Übersicht Taliban an der Macht in Afghanistan — Bundesrat prüft Aufnahme von Geflüchteten

Agenturen/dor/Red.

16.8.2021

Nach der Machtübernahme der Taliban evakuieren westliche Staaten in grosser Eile ihre Staatsbürger und gefährdete afghanische Ortskräfte. Am Flughafen spielen sich dramatische Szenen ab. Unterdessen prüft der Bundesrat die Aufnahme von Geflüchteten. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/dor/Red.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben westliche Staaten begonnen, in grosser Eile ihre Staatsbürger und gefährdete afghanische Ortskräfte auszufliegen. Die sechs Schweizer Angestellten im Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Kabul hatten bis zum Wochenende Afghanistan verlassen,

Das 38-köpfige Lokalpersonal und deren engste Angehörigen allerdings noch nicht. Für das Lokalpersonal im unterdessen geschlossenen Kooperationsbüro werde eine Lösung gesucht, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montagnachmittag mitteilte.

Die aktuelle Situation in Kabul, besonders am Flughafen der afghanischen Hauptstadt, mache die Ausreise des Lokalpersonals aber schwierig, schreibt das EDA. Am Flughafen spielten sich denn auch dramatische Szenen ab. Hunderte oder vielleicht auch Tausende verzweifelte und verängstigte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, wie Videos in Online-Medien zeigten.

Mitglieder der Taliban auf einem Militärfahrzeug in Kabul.
Mitglieder der Taliban auf einem Militärfahrzeug in Kabul.
-/XinHua/dpa

Menschen klammern sich an Flugzeuge

Für Entsetzen sorgten insbesondere Aufnahmen, die zeigen sollen, wie Menschen aus grosser Höhe aus einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmasst, dass sie sich im Fahrwerk der Maschine versteckt hatten oder sich am Flieger festhielten. Diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Ein Mann, der in der Nähe des von US-amerikanischen und türkischen Soldaten gesicherten Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur, auf einem benachbarten Dach sei einer der Abgestürzten aufgeschlagen. Es habe gekracht wie bei einer Explosion. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und schrieb, drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.

Auf einem anderen Video soll zu sehen sein, wie Dutzende Menschen am Flughafen Kabul neben einer rollenden US-Militärmaschine laufen. Einige klettern auf das Flugzeug und klammern sich fest.

Blitzartiger Vormarsch der Taliban überraschte

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen nach dem Abzug der ausländischen Truppen in rasantem Tempo praktisch alle Provinzhauptstädte eingenommen - viele kampflos. Am Sonntag rückten sie auch in Kabul ein. Kämpfe gab es keine. Der blitzartige Vormarsch hatte viele Beobachter, Experten und auch die US-Regierung überrascht. Die ausländischen Streitkräfte etwa aus Deutschland und den USA waren erst in den vergangenen Monaten nach einem 20-jährigen Einsatz aus Afghanistan abgezogen.

Der deutsche Aussenminister Heiko Maas sagte am Montag: «Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle — die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft — wir haben die Lage falsch eingeschätzt.» Kritiker hatten der Bundesregierung vorgeworfen, die Geschwindigkeit der Taliban unterschätzt und die Evakuierung afghanischer Ortskräfte zu schleppend organisiert zu haben.

US-Präsident Joe Biden sah sich nach dem schnellen Vormarsch der Taliban im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der frühere US-Präsident Donald Trump warf seinem Nachfolger vor, sich den Taliban «ergeben» zu haben. Biden habe mit seiner Afghanistan-Politik «das Vertrauen in die Macht und den Einfluss Amerikas zerstört».

Schweiz soll 10'000 Geflüchtete aufnehmen

UN-Generalsekretär António Guterres mahnte die militant-islamistischen Taliban zu «äusserster Zurückhaltung», um so Leben zu schützen. Humanitäre Hilfe müsse weiter möglich sein, und allen Menschen, die das Land verlassen wollten, müssen dies möglich sein, forderte er Montag bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.

Die Weltgemeinschaft rief der UN-Chef auf, afghanische Flüchtlinge aufzunehmen und Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen. Die Schweiz prüfe, ob mehr Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen werden sollen, sagte Aussenminister Ignazio Cassis am Abend vor den Medien in Bern. Die Frage werde von Stunde zu Stunde neu beurteilt.

«Wir sind in der Lage, solche Entscheide wie die Aufnahme von Flüchtlingen rasch zu treffen», sagte Cassis. «Aber die Schweiz ist auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Staaten angewiesen», die Schweiz alleine könne nicht viel machen. Zuvor hatten die SP und die Grünen gefordert, dass die Schweiz im Rahmen internationaler Kontingente 10'000 Geflüchtete aus Afghanistan aufnimmt. Die Grünen fordern zudem den Familiennachzug für bereits in die Schweiz Geflüchtete.

Angespannte aber ruhige Lage in Kabul

Die Lage in Kabul selbst war am Montag angespannt, aber zunächst ruhig. Die Taliban besetzten überall in der Hauptstadt Polizeistationen und andere Behördengebäude, wie Bewohner der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Bewaffnete Kämpfer fuhren in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte.

Nach der faktischen Machtübernahme durch die Taliban sollen Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der Islamisten laufen. Das teilte ein Sprecher des ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai der Deutschen Presse-Agentur mit. In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter.

Die Aufständischen wollen ein «Islamisches Emirat Afghanistan» errichten, so wie schon vor dem Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001. Damals setzten sie mit drakonischen Strafen ihre Vorstellungen eines islamischen Staats durch: Frauen und Mädchen wurden systematisch unterdrückt, Künstler und Medien zensiert, Menschenrechtsverletzungen waren an der Tagesordnung.

Wütend auf geflüchteten Präsidenten

Viele Afghanen zeigten in sozialen Medien offen ihre Wut über den geflüchteten Präsidenten Aschraf Ghani. Er habe Afghanistan zerstört, durch ihn seien Tausende Kinder nun vaterlos, er habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und es dem Feind übergeben, schrieb die Sängerin Sedika Madadgar auf Facebook.

Auf dem Papier waren die Taliban den afghanischen Streitkräften unterlegen. Die Taliban profitieren aber von ihrem brutalen Ruf, den sie sich während ihrer Herrschaft in den 1990er-Jahren mit öffentlichen Exekutionen oder Auspeitschungen verdient haben. Die Aufständischen setzten während ihrer Herrschaft 1996 bis 2001 mit teils barbarischen Strafen ihre Vorstellungen durch, bevor die US-Truppen in Afghanistan einmarschierten.

Sie hatten dem Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, Unterschlupf im Land gewährt.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Laut einem Bericht soll der afghanische Präsident Ashraf Ghani mit insgesamt vier Autos und einem Helikopter voller Bargeld aus dem Land geflohen sein.
  • Am Sonntagabend erklären die Taliban die Kämpfe um Afghanistan für beendet. Am Montag beziehen sie Posten in der Hauptstadt Kabul und besetzen Polizeistationen und Behörden.
  • Am Flughafen ist es zu Tumulten, Panik und mehreren Toten gekommen. Tausende wollten mit einem Flugzeug aus dem Land flüchten.
  • Heute hat die Evakuierung von Schweizer und deutschen Staatsbürgern aus Kabul begonnen. Vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan und 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft sind mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar gelandet.
  • Mehr als 60 Staaten fordern die Möglichkeit zur sicheren und geordneten Ausreise aus Afghanistan.
  • Präsident Aschraf Ghani versucht seine Flucht aus Kabul zu erklären. Er habe damit ein Blutvergiessen verhindern wollen.  Lokale Medien berichteten, Ghani sei nach Tadschikistan geflohen.
  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 21.57 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Montag

  • 21.46 Uhr

    Deutscher Innenminister erwartet bis zu fünf Millionen mehr afghanische Flüchtlinge

    Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer rechnet nach der Machtübernahme der Taliban damit, dass 300'000 bis fünf Millionen weitere Afghanen die Flucht ergreifen. Das sagte der CSU-Politiker nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs. Einen Zeitraum nannte er demnach nicht. Auch der «Spiegel»-Journalist Matthias Gebauer berichtete auf Twitter über die Aussage Seehofers. In der Vergangenheit haben insbesondere Nachbarländer wie der Iran und Pakistan Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen. Ein weiteres wichtiges Transit- und Zielland ist die Türkei.

  • 21.38 Uhr

    Belgische Regierung gibt grünes Licht für Evakuierung aus Afghanistan

    Belgiens Regierung hat offiziell grünes Licht für eine Mission zur Evakuierung belgischer Staatsbürger aus Afghanistan gegeben. Drei Militärflugzeuge sollen entsendet werden, hiess es aus dem Büro von Premierminister Alexander de Croo, wie die Nachrichtenagentur Belga  berichtete. Zunächst hatte das belgische Verteidigungsministerium angekündigt, vier Maschinen schicken zu wollen. Wann die Rettungsmission genau startet, ist den Angaben zufolge noch unklar.

    Laut Aussenministerin Sophie Wilmès haben sich rund hundert Menschen mit belgischer Staatsangehörigkeit bei der auch für Afghanistan zuständigen Botschaft in Pakistan gemeldet und den Wunsch geäussert, schnell nach Belgien zurückzukehren. Nach früheren Angaben können sich auch afghanische Dolmetscher und andere Menschen, die für belgische Interessen gearbeitet hätten, bei den belgischen Behörden melden.

  • 21.33 Uhr

    Rund 2500 US-Soldaten am Flughafen Kabul

    Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben inzwischen mit rund 2500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Im Lauf des Dienstags solle deren Zahl auf mehr als 3000 ansteigen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. In einigen Tagen sollten dann rund 6000 US-Soldaten vor Ort sein, sagte er weiter. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

    Kirby bestätigte auch Berichte, wonach es am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Zwischenfälle gegeben habe, bei denen US-Soldaten auf Bewaffnete geschossen hätten. Zwei Personen, die ersten Erkenntnissen nach nicht zu den Taliban gehörten, seien dabei getötet worden. Die Soldaten hätten von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht, sagte Kirby - ohne weitere Einzelheiten zu dem Zwischenfall zu nennen.

    Mit Blick auf die chaotischen Szenen am Flughafen am Montagmorgen erklärte Kirby, die US-Soldaten arbeiteten nun mit türkischen Kräften und Soldaten anderer Verbündeter zusammen, um Ordnung zu schaffen, damit der Luftverkehr wieder aufgenommen werden könne.

    In Bezug auf Videos, die zeigten, wie Afghanen versuchten, sich an US-Transportflugzeuge zu klammern, sagte Kirby, diese seien «aussergewöhnlich» und «besorgniserregend». Er könne die Echtheit der Videos nicht bestätigen, aber sie unterstrichen, wie wichtig es sei, auf dem Flughafen wieder einen geordneten Betrieb zu ermöglichen. Kirby erklärte zudem, er könne Berichte, wonach Afghanen sich an ein US-Flugzeug geklammert hätten und dann zu Tode gestürzt seien, nicht bestätigen. Bislang gebe es dazu nur ungenügende Informationen.

  • 21.29 Uhr

    Grossbritannien schickt 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul

    Im Zuge der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und afghanischen Helfern will London 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul schicken. Das teilte das britische Verteidigungsministerium mit, nachdem in der vergangenen Woche bereits 600 militärische Kräfte nach Afghanistan entsandt wurden. Die Soldaten sollen dabei helfen, die verbliebenen britischen Staatsbürger und afghanischen Helfer des britischen Militärs möglichst schnell aus dem Land zu holen.

  • 21.16 Uhr

    Russisches Aussenministerium: Lage in Afghanistan stabilisiert sich

    Russland sieht nach der Rückkehr der Taliban an die Macht in Afghanistan eine «Stabilisierung» der Lage in der Hauptstadt Kabul. Die radikalislamischen Kämpfer hätten begonnen, «die öffentliche Ordnung wiederherzustellen», erklärte das russische Aussenministerium. Zudem hätten sie für die Sicherheit der örtlichen Zivilbevölkerung und der diplomatischen Vertretungen garantiert.

    Im Gegensatz zu den westlichen Staaten will Russland seine Botschaft offen halten. Nach Angaben seines Aussenministeriums steht Russland bereits in direktem Kontakt mit «Vertretern der neuen Behörden» in Kabul. Botschafter Dmitri Schirnow will sich am Dienstag mit dem Sicherheitskoordinator der Taliban treffen. Die Taliban hätten bereits mit der Bewachung der Botschaft begonnen, sagte er russischen Staatsmedien am Montag.

  • 21.03 Uhr

    Bangladesch will keine Menschen aus Afghanistan aufnehmen

    Bangladesch hat nach eigenen Angaben ein Ersuchen der USA abgelehnt, zeitweise Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Der Aussenminister A. K. Abdul Momen begründete die Entscheidung  damit, dass das 160-Millionen-Einwohner-Land in Südasien bereits dicht besiedelt sei und Mühe habe, Hunderttausende andere Flüchtlinge zu beherbergen.

    2017 flohen Hunderttausende Menschen der muslimischen Rohingya-Minderheit aus dem mehrheitlich buddhistischen Nachbarland Myanmar nach Bangladesch. Sie flüchteten aus Furcht vor brutalen Übergriffen des Militärs in Myanmar. Jetzt leben sie in Bangladesch in überfüllten Camps. Die Vereinten Nationen stufen die Verfolgung der Menschen in Myanmar als anhaltenden Völkermord ein. Das Militär des Landes steht wegen der Verfolgung international in der Kritik.

  • 20.40 Uhr

    Macron: Afghanistan darf nicht wieder «Refugium für den Terrorismus» werden

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor einem Wiedererstarken des internationalen Terrorismus gewarnt. «Afghanistan darf nicht wieder zu dem Refugium für den Terrorismus werden, das es einmal war», sagte Macron in einer Fernsehansprache in seiner Sommerresidenz Fort de Brégançon am Mittelmeer. Dafür müssten sich Russland, die USA und Europa gemeinsam einsetzen, forderte er.

    Macron kündigte zudem eine gemeinsame EU-Initiative mit Deutschland gegen die erwartete Flüchtlingskrise an. «Die Destabilisierung Afghanistans birgt das Risiko, illegale Flüchtlingsströme nach Europa hervorzurufen», sagte der französische Staatschef. Er hatte sich nach Angaben des Pariser Elysée-Palastes zuvor telefonisch mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und anderen westlichen Regierungschefs über die Lage ausgetauscht.

    Ungeachtet der chaotischen Lage am Flughafen Kabul will Frankreich nach seinen Worten «in den kommenden Stunden» zwei Militärflugzeuge nach Afghanistan schicken. Sie sollen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Paris französische Botschafts-Mitarbeiter und afghanische Ortskräfte sowie Menschenrechtler und Journalisten ausfliegen.

    Nach Angaben Macrons hat Frankreich bisher «fast 800» afghanische Ortskräfte aufgenommen. Sein Land schulde diesen Menschen Hilfe in der Krise, betonte der Staatschef.

  • 20.19 Uhr

    Johnson will virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan ausrichten

    Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson will angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban einen G7-Gipfel ausrichten. Während eines Telefonats mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron habe Johnson die Absicht geäussert, «in den kommenden Tagen» ein virtuelles Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7 zu organisieren, teilte die Downing Street mit.

    Die Regierung in London hat derzeit die rotierende G7-Präsidentschaft inne. Neben Grossbritannien gehören der Gruppe Deutschland, die USA, Frankreich, Italien, Japan und Kanada an.

    Zentral sei, dass die internationale Gemeinschaft einen einheitlichen Ansatz mit Bezug auf Afghanistan verfolge, «sowohl im Hinblick auf die Anerkennung einer künftigen Regierung als auch zur Verhinderung einer humanitären Krise», sagte Johnson in dem Telefonat mit Macron nach Angaben seines Büros. Bereits am Sonntag hatte der Premier eine gemeinsame Haltung des Westens gefordert, um zu verhindern, dass Afghanistan wieder zu einer «Brutstätte des Terrorismus» werde. Auch vor einer einseitigen Anerkennung einer Taliban-Regierung warnte er.

  • 19.52 Uhr

    Merkel: Entwicklung in Afghanistan ist «überaus bitter»

    Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den internationalen Einsatz in Afghanistan als Enttäuschung bewertet. Jenseits der Bekämpfung des Terrorismus sei alles «nicht so geglückt und nicht so geschafft worden, wie wir uns das vorgenommen haben», sagte sie in Berlin. «Das ist eine Erkenntnis, die ist bitter.»

    Es seien «keine erfolgreichen Bemühungen» gewesen. Daraus müsse man Lehren ziehen «und seine Ziele auch kleiner fassen» bei solchen Einsätzen. Die Taliban hätten das ganze Land erneut unter ihre Kontrolle gebracht. «Das ist eine überaus bittere Entwicklung», sagte Merkel.

  • 19.41 Uhr

    Deutschland gibt sichere Häuser für Afghanistan-Ortskräfte aufgegeben

    Mehrere sogenannte «sichere Häuser» in Kabul, in denen afghanische Ortskräfte der deutschen Bundeswehr und weiterer Institutionen zeitweise Zuflucht gefunden hatten, mussten offensichtlich aufgegeben werden. Das berichtete das ZDF-Magazin «frontal» unter Berufung auf den Vorsitzenden des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte, Marcus Grotian. «Ich habe 400 Menschen mitgeteilt, dass es für sie keine Hoffnung mehr gibt und die Safehouses aufgelöst», zitierte ihn der Sender.

    Anlass sei ein Anruf der Bundesregierung bei einem früheren Übersetzer der Bundeswehr gewesen, wonach es keine Möglichkeit mehr gebe, den Menschen bei der Ausreise aus Afghanistan zu helfen. Diese sollten daher die «sicheren Häuser» sofort verlassen. Drei dieser Zufluchtsorte hatte das Patenschaftsnetzwerk mit Hilfe von Spendengeldern eingerichtet.

    Laut Aussage des afghanischen Übersetzers, dessen Identität dem ZDF bekannt sei, hielten sich bis zuletzt hunderte afghanische Ortskräfte und ihre Familienmitglieder in insgesamt drei «Safehouses» in Kabul auf. Diese seien jedoch offensichtlich von den Taliban entdeckt worden. Die Islamisten würden auf den Strassen von Kabul patrouillieren und gezielt nach Ortskräften der internationalen Streitkräfte suchen, von denen viele dort umherirrten, hiess es in dem Bericht weiter. Der afghanische Übersetzer sagte demnach «frontal», er bedauere zutiefst, für die deutsche Bundeswehr gearbeitet zu haben.

    Der deutsche Aussenminister Heiko Maas hatte am Nachmittag noch einmal versichert, die Bundesregierung tue alles, um den Ortskräften und ihren Familien die Ausreise zu ermöglichen. Allerdings räumte er ein, dass er auch nicht wisse, wie diese zum Flughafen gelangen könnten. Die deutsche Bundesregierung steht massiv in der Kritik, weil sich die Ausreise der Ortskräfte immer wieder verzögert hatte — bis dann die radikalislamischen Taliban die Macht in immer mehr afghanischen Städten und zuletzt auch in der Hauptstadt Kabul übernahmen.

  • 19.34 Uhr

    Grösste Afghanistan-Fahne des Landes eingeholt

    In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban die grösste Fahne des Landes mit der Landesflagge eingeholt worden. Das zeigten Fernsehbilder. Die Fahne war ein Geschenk Indiens und war erstmals 2014 am Wasir-Akbar-Khan-Hügel gehisst worden, einer Anhöhe im Zentrum der Stadt. Sie galt als eine Art Wahrzeichen, war ein beliebtes Fotomotiv und konnte von weitem gesehen werden.

    Am Wasir-Akbar-Khan-Hügel ist auch der ehemalige Präsident Burhanuddin Rabbani begraben, der 2011 bei einem gezielten Selbstmordanschlag getötet worden war. Auf dem Hügel gibt es zudem ein Schwimmbad mit Sprungturm, das von den Sowjets erbaut worden war. Zur Zeit der Taliban-Herrschaft hatten diese den Sprungturm und das Schwimmbad für Exekutionen genutzt. Es war unklar, ob dort demnächst eine Taliban-Flagge gehisst werden sollte.

  • 19.27 Uhr

    Bundeswehrmaschine in Warteschleife über Kabul

    Der Evakuierungseinsatz der deutschen Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einem Tankstopp zunächst im aserbaidschanischen Baku fest.

    Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, blieb aber zunächst in einer Warteschleife in der Luft. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hiess es aus Militärkreisen.

    Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

    Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte am Vormittag gesagt: «Wir haben Meldungen dazu gesehen (...), dass dort derzeit keine Flugbewegungen stattfinden können, weil sich dort eine grosse Zahl verzweifelter Menschen auf dem Rollfeld aufhält.»

    Auch das Weisse Haus in Washington teilte mit, dass die US-Truppen am Flughafen Kabul zunächst wieder Ordnung und Sicherheit herstellen müssen, bevor es voraussichtlich ab Dienstag erneut Evakuierungsflüge geben könne.

  • 18.51 Uhr

    Ghani laut Bericht mit viel Bargeld geflüchtet

    Laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA soll der afghanische Präsident Ashraf Ghani am Sonntag mit insgesamt vier Wagen und einem Helikopter voller Geld aus dem Land geflohen sein. Helfer Ghanis seien offenbar bei dem Versuch beobachtet worden, mehr Geld in den Helikopter zu bekommen. Sie hätten allerdings Bargeld zurücklassen müssen.

    Vergoldete sich laut einem Medienbericht seine Flucht: Aschraf Ghani, ehemaliger Präsident Afghanistans.
    Vergoldete sich laut einem Medienbericht seine Flucht: Aschraf Ghani, ehemaliger Präsident Afghanistans.
    Rahmat Gul/AP/dpa (Archivbild)
  • 18.36 Uhr

    Deutscher Aussenminister räumt falsche Lageeinschätzung  ein

    Der deutsche Aussenminister Heiko Maas hat eine falsche Lageeinschätzung in Afghanistan eingeräumt. «Es gibt da nichts zu beschönigen», sagte Maas am Montagnachmittag in Berlin. Weder die Bundesregierung noch ihre westlichen Partner einschliesslich der Nachrichtendienste hätten die aktuelle Entwicklung so vorhergesehen. «Es gebietet die Ehrlichkeit, das in aller Form so einzugestehen.»

    Maas betonte, dass alle Einschätzungen zur Lage in Afghanistan stets gemeinsam «auf der internationalen Bühne» erfolgt seien. «Wir sind nach dem Abzug der Truppen ganz sicher nicht soweit gewesen einzuschätzen, dass die afghanischen Streitkräfte nicht bereit sind, sich den Taliban entgegenzustellen», sagte er. «Das ist eine Fehleinschätzung gewesen von uns allen.»

    Die aktuellen Bilder, vor allem von den verzweifelten Menschen am Flughafen von Kabul, nannte Maas «asserordentlich schmerzhaft». Es komme jetzt für die Bundesregierung darauf an, «so viele Menschen wie möglich aus dieser Situation zu retten».

    Dafür solle der Kreis derjenigen, die in Deutschland aufgenommen werden, noch einmal erweitert werden, sagte der Aussenminister. Er solle neben den Ortskräften der Bundeswehr und der Bundesregierung nun auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, der Entwicklungshilfe sowie Menschenrechtsaktivisten und Frauenrechtlerinnen umfassen. «Diese Zahl wird multipliziert werden müssen mit den Familienangehörigen», sagte Maas weiter. Der Grossteil der Betroffenen sei bereits in Kabul.

  • 18.09 Uhr

    Besorgnis auch in Bulgarien wegen möglichen Zustrom von Flüchtlingen

    Bulgarien ist besorgt über einen möglichen Zustrom von Flüchtlingen nach der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan. Staatspräsident Rumen Radew beriet mit seinem Sicherheitsrat über die möglichen Folgen für das EU-Land auf dem Balkan. Bulgarien gilt als Transitland, da Migranten in der Regel nicht in dem ärmsten EU-Land bleiben, sondern nach Mittel- und Westeuropa weiterziehen wollen. Sie meiden deswegen die Grenzübergänge, um nicht in Bulgarien registriert zu werden.

    Bis Ende Juli haben nach amtlichen Angaben 17 621 Migranten versucht, nach Bulgarien zu gelangen, 16'900 von ihnen seien vom Grenzschutz abgewiesen worden.

    Auf dem Höhepunkt der Migrationskrise 2015/16 kamen Flüchtlinge aus Krisengebieten vor allem über die türkische Grenze illegal nach Bulgarien. Die auf dem Festland 259 Kilometer lange bulgarische EU-Aussengrenze zur Türkei wird seit 2014 teilweise und seit 2017 komplett durch einen Drahtzaun mit Stacheln geschützt. Diese Grenze wird auch mit Wärmebildkameras überwacht. Die aktuelle Interimsregierung in Sofia beklagt, dass der Grenzzaun an einigen Stellen in einem schlechten Zustand sei.

  • 17.49 Uhr 

    Guterres appelliert an Weltgemeinschaft

    UN-Generalsekretär António Guterres hat zu einem sofortigen Ende der Gewalt in Afghanistan aufgerufen. Bei einer Sondersitzung des Weltsicherheitsrats am Montag in New York rief er die internationale Gemeinschaft auf, sicherzustellen, dass die Menschenrechte aller und insbesondere die von Frauen und Mädchen respektiert werden. Guterres appellierte an die Weltgemeinschaft, «zusammenzustehen, zusammenzuarbeiten und zusammen zu handeln».

    Er sei besonders besorgt über Berichte von zunehmenden Menschenrechtsverstössen gegenüber Frauen und Mädchen in Afghanistan, die «eine Rückkehr zu den dunkelsten Tagen» in den 1990er Jahren befürchteten. Unter der damaligen Herrschaft der Taliban waren Mädchen der Zugang zu Bildung verwehrt und gegenüber Frauen drakonische Massnahmen verhängt worden. Die kommenden Tage seien entscheidend, sagte Guterres.

    Er rief alle Parteien, insbesondere die Taliban, zu äusserster Zurückhaltung auf. Die UN hätten weiterhin Mitarbeiter und Büros in Gebieten, die nun unter Kontrolle der Taliban stünden. Bislang sei das respektiert worden. «Wir können und dürfen die Menschen in Afghanistan nicht im Stich lassen», sagte Guterres.

  • 17.25 Uhr 

    Amnesty International fordert entschlossenen Handeln

    Anès Callamard, die Generalsekretärin von Amnesty International hat in einer Medienmitteilung ihre Besorgnis für die Zivilbevölkerung Afghanistans ausgedrückt und eine sichere Ausreise für Gefährdete gefordert.

    «Was wir in Afghanistan erleben, ist eine Tragödie, die man hätte vorhersehen und abwenden müssen. Ohne ein rasches und entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft wird sie sich noch weiter verschlimmern», schreibt Callamard. Tausende Afghan*innen seien durch Repressalien der Taliban bedroht. Ausländische Regierungen müssen alle diese Personen die notwendigen Massnahmen ergreifen, um deren sichere Ausreise zu gewährleisten. 

    Zu den geforderten Massnahmen gehörten «die Beschleunigung der Visaerteilung, die Unterstützung bei der Evakuierung vom Flughafen Kabul, die Bereitstellung von Relocation- und Resettlementplätzen sowie die Aussetzung aller Abschiebungen und Zwangsrückführungen.»  An die USA richtet AI die Forderung, «den Flughafen während der laufenden Evakuierungen weiterhin zu sichern.»

    Zudem solle der Uno-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitsresolution verabschieden, in der die Taliban aufgefordert werden, die internationalen Menschenrechtsnormen zu achten, die Zivilbevölkerung zu schützen und Vergeltungsangriffe einzustellen.

  • 16.53 Uhr 

    Laschet gegen Zusage für Aufnahme von Flüchtlingen

    Der Kanzlerkandidat der CDU/CSU, Armin Laschet, lehnt eine Zusage Deutschlands für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge ab, die nach der Machtübernahme der Taliban erwartet werden. Stattdessen plädierte er am Montag in Berlin für eine schnelle humanitäre Hilfe in der Region.

    «Ich glaube, dass wir jetzt nicht das Signal aussenden sollten, dass Deutschland alle, die jetzt in Not sind, quasi aufnehmen kann», sagte der CDU-Vorsitzende nach Beratungen von Präsidium und Bundesvorstand seiner Partei. «Die Konzentration muss darauf gerichtet sein, vor Ort, jetzt diesmal rechtzeitig - anders als 2015 - humanitäre Hilfe zu leisten.»

    Laschet betonte mit Blick auf den damaligen Flüchtlingsstrom nach Deutschland: «Wir dürfen die Fehler von 2015 nicht wiederholen.» Diese hätten begonnen mit dem mangelnden humanitären Schutz in den Flüchtlingscamps des UN-Flüchtlingskommissars. Nötig sei jetzt eine «humanitäre Kraftanstrengung. 2015 waren Hunderttausende Migranten weitgehend unkontrolliert nach Deutschland eingereist.

    Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte am Wochenende die Aufnahme von Kontingenten afghanischer Flüchtlinge in Europa, den USA und Kanada gefordert – jedoch keine Zahlen genannt.

    Der Kanzlerkandidat der SCU Armin Laschet am 16. August 2021 in  Berlin.
    Der Kanzlerkandidat der SCU Armin Laschet am 16. August 2021 in  Berlin.
    Bild: Keystone
  • 16.22 Uhr 

    Schweiz soll 10'000 Afghanistan-Flüchtlinge aufnehmen

    Nach dem Einmarsch der islamisch-fundamentalistischen Taliban in Kabul fordern SP und Grüne, dass die Schweiz im Rahmen internationaler Kontingente 10'000 Geflüchtete aus Afghanistan aufnimmt. Die Grünen fordern zudem den Familiennachzug für bereits in die Schweiz Geflüchtete.

    Die Schweiz müsse sich für ein internationales Flüchtlingskontingent einsetzen, fordert die SP. Im Rahmen dessen soll sie 10'000 Menschen aufnehmen, vor allem Mädchen und Frauen. Die Nachbarstaaten bräuchten Unterstützung. Ausserdem müsse die Schweiz ihre guten Dienste für einen raschen Frieden und Verhandlungen mit der neuen Regierung einbringen.

    Die Angehörigen von bereits in der Schweiz anwesenden Afghaninnen und Afghanen sollen mittels humanitärer Visa einreisen dürfen, fordern die Grünen. Alle Geflüchteten aus Afghanistan sollen einen Schutzstatus erhalten, unabhängig vom Stand eines Asylersuchens.

    Das «Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich» fordert für afghanische Flüchtlinge mindestens eine vorläufige Aufnahme statt lediglich die Aussetzung von Rückführungen. Die Organisation Solidarité sans frontières und die demokratischen Juristinnen und Juristen verlangen den Flüchtlingsstatus für alle Afghaninnen und Afghanen in der Schweiz.

    Ein Taliban-Führer in Kabul, Afghanistan. 
    Ein Taliban-Führer in Kabul, Afghanistan. 
    Bild: Keystone
  • 15.52 Uhr

    26 Schweizer befinden sich noch in Afghanistan

    Auch nach der Evakuierung des Schweizer Personals im Kooperationsbüro in Kabul befinden sich noch 26 Schweizer Staatsangehörige in Afghanistan. Sie hatten das Land nach der Machtergreifung durch die islamisch-fundamentalistischen Taliban am Wochenende nicht verlassen.

    26 Schweizer*innen seien bei der Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gemeldet. Die Schweizer Vertretung im Nachbarland von Afghanistan sei für dieses konsularisch zuständig und mit den 26 Personen in Kontakt, hiess es in einer Mitteilung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vom Montag.

  • 15.48 Uhr

    Taliban gehen von Tür zu Tür 

    Kämpfer der Taliban gingen in Kabul von Tür zu Tür auf der Suche nach Beamten, Soldaten, Polizisten und Afghanen, die mit ausländischen Regierungen oder NGOs zusammengearbeitet haben: Dies schreibt Journalist Frud Bezhan von Radio Free Liberty auf Twitter. Die Islamisten hätten einige Personen weggebracht, Häuser durchsucht und Dokumente und Waffen sichergestellt.

    Zudem würden sie Musiker verprügeln und deren Instrumente zerstören. Auch die Häuser von Journalisten seien durchsucht worden.

    Die «Säuberungen» hätten begonnen, schreibt der Arzt Nabard Faiz, der aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet ist. Im Visier der Taliban seien ehemalige Mitarbeiter von Regierung und NGOs sowie Künstler*innen.

  • 15.39 Uhr

    Taliban auf dem Flughafen in Kabul?

    Die Taliban seien auf dem Gelände des Flughafens von Kabul, schreibt ARD-Korrespondentin Natalie Amiri auf Twitter mit Verweis auf Kontakte vor Ort.

  • 15.12 Uhr

    Lokalangestellte von Schweizer Koordinationsbüro noch in Kabul

    Die 38 Lokalangestellten des Schweizer DEZA-Kooperationsbüros in Kabul haben die afghanische Hauptstadt am Montagnachmittag noch nicht verlassen. Drei Schweizer Angestellte waren bereits auf dem Weg in die Schweiz und zunächst in Katar zwischengelandet, drei weitere hatten Afghanistan vor mehreren Tagen verlassen.

    Dies teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montagnachmittag mit. Für das Lokalpersonal im unterdessen geschlossenen Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in der afghanischen Hauptstadt werde eine Lösung gesucht, damit auch die lokalen Angestellten des EDA und ihre engsten Familienangehörigen Afghanistan verlassen können, hiess es weiter.

    Die aktuelle Situation in Kabul, besonders am Flughafen der afghanischen Hauptstadt, mache die Ausreise des Lokalpersonals aber schwierig. Die rund 230 Personen bestehend aus Lokalpersonal einschliesslich engster Angehöriger erhalten ein humanitäres Visum für die Schweiz. Die afghanischen Mitarbeitenden des Kooperationsbüros könnten von den Taliban als westliche Kollaborateure angesehen werden und sind deshalb an Leib und Leben gefährdet.

  • 14.58 Uhr

    John Bolton: Afghanistan fällt zurück ins Mittelalter

    Afghanistan wird infolge der Machtübernahme durch die Taliban nach Ansicht des früheren nationalen Sicherheitsberaters John Bolton «zurück ins 15. Jahrhundert» fallen. Die Taliban seien eine Gruppe des «mittelalterlichen, religiösen Fanatismus», sagte Bolton dem Radiosender NPR. Sie hätten kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft und würden schon bald wieder islamistischen Terrorgruppen Schutz bieten, warnte er.

    Der Republikaner Bolton war unter Ex-Präsident George W. Bush US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, dem früheren Präsidenten Donald Trump diente er zeitweise als nationaler Sicherheitsberater. Trump hatte ihn 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.

    Bolton bezeichnete die Machtübernahme durch die Taliban als «katastrophales Versagen amerikanischer Führung». Präsident Joe Biden hätte an der von Trump vorgegebenen «falschen» Politik eines Abkommens mit den Taliban und eines Abzugs aus Afghanistan festgehalten und diese Strategie dann auch noch vermasselt, sagte Bolton über den Demokraten. Er sagte, Trump hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Für die Sicherheit der USA hätten US-Truppen aber in Afghanistan bleiben sollen, kritisierte Bolton.

  • 14.11 Uhr

    Afghanisches Kampfflugzeug in Usbekistan abgestürzt

    Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgeschossen worden. Es sei beim illegalen Grenzübertritt von einem Luftverteidigungssystem getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in der Hauptstadt Taschkent usbekischen Medien zufolge mit.

    Zu dem Vorfall war es demnach es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Taliban gekommen. Usbekische Medien veröffentlichten Fotos von einer am Boden liegenden Maschine, die beschädigt war.

    Das usbekische Nachrichtenportal «Gazeta.uz» berichtete, die Maschine sei in der Provinz Surchandarja abgestürzt. Die zwei Piloten hätten sich mit einem Fallschirm retten können. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob die Piloten vor den Taliban fliehen wollten oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog.

    Auf dem Landweg hatten bereits viele Afghanen die Grenze überquert – auf der Flucht vor den Taliban. Erst am Samstag waren 84 afghanische Soldaten in die Ex-Sowjetrepublik geflohen.

  • 14.02 Uhr

    EU-Aussenminister beraten bei Sonderkonferenz über Afghanistan

    Die Aussenminister der EU-Länder kommen angesichts der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan am Dienstagnachmittag zu einer ausserordentlichen Videokonferenz zusammen. Das kündigte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Montag auf Twitter an.

    Die Ministerinnen und Minister sollen demnach eine erste Bewertung der Lage vornehmen. «Afghanistan steht an einem Scheideweg», schrieb Borrell zudem. Die Sicherheit und das Wohlergehen der Afghaninnen und Afghanen sowie die internationale Sicherheit stünden auf dem Spiel.

  • 13.56 Uhr

    Irans Präsident appelliert für nationale Einigung in Afghanistan

    Irans Präsident Ebrahim Raisi hat an die Taliban im Nachbarland Afghanistan appelliert, eine nationale Einigung anzustreben. Dies sei es, was Afghanistan in erster Linie für Frieden und Stabilität brauche, sagte Raisi am Montag. Der Rückzug der USA sei eine Chance für alle politischen Gruppen, diese Einigung über interne Verhandlungen zu erreichen. «Als Nachbar und Bruder Afghanistans» werde der Iran das afghanische Volk auf diesem Weg weiterhin unterstützen, so Raisi laut Webportal des Präsidialamts.

    Im Iran gibt es Differenzen, wie die Regierung demnächst mit den militant-islamistischen Taliban umgehen soll. Einige politischen Kreise in Teheran sind der Auffassung, dass die Taliban sich verändert haben und nicht mehr die islamistische Bewegung der letzten Jahre seien und daher auch nicht mehr als Feind eingestuft werden sollten. Andere jedoch sagen, dass die jüngsten Entwicklungen genau das Gegenteil bewiesen haben. Ausserdem bleibe der schiitische Iran für die sunnitischen Taliban-Extremisten stets ein religiöser Erzfeind.

    Aus Angst um die Sicherheit seiner Diplomaten hat Teheran deren Zahl in der Botschaft in Kabul auf ein Minimum reduziert. Im Iran wurde insbesondere eine Wiederholung des Massakers von 1998 befürchtet. Damals stürmten Taliban das iranische Konsulat in Masar-i-Scharif und töteten zehn Diplomaten sowie den Korrespondenten der staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Der Vorfall hatte damals fast zu einem militärischen Konflikt zwischen dem Iran und den Taliban geführt, der jedoch nach einer UN-Vermittlung verhindern werden konnte.

    Der Iran sorgt sich auch, dass es erneut eine Flüchtlingswelle geben könnte. Das Land hatte nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 Millionen afghanische Flüchtlinge einreisen lassen. Wegen der Corona-Pandemie und der Wirtschaftskrise gilt es laut Beobachtern als eher unwahrscheinlich, dass Teheran dies erneut erlauben wird. An den drei Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes wurden aber provisorische Pufferzonen eingerichtet, die afghanischen Flüchtlingen zumindest vorerst Schutz und Sicherheit bieten sollen.

  • 13.55 Uhr

    Karsai-Sprecher: Führen Gespräche mit den Taliban

    Nach der faktischen Machtübernahme durch die Taliban sollen Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der Islamisten laufen. Das teilte ein Sprecher des ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter. Einen Kommentar von Taliban-Seite gab es dazu zunächst nicht.

    Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani am Sonntag ist nach Angaben Karsais ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Ihm gehören der Vorsitzende des Nationalen Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und Karsai selbst an.

    Es gab keine Angaben dazu, wo die Gespräche stattfinden und wer von Taliban-Seite daran teilnimmt. Es ist zudem insgesamt unklar, ob die Islamisten dazu bereit sind, nach ihrem rasanten militärischen Erfolg die Macht mit anderen Politikern im Land zu teilen.

  • 13.50 Uhr

    Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen

    Die Taliban haben nach ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan am Montag überall in der Hauptstadt Kabul Polizeistationen und andere Behördengebäude besetzt. Das sagten Bewohner der Stadt am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

    Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Strassen, wie Bewohner weiter berichteten.

    Aus dem Gesundheitsministerium hiess es in einer Erklärung vom Montag, der amtierende Gesundheitsminister Wahid Madschroh habe sich mit der Gesundheitskommission der Taliban getroffen. Demnach bedankten sich beide Seiten für die Gesundheitsdienstleistungen in dem jeweils von der anderen Seite kontrolliertem Gebiet. Der von den Taliban vorgesehene Gesundheitsminister habe alle Mitarbeiter des Gesundheitsbereiches – Männer wie Frauen – dazu aufgerufen, ihre Aufgaben im gesamten Land wieder aufzunehmen.

    Taliban-Kämpfer auf der Strasse zum Flughafen von Kabul.
    Taliban-Kämpfer auf der Strasse zum Flughafen von Kabul.
    KEYSTONE
  • 13.22 Uhr

    SP und Grüne wollen 10'000 Menschen aufnehmen

    Die SP fordert die Aufnahme von 10'000 Menschen aus Afghanistan. So verantwortungslos der US-Einmarsch war, so rücksichtslos sei der überstürzte Abzug der internationalen Truppen, schreibt die Partei am Montag. Sämtliche Afghan*innen in der Schweiz benötigten nun einen Schutzstatus. Zudem müssten die Familien dieser Menschen unbürokratisch einreisen dürfen und weitere an Leib und Leben gefährdete Personen gerettet werden.

    Die Schweiz müsse sich deshalb für ein internationales Flüchtlingskontingent einsetzen. Im Rahmen dessen soll sie 10'000 Menschen aufnehmen, vor allem Mädchen und Frauen. Die Nachbarstaaten bräuchten Unterstützung. Ausserdem müsse die Schweiz ihre guten Dienste für einen raschen Frieden und Verhandlungen mit der neuen Regierung einbringen.

    Auch die Grünen fordern den Familiennachzug für bereits in der Schweiz anwesende Afghan*innen. Zudem soll die Schweiz im Rahmen internationaler Kontingente 10'000 Geflüchtete aufnehmen.

  • 13.09 Uhr

    Flüchtlingshilfe: Mehr Resettlement und Familiennachzug

    Die Schweiz soll beim UNHCR-Resettlement-Programm mehr für verletzliche afghanische Flüchtlinge in Pakistan und Irak tun. Bereits anwesende Flüchtlinge sollten ihre Angehörigen in die Schweiz nachziehen dürfen. Das fordert die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) nach der Einnahme Kabuls durch die radikalislamischen Taliban.

    Der Bundesrat könne bei einer humanitären Notlage zusätzlich zu den festgelegten Kontingenten des Uno-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Menschen aufnehmen, schreibt die Flüchtlingshilfe am Montag.

    Nun rechne das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten die 200 Mitarbeiter des Deza-Büros in Kabul und ihre Familienangehörigen zu dem Kontingent von aktuell 800. Da diese aufgrund ihrer Tätigkeit für die Schweiz mittels humanitärer Visa Aufnahme fänden, seien sie Spezialfälle und könnten nicht zum Kontingent zählen.

    Für abgelehnte afghanische Asylbewerber*innen verlangt die SFH zumindest eine vorläufige Aufnahme. Der Familiennachzug dränge sich auf, weil viele Afghaninnen und Afghanen in der Schweiz in der Heimat gefährdete Angehörige hätten, schreibt die SFH weiter. Sie sollten mit einem humanitären Visum einreisen dürfen und ein faires Asylverfahren durchlaufen.

  • 12.53 Uhr

    Swiss umfliegt den Luftraum über Afghanistan

    Die Fluggesellschaft Swiss umfliegt derzeit den Luftraum über Afghanistan. Wie sie am Montagmorgen auf Anfrage mitteilte, geschieht dies aufgrund «der aktuell dynamischen politischen Lage». Auch die anderen Airlines der Muttergesellschaft Lufthansa vollzogen diesen Schritt.

    Die Lage werde fortlaufend überprüft, teilte die Swiss weiter mit. Durch den Umweg um den afghanischen Luftraum herum verlängert sich die Flugzeit nach Indien um eine Stunde. Bis anhin führten einige Flugrouten nach Asien über Afghanistan. Auch Flüge in den Staat waren im Angebot, unter anderem von der Schweiz aus.

  • 11.50 Uhr 

    Videos sollen von Flugzeug fallende Menschen zeigen

    In der afghanischen Hauptstadt Kabul sorgen in sozialen Medien geteilte Videos für Entsetzen, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen.

    Es wurde gemutmasst, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

    Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.

    Hunderte oder vielleicht auch Tausende Menschen haben sich seit Sonntag zum Flughafen aufgemacht, um nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban aus dem Land zu kommen. Bilder in sozialen Medien zeigen, wie sie überall am zivilen Teil des Flughafengeländes stehen oder über Drehleitern klettern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

  • 11.10 Uhr

    Kabul: Panik am Flughafen

    Ein aktueller englischsprachiger Bericht aus Kabul vom indischen Senders Wion.

  • 10.55 Uhr

    China «respektiert» Machtwechsel

    China hat die militant-islamistischen Taliban zu einer friedlichen und reibungslosen Machtübernahme in Afghanistan aufgefordert. «Die Lage in Afghanistan hat sich wesentlich verändert, und wir respektieren den Willen und die Entscheidung des afghanischen Volkes», sagte die Sprecherin des Aussenministeriums, Hua Chunaying in Peking.

    Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region. Die Sprecherin wies auf eine Erklärung der Taliban vom Vortag hin, dass der Krieg vorbei sei und sie über eine offene und inklusive islamische Regierung verhandeln wollten.

    Offen gegenüber den Taliban: die chinesische Botschaft in Kabul.
    Offen gegenüber den Taliban: die chinesische Botschaft in Kabul.
    Archivbild: KEYSTONE

    Auch wollten sie die Sicherheit der afghanischen Bürger und ausländischer Vertretungen wahren, zitierte Hua Chunying. «China erwartet, dass diese Erklärungen umgesetzt werden, um einen reibungslosen Übergang in Afghanistan sicherzustellen, jede Art von Terrorismus und Verbrechen einzudämmen und es dem afghanischen Volk zu ermöglichen, den Krieg hinter sich zu lassen und ein besseres Zuhause wiederaufzubauen.»

    Peking hatte den Rückzug der USA aus Afghanistan wiederholt als überhastet kritisiert und ist besorgt über Instabilität in seinem Nachbarland. Es befürchtet auch das Einsickern von Terroristen, die für eine Unabhängigkeit der muslimisch besiedelten Region Xinjiang in Nordwestchina kämpfen könnten.

    Chinas Aussenminister Wang Yi hatte Ende Juli in der ostchinesischen Metropole Tianjin eine Delegation um den Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar empfangen, um persönlich Kontakt mit den künftigen Machthabern aufzunehmen.

    Ein Hinweis: Einen Hintergrund-Bericht zur chinesischen Afghanistan-Politik findest du hier.

  • 10.45 Uhr

    UN beraten heute über die Lage in Afghanistan

    Der UN-Sicherheitsrat wird sich heute treffen, um über die Situation in Afghanistan zu beraten. UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor an die Taliban appelliert, Zivilisten bei ihrer Offensive möglichst zu schonen.

    Die UN seien insbesondere besorgt um die Rechte der Frauen und Mädchen. «Jeder Missbrauch muss gestoppt werden», liess Guterres erklären. Dieb Vereinten Nationen wollten weiterhin zu einer «friedlichen Lösung beitragen, die Menschenrechte aller Afghanen betonen, insbesondere der Frauen und Mädchen, und lebensrettende Hilfe und kritische Unterstützung für Zivilisten leisten».

    In der ersten Augusthälfte seien 17'600 Menschen vor den Taliban nach Kabul geflohen, so die UN. Am Wochenende seien noch einmal 2000 hinzugekommen.

  • 10.25 Uhr

    Taliban stoppen Corona-Impfung

    Paktia ist eine der 34 Provinzen Afghanistans – und auch hier haben die Taliban inzwischen das Sagen. Die Folge: Die Covid-Impfungen in der Region wurden von den Fanatikern ausgesetzt. Ein entsprechender Hinweis im regionalen Spital informierte die Bevölkerung, es gebe für mindestens drei Tage keinen Schuss. Das Team um den lokalen Gesundheitsdirektor Walayat Khan Ahmadzai sei einem Bericht zufolge gewarnt worden, Impfungen vorzunehmen.

  • 10.10 Uhr

    Trauriger Rekord

    Extreme Situationen verlangen nach extremen Massnahmen: Ein einziges US-Flugzeug hat 800 Menschen aus Afghanistan herausgeholt. So viele Menschen sind wohl noch nie in einem einzigen Flieger evakuiert worden. Das fragliche Fluggerät war eine C-17 Globemaster.

  • 9.25 Uhr

    Bittere Szenen am Kabuler Airport

    Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban spielen sich dramatische Szenen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt ab. Hunderte Menschen sind seit Sonntag zum Flughafen gefahren und versuchen, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigen.

    Am Montag verbreiteten sich in Kabul zudem Gerüchte, dass jeder, der es zum Flughafen schaffe, evakuiert werde, sagte ein Bewohner der Stadt. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass diese Gerüchte zutreffen. Menschen kletterten über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu kommen. Auch Afghanen, die nicht einmal Reisepässe hätten, würden ihr Glück versuchen, sagten Bewohner von Kabul.

    Es gab zudem am Sonntag erste noch unbestätigte Berichte, dass Menschen am Flughafen zu Tode gekommen seien. Davor hatte es Berichte gegeben, US-Soldaten, die den Flughafen absichern, würden Warnschüsse abgeben. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von fünf Opfern, die am Flughafen ums Leben gekommen sind.

    Die Fluglinie Emirates hat mittlerweile die Flüge nach Kabul eingestellt, wie aus einer Mitteilung auf der Website der Fluglinie von der Nacht zu Montag hervorgeht. Der Flughafen Kabul habe laut lokalen Medien eine Mitteilung herausgegeben, derzufolge keine kommerziellen Flüge mehr stattfänden. In der Mitteilung würden die Menschen aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen.

  • 9 Uhr

    Diese Botschaften in Kabul bleiben offen

    Während EU und USA alles daransetzen, ihr Botschaftspersonal aus Afghanistan abzuziehen, herrscht in den Kabuler Vertretungen von Russland und China keine Hektik: Die beiden Grossmächte haben nicht vor, ihr Personal zurückzuholen.

    Peking wies chinesische Staatsbürger lediglich an, möglichst in ihren Häusern zu bleiben, Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen und die Situation zu beobachten. Der Kreml teilte mit, sein Personal werde «ruhig» die Arbeit fortsetzen. Auch die Türkei und Pakistan planen keine diplomatischen Veränderungen nach der Machtübernahme der Taliban. Die US-Botschaft ist dagegen mittlerweile geräumt, meldet «CNN».

  • 8.31 Uhr

    Kommerzielle Flüge eingestellt

    Die Flughafenverwaltung von Kabul hat den kommerziellen Flugverkehr am Montag eingestellt. «Es wird keine kommerziellen Flüge vom Hamid-Karsai-Flughafen geben, um Plünderungen und Verwüstungen zu verhindern. Bitte begeben Sie sich nicht zum Flughafen», hiess es in einer an Journalisten versendeten Mitteilung.

  • 7.53 Uhr

    Afghanen in der Schweiz sorgen sich um ihr Land

    Nach dem Fall von Kabul ist die Stimmung auch bei Afghanen in der Schweiz angespannt. «Natürlich habe ich Angst», sagt ein junger Mann «20 Minuten». Vor zwei Tagen sei er noch in Afghanistan gewesen und habe seine Familie besucht. Diese habe keine andere Wahl, als dort zu bleiben.

    Auch der 47-jährige Abdul Wasseh Habib ist traurig und hat Angst, seine Familie sitzt in Kabul fest: «Die Geschichte wiederholt sich: Die Reichen können das Land verlassen, die Armen müssen bleiben.»

    Auch wenn sich die Taliban gemässigt gäben, wisse niemand, was als Nächstes passiert. Ihr Land steuert in eine unsichere Zukunft, sind sich beide sicher.

  • 7.44 Uhr

    Bundeswehr schickt Flugzeug nach Kabul

    Wie das deutsche Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilt, ist am Montagmorgen das erste Transportflugzeug des Typs A400M nach Kabul gestartet. Ein zweites soll folgen. Die Flieger bieten Platz für je 114 Passagiere und einen besonderen Schutz gegen Raketen.

    «Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten», betont das Verteidigungsministerium.

  • 7.21 Uhr

    Trump fordert Biden zum Rücktritt auf

    Nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul hat Ex-US-Präsident Donald Trump seinen Nachfolger Joe Biden zum Rücktritt aufgefordert. Es sei an der Zeit, dass Biden «in Schande» zurücktrete «für das, was er in Afghanistan zugelassen hat», erklärte Trump am Sonntag.

    Unter Trump hatten 2018 in Doha in Katar die ersten direkten Gespräche zwischen der US-Regierung und den Taliban begonnen. Die Gespräche mündeten am 29. Februar 2020 in eine Vereinbarung, in der ein Zeitplan für den Abzug der US-Truppen abgesteckt wurde. Der Abzug verzögerte sich zwar zwischenzeitlich, begann dann aber unter Trumps Nachfolger Biden im Mai. Parallel zu den USA zogen auch die anderen Nato-Truppen aus Afghanistan ab, darunter die Bundeswehr.

    Trump hat Bidens Abzugspläne schon mehrfach kritisiert und behauptet, er hätte den Truppenabzug «ganz anders und viel erfolgreicher» bewerkstelligt. In einer weiteren Erklärung schrieb Trump am Sonntag: «Was Joe Biden mit Afghanistan gemacht hat, ist legendär. Es wird als eine der grössten Niederlagen in die amerikanische Geschichte eingehen.»

  • 7.10 Uhr

    US-Soldaten feuern auf Kabuler Flughafen Schüsse in die Luft

    US-Soldaten haben am Flughafen von Kabul Schüsse in die Luft abgegeben, um eine riesige Menschenmenge auf dem Rollfeld unter Kontrolle zu bringen. «Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft», sagte ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Nach der Einnahme von Kabul haben sich Tausende Afghanen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Flucht am Flughafen versammelt.

  • 5.24 Uhr

    Vier Schweizer Staatsbürger aus Kabul ausgeflogen

    Vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan sind nach der Eroberung der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Taliban an Bord eines US-Flugzeugs evakuiert worden. Zusammen mit 40 Mitarbeitern der deutschen Botschaft landeten sie in Doha im Golfemirat Katar.

    Das Aussendepartement (EDA) hatte am Sonntag mitgeteilt, dass die Schweiz ihr Kooperationsbüro wegen der verschlechterten Sicherheitslage vorübergehend geschlossen habe. Es seien Massnahmen zur Evakuierung ergriffen worden.

    Am Freitag hatte Livia Leu, Staatssekretärin beim EDA, vor den Medien in Bern erklärt, rund 40 langjährige lokale Mitarbeitende der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und ihre Familien hätten ein humanitäres Visum erhalten.

  • 4.41 Uhr

    Evakuierung deutscher Staatsbürger hat begonnen

    Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. 

    Die Bundesregierung hatte angesichts der dramatischen Lage am Freitag entschieden, das Botschaftspersonal auf ein Minimum zu reduzieren. Am Sonntag wurden alle Mitarbeiter zum Flughafen gebracht, der von tausenden US-Soldaten abgesichert wird.

    Der erste Evakuierungsflug wurde mit einer US-Maschine absolviert, da die Bundeswehr erst in der Nacht zu Montag Transportmaschinen vom Typ A400M vom niedersächsischen Wunstorf aus nach Kabul losschicken wollte. Sie sollen in den nächsten Tagen zentraler Bestandteil einer «Luftbrücke» sein, über die neben den Botschaftsmitarbeitern auch andere deutsche Staatsbürger sowie Ortskräfte, die für die Bundeswehr oder Bundesministerien in Afghanistan gearbeitet haben oder noch arbeiten, nach Deutschland gebracht werden sollen.

    Die beiden A400M, die Platz für 114 Passagiere bieten und über besonderen Schutz gegen Angriffe beispielsweise mit Raketen verfügen, fliegen die Betroffenen in ein «Drittland» aus, das von der Bundesregierung aus Sicherheitsgründen noch nicht genannt wird. Von dort geht es mit zivilen Maschinen weiter nach Deutschland. Wie viele Menschen insgesamt ausgeflogen werden sollen ist noch unklar.

  • 4.08 Uhr

    Evakuierung der US-Botschaft in Kabul abgeschlossen

    Die Evakuierung der US-Botschaft in Kabul ist nach Angaben des Aussenministeriums abgeschlossen. Das gesamte Botschaftspersonal befinde sich auf dem Gelände des Flughafens von Kabul, dessen Umgebung vom US-Militär gesichert werde, erklärte das Ministerium am Sonntagabend (Ortszeit). Von dort soll früheren Angaben nach ein Grossteil des Personals ausgeflogen werden. Offen war, welche und wie viele Mitarbeiter noch in Kabul bleiben sollten.

    Medienberichten zufolge war zuvor bereits die US-Flagge auf dem Gelände eingeholt worden. Ende vergangener Woche hatte das Aussenministerium betont, dass das Botschaftspersonal zwar auf ein Minimum reduziert werden sollte, es sich aber nicht um eine Evakuierung der Botschaft handele. Zunächst hiess es auch, dass der Standort der Botschaft in Kabul erhalten bleibe. Dies änderte sich dann im Laufe des Wochenendes. Die militant-islamistischen Taliban marschierten am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul ein.

    Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der deutschen Luftwaffe stehen am Abend auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover. Heute beginnt die Bundeswehr mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul.
    Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der deutschen Luftwaffe stehen am Abend auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover. Heute beginnt die Bundeswehr mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul.
    Bild: Keystone/DPA/Moritz Frankenberg
  • 4.05 Uhr

    Internationale Gemeinschaft: Ausreise muss möglich sein

    Mehr als 60 Staaten haben die Möglichkeit zur sicheren und geordneten Ausreise aus Afghanistan gefordert. Afghanen und andere Staatsbürger, die das Land verlassen wollten, müssten dies tun dürfen, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung, die das US-Aussenministerium am Sonntagabend (Ortszeit) veröffentlichte. Dazu müssten Strassen, Flughäfen und Grenzübergänge offen bleiben. Dem Aussenministerium zufolge zählen etwa auch Deutschland, Kanada, Grossbritannien, Österreich, Spanien oder der EU-Aussenbeauftragte zu den Unterzeichnern.

    «Diejenigen, die in ganz Afghanistan Macht- und Autoritätspositionen innehaben, tragen die Verantwortung – und sind rechenschaftspflichtig – für den Schutz von Menschenleben und Eigentum sowie für die sofortige Wiederherstellung der Sicherheit und der zivilen Ordnung», hiess es weiter. Das afghanische Volk habe ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. «Wir in der internationalen Gemeinschaft sind bereit, sie dabei zu unterstützen.»

    Die militant-islamistischen Taliban sind am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul einmarschiert. Deutschland, die USA und andere Staaten evakuierten ihre Botschaften und begannen damit, Personal aus dem Land zu fliegen.

  • 3.07 Uhr

    Pentagon: Mehrere Hundert Zivilisten ausgeflogen

    Die US-Streitkräfte haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums die Flugverkehrskontrolle auf dem Flughafen von Kabul übernommen. Dabei würden sie von afghanischen Helfern unterstützt, erklärte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby, am Sonntagabend (Ortszeit). Der kommerzielle Flugverkehr laufe weiter, auch wenn es zwischendurch zu Unterbrechungen und Verzögerungen gekommen sei. Mehrere Hundert Botschaftsmitarbeiter und private US-Bürger wurden dem Ministerium zufolge bisher aus Afghanistan ausgeflogen.

    Den Angaben nach sind zusätzlich zu den 1000 Soldaten, die sich bereits in Kabul befanden, zwei Infanteriebataillone sowie weitere Kräfte mit etwa 2000 Soldaten vor Ort. Die Truppenstärke soll in den kommenden 48 Stunden auf 6000 aufgestockt werden. «Wir konzentrieren uns weiterhin auf die uns zugewiesene Aufgabe: den sicheren Abzug des zivilen Personals aus der US-Botschaft und aus dem Land zu erleichtern und den Betrieb am Flughafen zu schützen», teilte Kirby mit.

  • 2.23 Uhr

    Republikaner greifen Biden für «verpfuschten» Abzug an

    US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der «verpfuschte Abzug» aus Afghanistan und die «hektische Evakuierung» von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein «beschämendes Versagen der amerikanischen Führung», sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, am Sonntag (Ortszeit). Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, «diese Katastrophe zu vermeiden».

    Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: «Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht.» Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vizepräsidenten Dick Cheney.

    Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe Al-Kaida in Afghanistan wieder auftauche, schrieb der republikanische Senator Lindsey Graham auf Twitter. «Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein.» Biden hatte den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan immer wieder vehement verteidigt. Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz würden keinen Unterschied machen, hatte Biden erst am Samstag betont.

  • 1.56 Uhr

    Sicherung des Flughafens: USA erhöhen Truppenstärke

    Die USA wollen angesichts des rasanten Eroberungszugs der Taliban ihre Truppen in Afghanistan erneut deutlich aufstocken. Ziel sei die Sicherung des Flughafens von Kabul, um den sicheren Abflug von US- und verbündetem Personal aus Afghanistan zu ermöglichen, teilten das Aussen- und Verteidigungsministerium am Sonntagabend (Ortszeit) mit. «In den kommenden 48 Stunden werden wir unsere Sicherheitspräsenz auf fast 6000 Soldaten erhöht haben, deren Aufgabe ausschliesslich darin besteht, diese Bemühungen zu unterstützen.»

    Damit schicken die USA rund 1000 weitere Militärs nach Afghanistan. Es soll sich dabei um Soldaten der 82. Luftlandedivision handeln, wie mehrere US-Medien berichteten. Erst am Samstag hatte US-Präsident Joe Biden eine Verstärkung von 1000 Soldaten angeordnet. Die Entsendung von 3000 Soldaten war vergangene Woche angekündigt worden. Insgesamt hat die US-Regierung damit seit Ende vergangener Woche 5000 Soldaten nach Afghanistan beordert – 1000 waren bereits vor Ort. Als Biden den Truppenabzug im Frühjahr angeordnet hatte, waren noch rund 2500 US-Soldaten im Land gewesen.

    Man wolle nun ausserdem die Evakuierung Tausender afghanischer Helfer beschleunigen, die Anspruch auf ein spezielles Einwanderungsvisum für die USA hätten, hiess es weiter aus den beiden Ministerien. Afghanen, welche die Sicherheitsüberprüfung bestanden hätten, würden direkt in die USA gebracht. Man werde weitere Orte für diejenigen finden, die noch überprüft werden müssen.

    CNN berichtete unter Berufung auf einem Beamten im Pentagon, dass es auf oder in der Nähe des Flughafens von Kabul zu Sicherheitsvorfällen gekommen sei. Es seien aber weder US-Streitkräfte angegriffen worden noch hätten diese auf jemanden geschossen.

  • 1.52 Uhr

    Taliban: «Der Krieg in Afghanistan ist vorbei»

    Die Taliban haben die Kämpfe um Afghanistan für beendet erklärt. «Der Krieg in Afghanistan ist vorbei», sagte Taliban-Sprecher Mohammed Naim am Sonntagabend dem Sender Al Jazeera. In Kürze werde feststehen, wie das Land künftig regiert werde. «Die Art der Herrschaft und die Regierungsform werden bald klar sein.» Die Extremisten hatten zuvor bei ihrer überraschend schnellen Offensive auch die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen.

    Naim sagte, man versichere, dass man Staatsangehörige und diplomatische Vertretungen schützen werde. Die Taliban seien auch zum Dialog mit allen afghanischen Persönlichkeiten bereit und werde ihnen den notwendigen Schutz garantieren. Man gehe jeden Schritt verantwortungsbewusst und sei daran interessiert, mit allen Beteiligten Frieden zu haben. Was die Sorgen der internationalen Staatengemeinschaft angehe, so wollten die Taliban diese im Dialog lösen. Der Kontakt zu anderen Staaten werde gesucht, da man nicht in Isolation leben wolle. «Wir bitten alle Länder und Organisationen, sich mit uns zusammenzusetzen, um alle Probleme zu lösen.»

    Die Taliban würden heute die Früchte ihrer Bemühungen und Opfer der vergangenen 20 Jahre ernten, sagte Naim. «Wir haben das erreicht, was wir gewollt haben, nämlich die Freiheit unseres Landes und die Unabhängigkeit unseres Volkes.» Man wolle niemandem schaden und werde auch niemanden erlauben, von Afghanistan aus andere Ziele anzugreifen. Die Taliban würden sich nicht in die Angelegenheiten anderer Seiten einmischen und keine Einmischung in ihre Angelegenheiten zulassen. Man glaube auch nicht, dass die ausländischen Streitkräfte nach ihrem Scheitern ihre Erfahrungen in Afghanistan noch einmal wiederholen wollten.

  • 0.10 Uhr

    Ex-Minister: Sind in Afghanistan vom Weg abgekommen

    Der ehemalige US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat dem US-Militäreinsatz in Afghanistan ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. «Wir haben die Kultur nie verstanden, wir haben die Religion nie verstanden, das Stammesdenken, die Geschichte», sagte der Republikaner Hagel am Sonntagnachmittag (Ortszeit) dem Sender CNN. «Man ist zum Scheitern verurteilt, wenn man das nicht versteht. Und wenn man 20 Jahre lang als Besatzungsmacht an einem Ort bleibt, werden die Dinge nicht gut ausgehen (...), weil man am Ende von vielen Menschen als Besatzer angesehen wird.» Hagel betonte zwar, dass die USA viele gute Dinge getan hätten, um ein besseres Land zu schaffen. Allerdings sagte er auch: «Ich glaube, wir sind vom Weg abgekommen und haben nicht wirklich verstanden, was wir da machen.» Mit Blick auf die Entscheidung zum Truppenabzug erklärte er, dass es wohl kaum eine gute Lösung gegeben hätte.

    Sollte der Flughafen von Kabul an die militant-islamistischen Taliban fallen, würde das eine «sehr gefährliche Dynamik» in Gang setzen, sagte Hagel. «Ohne ihre Zustimmung und ihr Einverständnis kann man dann nichts rein- oder rausbringen.» Wenn es dort zu gewalttätigen Auseinandersetzungen käme, wäre das ein echtes Problem, «weil wir dann 6000 Militärs da haben». Hagel war von 2013 bis 2015 unter dem damaligen demokratischen Präsidenten Barack Obama Pentagon-Chef.

    Auch Ex-Präsident Donald Trump äusserte sich zur Situation in Afghanistan. «Was Joe Biden mit Afghanistan gemacht hat, ist legendär. Es wird als eine der grössten Niederlagen in die amerikanische Geschichte eingehen», teilte Trump mit.

  • 21.42 Uhr

    Taliban im Präsidentenpalast in Kabul

    Nur wenige Stunden nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani haben Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul eingenommen. Umgeben von Bewaffneten wandten sich Führer der Gruppe an Journalisten, wie am Sonntagabend auf Fernsehbildern zu sehen war.

    Die Taliban richteten sich am Sonntagabend im verlassenen Präsidentenpalast in Kabul ein. 
    Die Taliban richteten sich am Sonntagabend im verlassenen Präsidentenpalast in Kabul ein. 
    Bild: Keystone/AP Photo/Zabi Karimi
  • 21 Uhr

    Biden bespricht Lage mit nationalem Sicherheitsteam

    US-Präsident Joe Biden hat sich mit seinem nationalen Sicherheitsteam über die aktuelle Sicherheitslage in Kabul ausgetauscht. Dabei sei es um die Evakuierung des zivilen Personals, afghanischer Helfer und anderen Verbündeten aus Afghanistan gegangen, hiess es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) auf dem Twitter-Account des Weissen Hauses. Auch Vize-Präsidentin Kamala Harris war demnach bei der Videoschalte dabei. Biden hält sich aktuell in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland auf. Weitere Details zu der Videoschalte waren zunächst nicht bekannt. Es war auch unklar, ob sich Biden am Sonntag noch öffentlich zu den aktuellen Ereignissen äussern wird.

    Berichten zufolge hat US-Generalstabschef Mark Milley bei einem Telefonat mit Senatoren davor gewarnt, dass sich terroristische Gruppen wie Al Kaida in Afghanistan deutlich schneller wieder formieren könnten als erwartet. Das berichteten der Sender CNN und das Nachrichtenportal Axios am Sonntag übereinstimmend unter Berufung auf Teilnehmer. Bei dem Telefongespräch zwischen hochrangigen Vertretern der Regierung und Senatoren beider Parteien soll Aussenminister Antony Blinken auch erneut die Abzugspläne verteidigt haben. «Wir verfügen über erhebliche Kapazitäten, um einer wieder aufkommenden terroristischen Bedrohung aus Afghanistan zu begegnen, und werden diese auch beibehalten», hatte er am Sonntagmorgen im Interview mit dem Sender NBC gesagt.

  • 20.56 Uhr

    Präsident: Bin geflohen, um Blutvergiessen zu vermeiden

    Wenige Stunden nach seinem Abflug aus Afghanistan hat Präsident Aschraf Ghani versucht, der Bevölkerung seine Flucht aus dem Land zu erklären. Er habe vor einer schweren Entscheidung gestanden, schrieb er am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Facebook. Wäre er geblieben, hätten zahlreiche Landsleute den Märtyrertod erlitten und die Stadt Kabul wäre zerstört worden. Die bis nach Kabul vorgerückten Taliban haben nach seinen Worten in der Vergangenheit erklärt, dass sie bereit seien, blutige Angriffe in Kabul zu verüben, um ihn von der Macht zu vertreiben. «Ich entschied mich zu gehen, um dieses Blutvergiessen zu verhindern.»

    Die Taliban hätten ihren Erfolg durch Waffengewalt erzielt und seien nun dafür zuständig, die Leben, das Vermögen und die Ehre der Bürger zu schützen. Noch zu keiner Zeit in der Geschichte habe die Anwendung von Gewalt irgendjemandem Legitimität verliehen, und dies werde auch in der Zukunft nicht der Fall sein, hiess es in der Erklärung weiter. Die Islamisten stünden nun vor einer historischen Herausforderung.

  • 19.40 Uhr

    Land darf nicht zur «Brutstätte von Terrorismus» werden

    Der britische Premierminister Boris Johnson hat westliche Staaten davor gewarnt, die Taliban ohne vorherige Absprache als neue Regierung Afghanistans anzuerkennen. Es sei klar, dass es demnächst eine neue Regierung in Kabul geben werde, sagte Johnson nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts am Sonntag in London. Es sei aber «sehr wichtig, dass der Westen zusammenarbeitet, um dieser neuen Regierung – ob es Taliban sind oder jemand anderes–- klarzumachen, dass niemand will, dass Afghanistan wieder zur Brutstätte für Terrorismus wird», so Johnson weiter.

    Die Situation in Afghanistan beschrieb Johnson als «sehr schwierig». Höchste Priorität habe es nun, britische Staatsangehörige und Afghanen, die mit Grossbritannien zusammengearbeitet hätten, ausser Landes zu bringen. «Wir werden so viele wie möglich in den nächsten paar Tagen rausbringen», so der konservative Politiker weiter.

  • 19.24 Uhr

    Kosovo will auf US-Bitte befristet Afghanen aufnehmen

    Kosovo will vorübergehend afghanische Flüchtlinge aufnehmen, die wegen der vorrückenden Taliban in ihrem Land gefährdet sind. Zuvor hatte sich bereits Albanien dazu bereit erklärt. Man komme damit einer Bitte der USA nach, erklärten der albanische Ministerpräsident Edi Rama und die kosovarische Staatspräsidentin Vjosa Osmani am Sonntag bei Facebook. Es gehe darum, Flüchtlinge aufzunehmen, die später in die USA gebracht werden sollen.

    Man sehe sich als Nato-Mitglied zur Solidarität verpflichtet, sagte Rama weiter. Er betonte zudem, dass Hilfe für Schutzsuchende in seinem Land Tradition habe. Unter anderem habe man im 20. Jahrhundert von den Nazis verfolgte Juden aufgenommen. Albanien ist seit 2009 Mitglied der Nato. «Niemand weiss besser als wir (Kosovaren), was es bedeutet, ausgewiesen zu werden und mit Gewalt Orte verlassen zu müssen, in denen man aufgewachsen ist», schrieb Kosovos Staatschefin Osmani. Kosovo, einst Teil der Bundesrepublik Jugoslawien, hatte sich 2008 nach einem blutigen Krieg gegen die Zentralmacht in Belgrad für unabhängig erklärt – was von 115 Staaten, darunter den meisten EU-Ländern, anerkannt wird.

  • 19.15 Uhr

    Ministerin zu Flucht Ghanis: «Wirklich eine Schande»

    Die afghanische Bildungsministerin Rangina Hamidi hat sich «geschockt und ungläubig» gezeigt über die Flucht von Präsident Aschraf Ghani aus Kabul. «Das Traurigste ist, dass ich das nicht erwartet hatte vom Präsidenten, den ich kannte und dem ich vollkommen vertraut habe», sagte sie am Sonntagabend der BBC. Sie wolle es noch immer nicht wahrhaben, dass er gegangen sei. «Aber wenn er es getan hat, ist es wirklich eine Schande», so Hamidi weiter.

    Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die militant-islamistischen Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. Am Sonntagabend übernahmen Kämpfer der Islamisten ohne Gefechte Sicherheitsposten in der Hauptstadt Kabul. Präsident Aschraf Ghani hat das Land inzwischen verlassen.

  • 19.02 Uhr

    Koordinierungsrat für friedliche Machtübergabe gebildet

    Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani aus Afghanistan ist nach Angaben des früheren Präsidenten Hamid Karsai ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Das teilte Karsai am Sonntag auf Facebook mit. Um Chaos angesichts des Vormarschs der islamistischen Taliban zu vermeiden, das Leiden der Menschen zu verringern und sich um Themen rund um Frieden zu kümmern, sei dieser Rat gebildet worden. Ihm gehörten der Vorsitzende des Nationalen Versöhungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und er selbst an.

    Der Rat bitte die Sicherheitskräfte der Regierung und die Sicherheitskräfte der Taliban, Zusammenstösse und Chaos zu vermeiden. Nach dem rasanten Eroberungszug der Taliban war Präsident Aschraf Ghani am Sonntagabend (Ortszeit) aus dem Land geflogen. Abdullah Abdullah hatte dies in einer Videobotschaft bestätigt und gleichzeitig kritisiert. Der «Ex-Präsident» habe in dieser Situation das Land verlassen, und Gott möge ihn zur Rechenschaft ziehen, sagte Abdullah weiter. Auch das Volk werde über ihn richten.

    Auch der Verteidigungsminister Bismillah Chan Mohammadi kritisierte die Flucht Ghanis. «Sie haben uns die Hände hinter unserem Rücken gefesselt und das Land verkauft», schrieb er auf Twitter ohne nähere Erläuterung. Ghani und seine Gruppe seien verdammt, schrieb er weiter.

    Ghanis Vizepräsident Amrullah Saleh erklärte, er wolle nicht mit dem militant-islamistischen Taliban zusammenarbeiten. Er werde sich nie den Taliban beugen und so das Vermächtnis seines Helden Ahmad Schah Massud, dem berühmten Führer der Nordallianz, die gegen die Taliban kämpfte, betrügen, schrieb Saleh auf Twitter. Berichten zufolge floh Saleh ins Pandschir-Tal – wie viele weitere Sicherheitskräfte auch. Die Provinz Pandschir stand bis zuletzt unter vollständiger Kontrolle der Regierung. Die Taliban hatten diese auch wegen ihrer besonderen geografischen Lage auch während ihrer Herrschaft 1996 bis 2001 nicht einnehmen können.

  • 18.41

    Malala Yousafzai besorgt über Lage

    Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai hat sich «vollkommen geschockt» über den Vormarsch der Taliban in Afghanistan gezeigt. «Ich bin in tiefer Sorge um die Frauen, Minderheiten und Menschenrechtsaktivisten», schrieb sie am Sonntag auf Twitter. Sie rief «globale, regionale und lokale Mächte» dazu auf, eine Feuerpause durchzusetzen, humanitäre Hilfe zu leisten und Flüchtlinge und Zivilisten zu schützen.

    Malala erhielt 2014 für ihren Einsatz für das Recht aller Kinder auf Bildung als bisher jüngste Preisträgerin überhaupt den Friedensnobelpreis. Im Oktober 2012 überlebte sie im Alter von 15 Jahren ein Attentat, nachdem Taliban-Kämpfer im Norden Pakistans ihren Schulbus gestoppt und ihr in den Kopf geschossen hatten. Auch heute ist sie noch Drohungen ausgesetzt. Malala lebt in Grossbritannien.

  • 18.35

    Visa für gefährdete Ortskräfte – Paris hält Botschaft offen

    Trotz des Vormarschs der Taliban will Frankreich seine Botschaft in Afghanistans Hauptstadt Kabul offenhalten. Diese werde an den Flughafen verlegt, wo alles dafür getan werde, um weiter Visa an afghanische Ortskräfte und andere gefährdete Personengruppen ausstellen zu können, teilte das Aussenministerium am Sonntagabend mit.

    Das Verteidigungsministerium werde zudem auf Geheiss von Präsident Emmanuel Macron militärische Verstärkung in die Vereinigten Arabischen Emirate schicken. Ziel dieser Mission sei es, Evakuierungsflüge nach Abu Dhabi zu ermöglichen. Im Aussenministerium in Paris sei ein Krisenstab eingerichtet worden.

  • 18.22 Uhr

    Deutsche Botschaft geräumt

    Die Bundesregierung machte am Sonntag ihre Botschaft in Kabul dicht und verlegte die Mitarbeiter zum militärischen Teil des dortigen Flughafens. Auch die USA begannen mit der Räumung ihrer Botschaft.

    Angesichts des Taliban-Vormarschs will die Bundeswehr deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte möglichst schnell aus Kabul evakuieren. Fallschirmjäger der Bundeswehr sollen heute in Militärtransportern nach Kabul fliegen. Am selben Tag soll nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein Krisenunterstützungsteam (KuT) aus Experten verschiedener Ministerien eintreffen. In der usbekischen Hauptstadt Taschkent soll ein zweites KuT eine Drehscheibe («Hub») für die Rettung von Menschen organisieren. Es geht um den bisher wohl grössten Evakuierungseinsatz der Bundeswehr. Der deutsche Aussenminister Heiko Maas schrieb auf Twitter, es gehe um «Sofortmassnahmen zur Sicherung und zur Ausreise deutscher Bediensteter und weiterer gefährdeter Personen aus Afghanistan».

    Vizekanzler Olaf Scholz sagte am Nachmittag bei der Aufzeichnung des Sommerinterviews für die ARD-Sendung «Bericht aus Berlin», die Evakuierung laufe an. Es gehe jetzt um Tempo. Alle Dinge seien «auf den Weg gebracht».

  • 18.05

    USA beginnen mit Räumung der Botschaft

    Die USA begannen am Sonntag, ihre Botschaft zu räumen und ihr Personal an einen Standort am Flughafen zu verlegen, wie Aussenminister Antony Blinken bestätigte. Man wolle sicherstellen, dass das Personal ungefährdet arbeiten könne und weitere Menschen ausgeflogen werden könnten, sagte Blinken dem US-Sender ABC. Russland will seine Botschaft hingegen vorerst nicht räumen, wie der Afghanistan-Beauftragte des Aussenministeriums, Samir Kabulow, der Agentur Interfax sagte.

    Aus der Nato hiess es am Sonntag auf Anfrage: «Wir helfen, den Betrieb des Flughafens Kabul aufrechtzuerhalten, damit Afghanistan mit der Welt verbunden bleibt. Wir halten auch unsere diplomatische Präsenz in Kabul aufrecht.»

  • 18 Uhr

    Präsident Ghani nach Tadschikistan geflohen?

    Präsident Aschraf Ghani floh am Sonntag aus dem Land. Angaben dazu, wohin Ghani abreiste, machte Abdullah nicht. Lokale Medien berichteten, er sei nach Tadschikistan geflogen. Der Vorsitzende des Nationalen Rats für Versöhnung, Abdullah Abdullah, sagte in einer Videobotschaft, «Ex-Präsident» Ghani habe in dieser Situation das Land verlassen, Gott möge ihn zur Rechenschaft ziehen. Auch das Volk werde über ihn richten. Abdullah bat die Taliban, noch nicht nach Kabul vorzudringen, sondern noch auf Gespräche zu warten. Damit meinte er vielleicht Friedensgespräche.

    Am Abend teilten die Taliban in einer Erklärung mit, sie hätten Berichte erhalten, dass Polizeistationen und Ministerien verlassen worden seien. Die Sicherheitskräfte seien geflohen. Um Plünderungen zu verhindern oder damit anderen Menschen kein Schaden zugefügt werde, habe die Taliban-Führung ihre Kämpfer angewiesen, jene Gebiete zu betreten, aus denen der Feind geflohen sei.

  • 17.39 Uhr

    Iran richtet Pufferzonen für afghanische Flüchtlinge an Grenze ein Teheran (sda/dpa) -

    Der Iran hat angesichts des Eroberungszugs der militant-islamistischen Taliban im Nachbarland Afghanistan Pufferzonen für Flüchtlinge aus dem Krisenstaat eingerichtet. «Wir haben schon vor zwei Monaten mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Afghanistan gerechnet und daher schon damals mit der Einrichtung von provisorischen Pufferzonen an den drei Grenzübergängen begonnen», sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA.

    Die drei Pufferzonen an den Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes sollen afghanischen Flüchtlingen vorerst Schutz und Sicherheit bieten. «Sobald sich die aktuelle Situation wieder entspannt hat, können die Flüchtlinge dann von dort aus wieder in ihre Heimat zurückkehren», sagte Sprecher Hussein Ghassemi. Wegen der akuten Corona-Krise im Iran werden laut Ghassemi auch Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums in den Pufferzonen tätig.

    Für den Iran ist die erneute Flüchtlingswelle aus Afghanistan nicht neu. Das Land hatte nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 über drei Millionen afghanische Flüchtlinge einreisen lassen. Wegen der Corona-Pandemie und der schweren Wirtschaftskrise gilt es laut Beobachtern jedoch als eher unwahrscheinlich, dass Teheran dies erneut erlaubt.