Krise in VenezuelaMaduro will keine Hilfe für sein Volk
6.2.2019
Die Menschen in Venezuela leiden Hunger, Medikamente gehen aus und Millionen fliehen ins Ausland. Gegenpräsident Guaidó will Hilfsgüter ins Land schaffen, Staatspräsident Maduro spricht von einer «politischen Show».
Im Machtkampf zwischen der Regierung und der Opposition in Venezuela hat Staatschef Nicolás Maduro die geplanten Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung als «politische Show» kritisiert.
Hilferuf von Guaidó
Die humanitäre Hilfe sei lediglich ein Vorwand für eine US-Militärintervention in Venezuela, sagte der umstrittene Präsident in einem Interview des Fernsehsenders Russia Today. Am Mittwoch startete die Regierung eine Unterschriftensammlung gegen die «interventionistischen Aktionen» der USA. «Mindestens zehn Millionen Venezolaner sollen unterschreiben», sagte Maduro.
Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó hingegen bemühte sich darum, möglichst schnell humanitäre Hilfe nach Venezuela zu bringen. Zunächst sollten Sammelstellen für die Hilfsgüter in Kolumbien und Brasilien eingerichtet werden, sagte Guaidó. Er rief die Soldaten an der Grenze dazu auf, die Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Land zu lassen.
Guaidó hatte sich vor knapp zwei Wochen selbst zum Übergangspräsidenten erklärt und Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Die USA, viele lateinamerikanische Staaten und die meisten EU-Länder stellten sich bereits hinter den jungen Parlamentschef. Maduro hingegen kann auf die Unterstützung von China und Russland sowie der mächtigen Militärs setzen.
Am Donnerstag wollten in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo Vertreter europäischer und lateinamerikanischer Staaten der sogenannten Kontaktgruppe zusammenkommen, um über einen Ausweg aus der verfahrenen Lage zu beraten.
Venezuela steckt in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Wegen fehlender Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Viele Menschen hungern und rund drei Millionen Venezolaner sind vor dem Elend in ihrer Heimat bereits ins Ausland geflohen.
Maduro gibt Sanktionen die Schuld
Maduro machte die Sanktionen gegen seine Regierung für die Notlage verantwortlich. «Wir werden weiterhin garantieren, dass unser Volk Zugang zu Bildung, Lebensmitteln und Arbeit hat. Alles andere ist eine billige Show, um eine Intervention zu rechtfertigen», sagte er bei Russia Today.
Die USA, Kanada und die Europäische Union haben bereits Soforthilfen in Millionenhöhe für das südamerikanische Land zugesagt. «Kolumbien will dabei helfen, dass die Hilfsgüter das venezolanische Volk erreichen», sagte der kolumbianische Aussenminister Carlos Holmes Trujillo am Dienstag nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo in Washington.
US-Sicherheitsberater John Bolton kam unterdessen mit dem brasilianischen Aussenminister Ernesto Araújo zusammen. «Wir haben über die Unterstützung von Venezuelas Interimspräsidenten Guaidó gesprochen, eingeschlossen der Logistik, um humanitäre Hilfe für das venezolanische Volk bereitzustellen», schrieb er auf Twitter. «Die Allianz zwischen den USA und Brasilien ist stärker denn je.»
Gelingt es Guaidó und seinen Unterstützern, die Lieferungen in das notleidende Land zu bringen, dürfte ihnen das viel Anerkennung unter der Bevölkerung verschaffen. Scheitern sie allerdings, könnte ihre Erfolgswelle schnell wieder abebben. Doch die Lebensmittel und Medikamente kommen nur in den Krisenstaat, wenn die Streitkräfte sie passieren lassen. «Soldaten an der Grenze, entweder ihr seid Teil des Problems oder ihr helft dem bedürftigen Volk», sagte der oppositionelle Abgeordnete Miguel Pizarro. «Der Einzige, der die humanitäre Hilfe bremst, ist Nicolás Maduro.»
Der venezolanische Interimspräsident Juan Guaidó will die Machtfrage in dem krisengeschüttelten südamerikanischen Staat endgültig klären – auch mit Hilfe des Militärs.
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Am Dienstag kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Gegner von Venezuelas Präsident Maduro stehen Truppen der Nationalgarde gegenüber bei einem Aufstand nahe des Luftwaffenstützpunktes La Carlota.
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Ein Demonstrant geht vor einem Bus, der von Gegnern des venezolanischen Präsidenten Maduro bei Zusammenstössen mit der Streitkräfte in Brand gesteckt worden ist.
Bild: Fernando Llano/AP/dpa
Soldaten und Zivilisten gehen in Deckung bei einem Einsatz um die Pkws, in denen der selbst ernannter Interimspräsident Guaido nahe des Luftwaffenstützpunktes La Carlota gefahren wird.
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Der Juan Guaidó hat die Rückendeckung der meisten Staaten Europas.
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Nach Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez haben auch Frankreich, Grossbritannien, Österreich und Schweden am 4. Februar mitgeteilt, dass sie den venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó künftig als legitimen Interimspräsidenten betrachten.
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Ein Graffiti in Venezuelas Hauptstadt kündigt auf Spanisch von «Hunger».
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Der Machtkampf in Venezuela ist noch nicht entschieden. Hier sind in der Hauptstadt Caracas Demonstranten zu sehen, die sich für den Guaidó stark machen.
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Aber noch sitzt der umstrittene Staatschef Nicólas Maduro an den Hebeln der Macht und lehnt vorgezogene Neuwahlen ab.
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Das Europaparlament ist in der Diskussion um den Umgang mit der Lage in Venezuela inzwischen vorgeprescht.
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Die Abgeordneten beschlossen am 31. Januar in Brüssel mit grosser Mehrheit, Guaidó als rechtmäßigen Interimspräsidenten des südamerikanischen Landes anzuerkennen.
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Staatschef Maduro (Mitte) schimpft am 23. Januar 2019 gegen die USA und bricht die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ab.
Maduro über Oppositionsführer: «Müssten hinter Gittern sein»
Caracas/Washington, 01.08.2024:
Im Machtkampf nach der umstrittenen Wahl in Venezuela verschärft sich der Ton.
Während die Opposition weiterhin daran festhält, die Wahl gewonnen zu haben, obwohl der autoritäre Präsident Nicolás Maduro zum Sieger erklärt wurde, schiesst der jetzt zurück:
«Als Bürger sage ich: Diese Leute müssten hinter Gittern sein», erklärt Maduro in Caracas.
Die USA fordern wiederum in verschärftem Ton, dass die Wahlbehörde die Listen mit den abgegebenen Stimmen öffentlich mache. Maduro hat der Überprüfung der Wahl zwar zugesagt, doch das zuständige Oberste Gericht gilt als regierungstreu.
Für die aktuell gewaltsamen Proteste macht der Präsident die Opposition verwantwortlich. Die wiederum gibt der Regierung die Schuld daran.
02.08.2024
Opposition und Maduro sehen sich als Sieger der Präsidentenwahl in Venezuela
STORY: Nicolas Maduro liess sich am Montag als alter und neuer Präsident von Venezuela feiern. Nach Angaben der Wahlbehörde ist er bei der Präsidentenwahl für eine dritte Amtszeit bestätigt worden. Der 61-Jährige bezeichnete seine Wiederwahl als Triumph des Friedens und der Stabilität. Er hatte vergangene Woche vor einem «Blutbad» gewarnt, sollte er verlieren. «Ich kann vor dem venezolanischen Volk und der Welt sagen: Ich bin Präsident Nicolas Maduro Mora, wiedergewählter Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela, und ich werde unsere Demokratie, unser Recht und unser Volk verteidigen.» Das sieht die Opposition ganz anders. Auf den Oppositionskandidaten Edmundo Gonzalez seien 70 Prozent der Stimmen entfallen, sagte Oppositionsführerin Maria Corina Machado am Montag. Nachwahlbefragungen und Auszählungen zeigten, dass er die Präsidentenwahl gewonnen habe. «Was am heutigen Wahltag geschah, war ein Verstoss gegen alle Regeln, so dass ein Grossteil der Wählerverzeichnisse noch immer nicht ausgehändigt wurde. Unsere Botschaft der Versöhnung und des friedlichen Wandels bleibt bestehen. Wir sind überzeugt, dass die meisten Venezolaner dies auch wollen. Unser Kampf geht weiter und wir werden nicht ruhen, bis der Wille des venezolanischen Volkes respektiert wird.» Maduro regiert in dem ölreichen südamerikanischen Land seit elf Jahren mit einem autoritären Kurs und der Unterstützung des Militärs. Schon die Wahl von 2018 war von Manipulationsvorwürfen überschattet. International sorgt die Wahl für Besorgnis. O-Ton Antony Blinken, Aussenminister USA «Wir haben die Ankündigung der venezolanischen Wahlkommission erst vor kurzem gesehen. Wir haben ernsthafte Bedenken, dass das verkündete Ergebnis nicht den Willen oder die Stimmen des venezolanischen Volkes widerspiegelt.» Auch in den lateinamerikanischen Staaten sorgt der Streit über den Wahlausgang für Bedenken. «Maduros Regime muss verstehen, dass die Ergebnisse schwer zu glauben sind», schrieb Chiles Präsident Gabriel Boric. Der russische Präsident Wladimir Putin stellte sich dagegen hinter Maduro und gratulierte ihm zur Wiederwahl.
30.07.2024
Handgreiflichkeiten vor Wahllokal: Präsidentenwahl in Venezuela hat begonnen
STORY: Spannungen in der Hauptstadt Caracas am Sonntagmorgen beim Beginn der Präsidentenwahl in Venezuela. Die in der Schlange stehenden Wähler gerieten aneinander, während sie auf die Öffnung des Wahllokals warteten. Bereits wenige Minuten nach Öffnung, um 6 Uhr Ortszeit, gab Präsident Nicolás Maduro seine Stimme ab. Neben dem autoritären Maduro, der eine dritte Amtszeit anstrebt, bewerben sich neun weitere Kandidaten um das höchste Staatsamt. Die besten Chancen werden neben Maduro dem früheren Diplomaten Edmundo González Urrutia vom Oppositionsbündnis Plataforma Unitaria Democrática zugerechnet. Mehreren Umfragen zufolge könnte Maduro nach elf Jahren an der Macht die Abwahl drohen. Beobachter gehen allerdings nicht von einer freien und fairen Wahl aus. Zuletzt wurden zahlreiche Oppositionelle festgenommen sowie regierungskritische Kandidaten nicht zur Wahl zugelassen. Rund 21 Millionen Venezolaner sind zur Teilnahme aufgerufen. Mit ersten Ergebnissen wird in der Nacht zu Montag gerechnet.
29.07.2024
Maduro über Oppositionsführer: «Müssten hinter Gittern sein»
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Handgreiflichkeiten vor Wahllokal: Präsidentenwahl in Venezuela hat begonnen