Werben um CDU-Spitze Ewiger Rivale, ehrgeiziger Minister, getreue Gefährtin – wer folgt auf Merkel?

dpa / tsch

29.10.2018

Paukenschlag am Montagmorgen: Angela Merkel wird nicht mehr als Vorsitzende der CDU antreten, auch deutsche Bundeskanzlerin will sie nicht ewig bleiben. Wer wird ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin?

Seit 13 Jahren ist Angela Merkel deutsche Bundeskanzlerin, seit April 2000 sogar schon Vorsitzende der CDU (Christlich Demokratische Union). Beim Parteitag Anfang Dezember in Hamburg will sie nun nicht erneut als Parteichefin antreten.

Zuvor hatte die CDU bei der Landtagswahl im Bundesland Hessen herbe Verluste einstecken müssen; zwei Wochen zuvor fuhr die Schwesterpartei CSU in Bayern ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1950 ein. Viele Wähler gaben an, sie seien mit der Politik der in Berlin regierenden grossen Koaltion aus CDU und SPD unzufrieden.

Für das Amt des CDU-Chefs haben bereits mehrere Politiker der christlich-konservativen Partei ihr Interesse angemeldet. Da in der CDU der oder die Parteivorsitzende traditionell auch in das Rennen um die Kanzlerschaft geht, könnte einer der Bewerber nach der deutschen Bundestagswahl in drei Jahren Merkel auch im Kanzleramt beerben. Die Kandidaten im Überblick.

Angela Merkel will nicht mehr. Aber wer folgt auf die CDU-Vorsitzende und deutsche Bundeskanzlerin?
Angela Merkel will nicht mehr. Aber wer folgt auf die CDU-Vorsitzende und deutsche Bundeskanzlerin?
BIld: Kay Nietfeld / dpa

Friedrich Merz

Der 62-Jährige brachte sich unmittelbar nach Bekanntwerden von Merkels Verzicht auf den Parteivorsitz als Kandidat ins Spiel. Der Hintergrund: Merkel – damals Parteivorsitzende – hatte Merz 2002 von der Spitze der Unionsfraktion verdrängt. Das hinterliess bei Merz tiefe Spuren. Der Finanzexperte und Wertekonservative steht für eine Debatte über eine deutsche Leitkultur. Ihm dürfte – wie auch anderen Vertretern des konservativen Parteiflügels – die Sozialdemokratisierung der CDU unter Merkel bitter aufgestossen sein. Merz zog sich nach der Niederlage gegen Merkel aus dem deutschen Bundestag zurück und ist seither als Rechtsanwalt tätig. 

Friedrich Merz
Friedrich Merz
Bild: dpa / Bernd von Jutrczenka

Annegret Kramp-Karrenbauer

Auch die Kandidatur der CDU-Generalsekretärin wurde schon am Montagmittag bekannt. Der 56-Jährigen geben viele in der Partei die besten Chancen, Merkel zumindest als Parteichefin zu beerben. Die frühere Ministerpräsidentin des Saarlands gilt als Favoritin der deutschen Kanzlerin. Kramp-Karrenbauer hatte Merkel beeindruckt, als sie vor der Bundestagswahl 2017 aus fast aussichtsloser Position die Landtagswahl an der Saar mit einem deutlichen Plus noch gewann. Sie hat sich in den vergangenen Monaten bei einer sogenannten Zuhör-Tour viel Sympathie an der Parteibasis erworben. 

Annegret Kramp-Karrenbauer
Annegret Kramp-Karrenbauer
BIld: Bernd von Jutrczenka / dpa

Jens Spahn

Der ehrgeizige deutsche Gesundheitsminister aus dem westfälischen Ahaus hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als konservativer Kritiker der Bundeskanzlerin profiliert. Nun wirft auch er seien Hut in den Ring. Ihm wird parteiintern angekreidet, dass er mit Äusserungen etwa in der Flüchtlingspolitik zu stark polarisiert habe. Nachdem Merkel bei der Bildung ihres vierten Kabinetts an Spahn nicht mehr herumgekommen war, konzentriere sich der 38-Jährige vor allem auf die Sachpolitik – das wird auch von seinen Kritikern anerkannt. Spahn kämpft allerdings auch nach Ansicht von Parteifreunden damit, dass er zwar noch jung, aber kein wirklicher Neuling im Bundestag ist: Er gehört dem Parlament bereits seit 2002 an.

Jens Spahn
Jens Spahn
Bild: Carsten Rehder

Armin Laschet

Als Vorsitzender des stärksten CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen könnte der Ministerpräsident schon qua Amt einen Anspruch auf den Vorsitz der Bundespartei anmelden – wenn er denn wollte. Der 57-jährige Aachener gilt als loyaler Stellvertreter Merkels in der Bundes-CDU.

Armin Laschet
Armin Laschet
Bild: Federico Gambarini / dpa

Wolfgang Schäuble

Für den früheren deutschen Innen- und Finanzminister wäre es die Krönung seiner langen politischen Laufbahn, könnte er Merkel zum Ende seiner Karriere im Kanzleramt ablösen – wenn auch wohl nur als Übergangslösung. Das wäre dann wohl auch eine späte Genugtuung, nachdem der damalige deutsche Bundeskanzler und CDU-Chef Helmut Kohl Schäuble zwar zunächst Hoffnung auf die Nachfolge als Regierungschef gemacht hatte, daraus dann aber nichts geworden war. Schäuble wurde nach der für die CDU verlorenen Bundestagswahl 1998 zunächst Parteichef, bis er im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 2000 seine Ämter niederlegen musste. Auf ihn folgte Merkel. Der über die Parteigrenzen anerkannte 76-Jährige könnte nun darauf hoffen, dass er auch von der SPD mitgetragen würde, sollte Merkel von ihrer Partei gezwungen werden, nicht nur den Vorsitz, sondern auch das Kanzleramt aufzugeben.

Wolfgang Schäuble
Wolfgang Schäuble
Bild: Gregor Fischer / dpa

Daniel Günther

Der 45 Jahre alte Ministerpräsident aus dem Bundesland Schleswig-Holstein gilt vor allem für CDU-Anhänger, die sich eher in der politischen Mitte oder sogar eher links einordnen, als Hoffnungsträger. Das dürfte es dem Chef einer recht geräuschlos arbeitenden Jamaika-Koalition in Kiel allerdings schwer machen, von einer breiten Mehrheit zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt zu werden. Günther selbst sagt von sich, er wolle zunächst erfolgreiche Politik im Land machen und als Regierungschef in seinem Bundesland wiedergewählt werden. Was danach noch kommen könnte, lässt er offen.

Daniel Günther
Daniel Günther
Bild: Carsten Rehder / dpa

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