12,4 Billionen Dollar wertPutin hält Grossteil von Kiews Bodenschätzen besetzt
Von Philipp Dahm
24.8.2022
Bodenschätze der Ukraine
Die Ukraine ist erstaunlich rohstoffreich: Obwohl das Land nur 0,4 Prozent der Erde bedeckt, schlummern hier geschätzt bis zu 5 Prozent der Mineralien-Vorkommen.
Bild: Geoinform of Ukraine & Geological Survey of Norway
Nirgendwo in Europa gibt es so grosse Eisenerz-Vorkommen wie in der Ukraine. Weltweit ist Kiew vor dem Krieg der fünfgrösste Exporteur des Rohstoffs.
Bild: metinvestholding.com
Bei Titanium belegt die Ukraine in Europa Platz 2 und weltweit Rang 9. Titan kommt bei der Stahlgewinnung zum Einsatz, aber auch in Schutzwesten, Velos oder Flugzeugen.
Bild: United Mining and Chemical Company
Bei Uranerz liegt Kiew in Europa an der Spitze und weltweit auf Rang 10. Vor dem Krieg konnte die Ukraine. aber nur 30 Prozent des eigenen Bedarfs durch die nationale Produktion decken. Im Januar 2022 setzte sich das Land noch zum Ziel, bis 2027 in diesem Punkt unabhängig zu werden.
Bild: Commons/Geomartin
Die Ukraine war vor dem Krieg der viertgrösste Kohle-Produzent Europas. Weltweit belegte Kiew 206 Rang 15. Der Grossteil des Rohstoffs liegt im Kohlebecken von Donezk: Das Sowjetposter von 1921 zeigt den Donbass dann auch als industrielles Herz der UdSSR.
Bild: Gemeinfrei
An Gallium, das in Solarzellen und Leuchtdioden zum Einsatz kommt, ist die Ukraine das zweitreichste Land weltweit.
Bild: Commons/Alexofdodd
Mangan ist wichtig bei der Produktion von Stahl und Aluminiumlegierungen. 2020 war die Ukraine der siebtgrösste Produzent der Welt. In Europa förderte niemand mehr.
Bild: Commons/Alchemist-hp
An Erdgas hat die Ukraine mit 1,09 Kubikmeter die nach Norwegen zweitgrössten Vorkommen Europas.
Bild: KEYSTONE
Bodenschätze der Ukraine
Die Ukraine ist erstaunlich rohstoffreich: Obwohl das Land nur 0,4 Prozent der Erde bedeckt, schlummern hier geschätzt bis zu 5 Prozent der Mineralien-Vorkommen.
Bild: Geoinform of Ukraine & Geological Survey of Norway
Nirgendwo in Europa gibt es so grosse Eisenerz-Vorkommen wie in der Ukraine. Weltweit ist Kiew vor dem Krieg der fünfgrösste Exporteur des Rohstoffs.
Bild: metinvestholding.com
Bei Titanium belegt die Ukraine in Europa Platz 2 und weltweit Rang 9. Titan kommt bei der Stahlgewinnung zum Einsatz, aber auch in Schutzwesten, Velos oder Flugzeugen.
Bild: United Mining and Chemical Company
Bei Uranerz liegt Kiew in Europa an der Spitze und weltweit auf Rang 10. Vor dem Krieg konnte die Ukraine. aber nur 30 Prozent des eigenen Bedarfs durch die nationale Produktion decken. Im Januar 2022 setzte sich das Land noch zum Ziel, bis 2027 in diesem Punkt unabhängig zu werden.
Bild: Commons/Geomartin
Die Ukraine war vor dem Krieg der viertgrösste Kohle-Produzent Europas. Weltweit belegte Kiew 206 Rang 15. Der Grossteil des Rohstoffs liegt im Kohlebecken von Donezk: Das Sowjetposter von 1921 zeigt den Donbass dann auch als industrielles Herz der UdSSR.
Bild: Gemeinfrei
An Gallium, das in Solarzellen und Leuchtdioden zum Einsatz kommt, ist die Ukraine das zweitreichste Land weltweit.
Bild: Commons/Alexofdodd
Mangan ist wichtig bei der Produktion von Stahl und Aluminiumlegierungen. 2020 war die Ukraine der siebtgrösste Produzent der Welt. In Europa förderte niemand mehr.
Bild: Commons/Alchemist-hp
An Erdgas hat die Ukraine mit 1,09 Kubikmeter die nach Norwegen zweitgrössten Vorkommen Europas.
Bild: KEYSTONE
In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine liegen 63 Prozent der Kohle, 42 Prozent der Metalle, 33 Prozent der Seltenen Erden und 20 Prozent des Erdgases. Es sind Werte in Billionenhöhe.
Von Philipp Dahm
24.08.2022, 06:55
24.08.2022, 08:26
Philipp Dahm
Wo die Ukraine heute nicht frei ist: Am 31. Tag der Unabhängigkeit lohnt es sich, auch darüber nachzudenken, welches Staatsgebiet vom russischen Angreifer besetzt ist – und wie wertvoll dieses für Kiew ist.
Der Kreml kontrolliert am 24. August weite Teile von einem «der mineralienreichsten Länder in Europa», hält die «Washington Post» fest. Das US-Blatt hat analysieren lassen, welche Werte genau betroffen sind.
Die Zahlen sind erstaunlich: Russland sitzt in den besetzten Gebieten auf Vorkommen im Wert von mindestens 12,4 Milliarden Dollar – oder zwölf Milliarden Franken. Moskau kann demnach über 63 Prozent der ukrainischen Kohle, 42 Prozent der Metalle, 33 Prozent der Seltenen Erden, 20 Prozent des Erdgases und elf Prozent des Erdöls verfügen.
Russians seize trillions of dollars worth of mineral deposits in Ukraine
More than 60% of coal deposits, 20% of gas deposits and more than 40% of metal deposits are concentrated in the occupied regions. The total value of $12.4 trillion.
Dabei gehen Kiew nicht nur bekannte Vorkommen verloren, erinnert der Chef des Amtes für Bodenforschung. «Es gibt noch die andere Dimension von den Mineralien der Zukunft, die noch im Untergrund sind», macht Roman Opimakh deutlich. «Leider besteht das Risiko, dass das ukrainische Volk nicht von der Entwicklung dieser Materialien profitieren kann.»
Putins Appetit auf ukrainische Filetstücke
Schon 2014, als das Land mit der Krim sieben Prozent seines Staatsgebiets einbüsst, gehen auch nennenswerte Vorkommen an Eisen, Kalkstein, Gas und Öl verloren. Und seit dem Kriegsausbruch vor genau einem halben Jahr versucht Wladimir Putin, weitere Gebiete zu erobern, die reich an Bodenschätzen sind.
Das wird auf der obenstehenden Karte deutlich: Je dunkler ein Oblast ist, desto höher ist die Konzentration an Rohstoffen in der Region. Ganz vorne stehen – neben Dnipropetrowsk – Donezk und Luhansk – der Donbass, der erklärtes Minimalziel des russischen Angriffs ist. Auch in Saporischschja, das weiter die Landlücke zur Krim schliessen soll, ist die Konzentration noch «mittel».
Russlands Raubzug gegen die Rohstoffvorkommen hat für die Verteidiger aber natürlich noch weitere Konsequenzen, die die Summe von 12,4 Billionen Dollar übersteigen. Die Stahlindustrie ist beispielsweise um 60 bis 70 Prozent eingebrochen, weil die Zufuhr von Kohle und Eisen gestört ist oder Hüttenwerke wie jenes in Mariupol besetzt wurden.
Notwendiger Strom und wertvolle Schwarzerde
Maschinenbau und verarbeitendes Gewerbe sind weiterhin auf Energie angewiesen. Vor dem Krieg hat Kiew 54 Prozent seines Bedarfs durch die vier Atomkraftwerke mit ihren 16 Meilern gedeckt. Nachdem das grösste AKW mit sechs Meilern von Russland besetzt ist, fällt das grösste Kernkraftwerk Europas als Stromerzeuger aus.
Und damit nicht genug: Die besetzten Gebiete sind nicht nur reich an Mineralien, sondern gehören auch zu den fruchtbarsten Regionen des Planeten. Das liegt am eurasischen Schwarzerde-Gürtel, der die Ukraine, aber auch Russland zu den grössten Weizen-Exporteuren der Welt macht – neben den USA, Kanada und Frankreich.
Wer um die ökonomische Bedeutung des Raumes weiss, den Wladimir Putins Soldaten bisher erobert haben, kann Wolodymyr Selenskyj viellicht besser verstehen. All jene Stimmen stossen im ersten haben Jahr dieses Krieges beim ukrainischen Präsidenten auf taube Ohren, die ihn dazu auffordern, dem Angreifer Zugeständnisse zu machen.
Die Aufgabe des Donbass ist dem 44-Jährigen nicht möglich, denn der Reichtum der Region wird benötigt, um das Land eines Tages wieder aufzubauen. Wenn die Ukraine ihr Problem der Korruption in den Griff bekommt, könnte sie in ihrer Vollständigkeit mühelos eine lebensfähige Wirtschaft auf die Beine stellen.