Dutzende Tote in OstukraineRaketen schlagen in Evakuierungsbahnhof ein
dpa/AFP/uri
8.4.2022
Viele Tote und Verletzte bei Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk
Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk im Osten der Ukraine sind nach Angaben der Bahngesellschaft mindestens 30 Menschen getötet und 100 weitere verletzt worden.
08.04.2022
Vom Bahnhof Kramatorsk im Osten der Ukraine fliehen zahlreiche Menschen in sicherere Regionen. Jetzt sind Raketen im Bahnhof eingeschlagen. Es gibt mindestens 30 Tote Tote und 100 Verletzte. Die Ukraine macht Russland verantwortlich.
dpa/AFP/uri
08.04.2022, 12:49
08.04.2022, 13:59
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Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef Olexander Kamischyn am Freitagmorgen. Die Sprecherin des ukrainischen Verwaltungsgebiets Donezk, Tetjana Ihnatenko, sprach im Fernsehen von 27 Toten, darunter 2 Kinder, und mindestens 30 Verletzten. Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko warteten Tausende Menschen in Kramatorsk auf ihre Evakuierung.
Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.
Laut Eisenbahnchef Kamischyn schlugen zwei Raketen ein. Die ukrainische Seite gab russischen Truppen die Schuld. Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. «Sie wollten so viele friedliche Menschen wie möglich als Geiseln nehmen, sie wollten alles Ukrainische zerstören», schrieb er bei Telegram.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur vor Ort berichtete von mindestens 20 Toten in Leichensäcken und unter Plastikplanen. Zuvor hatte er am Morgen Hunderte Menschen gesehen, die auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen warteten.
Rakete mit Aufschrift «Für die Kinder»
Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlachen und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lagen die Überreste einer Rakete mit der russischen Aufschrift «Für die Kinder». Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff auf den Bahnhof scharf. Das russische Militär habe einen ganz gewöhnlichen Bahnhof angegriffen, sagte Selenskyj am Freitag zu Beginn einer Videoansprache vor dem finnischen Parlament. Menschen hätten an dem Bahnhof auf Züge gewartet, um von diesem in sichere Gebiete evakuiert zu werden.
«Das ist nur ein gewöhnlicher Bahnhof, nur eine normale Stadt im Osten der Ukraine», sagte Selenskyj. Der Angriff zeige, was Russland unter Schutz der Donbass-Region und der russischsprachigen Bevölkerung verstehe. «Das ist der 44. Tag unserer Realität», sagte Selenskyj.
Die prorussischen Separatisten in der selbst ernannten Volksrepublik Donezk sprachen hingegen von einem ukrainischen Raketenangriff. Es seien Teile einer Rakete vom Typ «Totschka-U» zu Boden gefallen. Auch die Separatisten teilten mit, in Kramatorsk sei gerade eine Evakuierung gelaufen, Menschen sollten in Sicherheit gebracht werden.
Die ukrainische Führung hatte die Menschen in der Ostukraine zuvor aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen und das Gebiet möglichst Richtung Westen zu verlassen. Russland hatte angekündigt, seine Angriffe auf die Region zu konzentrieren.