Viele hatten mit Greta Thunberg als Preisträgerin gerechnet. Doch der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr ans Horn von Afrika, an Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed.
Abiy Ahmed wird für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekanntgab.
Abiy setzte sich damit gegen 300 weitere Nominierte durch, darunter 222 Persönlichkeiten und 78 Organisationen. Viele Friedensforscher und Wettbüros hatten Abiy neben der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zu den diesjährigen Favoriten gezählt.
«Noch ein langer Weg»
«Frieden erreicht man nicht durch die Taten einer einzelnen Person. Abiy Ahmed bekommt den Preis, weil er eine Hand in Richtung von Eritreas Präsidenten Isaias Afwerki ausgestreckt hat», sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. Sie machte gleichzeitig klar, dass noch eine Menge Arbeit vor dem Geehrten liege. Auch im Inland müsse er viele verschiedene Bevölkerungsgruppen einen. «Es ist noch ein langer Weg», sagte Reiss-Andersen.
Der 43 Jahre alte Abiy gilt am Horn von Afrika als Reformer. Er ist seit April 2018 äthiopischer Ministerpräsident, nach Amtsantritt krempelte er sein Land nach Jahren der repressiven Regierungsführung mit Initiativen und Reformen um. Er startete einen Friedensprozess mit Eritrea, setzte sich aber auch im Sudan für einen politischen Wandel ein und vermittelte im Konflikt zwischen Kenia und Somalia.
Der bislang grösste Erfolg des jungen Politikers ist jedoch der Friedensschluss mit Eritrea. Dass Äthiopien und Eritrea nach langer Zeit zu einem Friedensabkommen gekommen seien, sei eine der grossen Errungenschaften des Jahres 2018 gewesen, sagte der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith. «Das hatte sehr mit der Energie zu tun, die Abiy Ahmed dem Prozess gegeben hat, sobald er Ministerpräsident geworden ist.» Unerwartet komme die Auszeichnung für Abiy damit nicht. «Das ist ein ziemlich klassischer Friedenspreis», sagte Smith.
Ein kollektiver Gewinn
Für Abiy ist der Nobelpreis nach Angaben seines Büros ein Ansporn für die Fortsetzung seiner Friedensarbeit. «Wir laden alle Äthiopier und Freunde Äthiopiens ein, sich weiter auf die Seite des Friedens zu stellen», hiess es in einer über Twitter verbreiteten Erklärung. Der Preis sei auch ein kollektiver Gewinn für die Äthiopier.
Abiy selbst sagte nach Angaben des Sekretärs des Nobelkomitees, Olav Njølstad, er sei «überwältigt und sehr glücklich». Der Geehrte hoffe, der Preis könne ihm dabei helfen, den Frieden in der Region zu stärken, sagte Njølstad dem norwegischen Sender NRK nach einem kurzen Telefonat mit Abiy. Das Komitee hatte den Preisträger vor der Bekanntgabe nicht erreichen können.
Auch andere sehen den Friedensprozess im Osten Afrikas beileibe noch nicht am Ziel. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International begrüsste die Vergabe des Preises an Abiy, mahnte aber weitere Anstrengungen an. «Die Arbeit von Ministerpräsident Abiy Ahmed ist noch lange nicht beendet», erklärte Generalsekretär Kumi Naidoo.
Der Norwegische Flüchtlingsrat erklärte, Abiy müsse nun mutig sein und weiter daran arbeiten, die ethnischen Spannungen in seinem Land zu lösen. Dass Abiy den Preis bekomme, sei nicht nur ein Sieg für den äthiopischen Regierungschef, sondern für das ganze Land.
«Meilenstein»
Uno-Generalsekretär António Guterres erklärte in Kopenhagen, er habe die Ehre gehabt, bei der Unterzeichnung des äthiopisch-eritreischen Abkommens 2018 dabei gewesen zu sein. «Dieser Meilenstein hat neue Möglichkeiten der Region eröffnet, um Sicherheit und Stabilität zu geniessen.»
Der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer schrieb am Freitag auf Twitter, Abiy Ahmed habe seinem Land und der ganzen Region neue, optimistische Perspektiven eröffnet. «Ich bin dankbar für diese Entwicklung, die auch grosse Chancen bietet für den Austausch mit Europa. Seitens der Schweiz gratuliere ich zum Friedensnobelpreis 2019.»
Während alle anderen Nobelpreise in Stockholm verliehen werden, bekommt ihn der Friedensnobelpreisträger traditionell in Oslo. Dort sitzt auch das zuständige norwegische Nobelkomitee, das vom Parlament des Landes ernannt wird.
Die diesjährige Vergabe ist die 100. in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Seit der ersten Auszeichnung 1901 gab es in 19 Jahren, vor allem in Kriegs- und Krisenzeiten, keinen Preisträger. Alle Nobelpreise sind mit jeweils neun Millionen schwedischen Kronen (rund 900'000 Franken) dotiert
Unter den Gästen bei der privaten Trauerfeier nordwestlich von London waren unter anderem Harry Styles, Zayn Malik und Louis Tomlinson sowie Paynes Familie und weitere Freunde.
20.11.2024
Ukraine: Erneut viele Tote nach russischen Angriffen
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Wohngebiet in der nordukrainischen Stadt Sumy sind nach Angaben der lokalen Behörden mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien auch Kinder, hiess es.
19.11.2024
Terror-Vorwurf: FSB verhaftet Deutschen in Kaliningrad
Die russischen Behörden verbreiten in den sozialen Netzwerken das Video eines Zugriffs in Kaliningrad: Agenten des Inlandsgeheimdienstes stoppen in Kalinigrad den Kleinwagen eines Deutschen, der aus Polen eingereist war. Sie ziehen den Mann aus dem Wagen, machen ein Foto von ihm und transportieren ihn im dunklen VW-Bus ab.
20.11.2024
Liam Payne auf seinem letzten Weg
Ukraine: Erneut viele Tote nach russischen Angriffen
Terror-Vorwurf: FSB verhaftet Deutschen in Kaliningrad