Politische KriseDie Sanktionen gegen Venezuela haben dramatische Nebeneffekte
von Joseph Wilson und Luis Alonso Lugo, AP/uri
1.3.2019
US-Sanktionen treffen schwer kranke Kinder in Venezuela
Carlos Acosta und sein zwölfjähriger Sohn Jesús sitzen in ihrer Unterkunft in Barcelona. Der Junge musste in Spanien eine Knochenmarktransplantation bekommen, weil die Behandlung in Venezuela nicht gewährlistet werden konnte.
Bild: AP Photo/Manu Fernandez/Keystone
Bisher wurden die Rechnungen von der in den USA ansässigen Simón Bolívar Foundation bezahlt. Jesús wurde vor zwei Wochen aus dem Spital entlassen, er muss aber noch mindestens sieben Monate lang intensiv medizinisch betreut werden.
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Auch der elfjährige Hector Castillo (im Bild mit seinen Eltern und einem Arzt), gehört zu den Kindern aus Venezuela, die mit dem Geld der Stiftung in Barcelona behandelt werden.
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Der Bub leidet an der Sichelzellenanämie. Die Erbkrankheit betrifft die roten Blutkörperchen und führt zu schwerer und chronischen Blutarmut. In Entwicklunsgländern verläuft die Krankheit nach wie vor häufig tödlich. Hectors Elteren und die von acht anderen in Barcelona behandelten venezolanischer Kindern erhielten inzwischen einen Brief von der Stiftung, in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass sie aufgrund der Sanktionen der USA gegen Venezuela nun nicht mehr helfen kann.
Bild: AP Photo/Manu Fernandez/Keystone
Das behandelnde Spital sprang einstweilen in die Bresche. Es erklärte auch, dass es von der Stiftung genügend Geld erhalten habe, um die Kosten für die noch verbleibende medizinische Betreuung der neun Kinder abzudecken. Weitere bedürftige Kinder aus Venezuela dürfen derzeit jedoch nicht auf die lebensrettende Hilfe durch die Stiftung hoffen.
Bild: AP Photo/Manu Fernandez/Keystone
US-Sanktionen treffen schwer kranke Kinder in Venezuela
Carlos Acosta und sein zwölfjähriger Sohn Jesús sitzen in ihrer Unterkunft in Barcelona. Der Junge musste in Spanien eine Knochenmarktransplantation bekommen, weil die Behandlung in Venezuela nicht gewährlistet werden konnte.
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Bisher wurden die Rechnungen von der in den USA ansässigen Simón Bolívar Foundation bezahlt. Jesús wurde vor zwei Wochen aus dem Spital entlassen, er muss aber noch mindestens sieben Monate lang intensiv medizinisch betreut werden.
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Auch der elfjährige Hector Castillo (im Bild mit seinen Eltern und einem Arzt), gehört zu den Kindern aus Venezuela, die mit dem Geld der Stiftung in Barcelona behandelt werden.
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Der Bub leidet an der Sichelzellenanämie. Die Erbkrankheit betrifft die roten Blutkörperchen und führt zu schwerer und chronischen Blutarmut. In Entwicklunsgländern verläuft die Krankheit nach wie vor häufig tödlich. Hectors Elteren und die von acht anderen in Barcelona behandelten venezolanischer Kindern erhielten inzwischen einen Brief von der Stiftung, in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass sie aufgrund der Sanktionen der USA gegen Venezuela nun nicht mehr helfen kann.
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Das behandelnde Spital sprang einstweilen in die Bresche. Es erklärte auch, dass es von der Stiftung genügend Geld erhalten habe, um die Kosten für die noch verbleibende medizinische Betreuung der neun Kinder abzudecken. Weitere bedürftige Kinder aus Venezuela dürfen derzeit jedoch nicht auf die lebensrettende Hilfe durch die Stiftung hoffen.
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Mit Sanktionen gegen Venezuelas staatseigene Ölgesellschaft wollen die USA Präsident Maduro unter Druck setzen. Die Strafmassnahme trifft aber nicht die Richtigen.
Carlos Acostas Sohn Jesús war schwer krank, er benötigte dringend eine Knochenmarktransplantation. Aber den Spitälern in seiner von Krisen erschütterten Heimat Venezuela mangelt es sogar an einfachster Ausrüstung wie Einmalhandschuhen oder sauberen Spritzen. So war Vater Acosta überglücklich, als er mit seinem Sohn nach Spanien fliegen konnte, um ihn dort behandeln zu lassen.
Aber nun gibt es einen Dämpfer: Der Zwölfjährige Jesús und mehrere andere schwer kranke Kinder sind zu ungewollten Opfern von US-Sanktionen gegen Firmen geworden, die Verbindungen zum venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro haben.
Die Rechnungen für den Aufenthalt der beiden Acostas in Spanien und die Behandlung des Kindes waren von der im texanischen Houston ansässigen Simón Bolívar Foundation bezahlt worden. Das ist eine Stiftung, die von dem in den USA ansässigen Raffinerieunternehmen Citgo finanziert wird, einer Tochter des staatseigenen venezolanischen Ölgiganten PDVSA, kurz für Petróleos de Venezuela.
Die Wohltätigkeitsorganisation hilft laut ihrer Webseite Venezolanern seit 2008, im Ausland behandelt zu werden. Sie unterstützt ausserdem Patienten und Programme in fünf Spitälern in den USA.
Keine Unterstützung mehr durch Stiftung
In der vergangenen Woche erhielten Acosta und die Eltern acht anderer in Barcelona behandelter venezolanischer Kinder einen Brief von der Stiftung. Darin hiess es, aufgrund der Auswirkungen der diplomatischen Krise zwischen den USA und Venezuela könne man sie nicht länger unterstützen. Aber Jesús zum Beispiel benötigt nach der in Barcelona erfolgten Transplantation Nachsorge und vielleicht sogar eine zweite Knochenmarkübertragung.
Venezuelas Wirtschaft ist am Boden, Maduro steht unter wachsendem Druck, die Macht im Land abzugeben. Der Oppositionsführer im Parlament, Juan Guaidó, hat sich zum Übergangspräsidenten erklärt und wird von Dutzenden Ländern, so den USA und Deutschland, anerkannt: Sie machen geltend, dass Maduros Wiederwahl im vergangenen Jahr durch Betrug zustande gekommen sei.
Um Druck auf ihn auszuüben, hat Washington Unternehmen finanzielle Transaktionen mit PDVSA verboten. Das erschwert der Maduro-Regierung den Zugriff zu Vermögenswerten und Einnahmen in Übersee, so jenen von Citgo. Aber es hat auch Nebenwirkungen.
Im Brief der Wohltätigkeitsorganisation an die Eltern heisst es: «Leider erlauben es die jüngsten Änderungen rechtlicher Regulierungen und die von den USA gegen Venezuela und Petróleos de Venezuela verhängten Sanktionen nicht, nach dem 26. Februar 2019 für vom Patienten in Anspruch genommene Dienstleistungen und verursachte Ausgaben aufzukommen.»
Spital sprang in die Bresche
Dem Schreiben war ein Ticket für Acosta und seinen Sohn zum Rückflug am kommenden Sonntag beigefügt. Aber der Vater betont, dass er und sein Sohn bleiben werden. Es gebe keine andere Wahl. Jesús mit seinem geschwächten Immunsystem wäre auf dem Flug zu grossen Risiken ausgesetzt, sagt Acosta. Und dann, daheim, gäbe es keine Garantie, dass sauberes Blut für die Transfusionen zur Verfügung stehe, die Jesús seit dem Alter von fünf Monaten benötigt.
Damals wurde bei dem Jungen Thalassämie festgestellt, eine Krankheit, bei der der Körper nicht genügend Blutkörperchen produzieren kann. «Zurückzugehen wäre ein Todesurteil für ihn», sagte der Vater, der seit vergangenem Juli in einer Wohnung in Barcelona lebt, der Nachrichtenagentur AP. «Die Wohltätigkeitsorganisation war die einzige Option, die wir hatten.»
Und wohl auch für die anderen acht venezolanischen Kinder, die ebenfalls in Barcelona im Hospital Sant Joan de Deu behandelt werden – wegen Krankheiten wie Gehirntumoren und Leukämie oder auch Herzproblemen.
Die Stiftung hat nicht nur die Kosten für die medizinische Betreuung, für Flüge und die Unterbringung der Patienten und je einem Elternteil in einem Hostel übernommen: Sie stellte auch monatlich eine Pauschale von jeweils umgerechnet 1'060 Franken für anfallende Ausgaben zur Verfügung. Aber die Zahlungen blieben diesen Monat aus.
Zum Glück sprang das Spital in die Bresche und übernahm die Februar-Kosten für die Unterbringung. Ihr Essen erhalten Acosta und die anderen Eltern aus der Klinik-Kantine.
Es werden keine neue Patienten mehr kommen
Vor allem aber: Das Spital hat nach eigenen Angaben von der Stiftung genügend Geld erhalten, um die Kosten für die noch verbleibende medizinische Betreuung der neun Kinder abzudecken. Und es versucht, bei Wohltätigkeitseinrichtungen oder der Stadt Barcelona Mittel locker zu machen, um den Eltern während des Restaufenthalts in Spanien finanziell unter die Arme zu greifen.
Aber es werden keine neuen Patienten mehr mit Hilfe der Stiftung in die Klinik kommen. Zu den Betroffenen zählt der 14-Jährige Javier, der nach einer früheren Knochenmarktransplantion in Barcelona unter einer schweren Hautallergie leidet. Seine Mutter Sandra Manzanares wollte ihn zur weiteren Behandlung zurück nach Spanien bringen, aber musste das Vorhaben nun auf Eis legen. In Venezuela findet sie jedoch nur die Hälfte der sieben Arzneimittel, die ihr Sohn täglich benötigt, und sie weiss von drei anderen Kindern, denen der Weg nach Barcelona nun ebenfalls verbaut ist.
Jesús ist vor zwei Wochen aus dem Spital entlassen worden und lebt nun mit seinem Vater in der Wohnung in Barcelona. Aber er muss noch regelmässig ambulant in der Klinik behandelt werden, benötigt mindestens noch sieben Monate lang intensive ärztliche Betreuung.
Sein Vater hat strikte Anweisungen, seinen Sohn vor Infektionen zu schützen. So muss etwa alles Essen gekocht und die Wohnung stets äusserst sauber sein. Jesús vermisst seine Mutter und Baseball, aber möchte in Spanien bleiben. Er sagt: «Es ist hygienischer hier.»
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