1,5-Grad-Grenze adé?Rückkehr von El Niño bringt wohl neue Temperaturrekorde
toko
21.2.2023
Videografik: Die Wetterphänomene El Niño und La Niña
Videografik: Die Wetterphänomene El Niño und La Niña
04.11.2022
Die Anzeichen verdichten sich, dass die La Niña-Phase ihr Ende findet. Stattdessen könnte Gegenpart El Niño schon bald neue Temperaturrekorde bringen — und das 1,5-Grad-Ziel erstmals verfehlt werden.
toko
21.02.2023, 23:55
22.02.2023, 08:53
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Ausbleibende Fischschwärme und starke Regenfälle an der Westseite der Anden: Peruanische Fischer haben das Phänomen einst «El Niño» getauft («Der Junge»). Gemeint ist damit das Christuskind, denn die Fischer beobachteten das Auftreten stets um die Weihnachtszeit.
Für die lokale Bevölkerung bedeuten die veränderten Meeresströmungen vor allem weniger Fischfang. Darüber hinaus hat das Phänomen aber auch globale Auswirkungen. El Niño tritt in unregelmässigen Abständen auf, im Durchschnitt jedoch alle vier Jahre.
Meist ist El Niño relativ schwach ausgeprägt. Bei entsprechend starken Ereignissen hingegen können die Strömungsmuster auf drei Vierteln der Erdoberfläche zu höheren Durchschnittstemperaturen führen.
So wie vor sieben Jahren, als ein besonders starker El Niño den allgemeinen Erwärmungstrend verstärkte. 2016 ist bislang das heisseste Jahr seit Beginn der Messungen. Damals lagen die Durchschnittstemperaturen 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
La Niña-Ereignis geht zu Ende
Nun soll es laut Expert*innen dieses Jahr wieder so weit sein. Für 2023 erwarten Meteorolog*innen wie Klimaforscher*innen das Ende des aktuellen La-Niña-Ereignisses. Darauf deuten Klimamodelle hin, die eine Erwärmung des tropischen Pazifiks ausmachen.
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«La Niña» («Das Mädchen») ist gleichsam die Gegenspielerin von El Niño. Hierbei handelt es sich um kalte Meeresströmungen im äquatorialen Pazifik. In den vergangenen drei Jahren gab es ein ungewöhnliches Aufeinanderfolgen von drei La-Niña-Jahren, die auch global tendenziell eher kühle Temperaturen mit sich bringen. Schätzungen zufolge hat das Ereignis in den vergangenen drei Jahren die globalen Durchschnittstemperaturen um jeweils 0,1 Grad gesenkt.
Im Zeitalter der menschengemachten Erwärmung liegen jedoch auch in La-Niña-Jahren die Temperaturen weit höher als das langjährige Mittel.
1,5-Grad-Grenze schon 2024 in Gefahr
Laut Forscher*innen des Potsdam Institut für Klimaforschung wird El Niño mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 90 Prozent bereits im Herbst erneut auftreten.
Co-Autor Josef Ludescher zufolge ist dann für 2024 mit einem neuen Rekord bei den globalen Durchschnittstemperaturen zu rechnen: «Kurzzeitig könnte sie sogar 1,5 Grad über dem vorindustriellen Mittelwert liegen.»
Damit könnte erstmals das Ziel verfehlt werden, die menschengemachte Erwärmung unter dieser Marke zu halten, um etwa das Erreichen von Kipppunkten im Klimasystem zu vermeiden.
Expert*innen zufolge ist das 1,5-Grad-Ziel ohnehin längst nicht mehr zu erreichen. Es sei «unplausibel», dass die Menschheit dieses selbstgesteckte Ziel noch erreichen könnte, heisst es etwa im zweiten Hamburg Climate Futures Outlook.
In Europa und damit der Schweiz hat El Niño meist eher geringe Auswirkungen. Denn hier herrscht die Nordatlantische Oszillation (NAO) vor, die den Einfluss des El Niño überlagert.
Einfluss auf das Wettergeschehen hat El Niño eher, wenn sich die NAO in einem neutralen Zustand befindet.
So war es wohl auch 2010, als ein besonders starkes El-Niño-Ereignis Auswirkungen bis nach Zentraleuropa hatte — und zu klirrender Kälte führte.
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