Krise in Venezuela Maduro will keine Hilfe für sein Volk

6.2.2019

Maduro (Mitte) schwört seinerseits seit Tagen die Streitkräfte auf die Verteidigung des Landes ein. Marcelo Garcia/Prensa Miraflores
Maduro (Mitte) schwört seinerseits seit Tagen die Streitkräfte auf die Verteidigung des Landes ein. Marcelo Garcia/Prensa Miraflores
Source: Marcelo Garcia/Prensa Miraflores

Die Menschen in Venezuela leiden Hunger, Medikamente gehen aus und Millionen fliehen ins Ausland. Gegenpräsident Guaidó will Hilfsgüter ins Land schaffen, Staatspräsident Maduro spricht von einer «politischen Show».

Im Machtkampf zwischen der Regierung und der Opposition in Venezuela hat Staatschef Nicolás Maduro die geplanten Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung als «politische Show» kritisiert.

Hilferuf von Guaidó

Die humanitäre Hilfe sei lediglich ein Vorwand für eine US-Militärintervention in Venezuela, sagte der umstrittene Präsident in einem Interview des Fernsehsenders Russia Today. Am Mittwoch startete die Regierung eine Unterschriftensammlung gegen die «interventionistischen Aktionen» der USA. «Mindestens zehn Millionen Venezolaner sollen unterschreiben», sagte Maduro.

Die USA, viele Staaten in Lateinamerika und zahlreiche europäische Länder haben Juan Guaidó mittlerweile als legitimen Übergangspräsidenten anerkannt. 
Die USA, viele Staaten in Lateinamerika und zahlreiche europäische Länder haben Juan Guaidó mittlerweile als legitimen Übergangspräsidenten anerkannt. 
Source: AP/Fernando Llano

Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó hingegen bemühte sich darum, möglichst schnell humanitäre Hilfe nach Venezuela zu bringen. Zunächst sollten Sammelstellen für die Hilfsgüter in Kolumbien und Brasilien eingerichtet werden, sagte Guaidó. Er rief die Soldaten an der Grenze dazu auf, die Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Land zu lassen.

US-Präsident Donald Trump bekräftigte in seiner Rede zur Lage der Nation die Unterstützung der USA für Gegenpräsident Guaidó. «Wir stehen an der Seite des venezolanischen Volkes in seinem edlen Streben nach Freiheit», sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit). Er verurteile die «Brutalität des Maduro-Regimes», dessen sozialistische Politik Armut und Verzweiflung nach Venezuela gebracht habe.

Importe sind unerschwinglich

Guaidó hatte sich vor knapp zwei Wochen selbst zum Übergangspräsidenten erklärt und Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Die USA, viele lateinamerikanische Staaten und die meisten EU-Länder stellten sich bereits hinter den jungen Parlamentschef. Maduro hingegen kann auf die Unterstützung von China und Russland sowie der mächtigen Militärs setzen.

Seit Beginn der Wirtschaftskrise haben einige Supermärkte in Caracas in Venezuela keine Produkte mehr im Regal.
Seit Beginn der Wirtschaftskrise haben einige Supermärkte in Caracas in Venezuela keine Produkte mehr im Regal.
Source: Kamila Stepienle Pictorium

Am Donnerstag wollten in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo Vertreter europäischer und lateinamerikanischer Staaten der sogenannten Kontaktgruppe zusammenkommen, um über einen Ausweg aus der verfahrenen Lage zu beraten.

Venezuela steckt in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Wegen fehlender Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Viele Menschen hungern und rund drei Millionen Venezolaner sind vor dem Elend in ihrer Heimat bereits ins Ausland geflohen.

Maduro gibt Sanktionen die Schuld

Maduro machte die Sanktionen gegen seine Regierung für die Notlage verantwortlich. «Wir werden weiterhin garantieren, dass unser Volk Zugang zu Bildung, Lebensmitteln und Arbeit hat. Alles andere ist eine billige Show, um eine Intervention zu rechtfertigen», sagte er bei Russia Today.

«Maduro raus», steht an einer Wand geschrieben. Korruption, Missmanagement und staatliche Gängelung haben der Wirtschaftsleistung Venezuelas arg zugesetzt.
«Maduro raus», steht an einer Wand geschrieben. Korruption, Missmanagement und staatliche Gängelung haben der Wirtschaftsleistung Venezuelas arg zugesetzt.
Source: Rayner Pena

Die USA, Kanada und die Europäische Union haben bereits Soforthilfen in Millionenhöhe für das südamerikanische Land zugesagt. «Kolumbien will dabei helfen, dass die Hilfsgüter das venezolanische Volk erreichen», sagte der kolumbianische Aussenminister Carlos Holmes Trujillo am Dienstag nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo in Washington.

US-Sicherheitsberater John Bolton kam unterdessen mit dem brasilianischen Aussenminister Ernesto Araújo zusammen. «Wir haben über die Unterstützung von Venezuelas Interimspräsidenten Guaidó gesprochen, eingeschlossen der Logistik, um humanitäre Hilfe für das venezolanische Volk bereitzustellen», schrieb er auf Twitter. «Die Allianz zwischen den USA und Brasilien ist stärker denn je.»

Gelingt es Guaidó und seinen Unterstützern, die Lieferungen in das notleidende Land zu bringen, dürfte ihnen das viel Anerkennung unter der Bevölkerung verschaffen. Scheitern sie allerdings, könnte ihre Erfolgswelle schnell wieder abebben. Doch die Lebensmittel und Medikamente kommen nur in den Krisenstaat, wenn die Streitkräfte sie passieren lassen. «Soldaten an der Grenze, entweder ihr seid Teil des Problems oder ihr helft dem bedürftigen Volk», sagte der oppositionelle Abgeordnete Miguel Pizarro. «Der Einzige, der die humanitäre Hilfe bremst, ist Nicolás Maduro.»

Machtkampf in Venezuela
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