele hinter Gasliefersenkungen

    Die Probleme beim Transit russischen Gases nach Europa sind nach Angaben aus Moskau rein technischer Natur. «Es gibt Garantien dafür, dass die Lieferungen durch nichts ausser die durch die Sanktionen hervorgerufenen technischen Probleme behindert werden.»

    Dies sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut der Agentur Interfax. Der 54-Jährige antwortete so auf die Frage, ob Russland nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 die Wiederaufnahme der Lieferungen garantieren könne.

    «Russland war, ist und wird bereit sein, seine Verpflichtungen zu erfüllen», sagte er. Der Kremlsprecher warf dem Westen vor, durch seine Sanktionen normale Servicearbeiten an den Turbinen der Leitung zu behindern. Zuvor hatte der russische Energiekonzern Gazprom angekündigt, Nord Stream 1 wegen anstehender Wartungsarbeiten an der einzig noch verbliebenen Turbine in der Kompressorstation «Portowaja» vom 31. August bis zum 2. September abzuschalten.

    Die Ostseepipeline arbeitet seit Anfang Sommer ohnehin nur noch mit 20 Prozent ihrer maximalen Kapazität. Gazprom begründet dies mit technischen Problemen, Politiker in Berlin und Brüssel haben mehrfach den Verdacht geäussert, dass politisches Kalkül aus Moskau hinter der Drosselung der Gaslieferungen steckt, um den Druck auf Europa zu erhöhen. Die EU hat nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen gegen Russland verhängt.

    Die Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin.
    Die Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin.
    Jens Büttner/dpa
  • 13.45 Uhr

    Kiew hält Informationen zum Kriegsverlauf zurück

    Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, sprach am Dienstag von «Positionskämpfen» in den Gebieten Mykolajiw und Cherson. Dies sei durch vorhergehende Umgruppierungen der russischen Armee verursacht worden. Es sei noch zu früh, von möglichen zurückeroberten Orten zu reden. «Es finden gerade Kämpfe statt, und diese erfordern eine Informationsruhe.»

    Tags zuvor hatte Humenjuk den Start einer seit Juni angekündigten Offensive der ukrainischen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Fluss Dnipro verkündet.

    Die russische Armee bestätigte zwar Vorstossversuche der ukrainischen Truppen, sprach aber zeitgleich von einer erfolgreichen Abwehr und hohen ukrainischen Verlusten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Ukrainische Armeeangehörige in einer Pause während eines Trainingseinsatzes. 
    Ukrainische Armeeangehörige in einer Pause während eines Trainingseinsatzes. 
    KEYSTONE / AP Photo / David Goldman
  • 12.49 Uhr

    Bericht: Kiew täuscht Russland mit Holzattrappen

    Das ukrainische Militär setzt im Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren laut einem Bericht der «Washington Post» auch Waffenattrappen ein, um die Angreifer zu täuschen. Dabei gehe es etwa um hölzerne Nachbildungen moderner US-Raketensysteme, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf ungenannte hochrangige Beamte aus den USA und der Ukraine. Auf diese Weise seien die russischen Streitkräfte dazu gebracht worden, teure Marschflugkörper vom Typ Kalibr auf harmlose Replikate zu verschwenden. Das Blatt habe auch Fotos dieser Scheinziele begutachten können, hiess es weiter.

    Russische Drohnen, die den Standort der vermeintlichen Raketensysteme an die Flotte im Schwarzen Meer übermittelten, könnten die Attrappen nicht von echten Artilleriebatterien unterscheiden. «Wenn die Drohnen die Batterie sehen, ist diese wie ein VIP-Ziel», zitierte die Zeitung einen ukrainischen Offiziellen. Nach einigen Wochen hätten diese «Dummies» bereits mindestens zehn Kalibr-Raketen in die Irre geleitet. Angesichts des Erfolgs sei die Produktion der Replikate ausgebaut worden.

    Die Nachbildungen könnten laut «Washington Post» auch ein Grund dafür sein, dass die Anzahl vermeintlich zerstörter westlicher Waffensysteme in russischen Berichten so hoch ausfalle, insbesondere mit Blick auf den US-Raketenwerfer Himars. «Sie haben behauptet, mehr Himars getroffen zu haben, als wir überhaupt geliefert haben», zitierte das Blatt einen US-Diplomaten.

    US-Raketenwerfer Himars im Einsatz. (Archiv)
    US-Raketenwerfer Himars im Einsatz. (Archiv)
    KEYSTONE
  • 12.34 Uhr

    Kiew: Mehrere Tote nach Beschuss von Charkiw

    Durch russischen Beschuss der Grossstadt Charkiw sind am Dienstag nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Russland habe «die Innenstadtbezirke Charkiws unter Beschuss genommen», schrieb Regionalgouverneur Oleg Synegubow am Dienstag im Online-Dienst Telegram. Seinen Angaben zufolge wurden dabei vier Menschen getötet und vier weitere verletzt. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow schrieb auf Telegram von fünf Toten und sieben Verletzten.

    Charkiw steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine regelmässig unter Beschuss. Regionalgouverneur Synegubow forderte die Bewohner der Stadt auf, sich vorerst nur in Schutzräumen aufzuhalten.

    Das ukrainische Militär hat Russland bisher erfolgreich davon abgehalten, das rund 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt gelegene Charkiw einzunehmen. Beim Beschuss der Stadt, die vor Kriegsbeginn rund 1,4 Millionen Einwohner hatte, wurden nach offiziellen ukrainischen Angaben in den vergangenen Monaten Hunderte Menschen getötet.

    Ein Krater nach russischen Raketenangriffen am 27. August 2022 in Charkiw. 
    Ein Krater nach russischen Raketenangriffen am 27. August 2022 in Charkiw. 
    Bild: Keystone
  • 12.04 Uhr

    Erster UNO-Getreidefrachter in Afrika eingetroffen

    Der erste von den Vereinten Nationen mit auf den Weg gebrachte Frachter mit ukrainischem Getreide für Äthiopien ist offenbar am Zielort angekommen. Das meldet die Nachrichtenagentur epd unter Verweis auf das Welternährungsprogramm WFP.

    Wie WFP-Exekutivdirektor David Beasley mitteilte, werde die Fracht, nachdem das Schiff im ostafrikanischen Dschibuti angelegt habe, nun weiter nach Äthiopien transportiert. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine waren Weizenlieferungen aus dem Land lange blockiert.

  • 11.55 Uhr

    Militärexperte sieht unklare Lage in Cherson 

    Der deutsche Militärexperte Carlo Masala stuft den mutmasslichen Angriff der Ukraine auf russische Truppen in Cherson als Vorbereitung einer Gegenoffensive ein. «Wir haben eine sehr, sehr unklare Lage. Ich würde noch nicht von einer grossen Gegenoffensive sprechen», sagte Masala im Interview mit Bayern 2-radioWelt am Dienstag.

    Die Lage sei unübersichtlich. «Wir bekommen kaum Informationen aus der Stadt beziehungsweise rund um die Stadt, die wirklich neutral verifizierbar sind», sagte der Experte. Es sei klar, dass gestern ukrainische Artillerie Stellungen der Russen angegriffen habe und dass eine Verteidigungslinie der Russen gefallen sei. «Was aber unklar ist, ist, ob dieser Stoss wirklich der Stadt Cherson gilt und wie weit die Ukraine jetzt in der Lage ist, ich sage jetzt mal, mit Verbänden in diese Stadt vorzudringen», so Masala.

    Die russischen Truppen haben Cherson und andere Gebiete um die Stadt herum in den ersten Kriegstagen besetzt. Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben jetzt eine Gegenoffensive begonnen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach nur in Andeutungen über die Offensive. Niemand, der sich verantwortlich verhalte, werde im Krieg etwas zu seinen Plänen sagen.

    Der Militärexperte von der Universität der Bundeswehr wies auf die strategische Bedeutung von Cherson nahe der von Russland annektierten Krim hin. «Wenn sie (die Ukrainer) über Cherson die Kontrolle haben, haben sie auch die Kontrolle über die Frischwasserzufuhr zur Krim. Das heisst also ein Druckinstrument, um die Russen auch auf der Krim noch weiter unter Druck zu setzen.» Russland hätte auch Probleme, eine solche Niederlage zu verschweigen.

  • 10.26 Uhr

    London: Ukraine verstärkt Beschuss, Russland strukturiert Einheiten um

    Das britische Verteidigungsministerium gibt Folgendes zum Kampfgeschehen in der Südukraine zu Protokoll:

    In den frühen Morgenstunden des 29. August 2022 haben mehrere Brigaden der ukrainischen Streitkräfte den Artilleriebeschuss in Frontabschnitten im Süden der Ukraine verstärkt. Ukrainische Präzisionsangriffe mit grosser Reichweite stören weiterhin den russischen Nachschub. Das Ausmass der ukrainischen Verstösse lässt sich noch nicht bestätigen.

    Seit Anfang August hat Russland jedoch erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Streitkräfte am Westufer des Flusses Dnipro um Cherson zu verstärken. Die 49. Armee des Südlichen Militärbezirks (SMD) wurde höchstwahrscheinlich mit Teilen der 35. Armee des Östlichen Militärbezirks (EMD) verstärkt. Die meisten Einheiten in der Umgebung von Cherson sind wahrscheinlich unterbesetzt und auf brüchige Nachschublinien über Fähren und Pontonbrücken über den Dnipro angewiesen.

    Diese Integration von SMD- und EMD-Einheiten deutet auf eine erhebliche Umstrukturierung der russischen Streitkräfte in der Ukraine hin. Es besteht die realistische Möglichkeit, dass Russland dazu übergegangen ist, die verschiedenen, halb unabhängigen operativen Kommandos zu rationalisieren, die zu seinem schlechten Abschneiden zu Beginn der Invasion beigetragen haben.

    Sollte es der Ukraine gelingen, anhaltende Offensivoperationen durchzuführen, wird der Zusammenhalt dieser noch nicht erprobten Struktur wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor für die Nachhaltigkeit der russischen Verteidigung im Süden sein.

  • 7.40 Uhr

    EU uneins über Einreiseverbot gegen russische Bürger*innen

    Die EU-Länder Estland, Lettland, Finnland und Tschechien haben weitgehende Einreiseverbote für Russen angekündigt oder bereits umgesetzt. Auch Polen prüft einen solchen Schritt. Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala sprach am Montag für den EU-Ratsvorsitz seines Landes von nötigen «Signalen gegenüber der russischen Gesellschaft» gegen den Krieg.

    Frankreich und Deutschland sprechen sich gegen ein Einreiseverbot für russische Staatsbürger in die EU aus, wenngleich sich einzelne deutsche Politiker dafür aussprechen.

    Einem EU-Diplomaten zufolge schlägt Tschechien als amtierender Ratsvorsitzender einen Kompromiss vor: Die EU-Aussenminister sollen prüfen, Einreise-Erleichterungen für Russen auf Grundlage eines Abkommens mit der EU von 2007 auszusetzen. Dies wäre kein vollständiges Einreiseverbot, sondern würde russischen Touristen das Verfahren zum Erlangen von Visa erschweren. Ist das Schengen-Visum einmal erstellt, können die Inhaber damit für bis zu 90 Tage im Raum ohne Grenzkontrollen reisen. Dieser umfasst 22 der 27 EU-Länder sowie Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein.

  • 7.30 Uhr

    Russland soll technische Probleme mit iranischen Drohnen haben

    Es gebe «zahlreiche Pannen» bei den unbemannten Fluggeräten, teilten Mitglieder des Weissen Hauses unter Berufung auf Erkenntnisse von US-Geheimdiensten am Montag mit. Über die mutmasslichen russischen Probleme hatte die Zeitung «Washington Post» zuerst berichtete.

    Erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur AP gemeldet, dass Russland Hunderte iranische Drohnen erhalten habe, die im Krieg gegen die Ukraine genutzt werden könnten – und dies trotz US-Ermahnungen an Teheran, die Fluggeräte nicht zu liefern. Die US-Gewährsleute sagten der AP nun, dass eine Übergabe der Drohnen der Modelle Mohadscher-6 und Schahed in diesem Monat über mehrere Tage hinweg erfolgt sei. Russische Maschinen seien auf einem Flugplatz im Iran beladen worden und die Waffengüter dann nach Russland geflogen worden.

  • 5.40 Uhr

    «Abtasten» der Front oder «Jämmerlich gescheitert»?

    Über den Erfolg des ukrainischen Gegenangrigffs im Raum Cherson gibt es unterschiedliche Meldungen. Die Grossstadt auf dem rechten Ufer des Stroms Dnipro war gleich zu Beginn der Invasion im Februar von russischen Truppen erobert worden, die von der Halbinsel Krim vorstiessen. Politisch steht die Ukraine unter Zeitdruck, weil Russland sich die eroberten Gebiete einverleiben will und mutmasslich für September Volksabstimmungen darüber vorbereitet.

    Wie die Südgruppe der ukrainischen Armee mitteilte, seien Einheiten der Donezker Separatisten und russischer Marineinfanterie zum Rückzug gezwungen worden. Genauere Ortsangaben wurden nicht gemacht. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Militärquellen, vier Dörfer bei Cherson, darunter Prawdyne, seien erobert worden. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar.

    Nach russischen Angaben wurden die beiden Übergänge über den Dnipro bei Antoniwka und Nowa Kachowska erneut beschossen. Mit solchen Angriffen versucht die ukrainische Armee seit geraumer Zeit, den grossen russischen Brückenkopf auf dem rechten Dnipro-Ufer vom Nachschub abzuschneiden. Explosionen wurden auch aus Cherson selbst und der ebenfalls russisch besetzten Stadt Melitopol gemeldet.

    Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte ukrainische Angriffe in den Gebieten Cherson und Mykolajiw, behauptete aber, sie seien «jämmerlich gescheitert». Die ukrainische Armee habe schwere Verluste an Soldaten und Technik erlitten. Belege dafür gab es nicht. Für Nervosität auf russischer Seite sprachen Äusserungen aus den Besatzungsverwaltungen, die versicherten, dass gar nichts geschehe. Die angebliche Offensive sei «wie üblich ein Fake der ukrainischen Propaganda», sagte der Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow.

    Der russische Nationalist und frühere separatistische Feldkommandeur Igor Girkin bestätigte auf Telegram die Angriffe. Sie seien bislang aber nur als Demonstration gedacht, die Ukraine setze ihre Hauptkräfte noch nicht ein. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Pentagon-Vertreter, die laut CNN vom «Abtasten» der Front sprachen.

    Ukrainische Offensive im Süden: Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Militärquellen, vier Dörfer bei Cherson, darunter Prawdyne, seien erobert worden. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar. (Archivbild)
    Ukrainische Offensive im Süden: Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Militärquellen, vier Dörfer bei Cherson, darunter Prawdyne, seien erobert worden. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar. (Archivbild)
    Anadolu Agency via Getty Images
  • 4.33 Uhr

    Offensive: Kiew rät russischen Soldaten, aufzugeben

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Landsleuten eine Rückeroberung aller von Russland besetzten Gebiete versprochen. Er ging in seiner Videoansprache vom Montagabend aber nur in Andeutungen auf die neue ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes ein. Niemand, der sich verantwortlich verhalte, werde im Krieg etwas zu seinen Plänen sagen, sagte der Präsident.

    «Aber die Besatzer sollen es wissen: Wir treiben sie über die Grenze. Über unsere Grenze, an der sich nichts geändert hat», sagte Selenskyj in Kiew. «Wenn die russischen Soldaten überleben wollen, ist es jetzt Zeit, nach Hause zu gehen.» Wer Angst habe, nach Russland zurückzukehren, solle sich ergeben. «Wir garantieren ihnen die Einhaltung aller Normen der Genfer Konventionen.»

    In einer Videoschalte zu einer EU-Konferenz in Bled in Slowenien sagte Selenskyj, mit Russland gebe es nichts zu verhandeln. Moskau habe erst ultimativ die Halbinsel Krim und den Donbass gefordert, nun verlange es weitere Gebiet im Süden der Ukraine. «Sie werden nach einem halben Jahr noch mehr Territorien von uns fordern.» Dabei sei Russland ohne die Ukraine, Belarus, das Baltikum und Kasachstan nicht mehr die mächtige Sowjetunion. «Die Legende von der Grossmacht kann man vergessen. Und das werden wir auf dem Schlachtfeld beweisen.»

    Die US-Regierung wollte sich nicht im Detail äussern. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, verwies aber darauf, dass die Ukraine die Gegenoffensive lange angekündigt und vorbereitet habe. Schon damit habe sie Russland gezwungen, Truppen aus dem umkämpften Donbass nach Süden abzuziehen.

    Munition der ukrainischen Armee. (Archivbild)
    Munition der ukrainischen Armee. (Archivbild)
    Anadolu Agency via Getty Images