Pazifikinsel BougainvilleDas wird der jüngste Staat der Erde – und China ist bereits dran
Von Philipp Dahm
16.12.2019
Bougainville wird unabhängig
Bougain-was? Bougainville! Die Pazifikinsel hat im Dezember 2019 für ihre Unabhängigkeit gestimmt. Sie liegt nördlich von Australien zwischen Papua-Neuguinea und ...
Bild: Google Earth
... den Salomoninseln, zu denen das Eiland eigentlich gehört, wie dieses Bild gut zeigt. Dass Bougainville politisch bisher dennoch zu Papua-Neuguinea gehörte, hat historische Gründe.
Bild: Google Earth
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Bougainville Teil von Deutsch-Mikronesien. Hinter der blauen Linie sehen Sie das Gebiet der deutschen Kolonien im Jahr 1888. Das Deutsche Reich expandierte danach nach Süden, gab aber auch zwei Salomoneninseln wieder ab.
Bild: WikiCommons/Chrischerf
Kieta auf Bougainville auf einem Bild von vor 1909: Im Rahmen des Samoavertrages von 1899 machte Berlin London Zugeständnisse, durch die jene zwei Salomoneninseln an Grossbritannien zurückfallen.
Bild: Gemeinfrei
Heute leben etwa 250'000 Menschen auf der Insel, die 8'800 Quadratkilometer gross ist. 30 verschiedene polynesische Sprachen, die auf Bougainville gesprochen werden, zeugen von der Vielfalt der Bevölkerung.
Bild: Keystone
Bougainville wird unabhängig
Bougain-was? Bougainville! Die Pazifikinsel hat im Dezember 2019 für ihre Unabhängigkeit gestimmt. Sie liegt nördlich von Australien zwischen Papua-Neuguinea und ...
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... den Salomoninseln, zu denen das Eiland eigentlich gehört, wie dieses Bild gut zeigt. Dass Bougainville politisch bisher dennoch zu Papua-Neuguinea gehörte, hat historische Gründe.
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Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Bougainville Teil von Deutsch-Mikronesien. Hinter der blauen Linie sehen Sie das Gebiet der deutschen Kolonien im Jahr 1888. Das Deutsche Reich expandierte danach nach Süden, gab aber auch zwei Salomoneninseln wieder ab.
Bild: WikiCommons/Chrischerf
Kieta auf Bougainville auf einem Bild von vor 1909: Im Rahmen des Samoavertrages von 1899 machte Berlin London Zugeständnisse, durch die jene zwei Salomoneninseln an Grossbritannien zurückfallen.
Bild: Gemeinfrei
Heute leben etwa 250'000 Menschen auf der Insel, die 8'800 Quadratkilometer gross ist. 30 verschiedene polynesische Sprachen, die auf Bougainville gesprochen werden, zeugen von der Vielfalt der Bevölkerung.
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Bougainville will unabhängig werden – obwohl sich die Pazifikinsel das gar nicht leisten kann. Doch China hilft gerne, hat dabei aber nicht in erster Linie Freiheit und Unabhängigekit des Landes im Blick.
Die Nachricht, dass die Pazifikinsel Bougainville für die Unabhängigkeit gestimmt hat, hat viele Fragen aufgeworfen. Die beiden wohl häufigsten: Bougain-was? Und wo liegt das Eiland überhaupt?
Dass kaum einer die Insel auf dem Zettel hat, ist nicht verwunderlich: Bougainville liegt am anderen Ende der Welt und gehörte bisher zu Papua-Neuguinea. Und selbst diesen Staat fände wahrscheinlich nur eine Minderheit der Schweizer auf dem Globus.
Dabei ist die Gegend in mehrerlei Hinsicht interessant: Die Inseln liegen auf dem Pazifischen Feuerring, auf dem oft die Erde bebt und Vulkane ausbrechen. Das bedeutet aber auch, dass viele wertvolle Rohstoffe darauf warten, abgebaut zu werden.
China, der Dominator
Auch im Herzen von Bougainville steht eine Mine, die einer der Gründe war, dass sich die Bewohner zwischen 1988 und 1998 mit Gewalt vom Mutterland Papua-Neuguinea loslösen wollten. Der Bürgerkrieg endete mit dem Versprechen, ein Unabhängigkeitsreferendum durchzuführen.
Die Pangunamiene im Herzen von Bougainville: Das Rohstoffvorkommen ist der Grundstock für die Unabhängigkeit, für die sich die Bewohner der Pazifikinsel im Dezember 2019 ...
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... ausgesprochen haben. Schätzungen zufolge liegen hier noch Kupfer-, Silber- und Goldvorkommen im Wert von circa 60 Milliarden US-Dollar.
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Einst war die Pangunamiene der grösste Tagebau der Welt, dessen schwermetallhaltiger Schlamm bedenkenlos über einen örtlichen Fluss entsorgt ...
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... und ins Meer geleitet worden ist. Im Bürgerkrieg war die Miene umgehend besetzt und geschlossen worden, doch nach dem Friedensschluss wurde der Abbau nicht wirklich wieder aufgenommen.
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Verfallene Arbeiterwohnungen in der Pangunamiene: Eine Splittergruppe kontrolliert seit 2011 das Bergbaugebiet und hat es zur No-Go-Area erklärt.
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Reporter der australischen TV-Sendung «60 Minutes» konnten die Miene dennoch im Jahr 2019 besuchen.
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Nach dem klaren Ja zur Unabhängigkeit wird Bougainville bald der jüngste Staat der Erde sein. Eine funktionierende Verwaltung wird es bis dahin nicht mal im Ansatz geben, dennoch streckt eine Grossmacht schon lange ihre Fühler nach der Insel aus. Die Rede ist vom grossen Dominator der Region: China.
Bougainville ist für Peking ein weiteres Puzzlestück auf dem Pazifik-Tableau: Inselgruppen wie Vanuatu, Kiribati, Samoa, Fidschi, Neu-Guinea und die Salomonen haben sich mit China arrangiert, bieten dem Reich der Mitte Stützpunkte an und unterstützen es auch diplomatisch: Im September erklärte etwa der Premierminister der Salomonen, sein Land erkenne Taiwans Unabhängigkeit nicht mehr an.
Australien und USA lassen Peking den Vortritt
Und auch an Bougainville ist China bereits nah dran, wie Sam Kauona im australischen TV bestätigt. Der General war im Bürgerkrieg einer der Anführer der Separatisten und hat gute Chancen, der erste Premier des Landes zu werden.
China ist hier gern gesehen, sagt Kauona. «Bougainville kann frei wählen, mit welchem Land wir den besten Deal machen können.» Tatsächlich hat Peking den Bewohnern bereits ein Angebot gemacht, das der General seinen Landsleuten vorstellt.
«Wir warten immer noch auf ein australisches oder ein amerikanisches Angebot», sagt Kauona. China dagegen hat bereits einen detaillierten Plan vorgelegt – inklusive Plänen für Strassenverbindungen und den Bau einer Brücke, eines Hafens und eines Flughafens.
«Chinas Expansionismus thematisieren»
«Man erkennt hier ein Muster», warnt Captain James Fanell, ein früherer Geheimdienstspezialist der Pazifikflotte der US Navy. «China übernimmt die Kontrolle im Südpazifik.» Erst jetzt würden die Verantwortlichen in Australien und den USA aufwachen: «[Sie] sagen: Wenn wir jetzt nicht aufstehen und Chinas Expansionismus thematisieren, werden wir in 25 oder 30 Jahren von ihnen beherrscht.»
Das asiatische Grossreich selbst beteuert, nur Entwicklungshilfe zu leisten: Was könnte dagegen schon einzuwenden sein? Westliche Staaten verfahren immerhin genauso: Grossprojekte werden angestossen, ob die Bevölkerung nun profitiert oder nicht. Wenn dem Empfängerland das Geld ausgeht und es die Kredite nicht mehr bedienen kann, übernimmt das Geberland die Kontrolle über das Objekt oder mischt sich in den Staatshaushalt ein.
Dass auch das kommunistische China so verfährt, hat etwa Sri Lanka am eigenen Leib erfahren müssen. 361 Millionen Dollar hat es die Insel gekostet, einen neuen Hafen in Hambantota zu bauen, der 2010 eröffnet wurde. 85 Prozent der Summe hat eine chinesische Bank vorgestreckt. Weil die Einnahmen der Anlage aber hinter den Erwartungen zurückblieben und die Rückzahlung des Kredits harzte, einigten sich die Parteien 2017 darauf, 70 Prozent des Hafens für 99 Jahre an China zu verpachten.
In der Schuldenfalle
Dasselbe Spiel in Sambia: Auch hier sprang eine chinesische Bank als Kreditgeber ein und streckte 360 Millionen Dollar für einen Ausbau des Flughafens von Lusaka vor, damit chinesische Firmen ein Terminal, ein Präsidentschaftsterminal, einen neuen Tower, ein Fluglotsengebäude und ein neues Hotel bauen konnten. Im September 2018 kapitulierte die Betreiberin des Flughafens vor den Rückzahlungen, heute ist der Airport in chinesischer Hand. Warum Sambia? Hier liegt der Kupfergürtel mit wichtigen Rohstoffen.
Im Lied «Yama Chinese» des sambischen Rappers PilAto heisst es: «Sie ziehen ihre schicken Anzüge an und fliegen nach China, um unser Land zu verkaufen. Die Strassen gehören China. Die Hotels sind für Chinesen. Die Hühnerfarmen sind chinesisch. Sogar die Ziegel kommen aus China.»
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Auch Kenia steckt in einer derartigen Schuldenfalle: Das Land hat sich 3,3 Milliarden Dollar für den Bau einer Eisenbahntrasse von Nairobi nach Mombasa bei der chinesischen Exim Bank geborgt. Nun wird befürchtet, dass der lukrative Hafen von Mombasa an Peking gehen könnte, weil das Land den Schuldenberg von heute insgesamt fast 6,5 Milliarden Dollar bald nicht mehr stemmen könne.
Nicht anders sieht es nach einem Eisenbahnbau in Äthiopien aus oder auf der Pazifikinsel Vanuatu. Dort wurde ein Kai gebaut, der einen Flugzeugträger versorgen kann – natürlich verfügt das Land über kein solches Schiff, der Kai wird also nicht gebraucht.
Neo-Kolonialismus?
Dass Länder wie Sri Lanka oder Kenia in Pekings Fokus sind, liegt auf der Hand: Über diese Stationen soll die Seeweg-Variante der sogenannten neuen Seidenstrasse führen, die von Fuzhou über Hanoi in Vietnam und Kuala Lumpur in Malaysia bis nach Venedig führt. Vanuatu liegt dagegen nicht auf dieser Linie – und doch ist China auch in Ozeanien schwer aktiv.
Je stärker China im Südpazifik wird, desto schwächer wird Australiens Verbindung zu den USA. Wie wichtig diese derzeit ist, hat eine andere, aufsehenerregende Reportage aus Australien enthüllt.
Dank eines chinesischen Überläufers machte die Sendung «60 Minutes» öffentlich, dass Peking versucht hat, sich einen Abgeordneten im australischen Parlament zu kaufen: Der Mann, der wahrscheinlich dafür angworben werden sollte, ist inzwischen tot.
Dass mit Peking nicht zu spassen ist, haben zuletzt die Färöer-Inseln erfahren müssen. Den Nordeuropäern wurde bedeutet, sie könnten ihren Lachs woanders verkaufen, wenn sie nicht den chinesischen Konzern Huawei mit dem Aufbau ihres neuen 5G-Handynetzes beauftragen.
Bougainville, aber auch der Rest der Welt sollte daraus eine Lehre ziehen: Wer sich in ökonomische, monetäre oder diplomatische Abhängigkeit begibt, wird dafür in China auch sicherlich bezahlen müssen.
Ruhe garantiert: Das sind die am wenigsten besuchten Orte der Welt
Platz 12: Liechtenstein: Der Zwergstaat hat für Wanderfans viel zu bieten. Und auch das Schloss Vaduz ist einen Besuch wert. Immerhin 69'000 Touristen statteten dem Fürstentum 2016 einen Besuch ab. Bei knapp 37'000 Einwohnern ist das gar nicht mal so schlecht.
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Platz 11: Tonga. Das Königreich liegt in der Südsee und hat alles, was man für fantastische Strandferien braucht. Die etwas erschwerliche Anreise bewahrt die 172 Inseln vor grossen Touristen-Massen: 61'000 waren es 2016.
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Sogar Buckelwale statten dem Inselreich Tonga einen Besuch ab.
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Platz 10: San Marino. Der Zwergstaat ist als Enklave komplett von Italien umschlossen und gilt mit einem Gründungsdatum von 1301 als älteste Republik der Welt. 60'000 Touristen wollten die Republik nahe der Adria 2016 sehen.
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Platz 9 belegt der westafrikanische Staat Sierra Leone: Die politisch instablie Lage, der Bürgerkrieg und die Ebola-Epidemie schrecken Reisende trotz der traumhaften Langschaft ab. Im Bild zu sehen: Bureh Beach.
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54'000 Besucher verzeichnete das Land an der afrikanischen Atlantik-Küste 2016.
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Platz 8: Zu den föderierten Staaten von Mikronesien zählen mehr als 200 Inseln im westlichen Pazifik. Trotz Inselparadies und herrlicher Tauchgebiete wollten 2016 nur 24'000 Touristen auf die Eilande. Zu umständlich scheint den meisten die Anreise.
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Platz 7: Der Inselstaat Salomonen lockt mit unsäglich schönen Stränden und glasklarem Wasser. Doch die politisch eher unstablie Lage schreckt offenbar viele von einem Trip auf eine der Inseln im Südpazifik ab. 22'000 waren es 2016.
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Sie haben noch nie von Amerikanisch-Samoa gehört? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Das US-amerikanische Aussengebiet liegt im Süd-Pazifik. Üppige Wälder, Vulkane und weisse Strände lockten 2016 immerhin 20'000 Besucher an.
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Platz 5: Die Marshall-Inseln in Ozeanien gelten unter Tauchern als Geheimtipp. Dennoch: Nur rund 10'000 Personen besuchten die Inselgruppe, die sich insgesamt auf 181 Quadratkilometer erstreckt und 72'000 Einwohner zählt.
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Platz 4: Montserrat - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kloster im Hinterland von Barcelona. Hier geht es um eine Karibik-Insel, die zu den kleinen Antillen gehört. Ein aktiver Vulkan und einzigartige Tauchgebiete zogen 2016 immerhin 9000 Touristen an.
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Platz 3: Niue liegt in der Nähe von Tonga und Samoa im Südpazifik. Trotz traumhafter Landschaft - der fehlende Sandstrand und die abgeschiedene Lage gelten als Hemmschuh für den Tourismus: 8000 Besucher waren es 2016 - im Vergleich zu den 1607 Einwohnern aber eine stattliche Zahl.
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Platz 2: Die Insel Kiribati liegt mitten im Pazifik. Der Inselstaat gilt als besonders bedroht vom Klimawandel. Nach Berechnungen der Weltbank könnte Kiribati bereits im Jahr 2050 grösstenteils nicht mehr bewohnbar und spätestens 2070 überschwemmt sein. Ein Grund mehr, um jetzt noch hin zu reisen.
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Platz 1: Ganze 2000 Touristen kamen 2016 nach Tuvalu. Dabei ist die Insel ein wahrer Südsee-Traum. Die Hauptstadt bildet das Atoll Funafuti, das sogar über einen Flughafen verfügt. Dieser wird jedoch nur unregelmässig von Fidschi aus angeflogen.
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