Proteste mit «Guerillataktik» Signal an Peking: Hongkong hat jetzt eine eigene «Lady Liberty»

SDA/tafi

13.10.2019 - 14:18

In Hongkong ist es am Sonntag erneut zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Demonstranten versammelten sich an verschiedenen Orten und installierten eine besondere Botschaft an die Regierung in Peking.

Die Rede war unter den Protestlern von einer «Guerillataktik», weil es keinen zentralen Marsch gab, sondern sich kleine Gruppen an ganz unterschiedlichen Orten versammelten. So sollte es der Polizei erschwert werden, die Proteste aufzulösen.

Radikale Aktivisten warfen Scheiben ein und verwüsteten Geschäfte und Restaurants. Auch wurden erneut Strassen blockiert. Die Polizei setzte Tränengas ein und machte Festnahmen. An vielen Orten wurde aber auch friedlich demonstriert.



Demonstranten trafen sich in Einkaufszentren und sangen gemeinsam die Protesthymne «Glory to Hongkong». Trotz eines in der vergangenen Woche verhängten Vermummungsverbots trugen viele von ihnen Gesichtsmasken, um so ihre Identität zu schützen und gleichzeitig gegen das Verbot zu protestieren.

Freiheitsstatue aufgestellt

Auf dem Gipfel des Lion Rock errichteten Demokratie-Aktivisten eine vier Meter hohe Statue als Symbol der Freiheit. Freiwillige trugen die 80 Kilo schwere Statue in der Nacht zu Sonntag in zwei Teilen auf den Berg, wie die Organisatoren mitteilten. Auf dem 495 Meter hohen Lion Rock soll sie demnach nun dauerhaft stehen, falls sie nicht von den Behörden entfernt wird.

Die «Lady Liberty» stellt eine Demonstrantin mit Gasmaske, Schutzbrille und Helm dar. In einer Hand trägt sie einen Regenschirm, in der anderen eine schwarze Fahne mit dem Protest-Slogan «Befreit Hongkong, Revolution jetzt». Sie wurde in den vergangenen Monaten bei mehreren friedlichen Kundgebungen auf einem Lastwagen durch die Stadt gefahren.

Weniger Menschen an Kundgebungen

Bereits am Samstag hat Proteste in Hongkong gegeben. Insgesamt gingen laut Beobachtern aber weniger Menschen auf die Strasse als an den Wochenenden zuvor, als es zu teils heftigen Kämpfen zwischen Protestierenden und der Polizei gekommen war.



Seit dem 9. Juni kommt es in der Finanzmetropole immer wieder zu Massenprotesten, die oft mit Zusammenstössen zwischen einem kleinen Teil der Demonstranten und der Polizei enden. Die Protestbewegung befürchtet zunehmenden Einfluss Chinas auf Hongkong.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie mit einem eigenen Grundgesetz nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, geniessen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten.

Demokratie in der Krise?

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