Nowitschok-AttentatFall Skripal – Scotland Yard jagt diese beiden Russen
SDA
5.9.2018 - 14:07
Nervengift Nowitschok: Tödliches Erbe des Kalten Krieges
Russland ist der Chemiewaffenkonvention beigetreten, die chemische Waffen und deren Verbreitung verbietet, und hat im vergangenen Jahr den Vollzug der Vernichtung seines kompletten Chemiewaffenarsenals gemeldet. Diese Aufnahme einer Kontrolle stammt aus dem Jahr 2000.
Bild: Keystone
Hier präsentiert ein sowjetischer Offizier im Jahr 1987 Chemiewaffen im Hauptforschungslabor für Nowitschok, das in Schichani im Südwesten Russlands lag, streng abgeriegelt vom Geheimdienst KGB.
Bild: Keystone
Auch die Forschung an Nervengiften war hochgefährlich. Der Kontakt mit nur wenigen Milligramm – dem Gewicht einer Schneeflocke - war genug, um in wenigen Minuten zum Tode zu führen.
Bild: Keystone
Eine geschmacklose Flüssigkeit, tödlicher als alle chemischen Waffen, die es damals gab: A-234 wurde vor mehr als 40 Jahren in einem sowjetischen Geheimlabor ertüftelt, um dem Feind USA Paroli zu bieten. Wladimir Uglew war in der ersten Stunde dabei. Er habe das Nervengift 1975 als erster hergestellt, sagt der Wissenschaftler. Wie der Giftstoff für den Anschlag auf den russischen Exspion Sergej Skripal ins englischen Salisbury gelangt sein soll, darüber kann auch er nur spekulieren. (Archiv)
Bild: Keystone
Sein Kollege Leonid Rink stellt sich im AP-Gespräch indes hinter die Regierungslinie, wonach der britische Geheimdienst die Befunde verfälscht haben könnte. Beide sind sich aber einig, dass die Quelle des Kampfstoffs womöglich nie herausgefunden wird.
Bild: Keystone
Das Programm für eine neue Generation chemischer Waffen habe in den 1970er Jahren begonnen, berichtet Uglew. Die Sowjets hätten den Binärwaffen der USA etwas entgegensetzen wollen, Waffen, bei denen sich relativ ungiftige Substanzen nach dem Abschuss zu einem hochgiftigen Gemisch verbinden.
Bild: Keystone
Ist der Kalte Krieg längst zurückgekehrt? Der ehemalige General Anatolij Konzewitsch starb 2002 auf einem Flug von Syrien nach Moskau. Manche behaupten, der israelische Geheimdienst Mossad habe ihn vergiftet, weil er Syrien bei der Entwicklung von Chemiewaffen geholfen haben soll.
Bild: Keystone
Die Forschungsanstrengungen lohnten sich nach Worten Uglews nur bedingt für die Sowjetunion. Zwar seien einige Nervengifte tödlicher gewesen als die der USA, das Hauptziel, brauchbare Binärwaffen, sei aber nicht erreicht worden. Ganz überzeugt seien die Sowjetführer ohnehin nicht von Chemiewaffen gewesen und hätten das Atomprogramm in den Vordergrund gestellt.
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Nervengift Nowitschok: Tödliches Erbe des Kalten Krieges
Russland ist der Chemiewaffenkonvention beigetreten, die chemische Waffen und deren Verbreitung verbietet, und hat im vergangenen Jahr den Vollzug der Vernichtung seines kompletten Chemiewaffenarsenals gemeldet. Diese Aufnahme einer Kontrolle stammt aus dem Jahr 2000.
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Hier präsentiert ein sowjetischer Offizier im Jahr 1987 Chemiewaffen im Hauptforschungslabor für Nowitschok, das in Schichani im Südwesten Russlands lag, streng abgeriegelt vom Geheimdienst KGB.
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Auch die Forschung an Nervengiften war hochgefährlich. Der Kontakt mit nur wenigen Milligramm – dem Gewicht einer Schneeflocke - war genug, um in wenigen Minuten zum Tode zu führen.
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Eine geschmacklose Flüssigkeit, tödlicher als alle chemischen Waffen, die es damals gab: A-234 wurde vor mehr als 40 Jahren in einem sowjetischen Geheimlabor ertüftelt, um dem Feind USA Paroli zu bieten. Wladimir Uglew war in der ersten Stunde dabei. Er habe das Nervengift 1975 als erster hergestellt, sagt der Wissenschaftler. Wie der Giftstoff für den Anschlag auf den russischen Exspion Sergej Skripal ins englischen Salisbury gelangt sein soll, darüber kann auch er nur spekulieren. (Archiv)
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Sein Kollege Leonid Rink stellt sich im AP-Gespräch indes hinter die Regierungslinie, wonach der britische Geheimdienst die Befunde verfälscht haben könnte. Beide sind sich aber einig, dass die Quelle des Kampfstoffs womöglich nie herausgefunden wird.
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Das Programm für eine neue Generation chemischer Waffen habe in den 1970er Jahren begonnen, berichtet Uglew. Die Sowjets hätten den Binärwaffen der USA etwas entgegensetzen wollen, Waffen, bei denen sich relativ ungiftige Substanzen nach dem Abschuss zu einem hochgiftigen Gemisch verbinden.
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Ist der Kalte Krieg längst zurückgekehrt? Der ehemalige General Anatolij Konzewitsch starb 2002 auf einem Flug von Syrien nach Moskau. Manche behaupten, der israelische Geheimdienst Mossad habe ihn vergiftet, weil er Syrien bei der Entwicklung von Chemiewaffen geholfen haben soll.
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Die Forschungsanstrengungen lohnten sich nach Worten Uglews nur bedingt für die Sowjetunion. Zwar seien einige Nervengifte tödlicher gewesen als die der USA, das Hauptziel, brauchbare Binärwaffen, sei aber nicht erreicht worden. Ganz überzeugt seien die Sowjetführer ohnehin nicht von Chemiewaffen gewesen und hätten das Atomprogramm in den Vordergrund gestellt.
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Britische Anti-Terror-Einheiten suchen im Fall Skripal jetzt nach zwei Tatverdächtigen: Alexander Petrow und Ruslan Boschirow wurden zur Fahndung ausgeschrieben.
Ein halbes Jahr nach dem Attentat auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia hat die britische Polizei zwei Verdächtige benannt: Es handelt sich demnach um Russen, die Pässe auf die Namen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow nutzten.
Den beiden Tatverdächtigen wird Verabredung zum Mord sowie der Besitz und Gebrauch des Nervenkampfstoffs Nowitschok zur Last gelegt, wie der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, auf einer Pressekonferenz sagte. Grossbritannien beantragte europäische Haftbefehle, stellte aber keine Auslieferungsanträge an Moskau. Die russische Verfassung verbietet die Auslieferung von eigenen Staatsangehörigen.
Vater und Tochter Skripal waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie waren mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben inzwischen an einem geheimen Ort. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.
Moskau bestreitet Vorwürfe
Nowitschok gehört zu den tödlichsten Kampfstoffen (siehe obige Bildergallerie) und kann über die Haut oder Atemwege in den Körper gelangen. Die Überlebenschancen sind sehr gering. Sowjetische Forscher entwickelten die Serie neuartiger Nervengifte in den 1970er und 80er Jahren heimlich, um internationale Verbote zu umgehen. Auch andere Länder forschten damit.
«Wir haben jetzt ausreichend Beweise, um Anklagen im Zusammenhang mit dem Angriff auf Sergej und Julia Skripal zu erheben», sagte ein Polizeisprecher. Die Verdächtigen seien wahrscheinlich unter falschen Namen eingereist und etwa 40 Jahre alt. Scotland Yard veröffentlichte Fahndungsfotos der Männer und bat die Bevölkerung um Hinweise.
Das russische Aussenministerium wies alle Vorwürfe umgehend zurück. «Die in den Medien veröffentlichten Namen und Bilder sagen uns nichts», sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Tass zufolge in Moskau. London solle nicht die Öffentlichkeit manipulieren, sondern bei der Aufklärung mit Russland kooperieren.
«Wir haben keinen Zweifel»
Die beiden Verdächtigen sind laut Polizei am 2. März nach Grossbritannien geflogen. Am Folgetag sollen sie die südenglische Stadt Salisbury ausgekundschaftet haben und am 4. März, dem Tag des Attentats, wieder abgereist sein. In ihrem Hotel in London seien winzige Spuren des verwendeten Nervengifts nachgewiesen worden.
Der Exekutivrat der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) widmet sich in einer Sondersitzung dem Fall Skripal. Dabei wird es zur ersten direkten Konfrontation zwischen Russland und Grossbritannien kommen.
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Am 4. März wurden im britischen Salisbury der ehemalige Spion Sergei Skripal sowie seine Tochter Yulia mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet. Seither herrscht Ausnahmezustand in der Stadt.
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Die Bank, auf der Skripal und seine bewusstlose Tochter entdeckt wurden, wurde abgeriegelt.
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Spuren des Giftes wurden auch in den Lokal gefunden, in dem die Skripals zuvor gegessen hatten.
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Inzwischen ist die britische Armee mit den Aufräumarbeiten betraut.
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Nowitschok wurde in den 70er-Jahren in der UdSSR entwickelt. Dass das Nervengift, das im Fall Skripal verwendet wurde, aus Russland stammt, konnte bislang nicht belegt werden.
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Grossbritanniens Premierministerin machte dennoch Russland für den Anschlag verantwortlich. Es folgte die Ausweisung russischer Diplomaten, der sich mehrere Länder anschlossen.
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Russland bestreitet die Verwicklung in den Fall Skripal: «Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird», sagte Putin im Vorfeld des OPCW-Treffens.
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Vor etwa zwei Monaten kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte ein Parfümfläschchen gefunden, das er seiner Freundin schenkte. Sie hatte sich mit der Flüssigkeit besprüht: Die dreifache Mutter starb acht Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Das Gift ist in beiden Fällen identisch. Das bestätigten Untersuchungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW), teilte das Aussenministerium am Dienstagabend in London mit. London warf Moskau erneut vor, Drahtzieher des Anschlags zu sein. Die Polizei betonte in einer Stellungnahme: «Wir haben keinen Zweifel, dass beide Vorfälle miteinander zusammenhängen, und sie bilden nun ein Ermittlungsverfahren.»
Diplomatische Eiszeit
Infolge der Krise wiesen Grossbritannien, die USA und verbündete Staaten mehr als 140 russische Diplomaten aus. Der Kreml reagierte mit ähnlichen Massnahmen. Die USA stellten zudem fest, dass Russland für den Einsatz von Massenvernichtungswaffen verantwortlich sei. Das löst laut Gesetz Sanktionen aus, wie es sie bislang nur gegen Nordkorea und Syrien gab.
Dieses Videostandbild einer Überwachungskamera zeigt Sergej Skripal beim Bezahlen in einem Geschäft. Nun wurden zwei Verdächtige ermittelt, die den früheren russischen Doppelagenten und seine Tochter vergiftet haben könnten.
Bild: ITN/AP
Julia Skripal geht es nach dem Giftanschlag wieder besser. Sie ist aus dem Spital im britischen Salisbury entlassen worden. Auf dem Foto sieht man die 33-Jährige auf einem Facebook-Bild.
Bild: KEYSTONE/AP Facebook/Yulia Skripal
Ermittler in Schutzanzügen bei der Arbeit im englischen Salisbury, wo der russische Ex-Spions Sergej Skripal und seiner Tochter Julia am 4. März vergiftet wurden. Der Fall hält die britischen Behörden und die internationale Diplomatie in Atem.
Bild: Andrew Matthews/PA/dpa
Bei dem im Fall Skripal verwendeten Gift soll es sich nach neuesten Erkenntnissen eines britischen Labors um das Präparat Nowitschok gehandelt haben, ein zur militärischen Verwendung gedachtes Nervengift. Woher es stammt, konnte bisher nicht ermittelt werden.
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Nachdem Russland britische Diplomaten des Landes verwiesen hatte, folgten Sanktionen gegen die USA. Der russische Aussenminister Lawrow kündigte an, das US-Generalkonsulats in St. Petersburg schliessen zu wollen und 60 US-Diplomaten auszuweisen.
Bild: SDA / EPA
Im Vorfeld hatten die USA und Grossbritannien ihrerseits dutzende russische Diplomaten des Landes verwiesen. In einer bislang beispiellosen Gemeinschafsaktion schlossen sich die Nato und mehr als 20 Länder der Aktion an.
Bild: SDA / EPA
Grossbritannien wirft Russland vor, hinter dem Giftgasanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter zu stecken.
Bild: dpa
Skripal und seine Tochter wurden in Salisbury in der Nähe eines Einkaufszentrums aufgefunden.
Bild: KEYSTONE/AP PA/STEVE PARSONS
Zuvor hatten sie zusammen Mittag gegessen und danach dem örtlichen Pub «The Mill» einen Besuch abgestattet.
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Die Vergifteten befinden sich derzeit noch in kritischem Zustand,
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Auch im UN-Sicherheitsrat war der Anschlag Thema: Russlands UN-Botschafter bezeichnete die Anschuldigungen gegen sein Land als falsch.
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Die USA hingen unterstützen die britische Haltung. Das Weisse Haus teile Londons Einschätzung, dass Moskau für die «abscheuliche Attacke» auf Skripal verantwortlich sei, sagte Regierungssprecherin Sarah Sanders in Washington.
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Seit Ende August ist eine erste Runde von Strafmassnahmen in Kraft. Sie sind zwar noch relativ milde, doch der Rubelkurs und die Aktien russischer Unternehmen gerieten unter Druck.
Schwerer wird eine zweite Sanktionsrunde nach drei Monaten die russische Wirtschaft treffen. Sie könnte das Auslandsgeschäft russischer Banken lahmlegen; die Fluggesellschaft Aeroflot könnte Landerechte in den USA verlieren. Moskau behält sich Gegenmassnahmen vor, doch viele Optionen hat der Kreml nicht: Zu klein ist der Handel, zu gross die Abhängigkeit von US-Technik, um die USA treffen zu können
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