Ukraine-ÜberblickUkraine meldet über 242’000 eliminierte russische Soldaten +++ Deutsche spenden Rekordsumme an die Ukraine
Agenturen/red
24.7.2023
Russland: Ukrainischer Drohnenangriff auf Moskau vereitelt
Zwei ukrainische Drohnen seien abgefangen und zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit und bezeichnete den Vorfall als «terroristischen Angriff». Eine Reaktion aus Kiew gab es zunächst nicht.
24.07.2023
Moskau blockiert ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer, umso mehr braucht Kiew seine kleinen Donauhäfen. Nun nimmt Russland auch diese ins Visier. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
24.07.2023, 22:00
24.07.2023, 22:02
Agenturen/red
Russland bombardiert Städte in der Ukraine – und ist in der Nacht auf Montag in seiner Hauptstadt Moskau selbst zum wiederholten Mal Ziel eines Gegenangriffs mit Kampfdrohnen geworden. Das russische Verteidigungsministerium machte die Ukraine dafür verantwortlich.
Aus Kiew gab es keine Bestätigung, auch wenn ukrainische Medien unter Berufung auf eigene Quellen die Attacke den Geheimdiensten ihres Landes zuschrieben. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, durch den Angriff mit zwei Drohnen sei niemand verletzt worden. Es entstand aber Sachschaden im Zentrum der russischen Millionenmetropole.
Russland führt seit 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland Ukraine. In der Nacht auf Montag griffen russische Truppen erneut die ukrainische Region Odessa am Schwarzen Meer mit Kampfdrohnen an. Dabei wurden nach regionalen Angaben auch Hafenanlagen in Reni an der Donau beschädigt, das nur wenige Hundert Meter über den Fluss vom Nato-Mitglied Rumänien entfernt liegt. Die Ukraine setzte ihre Serie von Raketenangriffen auf russische Munitionsdepots auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim fort.
Drohnen über Moskau
In der üblichen Sprachregelung nannte das russische Verteidigungsministerium die Drohnenangriffe auf Moskau einen Terroranschlag. Nach Angaben der Militärs wurden die Flugobjekte mit Störfunk zum Absturz gebracht. Demnach wurde eine Drohne über dem Zentrum entdeckt, eine weitere im Süden der Stadt. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Notfalldienste wurde im Zentrum ein Bürohochhaus getroffen. In dem Stadtteil liegen das Verteidigungsministerium und das Hauptquartier des Militärgeheimdienstes GRU.
Der Kreml sah trotzdem keinen Grund für eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen für Moskau. Die Sicherheitsorgane arbeiteten ohnehin auf Hochtouren, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zuvor waren bereits Anfang Juli Drohnen über Moskau abgeschossen worden. Auch im Mai hatte es Angriffe aus der Luft gegeben; eine Drohne war Videoaufnahmen zufolge direkt über dem Kreml explodiert.
Angriffe auf ukrainische Donauhäfen
Die Drohnenangriffe auf die bislang weitgehend unbehelligten ukrainischen Häfen an der Donau bedeuten eine weitere Eskalation beim Versuch Russlands, ukrainische Getreideexporte zu stoppen. Der Bürgermeister von Reni, Ihor Plehow, sprach in ukrainischen Medien von drei zerstörten Getreidesilos in seiner Stadt.
Rumäniens Präsident Klaus Iohannis verurteilte die russischen Angriffe unmittelbar an der Grenze seines Landes. «Diese jüngste Eskalation birgt ernsthafte Risiken für die Sicherheit im Schwarzen Meer», schrieb er auf Twitter. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba warf Russland «Nahrungsterrorismus» vor und forderte eine globale Reaktion auf die Angriffe.
Seit Russland die ukrainischen Getreideexporte über Odessa und andere Schwarzmeerhäfen wieder blockiert, ist die Ukraine noch stärker auf die kleinen Häfen an der Donau angewiesen. Derzeit werden etwa zwei Millionen Tonnen Agrarprodukte im Monat über Reni und Ismajil exportiert, wie der Chef des ukrainischen Getreideverbandes, Mykola Horbatschow, sagte. Weitere Ausfuhren laufen auf Schienen oder Strassen. Horbatschow hoffte trotz der Angriffe auf eine Steigerung der Transporte.
Afrikanischer Friedensplan
Unter Russlands Krieg gegen die Ukraine leiden viele afrikanische Staaten, weil sie auf Getreide und Dünger aus beiden Ländern angewiesen sind. Die von Russland verhängte Blockade gibt deshalb einem russisch-afrikanischen Gipfeltreffen in St. Petersburg von Donnerstag an besondere Brisanz. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa kündigte am Montag an, er wolle bei dem Treffen einen Friedensplan zwischen Russland und der Ukraine vorantreiben. Im Juni war eine afrikanische Delegation unter Leitung von Ramaphosa zu Vermittlungsbemühungen nach Moskau und Kiew gereist, aber ohne erkennbaren Erfolg.
Russisches Munitionslager auf der Krim getroffen
Im Norden der von Moskau schon 2014 annektierten Halbinsel Krim wurde am Montag erneut ein russisches Munitionslager getroffen, wie der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow auf Telegram mitteilte. In sozialen Netzwerken waren Videos mit einer grossen Rauchwolke zu sehen. In der Region sind viele Lager und Depots zur Versorgung der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine untergebracht. Schon vergangene Woche wurden auf der Krim zwei Munitionslager bei Angriffen getroffen.
In sieben Wochen Gegenoffensive im Osten und Süden haben die ukrainischen Truppen nach Kiewer Militärangaben vom Montag 227 Quadratkilometer Land zurückerobert.
In Moskau setzte Präsident Wladimir Putin die vom Parlament beschlossenen höheren Altersgrenzen für Reservisten in Kraft. Demnach wird die Höchstgrenze für alle Dienstgrade und Kategorien um generell fünf Jahre angehoben. Die Anhebung des Reservistenalters wurde vor allem im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine getroffen.
Die Ereignisse des Tages in der Übersicht
Das Wichtigste im Überblick
Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor dem Hintergrund seines vor 17 Monaten begonnenen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Gesetz zur neuen Altersgrenze für Reservisten abgezeichnet.
Moskau ist nach russischen Angaben in der Nacht zu Montag von zwei Drohnen angegriffen worden. Verletzt worden sei niemand, hiess es.
Wenige Tage nach dem Stopp des Getreideabkommens durch Moskau hat der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, Russland sei bereit, ukrainische Getreidelieferungen zu ersetzen.
Nach den russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Worte der Dankbarkeit an die eigene Bevölkerung und internationale Verbündete gerichtet.
Putin will heute das Treffen mit dem verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko fortsetzen.
Rekordspendensumme aus Deutschland für die Ukraine
Die Solidarität mit der Ukraine drückt sich in Deutschland auch durch das Spendenaufkommen auf. Noch nie wurde anlässlich einer einzelnen Notsituation so viel Geld gegeben.
Die Menschen in Deutschland haben 2022 nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) eine Rekordsumme von 1,012 Milliarden Euro für die Opfer des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gespendet.
«Dies ist sowohl nominal als auch inflationsbereinigt der höchste Betrag, der in Deutschland jemals anlässlich einer einzelnen Notsituation gespendet und auch statistisch erfasst wurde», erklärte das in Berlin ansässige Institut. Es berief sich dabei auf eine eigene Umfrage, an der sich den Angaben zufolge 74 Organisationen beteiligten.
Das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen bei der Ukraine-Hilfe sowie der Wert von Sachspenden seien nicht in der Summe enthalten. Der bisherige Rekordbetrag für Nothilfe nach einem Ereignis ist laut DZI fast 20 Jahre her: Das Spendenaufkommen in der Bundesrepublik für die Opfer des Tsunamis in Südostasien von Weihnachten 2004 betrug damals 670 Millionen Euro.
20.47 Uhr
Ukraine meldet über 242’620 tote oder verletzte russische Soldaten
Seit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine sind gemäss Angaben des ukrainischen Generalstabs 242’620 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Die Zahl der Toten sei in den letzten 24 Stunden um etwa 660 gestiegen.
Ausserdem seien weitere elf Panzer, 13 gepanzerte Fahrzeuge, 17 Artilleriesysteme, ein Luftverteidigungssystem und fünf Drohnen zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen
“There is surely nothing other than the single purpose of the present moment.” Yamamoto Tsunetomo
Putin segnet Erhöhung des Reservistenalters um fünf Jahre ab
Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor dem Hintergrund seines vor 17 Monaten begonnenen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Gesetz zur neuen Altersgrenze für Reservisten abgezeichnet. Demnach wird die Höchstgrenze für alle Dienstgrade und Kategorien um generell fünf Jahre angehoben. Das geht aus der Mitteilung auf dem offiziellen Portal der russischen Regierung am Montag hervor.
So können künftig Soldaten, Matrosen und Sergeanten bis zum Alter von maximal 55 Jahren zum Reservedienst eingezogen werden. Die Altersgrenze bei Offizieren bis zum Hauptmannsdienstgrad liegt künftig bei 60 Jahren, höhere Offiziere dienen bis zum Alter von 65 Jahren. Generäle können nun sogar bis zum Alter von 70 Jahren wieder reaktiviert werden. Die Anhebung des Reservistenalters wurde vor allem im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine getroffen.
19.46 Uhr
Russland meldet drastischen Anstieg bei Munitionsherstellung
Russland hat eigenen Angaben zufolge die Produktion von Munition und militärischem Gerät drastisch erhöht. Seit Beginn des Jahres seien «viele Waffentypen und Militärausrüstung in Mengen weit über denen des vergangenen Jahres» produziert worden, erklärte Russlands Vize-Ministerpräsident Denis Manturow am Montag. «In Sachen Munition erreichen wir ein Niveau, wo die monatlichen Lieferungen die gesamten Bestellungen des vergangenen Jahres übersteigen», behauptete Manturow.
Russland hatte zu Beginn der Offensive in der Ukraine im Februar 2022 erwartet, das ukrainische Militär schnell überwältigen zu können. Stattdessen befindet sich das Land seither in einem zermürbenden Konflikt. Munitionsmangel ist im Ukraine-Konflikt für beide Seiten zu einer Herausforderung geworden. An der Front kommt vor allem Artillerie mit grosser Reichweite zum Einsatz.
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte im Mai erklärt, seine Streitkräfte seien von «zeitigem Nachschub» an Munition abhängig. Die Sanktionen des Westens sollen Moskau davon abhalten, seine Lager wieder aufzufüllen, indem sie den Export von Maschinenteilen und elektronischer Komponenten verbieten, die auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden könnten. Doch Analysten zufolge hat Russland einige Sanktionen mittels des Imports durch Drittländer umgehen können.
Auf ukrainischer Seite hatte Präsidentenberater Michailo Podoljak vergangene Woche erklärt, sein Land nutze täglich 5000 bis 10’000 Stück eines bestimmten Granatentyps. Die Europäische Union hat im Juli beschlossen, die Munitionsherstellung anzukurbeln, um der Ukraine beim Wiederauffüllen ihrer Lager zu helfen.
19.23 Uhr
Ukrainischer Militärbeamter wegen Korruptionsverdachts festgenommen
Ukrainische Ermittler haben am Montag den entlassenen Leiter eines Kreiswehrersatzamtes von Odessa wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Der Mann soll sich illegal bereichert haben, indem er Männer gegen Bestechungsgeld vom Kriegsdienst freistellte. Der Militärbeamte soll sich zu Kriegszeiten in Spanien Immobilien im Millionenwert zugelegt haben. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.
Im Juni war einer Mitteilung des Präsidialamts zufolge Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj angewiesen worden, den Mann, «über den das ganze Land redet», unverzüglich zu entlassen. Die Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» hatte davor berichtet, dass Familienmitglieder des Militärbeamten Immobilien für über drei Millionen Euro an der spanischen Küste und Luxusautos gekauft hätten.
Die Erwerbungen sollen Ende 2022 - fast ein Jahr nach Kriegsausbruch - getätigt worden sein. Der Fall war bereits im April durch einen Ex-Abgeordneten publik gemacht worden. Kiew reagierte jedoch erst nach dem Medienbericht.
The National Anti-Corruption Bureau of Ukraine is conducting a search at the office of the head of the State Judicial Administration of Ukraine, Oleksiy Salnikov, on suspicion of a corruption offense. pic.twitter.com/JhJHaVcYCW
AFP-Journalist bei Drohnenangriff im Osten der Ukraine verletzt
Ein Videojournalist der Nachrichtenagentur AFP ist am Montag bei einem Drohnenangriff in der Ostukraine verletzt worden. Der US-Kollege Dylan Collins sei bei dem Angriff in einem Waldstück nahe der umkämpften Stadt Bachmut von mehreren Granatsplittern getroffen worden, berichteten AFP-Journalisten, die bei der Explosion dabei waren. Collins wurde demnach in ein Krankenhaus gebracht.
Den Ärzten zufolge sind die Verletzungen nicht lebensbedrohlich. Der 35-Jährige ist demnach bei Bewusstsein und konnte sich mit seinen Kollegen unterhalten.
Die Journalisten berichteten von einer Artilleriestellung der ukrainischen Armee, als die Granate einschlug. «Wir untersuchen die genauen Umstände des Vorfalls», erklärte die Europa-Direktorin der AFP, Christine Buhagiar. «Unsere Gedanken gelten Dylan und seinen Angehörigen.»
18.33 Uhr
Abgeordnete fordern EU-Schutz für russische Kriegsdienstverweigerer
Europaabgeordnete mehrerer Parteien fordern von der EU-Führung mehr Einsatz für russische Kriegsdienstverweigerer. «Wir sind der Ansicht, dass es die Pflicht der Europäischen Union und der Mitgliedstaaten ist, russische Kriegsdienstverweigerer zu schützen und ihnen Asyl zu gewähren», schrieben Parlamentarier von SPD, Liberalen, Linken und Grünen am Montag in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident Charles Michel und den Aussenbeauftragten Josep Borrell. Man rufe zu Beratungen über die gemeinsame Visumpolitik auf, um die Leitlinien und Asylverfahren entsprechend anzupassen.
In dem Schreiben an die EU-Spitzenpolitiker verweisen die Abgeordneten unter anderem darauf, dass das russische Militärkommando Berichten zufolge mindestens 13 illegale Gefangenenlager in den besetzten ukrainischen Gebieten Luhansk und Donezk errichtet hat. In diesem seien demnach mehr als 600 Russen inhaftiert, die sich geweigert haben, am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine teilzunehmen.
18.22 Uhr
Putin verbietet «Geschlechtsumwandlungen» in Russland
Kremlchef Wladimir Putin hat Russlands umstrittenes Gesetz zum Verbot von «Geschlechtsumwandlungen» per Unterschrift in Kraft gesetzt. Der Kremlchef unterzeichnete das Gesetz am Montag. Demnach dürfen sich Menschen in Russland, die eine andere geschlechtliche Identität haben, nicht mehr chirurgischen Eingriffen unterziehen oder etwa auch Hormone verschreiben lassen.
Ärzte kritisierten, dass damit Menschen der Zugang zu medizinischer Hilfe verweigert werde. Menschenrechtler beklagen eine Verletzung des Rechts auf Selbstbestimmung. Betroffene, die von Geschlechtsanpassungen sprechen, befürchten noch mehr Ausgrenzung, eine Zunahme von Hass und gewaltsamen Übergriffen.
Die Staatsduma hatte das Gesetz am 14. Juli einstimmig beschlossen. So werden auch Ehen, in denen ein Partner in der Vergangenheit sein Geschlecht angepasst hat, laut Gesetz annulliert. Erlaubt sind demnach aber weiter chirurgische Eingriffe, wenn Geschlechtsorgane etwa fehlgebildet sind.
Die Initiatoren des Gesetzes hatten erklärt, dass sie im Kampf gegen «westliche Ideologien» die kulturellen Traditionen und Familienwerte schützen wollen. Kremlchef Putin gilt als Verfechter starrer Rollenbilder von Mann und Frau. Putin, der immer wieder auf Tradition pocht, aber selbst geschieden ist, hatte auch in der Verfassung verankern lassen, dass eine Ehe nur aus Mann und Frau bestehen könne.
❗️ Putin signed a law banning gender reassignment in #Russia
The law prohibits changing the gender marker in the passport (sex column), sex reassignment surgeries (unless medically indicated), and people who have changed their gender marker are prohibited from adopting children.… pic.twitter.com/QMldjOtEfb
«Ich wünschte, Sie würden wissen, wie sehr Odessa Sie hasst – nicht nur hasst, sondern auch verachtet», mit deutlichen Worten hat sich Odessas Bürgermeister Hennadij Trukhanov direkt an die russischen Angreifer gewandt. Trukhanov verbreitete auf Telegram ein Video, in dem er die Angreifer direkt ansprach, wie der «Spiegel» berichtet.
«Im Laufe dieses Krieges hat man euch mit verschiedenen Namen beschimpft: Ruskisten, Orks, Bastarde, Ungeziefer, aber das waren noch freundliche Namen. Ihr seid einfach Kreaturen ohne Familie, Geschichte, Moral, Werte und Zukunft», wurde Trukhanov demnach deutlich. Die Einwohner Odessas, die seit Tagen unter russischen Luftangriffen leiden würden niemals aufgeben: «Ihr werdet uns nicht brechen, ihr werdet uns nur noch wütender machen.»
16.40 Uhr
Verletzte bei Drohnenangriffen auf Region Odessa
Bei neuen russischen Drohnenangriffen auf die ukrainische Hafenregion Odessa am Schwarzen Meer sind am Montag nach offiziellen Angaben mindestens sieben Menschen verletzt worden. Laut der regionalen Militärverwaltung konnten zwei Verletzte vor Ort behandelt werden, fünf weitere wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Flugabwehr habe einige Drohnen abgewehrt, es gebe aber auch Einschläge in Donauhäfen, sagte die Sprecherin der Heeresstelle Süd, Natalja Humenjuk.
In #Odesa, 61 buildings, 146 apartments and 28 monuments were damaged as a result of yesterday's attack by the occupiers, city authorities report. pic.twitter.com/jPa4mR4fmo
Rumänien verurteilt Luftangriffe auf grenznahe Donauhäfen
Der rumänische Präsident Klaus Iohannis hat russische Drohnenangriffe auf grenznahe ukrainische Donauhäfen scharf verurteilt. «Diese jüngste Eskalation stellt ein schweres Risiko für die Sicherheit auf dem Schwarzen Meer dar», schrieb er am Montag auf Twitter. Die Attacke habe sich gegen zivile Infrastruktur sehr nahe an rumänischem Staatsgebiet gerichtet. Sie beeinträchtige den künftigen Transport von ukrainischem Getreide und damit die globale Ernährungssicherheit.
Wenige Stunden zuvor waren russische Drohnen in ukrainischen Donauhäfen eingeschlagen, teilte die ukrainische Heeresstelle Süd am Montag mit. Nach Angaben der rumänischen Nachrichtenagentur Mediafax hatte es sich um die Häfen Reni und Ismajil gehandelt, die nahe an der Grenze zu Rumänien liegen. Rumänische Seeleute hatten die Explosionen gesehen und gehört, hiess es bei Mediafax. Sechs rumänische Schiffe, die im Hafen von Reni gelegen hatten, konnten sich unbeschadet ans rumänische Ufer der Donau retten.
I strongly condemn the recent Russian attacks against the Ukrainian🇺🇦 civilian infrastructure on #Danube, very close to Romania🇷🇴. This recent escalation pose serious risks to the security in the #BlackSea. It also affects further UA grain transit & thus the global food security.
Nachdem Russland in der Vorwoche das Abkommen zur Sicherung ukrainischer Getreideexporte über das Schwarze Meer aufgekündigt hat, bleibt der Weg über die Donau und das Nachbarland Rumänien eine der Hauptrouten für den Export ukrainischen Getreides. Russische Luftangriffe auf ukrainische Binnenhäfen wie Ismajil und Reni zielen auf die gewaltsame Unterbrechung dieser Route ab.
15.15 Uhr
Ukraine will Agrarexport über Donau und den Landweg erhöhen
Die Ukraine will die Ausfuhr von Getreide und Ölsaaten auch ohne Getreidekorridor um eine Million Tonnen pro Monat steigern. «Heute können wir bereits etwa 3,5 Millionen Tonnen im Monat ausführen und in der nahen Zukunft wird es Verbesserungen auf bis zu 4,5 Millionen Tonnen geben», sagte der Chef des ukrainischen Getreideverbands, Mykola Horbatschow, wie die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine am Montag unter Verweis auf Voice of America berichtete.
Aktuell werden demnach etwa zwei Millionen Tonnen über die Donauhäfen exportiert. Der Rest per Eisenbahn und Straßentransport. «Doch vor dem Krieg haben wir allein über die Schwarzmeerhäfen sieben Millionen Tonnen monatlich ausgeführt», betonte Horbatschow. Damit die ukrainischen Landwirte die Anbaufläche in der kommenden Saison nicht reduzieren, müsse die Logistik verbilligt werden. Auf Russland müsse daher von der internationalen Gemeinschaft Druck ausgeübt werden, um den Getreidekorridor wieder in Kraft zu setzen.
Russland hat vor 17 Monaten die Invasion der Ukraine begonnen und dabei die Schwarzmeerhäfen des Landes blockiert. Nach Vermittlung der Vereinten Nation und der Türkei gab es für ein knappes Jahr russische Sicherheitsgarantien für Agrarexporte aus drei Häfen um die südukrainische Hafenstadt Odessa. Moskau ist vor einer Woche aus dem Abkommen ausgestiegen und hat begonnen, Hafenanlagen am Schwarzen Meer und der Donau mit Raketen und Drohnen anzugreifen. Über den sogenannten Getreidekorridor waren trotz des Krieges innerhalb von knapp zwölf Monaten etwa 33 Millionen Tonnen an Agrargütern ausgeführt worden.
14.47 Uhr
Russland droht mit Angriffen auf «unkonventionelle Ziele»
«Es gibt andere Orte, an denen wir noch nicht erwartet werden. Und wo der Effekt sehr erheblich sein wird», Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedew droht der Ukraine auf Telegram mit Angriffen auf «unkonventionelle Ziele». Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats begründet seine Drohung damit, dass Russland auf Angriffe der Ukraine reagieren müsse, die seiner Angaben zufolge friedliche und zivile Ziele treffen. Russland werde zukünftig nicht mehr nur «Lagereinrichtungen, Energiezentren und Ölstützpunkte» ins Visier nehmen. Welche Orte Medwedew meinte, liess er offen.
14.06 Uhr
Kreise in Kiew: Drohnenangriff in Moskau war ukrainische «Spezialoperation»
Ukrainische Verteidigungskreise haben den jüngsten Drohnenangriff in Moskau für sich reklamiert. Der Angriff mit zwei Drohnen in der russischen Hauptstadt am frühen Montagmorgen sei eine «Spezialoperation» des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR gewesen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus ukrainischen Verteidigungskreisen. Russland bezeichnet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine als «militärische Spezialoperation».
Das russische Verteidigungsministerium hatte den Drohnenangriff am frühen Montag gemeldet. Die russische Luftabwehr habe «einen Versuch des Kiewer Regimes gestoppt, einen terroristischen Akt mit zwei Drohnen auf Objekte im Moskauer Stadtgebiet auszuführen», hiess es aus Moskau.
Der Drohnenangriff erfolgte einen Tag nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj «Vergeltung» für einen russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa angekündigt hatte. Dabei wurde ukrainischen Angaben zufolge unter anderem die Verklärungskathedrale in der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt von Odessa zerstört. Der Kreml in Moskau bestritt am Montag, dass russische Streitkräfte die Kathedrale angegriffen hätten.
13.27 Uhr
Russland soll Hafenanlagen an der Donau beschiessen
Russland greift laut ukrainischen Anhaben Ziele entlang der Donau an. «Die russischen Terroristen haben in der Nacht erneut die Region Odessa angegriffen. Hafenanlagen an der Donau sind dieses Mal das Ziel», teilt der Gouverneur der Region, Oleh Kiper, laut dem Nachrichtensender ntv auf Telegram.
Wasserstrassen wie die Donau seien als alternative Route für den Transport von Getreide wichtiger geworden, nachdem Russland das Schwarzmeer-Getreideabkommen vor einer Woche auslaufen haben lassen, so ntv.
13.15 Uhr
London: Russische Schulen lehren Umgang mit Kampfdrohnen
Moskau will nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten die russische Gesellschaft durch Schulunterricht an Waffen und Drohnen auf Krieg einschwören. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Montag hervor. Die Briten zitierten darin eine russischen Politiker, der ankündigte, alle russischen Schulkinder sollten lernen, Drohnen für Aufklärungszwecke einzusetzen und Kampfdrohnen abzuwehren.
Bereits vom 1. September an soll es demnach für russische Schüler in den Klassen 10 und 11 Unterricht an Sturmgewehren, mit Handgranaten sowie in Verwundetenerstversorgung geben. Echte Fähigkeiten seien dabei aber weniger das Ziel als die Kultivierung eines «militarisierten Patriotismus», so die Einschätzung der Briten. Die Aufnahme des Drohnen-Unterrichts in den Lehrplan zeige aber auch, dass Russland den Einsatz taktischer unbemannter Luftfahrzeuge in der Ukraine als bleibendes Merkmal des modernen Kriegs identifiziert habe.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 24 July 2023.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
12.05 Uhr
Kreml sieht keinen Grund für besseren Schutz Moskaus
Trotz der jüngsten Drohnenattacke auf Moskau sieht der Kreml keinen Grund für eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen für die russische Hauptstadt. «Das ist hier kaum nötig», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax. Die Sicherheitsorgane arbeiteten ohnehin auf Hochtouren. Es werde «rund um die Uhr sehr angespannte Arbeit geleistet». Moskau war in der Nacht zum Montag mit mindestens zwei Drohnen angegriffen worden, für die Russland die Ukraine verantwortlich macht. Verletzte gab es nach offiziellen Angaben nicht.
Auch die mehrfach angegriffene Brücke zur seit 2014 von Russland besetzten Schwarzmeer-Insel Krim werde ständig überwacht, sagte Peskow. Auf diese Weise habe der Geheimdienst einen neuen Anschlag auf das 19 Kilometer lange Bauwerk verhindern können. Damit kommentierte Peskow Meldungen über angebliche Sprengstoffspuren, die der Geheimdienst FSB auf einem türkischen Frachter gefunden haben will, der die Meerenge von Kertsch durchqueren wollte.
Peskow wies zugleich jede Verantwortung für den Beschuss der Altstadt von Odessa am Schwarzen Meer am Sonntag zurück. «Unsere Streitkräfte führen niemals Schläge gegen Objekte der sozialen Infrastruktur und noch weniger gegen Tempel, Kirchen und andere vergleichbare Objekte», behauptete er. Bei den Angriffen auf die Millionenstadt wurde auch eine Kathedrale schwer getroffen. Peskow erklärte ohne jegliche Beweise, die Ukrainer hätten das Gotteshaus mit Flugabwehrraketen selbst beschädigt.
11:47 Uhr
Ukraine erobert 227 Quadratkilometer zurück
Die ukrainischen Truppen haben in etwa sieben Wochen Gegenoffensive nach eigenen Angaben 227 Quadratkilometer Land von Russland zurückerobert. An den südlichen Abschnitten der Front seien dabei Gebietsgewinne von 192 Quadratkilometer erzielt worden, teilte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag mit. Davon seien zwölf Quadratkilometer innerhalb der vergangenen Woche befreit worden.
Im Abschnitt um die russisch kontrollierte Stadt Bachmut eroberten die Ukraine demnach insgesamt 35 Quadratkilometer zurück. In der vergangenen Woche seien dabei im östlichen Gebiet Donezk vier Quadratkilometer dazu gekommen. Solche Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Der russische Angriffskrieg dauert seit 17 Monaten. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge kontrolliert Russland einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim noch mehr als 100'000 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets.
10:39 Uhr
Weitere Drohne über Moskau abgeschossen
Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti schreibt unter Berufung auf Rettungsdienste, dass eine weitere Drohne über der Region Moskau abgeschossen wurde.
Sie berichtet auf ihrem Telegram-Kanal: «Eine hubschrauberartige Drohne ohne Sprengsatz ist im Bezirk Selenogradskij des Moskauer Gebiets auf dem Gelände des Zentralfriedhofs abgestürzt.» Niemand sei verletzt worden, teilten die Rettungsdienste gegenüber RIA Novosti mit.
07:54 Uhr
Munitionslager auf Krim bei Drohnenangriff getroffen
Bei einem Drohnenangriff auf die seit 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist nach offiziellen Angaben erneut ein Munitionslager getroffen worden. Über der Krim seien elf Drohnen abgeschossen oder per Störfunkt zum Absturz gebracht worden, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Es gebe jedoch einen «Einschlag im Munitionsdepot im Landkreis Dschankoj». In sozialen Netzwerken sind Videos mit einer großen Rauchwolke zu sehen. Zudem sei ein Wohnhaus im Süden der Halbinsel beschädigt worden.
Dschankoj ist ein Landkreis im Nordosten der Krim. Hier sind viele Lager und Depots zur Versorgung der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine untergebracht. Über die Krim läuft die wichtigste Versorgungslinie dieser Einheiten. Aksjonow machte keine konkreten Angaben zu den Auswirkungen des Treffers im Munitionsdepot. Der Bahn- und Fahrzeugverkehr auf der Trasse zwischen Dschankoj und der Regionalhauptstadt Simferopol wurde eingestellt. Die anliegenden Ortschaften sollen evakuiert werden.
Bereits vergangene Woche wurden auf der Krim zwei Munitionslager bei Angriffen getroffen. Zunächst erwischte es ein Depot im Zentrum, dann ein Arsenal im Süden. Dort explodierte Munition noch tagelang. In beiden Fällen bestätigte das ukrainische Militär, hinter den Attacken zu stehen. Zudem wurde Anfang vergangener Woche bei einem Drohnenangriff die vom russischen Festland zur Krim führende Brücke beschädigt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben.
4.25 Uhr
Korruptionsbekämpfer: Schweizer Art der Politik hilft Putin
Der Schweizer Rechtswissenschaftler und Antikorruptionsexperte Mark Pieth verlangt von seinem Heimatland mehr Einsatz gegen zwielichtige Helfer Russlands. Die Schweiz sei globale Drehscheibe im Rohstoffhandel, die Branche agiere aber vollkommen unkontrolliert, sagte Pieth der Deutschen Presse-Agentur. «Das zeigt sich jetzt im Rahmen der Sanktionen gegen Russland. Der Rohstoffhandelsplatz Genf spielt eine grosse Rolle bei der Sanktionsumgehung.»
Westliche Länder sind mit dem Schweizer Einsatz seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unzufrieden. Sie kritisieren die Verweigerung der Weitergabe Schweizer Rüstungsgüter an die Ukraine oder die ihrer Ansicht nach unzureichende Suche nach Oligarchengeldern, die blockiert werden könnten. Im April war bereits der oberste US-Sanktionsbeauftragte Brian Nelson in Bern. Heute ist eine Abordnung des US-Finanzministeriums beim Verband der Rohstofffirmen (STSA Suissenégoce) in Genf. An dem Gespräch nimmt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) teil.
Pieth verlangt, dass die Schweizer Regierung der Taskforce der G7-Industrieländer für Russland-Sanktionen beitritt. Bern hat eine Einladung bislang ausgeschlagen. Wenn sie dabei wäre, wüsste sie, wer demnächst auf die Sanktionsliste gesetzt werde und könnte die Sanktionen umsetzen, bevor Betroffene Gelder oder Aktivitäten aus der Schweiz abziehen können, sagte er. Stattdessen arbeite das Seco daran, «dass man weiter die Neutralität benutzt, um Geschäfte zu machen», sagte Pieth. Diese Art der Politik nutze dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Russland meldet Drohnenangriff auf Moskau – Keine Verletzten
Moskau ist nach russischen Angaben in der Nacht zu Montag von zwei Drohnen angegriffen worden. Verletzt worden sei niemand, es gebe keine grösseren Schäden, teilte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass mit. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, der Versuch der Ukraine, einen Terroranschlag in Moskau mit zwei Drohnen zu verüben, sei vereitelt worden.
Eine Drohne sei im Zentrum der Hauptstadt entdeckt worden, eine weitere habe im Süden der Stadt ein Bürohochhaus getroffen, sagte ein Mitarbeiter der Notfalldienste. Dabei sei eine Explosion zu hören gewesen. Sobjanin sprach von zwei Gebäuden, die getroffen worden seien.
Bereits Anfang Juli waren über dem Gebiet Moskaus nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums Drohnen abgeschossen worden. Das Verteidigungsministerium machte auch damals die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich. Russland führt seit 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine.
Auch im Mai hatte es Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau gegeben. Dabei wurden damals nach Angaben der Behörden auch Häuser beschädigt und bei einem Angriff Ende Mai auch Menschen verletzt. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte als Konsequenz eine Verbesserung der eigenen Flugabwehr gefordert. Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine.
1.30 Uhr
Putin: Russland kann ukrainische Getreidelieferungen ersetzen
Wenige Tage nach dem Stopp des Getreideabkommens durch Moskau hat der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, Russland sei bereit, ukrainische Getreidelieferungen zu ersetzen. «Ich möchte versichern, dass unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen, zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten», schrieb Putin in einem auf der Website des Kreml in der Nacht zum Montag veröffentlichten Artikel für afrikanische Medien anlässlich eines bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfels im russischen St. Petersburg ab Donnerstag.
Trotz der vom Westen verhängten Sanktionen werde Russland weiterhin «energisch» an den Lieferungen von Getreide, Nahrung, Düngemittel und anderem an afrikanische Länder arbeiten, hiess es weiter. 2022 habe Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen. «Und das trotz der gegen unsere Exporte eingeführten Sanktionen, die die Ausfuhr russischer Lebensmittel in die Entwicklungsländer tatsächlich bedeutend erschweren», fuhr Putin fort.
Zum von Moskau gestoppten Getreideabkommen, das rund ein Jahr lang Ausfuhren ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglichte, schrieb Putin, der Export-Korridor habe seine humanitäre Bedeutung verloren. Von den insgesamt knapp 33 Millionen Tonnen durch das Abkommen exportiertem Getreide sei der Grossteil in Länder mit hohem und oberem mittlerem Einkommensniveau gegangen. Der Getreidedeal sei so in Wirklichkeit «schamlos ausschliesslich zur Bereicherung grosser amerikanischer und europäischer Unternehmen genutzt worden, die Getreide aus der Ukraine exportierten und weiterverkauften», behauptete Putin.
Russland, das seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, hatte das internationale Getreideabkommen vor einer Woche trotz vieler internationaler Appelle auslaufen lassen. Die Vereinten Nationen setzten sich mehrfach dafür ein, das Abkommen wieder in Kraft zu setzen, auch China rief beide Seiten zu einer raschen Wiederaufnahme der Exporte auf. Befürchtet wird, dass Hungersnöte in ärmeren Ländern ansonsten noch grösser werden.
0 Uhr
Angriff auf Odessa: Selenskyj dankt für internationale Anteilnahme
Nach den russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Worte der Dankbarkeit an die eigene Bevölkerung und internationale Verbündete gerichtet. «Ich danke allen, die bei Odessa sind», sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache am Sonntagabend und würdigte die Leistungen der freiwilligen Retter, Ärzte und lokaler Behörden der Stadt im Süden des Landes. «Es ist sehr wichtig, einander und unserer Stadt zu helfen!», fügte er hinzu.
Russland griff die ukrainische Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer am Wochenende erneut massiv an. Dabei wurde nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens ein Mensch getötet, 22 weitere wurden verletzt. Getroffen wurde auch die als Weltkulturerbe eingestufte Altstadt und die orthodoxe Verklärungskathedrale.
Der Angriff löste zahlreiche internationale Reaktionen aus. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen. Papst Franziskus schloss Odessa in ein Gebet für den Frieden am Sonntag ein. Ihre Anteilnahme drückten auch Vertreter der USA, Grossbritanniens, Italiens und Frankreichs aus. «Es ist herzzerreissend, die Szenen der Zerstörung in Odessa zu verfolgen», twitterte die moldauische Präsidentin Maia Sandu.
Selenskyj fand am Sonntagabend auch lobende Worte für Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die schnelle Reaktion des neuen Nato-Ukraine-Rats. Stoltenberg berief auf Bitten der Ukraine für Mittwoch ein Treffen des neuen Rats ein. Diese neue Struktur zur Zusammenarbeit der Nato und der Ukraine wurde beim jüngsten Nato-Gipfel in Vilnius etabliert.